Netter Versuch Hollywoods, daß viel besungene Ende des Lebens mit 66 Jahren in Frage zu stellen.
Schade nur, daß dieser Versuch gescheitert ist. Denn außer Bruce Willis, der noch das ein oder andere mal hart sterben könnte, wären alle besser in ihren Ohrensesseln oder im Altersheim liegen geblieben. So charmant die Idee und der Comic auch sein mögen, so ambitioniert die Symphatiebekundung auch ist, zu zeigen, daß ein Bündel rüstiger Rentner noch lange nicht aufs Abstellgleis gehört und den jungen Besserwissern noch mal so richtig zeigen darf, wie's gemacht wird, so wenig haben Tattergreise ihre Daseinsberechtigung im Actiongenre. Die notwendige Dynamik die für packende Verfolgerduelle notwendig ist, können die Rentner, obwohl sie allesamt schauspielerisch überzeugen, einfach nicht mehr erzeugen.
Dies kann auch die Skurillität des 20 Jahre lang mit LSD haltigen Bananenpüree gemästeten Ex CIA Agenten John Malkovich nicht wieder wettmachen, der die Aufgabe hat, mit seiner Paranoia immer wieder für aufheiterndes Gelächter bei Publikum zu sorgen, meist aber nur die milde des mitleidigen Lächelns zu erzeugen vermag.
Auch die Romanze der Ex Agentin Victoria (Helen Mirren) mit dem russischen Botschafter versprüht statt Erotik nur noch den angestaubten Mief des Eau de Closettes gemeinsamer Shoppingabende im Onlineorthopädieversand bei einem gemeinsamen Gläßchen Klosterfrau Melissengeist, so daß wohl nur die sich ausgegrenzt gefühlte Generation 50+ auf ihre Kosten kommt.
Daran ändert auch Mary-Louise Parker als zufällig in den Trubel reingesogene Freundin von Bruce Willis nichts, die, obwohl nur geschätzte 1/10 so alt wie er, keine wesentlich andere Funktion hat, als den Film optisch aufzupimpen und ehrfurchtsvoll die Altersweisheiten der Ex CIA Gandsigneurs staunend zu beweihräuchern, nur um am Ende, ach wie verwunderlich, selbst mit dem lustigen Agentenleben zu liebäugeln obwohl sie nur als Zielscheibe diente und dem Tod mindestens 3 mal von der Schippe gesprungen ist.
Actionmäßig läßt sich sagen, daß sich die ein oder andere Scene durchaus auf dem aktuellen, durch Übertreibung gekennzeichnetem Niveau bewegt, jedoch nicht durch besondere Originalität zu Punkten weiß.
Ist dies aber noch akzeptabel, ist es das Grundschema des Filmes definitiv nicht, da es sich wegen ständigen Wiederholungen, die auf diverse geriatrische Erkrankungen der Drehbuchautoren schließen lassen, als tragfähige Rahmenstruktur disqualifiziert.
Zu oft sind Willis und seine Compagnons immer wieder von einer Überzahl CIA Agenten umstellt und müßen sich mit List, Tücke und Pistolenakrobatik immer wieder aus der vermeintlich aussichtslos scheinenden Situation befreien, als das die dahinter stehende Einfallslosigkeit verborgen bleiben könnte.
So kann man RED wohl als seniorengerechte Entschleunigung des Actiongenres bezeichnen die auch Jopi Heesters Auffassungsvermögen in keinem Belange überfordern wird, vielleicht sogar noch als interessante Nuance des Starkinos, aber zu mehr reichts auf keinen Fall.
So bin ich mir denn auch sicher, daß Morgen Freeman den Nachhall des Films noch lange überleben wird.
bewertet am 31.12.11 um 10:18