Dunkirk

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1. August 2017

 

Dünkirchen

 

... ist eine Hafenstadt im Norden Frankreichs, am Ärmelkanal der Nordsee liegend. 1940, im zweiten Weltkrieg, wurden britische als auch französiche Soldaten dort festgesetzt. 400.000 Mann, eingekesselt und von deutschen Soldaten an den Rand gedrängt. Trotzdem soll unter dieser Aussichtslosigkeit noch evakuiert werden! Die britische Armee leitet die größte Rettungaktion der Geschichte ein und greift dabei sogar auf zivile Sport- und Segelboote zurück, um von England aus, die Soldaten Dunkerques zu retten.

 

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Wohl einer der wenigen Kriegsfilme, der es nicht nur schafft gänzlich auf feindliche (sichtbare) Soldaten zu verzichten, sondern auch mit einer Freigabe ab 12 ganz ohne durchblutende Gewaltoffensive (die meisten nennen es geforderten Realismus), die bedrückende Auswegslosigkeit, als auch rohe Überlebensbrutalität einzufordern.

Christopher Nolan legt den Fokus des fesselndes Dramas vielmehr auf Intensität! Gespickt mit traumatischen Ereignissen und einer ausgewogenen Mischung aus Action und voranschreitender Historie.
 

Hans Zimmer greift ihm dabei wieder kongenial unter die akustischen Arme und macht den Film damit erst zur Marke!



Es ist der Wahnsinn, wie sehr der Film fast einzig und allein von seiner akustischen Bandbreite lebt und darauf abzielt, diese nicht als Ergänzung, sondern als Hauptelement abzufackeln!

Der unentwegt pulsierende Score verhält sich wie ein unablassender Schwelbrand! Der von Anbeginn weg in Schach hält! Er lässt einen in eine fast aussichtlose Lage abtauchen, fördert eine sphärisch gleitende Hoffnung, schürt aber immer wieder einen Bann, der in ein düsteres Unterfangen zieht - aber nicht um zu belasten, sondern eher um ansprechend zu FORDERN!
Eine tickende Uhr, sinistres Pfeifen und schwielende Sirenenklänge dienen dazu, um nach manch gefühltem Schwebeflug, wieder anzuziehen und dann erst vollends einzuschlagen - wie die fallenden Bomben! Dann pumpt und dröhnt es, bis einem der Herzschlag HÖRBAR/FÜHLBAR im Halse steht/steckt... und der Krieg seinen Lauf nimmt, indem das auditive Dauerfeuer wieder markanten Spitzen abfeuert.

Hier besteht jedoch auch die mögliche Gefahr sich als (IMAX-betörter) Beschallungsgast aufgrund der akustischen Dauerspannung irgendwann (innerlich) auszuklinken!? Weshalb das brachiale Haupelement -so kongenial es auch ist- sogar gering in der Kritik stehen könnte... was jedoch jeder für sich selbst entscheiden muss.

 

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Wie in diesem Posterausschnitt,
kann einem der Film (taktvoll-gezielt) um die Ohren fliegen!
 


Um sich weiters etwas abzuheben, greift Nolan (wie schon in "Memento") auf eine flexible Erzählstruktur zurück und lässt seine drei Hauptaugenmerke (zu Land, zu Wasser, zu Luft) zeitversetzt ablaufen. Was ein netter kleiner Kniff ist, um sich erst nach und nach verständlich zusammenzusetzen und einen Funken Anspruch zu kreieren. Hintergründige Plausibilität weicht hier aber vielmehr einem sich 'ins Geschehen fallen lassen'. Arrangiert als fesselndes, tickendes Hinsteuern auf einen kollidierenden Punkt, in dem Zeit und Ereignisse gegenwärtig ineinander verschmelzen. Andererseits verliert man durch die vorangegange Erzählstruktur aber auch Gefühl, weil die übergreifenden Reaktionen der damit Verflochtenen, in der direkten Szene ausbleiben und man dem Besucher damit mögliche Euphorie nimmt; letztlich aber Szenen aus anderer Perspektive wiederholt, um in einem Bild- und Zeit-Stakkato noch soviel wie möglich rauszuholen.

Meinte ich vorerst schon, man verzichte gleich völlig auf (kitschigen) Pathos, zieht man glücklicher Weise gegen Ende noch befriedigend nach und rundet damit erst recht gelungen ab... immerhin soll es ein Film sein der (in mehreren Facetten) bewegt und nicht nur bei einem grenzgenialen, audiovisuellen Arrangement bleiben.


Grundsätzlich hält man sich eher wortkarg und lässt Bilder (mit der verbundenen Akustik) für sich sprechen. Einige wunderbare Totalen aus der Luft, die fliegende Schräglage über die (traumhafte) blaue See hinweg, die Perspektiven über den düster-eingekesselten (vor Gischt schäumenden) Strand voller Soldaten, der Blick die Mole hinaus (Damm/Anlegesteg) oder die abenteuerliche Reise der Zivilisten über die offene See hinweg. Immer wieder Weite/Übersicht, als auch kleine bedrängte Nischen (Dorfstraßen, Verstecke, Schiffsinneres)... übertragen gesehen, eine gefangene, teils ausgelieferte Seele, im Vergleich zur erhofften Freiheit.

Ebenfalls schön zu sehen, ist der löbliche Aufwand zu analogen Effekten! 
 

Schauspieltechnisch ist man von wirklich gut spielenden Jung-Akteuren (frische Mimen die man nun noch öfter sehen wird), bis hin zum Kult-Gesicht (Kenneth Branagh, Mark Rylance, Tom Hardy, Cillian Murphy), außerordentlich brillant aufgestellt. Man gibt sich vorwiegend als Ensemble und lässt niemanden wirklich einen roten Faden übernehmen, sondern teilt sich die Wirkungsbreite untereinander auf. Gefühlt, übernimmt der 97' geborene Brite Fionn Whitehead als Tommy die vorderste Front: Wirkt im Anlitz wie der junge Eastwood und zieht völlig souverän ein beachtliches Filmdebüt durch. Nolan exponiert seinen Ausdruck und lässt ihn damit großteils einfach nur gekonnt WIRKEN.
 

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Im Schauspiel selbst kann man teilweise gar nicht so auftrumpfen, denn wie Nolan seine Schauplätze in die Elemente Erde, Wasser und Luft aufteilt, so teilt er auch die Schwerpunkte seines Dramas, gleichermaßen in Bild, Musik und Akteure... was den Darstellern sicht- und hörbar ihren eigentlich regulären Daseinsrang abläuft. Jeder ist nur ein Teilelement, in der Mühle dieser Kriegsmaschinerie und nicht der Held der sich offenkundig präsentiert; eher der, der es im beiläufigen Ablauf werden kann/muss.

Dabei fordert man weniger sich die Seele aus dem Leib zu spielen, man positioniert vielmehr und lässt Posen/Momente auf einen wirken. So kann man Tom Hardy auch größtenteils (wieder mal) hinter einer Maske verstecken oder Kenneth Branagh gar mit Tränen in den Augen in die Weite starren lassen. Was jedoch nicht heißt, dass es nicht die gewünschte Wirkung erziehlt, im Gegenteil, das TUT ES!

 

 

Fazit: Ein mehr als beachtliches, historisches Drama, zwar mit möglichen Kritikpunkten (auf hohem Niveau), aber eine herausragend intensive, cineastische Trinität aus verschwelender Komposition!!!
Mit einer unglaublichen Akustik, ein wahres stimmungsbetörendes Highlight! Nicht nur aus diesem Kinojahr, sondern vermutlich jetzt schon, ein genannter Vertreter auf Listen mit den bemerkenswertesten Kriegsfilmen aller Zeiten.

 

 

 

Da es mir einfach nicht mehr aus dem Sinn und aus den Ohren geht... hier noch der Score aus den Endcredits, der mir ein mehr als wunderbares Geleit hinaus gab. Besonders der Beginn hat es mir angetan, weil er sich vom Rest des Scores abhebt und einen ENDLICH AUFATMEN lässt. [Das geht bis 2:18, dann beginnt mit dem erneuten Ticken der Uhr, nochmals ein kleines gelungenes Intermezzo aus dem Grundton dieses Krieges.] https://www.youtube.com/watch?v=7RC9Ak9gz7s

 

 

Der Drang ihn nochmals zu sehen, steigt jetzt schon.

 

 

 

 

Bilder: https://www.warnerbros.com/dunkirk
Copyright: Warner Bros

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Schaue heute Abend den Film, werde natürlich auch nen Blog dazu verfassen und dann deinen endlich komplett lesen ;)

Und: Hallo Sebastian!!!
Cine-Man
10.08.2017 um 12:47
#9
Heute war ich erst einmal mit meiner Besten Ehefrau von Allen im Tarzan Musical im Metronom Theater in Oberhausen.
Machte schon mächtig Spaß und ist eine tolle Inszenierungen und kostet etwa 20 Kinogänge.
Ich bin gespannt auf den Film. In der kommenden Woche könnte es klappen.
Charlys Tante
05.08.2017 um 00:40
#8
@Cineast aka Filmnerd aka Sebastian: Hach! Was freu ich mich wieder mal von dir zu lesen! Bist schon ein seltener Gast geworden, aber natürlich nie vergessen und deine Comments immer wieder erfreulich erwartet.

Ich DANK dir ganz herzig für das Lob und ja, das mit dem "schwelen" ist echt markant (für mich). Es lockt mich tatsächlich ihn nochmals zu sehen; wären jetzt nicht einige Titel die ich ebenso noch sehen möchte.

Hatte auch die Möglichkeit ihn in gediegener Höhe, Breite und Weite (inkl. Körperakustik *gg*) im IMAX zu sehen, wobei die 70mm Analogvariante wohl nochmals eigene Reize hätte.

Dir auf jeden Fall viel Filmgenuss, wann und wo auch immer. :) Und DANKE.
MoeMents
04.08.2017 um 20:44
#7
Hach, mein Lieber - lange war ich "weg" - und guck wieder bei Dir "rein" - und muss feststellen: Es hat sich nichts geändert! Einfach ein exzellenter Blog - Layout, Sprache, gewählte Bilder - einfach toll + stimmungsvoll. Die Wirkung, die der Film offenbar auf Dich hätte "schwelt" gleichsam durch Deinen Blog! - Ich bin im besten Sinne "berauscht" - und habe, um Dich zu zitieren, den Drang, ihn noch einmal zu lesen :-).
Was den Film angeht, so steht dieser hier natürlich (Tolan-Fan halt) auf der "Agenda" und stellt schon jetzt einen Pflichtkauf dar. Allerdings gilt es, dass audiovisuelle Erlebnis voll auszukosten, weshalb ich plane, nem Hamburger-IMAX-Kino nen Besuch abzustatten. Meine Vorfreude wurde durch Deinen Blog jedenfalls enorm forciert! DANKE dafür ! Chapeau !
Cineast aka Filmnerd
04.08.2017 um 20:03
#6
@Charly: Da wär ich dann gespannt, wie du das wahrnimmst!

Zweifel müssen aber nicht sein, es verschmilzt schon, der Score ist aber (für mich, und aufgrund der Wortkargheit des Films) einfach ein so massives Element hier, dass er erst recht bannen lässt!

Ich kann mir eben gut vorstellen, dass es Leute gibt, denen das auf Dauer zu mühselig (oder zu strapazierend) wird. [Vermutlich auch gewollt.] Wobei Zimmer mit der Dauersphäre aber nicht in irgend einen Radau oder nerviges Unterfangen ausartet, die markante Musik sitzt schon richtig pointiert.

Gute Unterhaltung, falls du es demnächst doch noch schaffst. :)
MoeMents
04.08.2017 um 14:08
#5
Leider habe ich es noch nicht geschafft mir den Film im Kino anzusehen. Ich hoffe es klappt noch. Trotz Urlaub habe ich bisher nur einen Film sehen können. Ständig ist was anderes.
Alleine wegen Zimmer ist der Film ein Must see. Obwohl, dass was Du schreibst mich etwas zweifeln lässt. Zimmer sollte immer so ergänzen, das der Film und der Score miteinander verwachsen. Das kann er so wie kein anderer. Es darf aber nicht sein, das der Soundtrack das Bild vollkommen überlagert. Ich hoffe dass ist nicht der Fall und der der Film mich mitreißen kann. Ich werde dann hoffentlich berichten.
Charlys Tante
04.08.2017 um 13:17
#4
Vielleicht noch interessant...

Der Trailer der ersten großen Verfilmung (1958):
https://www.youtube.com/watch?v=W0dZJUoI7AQ

Und hier Ausschnitte des französischen Films von 1964 (mit Belmondo), kombiniert mit dem Trailer-Sound des neuen Nolan-Werkes... spannend:
https://www.youtube.com/watch?v=7PPw7S4IuIg
MoeMents
01.08.2017 um 21:29
#3
@Headhunter: Das kann man echt nur MEISTERHAFT nennen - der akustische Wahnsinn! Ne, bezüglich Pathos -Danke für den Wink- muss man sich da keine Sorgen machen, wie gesagt, hätte ich da fast noch mehr vertragen. ;) Wobei das wohl auch recht subjektiv sein kann, denn wenn man den Score und die Herangesehensweise bedenkt, könnt man das sogar unentwegt vor Pathos überschäumend sehen/nennen, ABER was die Gefühlslage der Darsteller, die damit verbundene Heldenzeichnung mitsamt eines inszenatorisch KÜNSTLICHEN Gefühlsauslösers betrifft, hält man sich meines Erachtens wunderbar in Grenzen/Balance.

Und stimmt, seine Titel sind schon Pflichtsichtungen. :D
MoeMents
01.08.2017 um 16:45
#2
Jaaa, jetzt werd ich auch langsam neugierig. Eine neuer Nolan- Film ist zunächst ja erstmal sowieso Pflicht für mich, allerdings war ich im Vorfeld schon etwas skeptisch inwieweit die Kriegsthematik hier behandelt wird. Denn das große "Pathos" schwingt da immer so unglücklich mit... Die Skepsis weicht aber täglich. Eine Sichtung sollte ich wohl demnächst vornehmen.

Der Score von Hans Zimmer ist wieder meisterhaft.
Headhunter666
01.08.2017 um 16:34
#1

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