Len Wiseman hat bei mir seit Die Hard 4 keinen Stein mehr im Brett, da er schon hier bereits einen zu lupenreinen Studiofilm ablieferte, dem es am Dreck und Blut der vorherigen Teile fehlte. Das gleiche Prozedere wiederholt sich nun beim Remake des 90'er Jahre Actionklassikers TOTAL RECALL, der obendrein bei uns bis vor Kurzem noch auf dem Index stand: Eine blutleere und saubere moderne Umsetzung, gedreht für die Teens von Heute. Wenn man also hier felsenfest an Verhoevens-Film festhält wird man wohl zwangsläufig enttäuscht werden müssen.
Trotz meiner Vorbehalte bin ich weitestgehend unvoreingenommen an den Film rangegangen. So ganze einfach war das nicht, denn mit Colin Farrel wurde nun ausgerechnet ein Schauspieler gecasted, welchen ich mir überhaupt nicht in der Hauptrolle vorstellen kann. Vom Schwarzenegger-Ersatz will ich mal gar nicht reden. Nun, am Ende ist es keine völlige Enttäuschung, aber es hätte sicher weitaus bessere Akteure gegeben.
Was man dem Film zu Gute halten muss: Er ist keine 1:1 Kopie des Originals, sondern liefert auch eigene Impulse, die sich vielleicht sogar etwas deutlicher an der Buchvorlahe von Philip K. Dick orientieren. So spielt der Mars keine Rolle mehr und die Handlung wurde komplett auf die Erde verlagert. Greifbarere Probleme der Menscheit werden in die Geschichte eingebettet. Optisch erinnert das Remake auch deutlich mehr an Filme wie "Blade Runner" oder "Minority Report", soll heißen uns wird dank der modernen Technik eine sehr schön gestaltete Zukunft präsentiert, die Sci-Fi Fans sicher gefallen dürfte und dem Film sehr schöne Schauwerte beschert. Gerade hier punktet der Film am Meisten, denn visionäre und epische Science-Fiction Filme sind in letzter Zeit doch etwas rar geworden. Von visionär ist TR zwar weit entfernt, aber es macht Spaß in diese Welt einzutauchen.
So geht dann auch die Action meist in Ordnung, hat sogar einige sehr gelungene Verfolgungsjagden und Schießereien auf Lager. Nur es bleibt halt leider immer noch sehr blutleer und hier wäre mit etwas mehr Mut sicher mehr rauszuholen gewesen. Statt abgetrennter Gliedmaße gibt es eben Roboter die wie Stormtroopers aussehen und sich ohne höhere Freigabe zerlegen lassen. Jedenfalls sieht man wo das doch recht üppige Budget hingegangen ist, was ja auch schonmal nicht schlecht ist.
Auf die Handlung möchte ich nicht weiter eingehen, wer das Original kennt wird nur selten überrascht werden und kennt das Wesentliche. Ein paar Verweise auf das Original wie die Dreibusige Nutte wissen zu gefallen, aber so originell wie seinerzeit Verhoeven, ist dieser Film nie. Schauspielerisch ist der Film solide, Farrel wie schon erwähnt spielt OK, aber mehr auch nicht. Biel bleibt blass, lediglich Kate Beckinsale geht als Agentenbiest durchaus in Ordnung. An einen Michael Ironside kommt Sie aber beiweiten nicht ran.
Ein Wort noch zum EC: Einige der verlängerten Szenen sind gut und geben eine neue Perspektive, wirklich besser machen Sie den Streifen aber auch nicht. (3/5)
Die Umsetzung auf BD ist dagegen wirklich TOP. Sowohl Bild als auch Ton spielen in der Oberliga. Das Bild wurde farblich korrigiert, gefällt aber durch tolle Schärfe und Kontrast. Der Ton ist sehr räumlich un vulominös, wie man sich das eben von einer aktuellen Produktion vorstellt. Tonaussetzer hatte ich keine, liegt wohl eher nicht am Film.
bewertet am 28.12.12 um 13:42