Gravity - Interpretation

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1. April 2014
Eigentlich wollte ich den Film ganz normal unter "...zuletzt gesehen..." erwähnen, doch dann taten sich doch noch mehr Details auf ... und da es somit ein wenig länger wurde, wollte ich es doch seperat veröffentlichen.


 
Gravity
2013
Regie: Alfonso Cuarón


Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) und Matt Kowalsky (George Clooney) sind im Weltraum gerade mit der Reparatur eines Teleskops beschäftigt. Plötzlich kommt während des Außenaufenthalts über Houston die akute Gefahrenwarnung, dass ein Trümmerfeld im Anflug ist, da ein russischer Satellit zerstört wurde welcher in der Umlaufbahn jede Menge weitere Satelliten und ähnliches mit sich gerissen hat …


Eine spannungsgeladene Achterbahnfahrt beginnt, die einem in diesem Szenario unter einer solch bildgewaltigen, imposanten sowieso auch detailreichen Art, noch nie dargeboten wurde. Auch wenn man vorerst einen gemütlichen Weltraumspaziergang miterlebt, der für einen selbst schon genauso angstbehaftet wäre wie für Dr.Stone – da dies ihren ersten Orbitaufenthalt darstellt -  brilliert gerade der Charakter von Clooney durch eine erfahrende Coolness die dem Film doch auch immer wieder, trotz vielerlei heftiger Dispositionen mit einer lockeren Portion Witz auffrischt. Bullock liefert später ne einwandfreie und fesselnde Einzelperformance ab, in der sie eine echt gute Figur macht. Man wartet gespannt was in diesem leeren Raum noch als Nächstes kommt und ist durch ihre intensive Leistung und die grandiose Aufmachung stets wunderbar getragen.



Die Bilder bieten fantastische Aufnahmen von der Erde aus der Umlaufbahn.  Überwältigende Fotografien sowie auch wunderbare Animationen welche einem die Tiefen des Weltalls mit der innehabenden Weite und Verlorenheit beängstigend bodenlos präsentieren.

Das hier alles immer am letzten Drücker erreicht/ergriffen wird und jedmögliches Fiasko ausgeschöpft wird, wirkt dann doch auch aufgesetzt. Genauso wie die kleinen Rettungszwischenfälle, die aber keineswegs zu kritisieren sind, da ansonst der Film nicht funktionieren würde.

Als Zusatzbedeutung bekommen wir offensichtlich noch zwei Bilder präsentiert die dem Film eine Doppeldeutung geben könnten. Mittig das symbolische Bild eines Embryos, indem Sandra Bullock so in Szene gesetzt wird als hinge sie sichtlich an einem "Nabel-Schlauch" und am Ende noch ein Bild das einem ein Evolutionsschema näher bringt.


Manche Filme funktionieren nicht richtig, wenn man sie nicht selbst durch eventuell notwendige Interpretationen verbindet, doch Gravity funktioniert auch völlig unabhängig dessen als eigenständiges nervenzerrendes Weltraum-/Katastrophenabenteuer das seines Gleichen sucht, wobei ich nun für die Doppeldeutungen die einem der Film eröffnen kann, die zwei Symbolbilder, ein wenig weiter spinnen möchte. Die hier eben als mögliche Zusatzperspektiven (ein genial abrundendes Filmextra) bieten ...

wobei mit SPOILERN nun nicht gespart wird …


Das erste Bild liefert uns eben die Bedeutung, dass Sandra Bullock hier in zweiter S(ch)icht symbolisch auch die Stellung eines Embryos einnimmt der sich im Laufe des Films seinen Weg ins Leben bahnt, was in Verbidnung mit dem zweiten Bild, einem unberührten Fleck Erde sehr an das Thema Evolution erinnert.
Als sie hier im Schlussakt aus dem Wasser ans Land kriecht und von der Schwerkraft gebeutelt erst das Laufen wieder lernen muss, ihre ersten Schritte wagt und dazu eben das Bild einer erdigen unberührten Landschaftsweite, erinnert automatisch an den UR-Beginn des irdischen Lebens. Der Lurch der sich aus dem Wasser erhebt und in seiner Evolution erst lernt, aufrecht zu Gehen.

 
Durch die Verknüpfung dieser zwei Bilder stellt der ganze Film für mich in zweiter Linie einen gewaltigen, schwindelerregenden, kräftezerrenden und nach Luft ringenden Akt einer Geburt dar
– der sich (un)entwegt seine Bahn gen Bestimmung eröffnet!

 
Wenn man nun sagt, eine Geburt sei wohl kein so heftiger Akt, hat man dies wohl einfach nur vergessen!
 

Auf weitere Thesen kam ich dann dadurch, dass mich manch Machart irritierte. Erstmals der Sound, der einerseits gigantisch ist und einen stimmig nicht besser mitreißen könnte, aber gerade zu Beginn auch stumpf und abgeschottet wirkt. Ich musste den Sound-Receiver um mindestens 10 Lautstärke-Level als gängig hoch drehen um überhaupt etwas zu Hören, und dann kam bildlich noch dazu, dass wir oftmals die Kameralinse zu Sehen bekommen, was uns von der gigantischen Weite des Alls leider irgendwie in unsere Richtung begrenzt und besonders in der 3D Fassung durch die Lichtreflektionen fast störend wirkt...

(Quelle / Bild: Warner Bros)

Beides, Bild und Ton erwähne ich hier deshalb, weil es die Abgrenzung der Aussenwelt von einem Babybauch symbolisieren könnte. Nicht nur der Schall wird im Weltall nicht weitergeleitet, sondern auch an einen Babybauch muss man um (akustisch) überhaupt irgendetwas mitzubekommen ganz nah heran und sich auch noch sehr konzentrieren. Die ersichtliche Kameralinse könnte nochmals optisch die Bauchdecke symbolisieren.
Wir dürfen dann sozusagen als Zuseher auf der Couch einen Blick IN diese inneren Geburtsvorgänge erhaschen. (Natürlich alles rein metaphorisch umgelegt!)
Sonst bekommt man ja im Aussen nichts von den inneren Vorgängen mit, höchstens Mal einen Tritt des Babys, durch welchen sich die Bauchdecke ausbeult, was man in den Film umgekehrt reininterpretieren kann, als Bullock sich im Bauche ihrer Sojus-Kapsel befindet und diese durch Trümmerteile eingebeult wird.

Das die Trümmerteile im Film alle 90 Minuten wiederkommen weil sie in dieser Zeit die Erde einmal umrundet haben, könnte man auch als intensive Wehe(n) bezeichnen, die auch in Intervallen auftreten.

Lebenstechnisch könnte man das Treiben im All, im Lautlosen NICHTS (von mir aus im Äther) als ur-erstes Element bezeichnen, aus dem heraus sich Leben erst-entwickelt. Danach tritt sie mit ihrer Kapsel in die Luftatmosphäre ein, wo sie auch verglühen könnte wodurch auch das Feuer seine Darstellung findet. Sie landet danach im Wasser in dem sich ihre Kapsel sogar nochmals damit füllt und sie sich aus einen umhüllenden Flüssigkeit weiter den Weg an die lichte Oberfläche bahnen muss. Wo sie letztlich auch an die Erde gelangt, wodurch hier auch alle irdischen Lebenselemente durchwandert wurden und mit dem letzten Bild, dem wackeligen Aufrichten, der Hinweis auf eine Evolution gegeben ist.

Im Film selbst präsentiert es eine Art Wiedergeburt, da sie nach diesen Strapazen endlich wieder festen Boden unter sich hat und angekommen ist. In meiner zweiten Perspektive überhaupt erst eine Geburt symbolisiert.

Willkommen!



Ein Film der selbst ohne Doppel(be)deutung ein wirklich atem(be)raubendes Werk darstellt, das besonders mit dem ewigen Verlorensein spielt bei dem man schon beim Zusehen alleine  Panik bekommt, da jede Bewegung, jeder Griff der Letzte sein könnte, gefolgt vom absoluten Nichts dem man hilflos ausgeliefert wäre.

(Quelle / Bild: Warner Bros)

In doppelschichtiger Betrachtung, die man nicht verpflichtend sondern eben als zusätzliches kleines Extra sehen kann, macht aus dem Film dann sogar eine geniale Meisterleistung, weil er es schafft auch noch eine zweite Ebene zu Eröffnen. Was zumindest mit den zwei ersichtlichen Bildern definitiv beabsichtigt ist, der Rest wohl Interpretation ist (die man teilweise sogar noch weiterspinnen könnte).


Rein optisch gesehen kann die Leinwand hier gar nicht größer sein. So viele Details (Trümmerteile) und erhabene Bilder der Film hergibt, dass man am Fernsehgerät schnell an seine sichtbaren (Detail-)Grenzen stößt. Der Ton wirkt durch diese irgendwie entstellte Art oft auch mal verwirrend durcheinander (überlagernd), aber mal davon abgesehen das man den Lautstärke-Level enorm hochdrehen muss, liefert er grandiose Sourround-Dialoge und eine fantastische räumliche Bedrückheit.



Noch ein paar Kleinigkeiten:
Ed Harris ist die Stimme der Missionskontrolle (Mission-Control), der auch schon in Apollo13 den Leiter dieser darstellte.

Gravity konnte aus 10 Nominierungen 7 Oscars einheimsen.

Jonás Cuaròn (Bj.81) der Sohn des Regisseurs wirkte neben seinem Vater und George Clooney am Drehbuch mit und schuff mit "Aningaaq" einen Kurzfilm, der die Geschichte des grönländischen Fischers kurz aufnimmt. Jenem mit dem Sandra Bullock im Film ihren einzigen Funkkontakt herstellt und dieser kein Wort von ihr versteht.

Trotz einigen Ungenauigkeiten wurde Gravity besonders im Vergleich zu Genrevertretern sehr realistisch gehalten.



Es war ein fantastisch, mitreißender Ritt durchs All, der noch mehr auftat als schon erwartet.




Besitze keinerlei Rechte an den gezeigten Bildern/Filmausschnitten, diese liegen bei Warner Bros und wurden der offiziellen Filmseite zur Veranschaulichung entnommen.

Kommentare

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Wow! Jetzt wo du es sagst, ist gerade das Evolutionsbild am Ende so offensichtlich. Hab ich überhaupt nicht gesehen.

Starker Blog!

Den Film finde ich auch genial. Ich war mit meiner Freundin und meiner Mutter drin und wir waren alle baff. - Drei unterschiedliche Geschmäcker - ein Endruck.
BTTony
02.04.2014 um 09:31
von BTTony
#7
Unter zuletzt gesehen hatte ich "Gravity 2013" in meiner Filmsammlung eingeordnet. Ganz bestimmt ein außerordentliches Weltraum Spektakel. Ok, nicht nur Spektakel.
Zu Viele Logik Fehler. Bis ich mich zusammen Riss und bei mir dachte ich ja ein Sci-Fi von hoher Qualität mit einer erweichenden Story. Nun ja, wie soll man die Geräusch Kulisse im schwerelosen Raum übertragen. Die Möglichkeit bestand lediglich mit dem Kopfhörern in den Helmen. In den anderen Szenen sollte, absolute Stille herrschen. Nachdem ich von den gegebenen Möglichkeiten überzeugt wurde, war nun alles ok. Super Film.
@MOE**, vielen Dank für deine super Interpretation von
"Gravity 2013". harry.
docharry2005
02.04.2014 um 08:59
#6
Danke für die tolle Interpretation,ähnliche Gedanken hatte ich auch,vor allem am Schluss des Filmes...Ich war aber erst mal baff,als ich aus dem Kino raus kam,der Film hat mich umgehauen;nicht weil er jetzt philosophisch gesehen was neues sagt,aber den Überlebenskampf fand ich einfach "episch";es war ein filmisches "Erlebnis" für mich.Die Bilder am Schluss;als die Astronautin in der Rettungskapsel auf die Erde rast,mit den anderen glühenden Teilen, "Wahnsinn" dachte ich,ich wurde euphorisch..:)Und auch sonst,allein wegen seiner "Machart" finde ich den Film äußerst anspruchsvoll;wie viele Survival Thriller gibt es die uns so gut spüren lassen,das(eben)die biologisch-chemischen Existenz-Möglichkeiten der "Evolution" im Weltall sehr schnell an ihre Grenzen kommen?! "Gravity" ist auf jeden Fall Arthaus Kino...Ich hoffe bald auf "Solaris" auf BD,ebenfalls mit "Georg Clooney". Danke für den Blog Moe,mir gefällt deine Art zu denken. Gruss.
ürün
02.04.2014 um 00:14
von ürün
#5
@charlys tante: vordergründig halt ich das mit dem sound auch so. es KONZENTRIERT extrem - hält die (an)spannung sehr hoch!
im kino hätte mich das wohl genervt, weil ich nicht lauter stellen kann *g*
ich musste meinen receiver fast den ganzen film über auf diesem level halten, erst viel später mal um 2-3 pegel runter, aber dennoch immer noch viel höher als sonst.
aber stimmt total, es dient in erster linie dazu einen gewissen (akustischen) RAUM zu (er)schaffen! die toneffekte waren genial!

wegen meines zusatzes würde ich dem film schon fast jetzt anrechnen ein moderner klassiker zu sein. ich hoffe der wird wieder mal im Kino aufgeführt!
MoeMents
01.04.2014 um 21:51
#4
Wenn man darüber nachdenkt, dann ist Dein Ansatz metaphorisch interessant. Was die Lautstärke angeht, der Pegelabfall war im Kino ebenfalls vorhanden und gehört so glaube ich grundsätzlich zum Soundstilmittel dazu. Vermutlich soll damit die Weite des Raumes symbolisiert werden. Der Zuschauer soll innehalten und seine Ohren spitzen um den feinen Soundsträngen zu folgen. Bei mir im Kino hatte es den Effekt, das alle Popcornfutterer oder Natschosknatscher sowie penetranten Colaschlürfer (nicht das ich damit ein Problem hätte), genau das nicht mehr taten und die meisten ihr teuer bezahltes Gefuttere wieder mit hinaus nehmen mussten, so stark war die Spannung und die Luft konnte man fühlen im Kino.
Für mich ist Gravity ein Film der seine Zeit überdauern wird und neben Avatar der beste 3D Film bisher ist, da er erst in 3D seine gesamte Dimension frei gibt.
Charlys Tante
01.04.2014 um 21:13
#3
Ach, freut mich das einer das Eis bricht ;)
Tja, dass muss man natürlich nicht so sehen, kann es vllt stellenweise für weit hergeholt halten aber eben auch als geniale Abrundung ergänzen.

In diesem Sinne fand ich den Film letztlich einfach großartig! Weil er mir soviel (Welt-)Raum für zusätzliche Spekulationen eröffnete die dann zu einer solch genialen Metapher führten, dass ich einfach nur begeistert bin.
Es freut mich, dass du die Dinge hier nachvollziehen und auch so betrachten kannst! Ich bemerkte es zuerst auch nicht ABER das Embryo-Bild (nicht nur "2010") in der Kombi mit diesem Ende blieb so stark hängen, dass ich mich immer wieder fragte was oder ob überhaupt etwas damit gemeint war? Dann führte irgendwie eins zum Anderen und das Gravity-Universum wurde immer größer ....

DANKE Kodi
MoeMents
01.04.2014 um 20:11
#2
Also wirklich stark deine Interpretation des Streifens!

Alles was du sagst ist absolut nachvollziehbar und sehr gut von dir erklärt.

Ich habe all das was du aufzählst überhaupt nicht erkannt, kam auch gar nicht auf diese Idee, hier etwas (hinein)interpretieren zu wollen. Ich war von dem Film in seiner Gesamtheit sogar ein wenig enttäuscht und fand so ziemlich alle Mitkonkurenten für den Oscar durch die Bank stärker!

Aber das ist ja gerade das Schöne, wenn man mit anderen Meinungen konfrontiert wird. Man/Ich beginnt nachzudenken, neu zu prüfen, neu zu bewerten, neu zu überdenken, altbekanntes in einem neuen Licht zu sehen.

Kurz gesagt...mit deinen Eindrücken werde ich dem Film nochmals eine Chance geben.

Danke für den Spitzenblog!
Kodijak
01.04.2014 um 19:50
#1

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