Keine Maigret-Verfilmung auf BD? Es wird Zeit...
10. Februar 2011Wer einmal einen Roman von Georges Simenon gelesen hat, wird von diesem Autor nicht mehr loskommen. Das ist sicher. Dass es bisher keine der Verfilmungen auf BD gibt ist ein Skandal.
Das ist der Stoff der süchtig macht: Georges Simenon (1903-1989) gilt nicht ohne Grund als einer der beliebtesten und zugleich meißtgelesensten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine Romane und Krimis sind mikrosoziologische Milieustudien der französischen Gesellschaft seiner Zeit. Wie keinem Anderen gelang es ihm, in einfach Worten Atmosphären zu erschaffen, die einen Leser zu fesseln in der Lage sind. Daran sollten sich die Autoren unserer Zeit ein Beispiel nehmen: Simenon brauchte keine exessiven Gewaltdarstellungen, keine albernen Serienkiller, seine Kunst bestand darin, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Absolute Reduktion von Komplexität bei gleichzeitiger Entfaltung des Details.
Nicht verwunderlich ist, dass seine Hauptfigur Kommissar Maigret - stets Pfeife rauchend, mit Dienstmarke und Pistole auf Verbrecherjagd - nicht nur in Romanen, sondern auch in zahlreichen Verfilmungen im Einsatz war. Da präsentierte sich dann etwa Heinz Rühmann 1966 als großer Charakterdarsteller oder widmete Jean Richard dieser Rolle sein Leben (93 Episoden in 24 Jahren!). Der wohl populärste Maigret-Darsteller war jedoch Jean Gabin. Er drückte der Figur seinen Stempel auf und gilt zurecht als der definitive Maigret. Seine Filme - Maigret stellt eine Falle (1957); Maigret sieht rot (1963); Maigret und die Affäre Saint Fiacre (1959) - sind gelegentlich noch heute im Fernsehen zu sehen. Eine Blu Ray sucht man jedoch vergebens.
Liebe Publisher, es ist an der Zeit diese Meilensteine der Film- und Kulturgeschichte zu restaurieren und neu zu veröffentlichen. Ich warte!
The King's Speech - Geschichtsfälschung?
7. März 2011Der historische Film hat es nicht leicht. Auf der einen Seite muss er den Kinobesuchern einen unterhaltsamen Abend ermöglichen, auf der anderen Seite sieht er sich der ständigen Gefahr ausgesetzt, von spitzfindigen Historikern filetiert zu werden. Die Krux: Ist es überhaupt möglich, einen Publikumsfilm zu drehen, ohne dabei seine historische Vorlage unterkomplex darzustellen?
Eines vorweg: The King's Speech ist kein politischer Film. Und er will es auch gar nicht sein. Dennoch entstammen seine Protagonisten der politischen Sphäre und so ist es kaum verwunderlich, dass sich der Film auch einer historischen Überprüfung standhalten muss. So war es im Vorfeld der diesjährigen Oscar-Verleihung der amerikanische Publizist und Historiker Christopher Hitchens, der sich im Kulturmagazin Slate kritisch über den Umgang mit den historischen Vorbildern auseinandersetzte und damit für Aufsehen sorgte. Seine Kritik: Tom Hoopers preisgekrönter Film strotzt nur so vor Geschichtsfälschungen.
Im Zentrum der Kritik steht die Darstellung von Edward VIII. (Guy Pearce), dem Amtsvorgänger des Protagonisten Georg VI. (Colin Firth). Dieser wird im Film als politisch-schwierig dargestellt, weil er mit einer bürgerlichen und zudem geschiedenen Amerikanerin, Wallis Simpson (Eve Best) liiert ist. So weit, so richtig, doch war Edward noch aus anderem Grund politisch untragbar: Er hegte eine eigenartige Faszination für den Nationalsozialismus. Diese reichte gar so weit, dass Edward noch ein Anhänger einer ruhigen Gangart gegenüber Nazi-Deutschlands war, als dieses längst Polen angegriffen hatte. Im Film wird diese Haltung allenfalls leicht angedeutet, dass England einen mit Hitler sympathisierenden König hatte, passt laut Hitchens schließlich nicht in das Programm des Films, das die Geschichte der englischen Krone in einem besseren Lichte erscheinen lassen will und sie deshalb in den Reihen der antifaschistischen Front stellt. So wolle man im Vorfeld der in diesem Jahr anstehenden Hochzeit im Königshaus, von der damals folgenreichen Appeasement-Politik der Krone ablenken und nachträglich einen Mythos erschaffen.
In eine ähnliche Kerbe schlägt Isaac Chotiner im Politikmagazin The New Republic. Dieser kritisiert die Darstellung von Winston Churchill (Timothy Spall), im Film ein Unterstützer des späteren George VI.. Für Historiker dürfte dies eine „echte Neuigkeit“ sein schreibt Chotiner, denn tatsächlich war Churchill ein treuer Anhänger von Edwards.
Es stellt sich die Frage, weshalb der Film diese historischen Tatsachen übergeht. Will er seine Zuschauer nicht mit den politischen Verstrickungen der Zeit belasten? Will er, wie Hitchens vermutet, ein gutes Klima für das englische Königshaus schaffen? Oder hat vielleicht Chotiner recht, der vermutet man wolle schlicht die Zustimmung der Windsor-Fans und Anglophilen (und damit deren Besuch im Kino)? Meines Erachtens nach sind diese Überlegungen etwas weit hergeholt. Etwas mehr Genauigkeit im Umgang mit historischen Fakten wäre aber wünschenswert. Leider hält die Filmgeschichte schon mehr als genug Beispiele bereit, bei denen die vernachlässigt wurde.
p { margin-bottom: 0.21cm; }a:link { }p { margin-bottom: 0.21cm; }a:link { }Von subjektiven Meinungen und ärgerlichen Kommentaren...
13. März 2011Wahrscheinlich ist es schon jedem hier untergekommen, dass der ein Review oder eine Ankündigung zu einem Film liest, anschließend die Kommentare der User überfliegt und nur den Kopf schütteln kann, was dort geschrieben steht. Was mich vor allem aufregt sind Kommentare wie die folgenden:
„Was für ein Schrott, also für mich ist das wirklcih überhaupt nichts, von daher interssiert mich ein solcher Release auch nicht die Bohne, aber wers mag“
„ was für ein schrott film !!!!!!!!!!!
mitlerweile wird jeder mist auf bd veröffentlicht !!!!!“
Ich könnte ewig so weitermachen, beides sind im Übrigen Originalkommentare. Was mich daran aufregt sind die völlige Distanzlosigkeit, sowie die Verallgemeinerung der eigenen Meinung.
Während im ersten Zitat zumindest noch das Wort „mich“ vorkommt und damit zumindest leicht eingeschränkt wird, geht der Verfasser des zweiten Zitats anscheinend davon aus, er würde hier eine objektive Einschätzung vortragen. Versteht mich nicht falsch, ich habe kein Problem damit, dass es Leute gibt, die Filme nicht mögen, die ich gut finde. Was mich stört ist vielmehr dass die Verfasser solcher Kommentare offensichtlich nicht in der Lage sind, die Grenzen ihres eigenen Geschmacks realistisch einzuschätzen.
Wenn ich etwa Filme wie etwa The Fast an the Furious nicht schätze, weil mir eine ausgewogene Story und gute Dialoge wichtig sind, so würde ich mir dennoch nicht anmaßen, solche Filme pauschal als „Schrott“ zu bezeichnen, weil Technik und Stunts sicher gut gemacht sind, auch wenn mir persönlich nicht so viel daran liegt. Warum kann ein Kommentar das hier nur so selten vermitteln. Ganz abgesehen von der Frage, ob man überhaupt alles kommentieren muss. Aber das wäre schon wieder ein anderes Thema...
Mal ganz ehrlich: Bin ich da zu sensibel oder stört das hier noch andere?
DVB-T in Deutschland. Aber nicht so richtig, bitte.
25. März 2011Seit 2003 ist digitales Fernsehen in Deutschland per Antenne zu empfangen. So richtig durchgesetzt hat sich der Standard bis heute nicht. Die Probleme sind dabei hausgemacht.
Gerade einmal durchschnittlich 10% der Haushalte in Deutschland nutzen das digitale Antennenfernsehen. Lediglich eine statistische Größe, die in der Realität weit abweicht. So liegt die Akzeptanz in den neuen Ländern außerhalb der Ballungsräume Berlin und Leipzig zwischen 3-4%, in den Ballungsräumen Westdeutschlands erreicht das „Überallfernsehen“ dagegen zweistellige Werte, in der Spitze bis 18%. Ein Kausalschluss zum Angebot an empfangbaren Programmen liegt dabei nahe.
RTL-Gruppe: „Nicht mit uns.“
So stoppten die beiden großen privaten Sendergruppen in Deutschland, RTL und ProsiebenSat1, die Verbreitung ihrer Programme in den seit 2005 neu-erschlossenen Gebieten. Ausnahmen bilden lediglich Leipzig, Stuttgart und Hamburg, wo auch nach 2005 noch private Kanäle on Air gingen. Das Ergebnis ist eine Zweiteilung des Landes: Programmvielfalt in den Ballungsräumen, relative Monotonie und Langeweile in der Fläche.
Grund dafür ist, wie sollte es auch anders sein, das liebe Geld. Während die Landesmedienanstalten die Neuversorgung mit Programmen zum Start noch finanziell unterstützten, mussten diese Zahlungen nach einer Klage der Kabelnetzbetreiber 2007 eingestellt werden. Die Privaten reagierten mit einem Stopp der Verbreitung.
Halbherzigkeit bei ARD/ZDF
Man sollte meinen, die Öffentlich-Rechtlichen könnten diese Lücke für sich nutzen. Doch weit gefehlt: Auch hier fehlen offenbar die Ambitionen den neuen TV-Standard zu unterstützen. Regional unterschiedlich gibt es in diesem Bereich neben den beiden Muttersendern nur eine kleine Auswahl ihrer Digitalprogramme. Daneben eine Hand voll Dritten, sowie die Spartenkanäle Phoenix, 3Sat und Kika. Es stellt sich Frage, weshalb man das Format nicht nutzt um seine Ditalkanäle einer größeren Öffentlichkeit zu nutzen. Warum muss sich etwa der mit viel Getöse (und einer Menge Geld) gestartete Sender ZDFNeo hier in Thüringen einen Kanal mit dem KiKa teilen? - Am Programm kann es nicht liegen, das muss sich nicht verstecken. Warum kann man den hauseigenen Nachrichtenkanal EinsExtra gar nicht empfangen?
Auf Anfragen bei den Sendern mit einem Standardtext geantwortet: Aus technischen Gründen würden derzeit nicht genügend freie Sendeplätze zur Verfügung stehen. Weshalb nun aber in manchen Ballungsräumen 16 oder mehr Programmplätze drin sind, in dünner besiedelten Gegenden jedoch nur zwölf erschließt sich mir nicht.
HDTV? - Warum denn...
Nun will ich nicht meckern. Ich vermisse nichts, fühle mich durch die vorhandenen Programme durchaus gut versorgt, doch wundert man sich schon, wenn man sieht dass die Sportschau eigentlich in HD ausgestrahlt wird, man selbst aber einem unscharfen, krieseligen Bild Vorlieb nehmen muss. ARD, ZDF, Arte, sowie der für Filmfreunde sehr interessante Kanal EinsFestival strahlen ihr Programm über Kabel und Satellit in HD aus, über DVB-T jedoch nur im herkömmlichen Format. Grund dafür ist erneut das Fehlen von Kanälen. Heisst es. Natürlich haben HD-Programme eine höhere Bandbreite als herkömmliche Programme. Um diese übertragen zu können müssten deshalb mehrere Kanäle gebündelt werden, womit der Platz eng würde. Erneut stellt sich aber die Frage, wo sie denn geblieben sind, die Kanäle. Unsere europäischen Nachbarn sind uns da weit voraus. In Skandinavien und England ist HDTV per Antenne nichts Ungewöhnliches. Bis es bei uns soweit ist, wird es wohl noch ewig dauern.
Fazit
Das Antennenfernsehen hat bis heute bei Weitem nicht den Verbreitungsgrad erreicht, der bei seiner Einführung angestrebt wurde. Die Gründe dafür liegen letztlich in seiner mangelnden Attraktivität. Und genau hier beißt sich die Katze in den Schwanz: DVB-T wird in Deutschland nicht der Durchbruch gelingen, solange die Betreiber keine Wagnisse eingehen. Wenn Investitionen wegen des geringen Verbreitungsgrades gescheut werden, wird sich dieser nicht erhöhen. Und wenn sich der Verbreitungsgrad nicht erhöht, werden auch keine Bestrebungen eingeleitet, Vielfalt und technik auf den aktuellen Stand zu bringen. Ein wahrer Teufelskreis.
Über Woody Allen (I/III: Die frühen Jahre)
12. August 2011Quelle: flickr.com
Die besten Geschichten schreibe das Leben, heißt es. Doch wer das behauptet, hat offensichtlich noch keinen Film von Woody Allen gesehen. Mit „Midnight in Paris“ liefert Allen seine nunmehr 46. Regiearbeit ab. Seine Figuren sind zum allgemeinen Kulturgut aufgestigen, er selbst hat sich über Jahrzehnte selbst zur Kunstfigur stilisiert: Der schmächtige Kauz mit der Hornbrille, der scheinbar soviel Weltschmerz auf seinen Schultern trägt, dass es kaum zu ertragen ist. Dabei liest sich seine Biographie (fast) wie eine einzige Erfolgsgeschichte.
Selbstmord begangen - dafür waren alle viel zu unglücklich.“
Mit „Was gibts Neues, Pussy?“ gab Allen bereits 1965 sein Filmdebut. Und das direkt in zweifacher Hinsicht: So schrieb er sowohl das Drehbuch für die von Clive Donner inszenierte Komödie und wirkte gleichzeitig als Schauspieler vor der Kamera mit. Die Figur des ?Victor Shakapopolis steht dabei schon fast sinnbildlich für das Ensemble von Allens Figuren: Der verschrobene Intellektuelle, wohnhaft in einer chaotischen Junggesellenbude, chronisch unzufrieden mit der Gesamtsituation und nicht zuletzt auch mit sich selbst. Unvergessen in diesem frühen Auftritt: Der schlacksige Jungspund, der nicht müde wird, in der Sauna seine beschlagenen Brillengläser zu putzen.
Seine ersten Filme tragen deutlich die Handschrift des ehemaligen Stand-up-Comediens und sind kaum mehr als Aneinanderreihungen von Gags. Doch wollte sich Allen nicht lebenslang auf die Rolle des tollpatschigen Clowns festlegen lassen, Charlie Chaplin galt ihm dahingehend als warnendes Beispiel. Die Wegscheide markiert in diesem Sinne sein Film ?"Die letzte Nacht des Boris Gruschenko“ (1975), bei dem er das Drehbuch verfasste, Regie führte und selbst die Hauptrolle übernahm. Der Streifen erzählt die Geschichte des Titelhelden Boris Gruschenko, der in der westrussischen Provinz, nahe St. Petersburg, im ausgehenden 18. Jahrhundert aufwächst, gegen seinen Willen in den Krieg gegen Napoleon ziehen muss und schließlich bei dem Versuch eines Attentats auf den französischen Kaiser sein Leben verliert. Die intelligente Kombination von Klamauk (hier etwa die Würstschenverkäufer auf dem Schlachtfeld) und pseudo-philosophischen Dialogen sollten später zum Markenzeichen von Allens Filmen werden.
Seinen künstlerischen Durchbruch feiert Woody Allen in den späten 70er Jahren mit der sogenannten New York-Trilogie. Dessen erster und wohl populärster Teil, „der Stadtneurotiker“ (1977) wird mit vier Oscars ausgezeichnet und schafft quasi die Blaupause für alle weiteren Filme Allens. Im Zentrum steht hier der neurotische, jüdische Intellektuelle Alvy Singer, der in nicht-chronologischen Episoden seine Beziehung zu Annie Hall (Diane Keaton) erzählt. Der Protagonist richtet sich dabei direkt an den Zuschauer und erzählt die Geschichte als eine Vermischung aus (verklärter) Erinnerung und Phantasie, lässt sich dabei Gedankensprünge und Abschweifungen nicht verbieten.
Quelle: flickr.com
Dass sich diese Versatztsücke eienr Erzählung schließlich im Kopf des Zuschauers zu einer kohärenten Geschichte zusammenfügen, ist wohl nichts anderem als dem erzählerischen Genie des Autors und Regisseurs Woody Allen zu verdanken.
Auch die Teile zwei und drei der NY-Trilogie, „Manhatten“ (1979) und „Stardust Memories“ (1980) sind stark autobiographisch geprägt, erzählen erneut Beziehungsgeschichten in deren Mittelpunkten Figuren im Stile Alvy Singers, bzw. Woody Allens stehen. „Manhatten“ zeichnet sich jedoch auch über seine Bilder aus. Diese stellen die Stadt New York in den Mittelpunkt, als wäre sie die heimliche Hauptdarstellerin des Films. Gleichzeitig eröffnen die Totalen ein beklemmendes Gefühl, wenn sie die Menschen zu kaum erkennbaren Details in der Peripherie des Bildes schrumpfen. Nicht zuletzt in solchen Bildern schwingt eine Form der Gesellschaftskritik mit, wie sie für Allen typisch ist. Mit „Stardust Memories“ erlebte der „Protyp des amerikanischen Intellektuellen“ eine erste Niederlage. Der Film fiel bei Kritikern und Publikum durch und wurde zum finanziell größten Flop in Allens Karriere.
Die Niederlage gehört zur Kunstfigur Woody Allen wie die Hornbrille und so ist es kaum verwunderlich, dass der Künstler auch daraus mit dem ihm eigenen Sarkasmus einen Witz macht. Auf die Frage, weshalb seine Filme trotz in der Regel doch hohen Publikumsinteresses so selten mehr als 10 Millionen Dollar kosten, antwortete er einst, so müsse er sich zumindest nicht noch Gedanken darum machen, dass wegen seines Flops das gesamte Studio schließen muss. Das nenne ich mal gelebten Pragmatismus.
Im nächsten Teil: Wie Woody Allen in den 80er und 90er Jahren sein eigenes Denkmal errichtet.
Über Woody Allen (II/III: Die 80er und 90er Jahre)
18. August 2011Es waren die 80er Jahre in denen Woody Allen meiner Meinung nach einige seiner bemerkenswertesten Filme machte. Wie zum Ende der 70er Jahre bereits angedeutet führte ihn sein Weg immer weiter weg vom Klamauk seiner Anfangstage, Allen widmete sich nun verstärkt eher dunklen Themen.
„Meine Reflexe sind miserabel. Einmal bin ich von einem Auto überfahren worden, das einen Platten hatte und von zwei Typen geschoben wurde.“
Mit „Zelig“ (1983) schuf Woody Allen einen Meilenstein des Genres der Pseudo-Dokumentation. Bereits Jahre zuvor versuchte er sich mit „Woody, der Unglücksrabe“(1969) an diesem Genre. Zum wirklichen Meisterwerk avancierte jedoch erst „Zelig“. Dies vor allem durch die aufwendige Bearbeitung von realem Archivmaterial und die Einbindung von Interviewsequenzen echter Persönlichkeiten u.a Susan Sontag), die den Protagonisten des Films Leonard Zelig (Allen selbst) als tatsächliche historische Persönlichkeit erscheinen lassen. Zelig wird hier als menschliches Chamäleon dargestellt, das sich aufgrund von Unsicherheit gegenüber anderen Menschen sowohl physisch, wie auch psychisch seiner Umwelt anpasst. Unterhält er sich etwa mit einem Arzt, so wird er selbst zu einem und ist ohne Weiteres in der Lage in medizinischen Jargon zu fachsimpeln. Als er in Deutschland untertaucht wir aus dem jüdischen Amerikaner so auch ohne weiteres ein überzeugter Nazi. „Zelig“ ist nicht nur ein cineastisches Highlight, sondern auch eine vehemente Anklage gegen jeglichen Opportunismus. (Quelle: http://www.theinvisibledot.com)
Die Geschichte von „Hannah und ihre Schwestern“ (1986) erschöpft sich oberflächlich betrachtet in einer romantischen Komödie. Betrachtet man jedoch die Erzählstrucktur erschließt sich die wahre Komplexität des Films, für dessen Drehbuch Allen mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Der Film gliedert sich in 16 Kapitel in denen verschiedene Handlungsstränge erzählt werden die zum Teil mehr oder weniger in Verbindung mit einander stehen. Zwei Thanksgiving-Essen, eines zu Beginn, eines zum Ende des Films, führen die Stränge zusammen. Neben Allen selbst (Drehbuch) erhielten Michael Caine und Diane Wiest Oscars für die besten Nebenrollen. Außerdem war der Film in vier weiteren Kategorien -Regie; Ausstattung; Schnitt; bester Film – nominiert.
In „Verbrechen und andere Kleinigkeiten“ (1989) nimmt sich Allen eines seiner großen literarischen Vorbilder an: Dostojewski. Der Film erzählt eine Geschichte von „Schuld und Sühne“, in Allens Welt transformiert in Liebesnöte und Identitätskrise. Der Augenarzt Judah Rosenthal (Martin Landau) lässt darin seine geliebte ermorden, nachdem diese darauf drängt, er solle ihre Affäre seiner Frau beichten. Der Regisseur Allen zeigt mit diesem Film erstmals, welche dramatisches Können in ihm steckt. Die dramaturgische Klasse von „Verbrechen und andere Kleinigkeiten“ wird er allerdings erst Jahre später mit seinen späten Werken erreichen.
Während Allens Filme in den 80ern zunehmend düsterer wurden, an die Stelle seiner klamaukigen Komödien zunehmend Tragik-Komödien traten, wandte sich der Regisseur und Autor in den Neunzigern wieder leichteren Stoffen zu. In „Celebrity“ (1998) thematisiert er die amerikanische Mentalität nach der jeder Mensch, unabhängig von seiner Profession irgendwie berühmt werden kann, beziehungsweise zu einer Berühmtheit stilisiert wird. Besonders interessant in diesem Film ist die Figur des Brandon (Leonardo DiCaprio), ein junger, selbstsüchtiger Schauspieler in dem sich Allen ironisch selbst bricht.
(Quelle:http://www.listal.com)
Und dann ist da natürlich noch „Alle sagen: I love You“ (1996), das starbesetzte Musical um das sich die legende rankt, die Schauspieler hätten ihre Verträge unterschrieben, bevor ihnen offenbart wurde dass sie im Film singen müssten. Der Film erzählt die Geschichte des neurotischen und suizidgefährdeten Joe Berlin, der nach seiner Scheidung nicht in der Lage ist, eine neue Frau zu finden. Wie in so vielen Filmen sind auch hier Parallelen zu Allens eigener Biographie unübersehbar.
Im nächsten Teil: Woody Allens Spätwerk und Europareise. Lest auch Teil I: Die frühen Jahre.
Superman in Jeans, oder: Über den Relaunch bei DC Comics.
24. August 2011Als ich das erste mal davon las, irgendwann in der komischen Zeit zwischen Frühlingsende und Sommerbeginn diesen Jahres, hielt ich es ja für den typischen Werbespruch den man jedes Jahr liest, wenn das große Sommercrossover der Superhelden ansteht. Nach diesem Event wird nichts mehr so sein, wie es war! Als ich weiter las wurde mir jedoch schnell klar, dass es diesmal scheinbar nicht bei der leeren Floskel bleiben würde. Anscheinend hat der altehrwürdige DC-Verlag wirklich großes vor.
Worum gehts?
Der Idee ist ein gewisser Charme nicht abzusprechen. Durch eine Verjüngung und das Redesign der Figuren, eine Entschlackung ihrer Geschichte und einer Modernisierung des gesamten Settings soll das Medium Superheldencomic (mit zehn Jahren Verspätung) fit für das 21. Jahrhundert gemacht werden. Doch wie geht ein solches Vorhaben an? Mit vorsichtigen Änderungen, die über einen längeren Zeitraum sukzessive vorgenommen werden? -Wurde häufig versucht, ist meist gescheitert und hat eher zu Verwirrung geführt. Durch ein großes Event, das alles auf den Kopf stellt? - Wurde noch häufiger versucht, ist noch öfter gescheitert und hat zu kompletter Verwirrung geführt. Dann also jetzt ein vollständiger Neustart. Alle Uhren im DC-Universum werden auf Null gestellt, jedes Heft kann vollkommen ohne Vorwissen gelesen (und verstanden!) werden. Klingt doch gut.
Und auch die inhaltliche Dimension klingt dabei absolut spannend. Das DC-Universum ist in der Gegenwart angesiedelt. Superhelden gibt es erst seit wenigen Jahren, sie stehen relativ am Anfang ihrer Karrieren, die Menschen begegnen ihnen noch mit einer gewissen Skepsis. Was da mitschwingt in ein gewisser Realismus, Anleihen an die Welten der Nolan-Filme, sowie der Supermanshow „Smallville“ sind dabei sicher alles andere als zufällig.
In diesem Sinne knüpft Action Comics #1 mehr oder weniger direkt an das Ende von „Smallville“ an: Die Kräfte des jungen Superman sind noch nicht voll ausgeprägt, er kann noch nicht fliegen und besitzt auch noch nicht nicht das bekannte Kostüm. Statt dessen trägt Supes in seinen ersten Auftritten im neuen DC-Universum (DCnU) lediglich Jeans und T-Shirt. Er ist der erste Held, der sich mit seinen Superkräften in der Öffentlichkeit zeigt. Im fernen Gotham geistert unterdessen die Legende eines dunklen Rächers umher, der nachts für Recht und Ordnung sorgt. In ihrem Fahrwasser wagen sich zunehmend auch andere Helen aus der Deckung...
Alles auf Anfang
Dass man es bei DC diesmal wirklich ernst meint, beweist die Konsequenz mit der man tatsächlich jede der 52 Serien mit einer neuen #1 starten lässt. Bei dem Wörtchen ‚jede‘ dürfte jeder Comicfan hellhörig werden. Schließt das auch die Flagschiffe „Action Comics“ und „Detective Comics“ (immerhin Namensgeber des Verlags) mit ein? - Tut es. „Action Comics“ ist die älteste Comicserie der Welt. Seit 1938 läuft die Serie ununterbrochen unter der gleichen Nummerierung, im April diesen Jahres erschien #900. Und nun im September erneut #1.
Für Nostalgiker stellt dies sicher einen Wermutstropfen dar und auch ich habe mich schon heimlich auf Heft #1000 im Jahr 2019 gefreut. Doch hätte man einen Neustart bei #905 tatsächlich ernst genommen? Vermutlich nicht, man hätte es als eine von vielen Neuausrichtungen der Figur abgetan. Hier soll es aber tatsächlich um mehr gehen.
Hintergrund
Natürlich hat dieser Schritt primär ökonomische Gründe. Dass es kaum noch Helden gibt, deren Abenteuer sich wirklich gut verkaufen, habe ich bereits in meinem Beitrag zum Green Lantern-Film erwähnt. Wie schlecht es um das Genre tatsächlich steht, zeigen die Verkaufszahlen vom Mai diesen Jahres. Kein einziges Heldencomic, auch keines von der Konkurrenz bei Marvel, konnte noch 100.000 Exemplare absetzen. Bislang ein absolutes Novum. Doch was tun, um diese Abwärtsspirale, in der man sich befindet aufzuhalten?
DC hat als Ziel ausgegeben, Neuleser zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, nun also diese radikale Maßnahme. Man nimmt sich vor, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Im Klartext heißt das, der Leser soll künftig in der Lage sein nur eine einzige Serie zu lesen, ohne dass er dabei Verständnisprobleme bekommt, weil er eine andere nicht verfolgt. Genau daran krankte die Comicwelt in der Vergangenheit, und genau das hat viele treue Leser in der Vergangenheit vergrault. Auch ich bin vor Jahren aus diesem Grund aus den monatlichen Heften ausgestiegen und habe fortan lediglich sporadisch die Sammelbände gelesen. Sicher bin ich nicht der einzige Alt-Leser, der unter den neuen Voraussetzungen gern wieder einsteigt. Wenn zudem durch die Frischzellenkur die Helden auch für jüngere, neue Leser attraktiv werden, kann der Relaunch zum Erfolg werden. Ich bin optimistisch.
Das neue DC-Flagschiff Justice League #1 erscheint am 31. August. Ich habe mich seit mehr als zehn Jahren auf keinen Comic mehr so sehr gefreut.
Alle Grafiken (c) the Source (http://dcu.blog.dccomics.com)
DC-Relaunch - Nachtrag (1/2).
27. August 2011Die 52 neuen Serien gliedern sich in sieben Blöcke, die sich jeweils um einzelne Figuren oder Sub-Genres drehen. Inwiefern diese im Nachhinein auch inhaltlich zueinander gehören, ist bislang unklar. Nach bisherigen Informationen soll jede Serie für sich stehen, bei den Blöcken die sich um einzelne Figuren drehen (Batman; Superman; Green Lantern) halte ich Serien-übergreifende Geschichten und Querverweise mittelfristig jedoch nicht für unwahrscheinlich. Im Folgenden werde ich das Programm in seinen Grundzügen grob besprechen.
Superman
Action Comics #1 Superman #1 Superboy #1
Supergirl #1
Der Superman-Block umfasst vier Serien, von denen sich zwei mit dem Stählernen selbst befassen, während zwei weitere die Spin-Offs Supergirl und Superboy zum Inhalt haben. In diesem Block findet sich denn auch direkt der erste Flagship-Title des Verlags, „Action Comics“. Dieses Heft beleuchtet die ersten Schritte des Man of Steel. Die Serie spielt zunächst fünf Jahre in der Vergangenheit, Superman ist erst Anfang 20, bei weitem noch nicht so mächtig wie man ihn bislang kannte und sammelt hier nun seine ersten Erfahrungen als Superheld. Dabei wird er von den Menschen keineswegs wohlwollend aufgenommen. Insbesondere auf diese Serie bin ich sehr gespannt. Nicht zuletzt wegen des grandiosen Kreativteams aus Grant Morrison, Rags Morales und Rick Bryant ist das ein absoluter Mus-Have-Titel!
Der zweite wichtige Titel in diesem Block ist „Superman“. Die Story spielt in der Gegenwart undbeschreibt somit die Abenteuer des erwachsenen Supes. Neben dem Kostüm gibt es hier jedoch einige Änderungen im Vergleich zum bisherigen Status Quo. So ist Clark Kent wieder Junggeselle, die Hochzeit Lois Lane hat nie stattgefunden. Außerdem sind Jonathan und Martha Kent tot. Welche weiteren Änderungen es gibt, wird sich zeigen. Sonderlich viel ist hier noch nicht bekannt.
Batman
Batman #1 Detective Comics #1 Batman: The Dark Knight #1
Batman and Robin #1
Im Zentrum stehen hier aber selbstverständlich die vier Serien, die den dunklen Ritter als Titelhelden haben. Das wären „Detective Comics“, „Batman“, „Batman und Robin“ und „Batman: The Dark Knight“. Interessant wird bei all diesen Serien, wie weit reichend der Neustart hier ausfallen wird. Dem Vernehmen nach sollen zentrale Batmangeschichten wie etwa „A Killing Joke“ auch weiterhin Teil der Kontinuität sein. Wie „Superman“, spielen auch die Batmanserien in der Gegenwart. Batman ist ebenfalls seit etwa fünf Jahren im Dienst. Was in diesem Zeitraum passiert ist, wird vermutlich über Rückblenden erzählt. So erfahren wir dann vermutlich auch, welche alten Batmanstorys weiterhin Bestand haben. Highlight verspricht die Serie „Batman“ zu werden, die mit dem herausragenden Kreativteam Scott Snyder, Greg Capulla und Jonatham Glapion aufwartet.
Batwing #1 Batwoman #1 Batgirl #1
Nightwing #1 Catwoman #1 Birds of Prey #1
Red Hood & The Outlaws #1
Daneben gibt es dann wie gesagt sieben Spin Offs. Darunter finden sich einerseits etablierte Serien wie „Nightwing“ und „Birds of Prey“, auf der anderen aber auch die Serie „Batwing“, die die Geschichten eines schwarzen Fledermausmannes erzählt, der in Afrika für Recht und Ordnung sorgt. Sicher eine interessante Idee, ob sich das tatsächlich durchsetzen wird, zeigt dann die Zukunft.
Green Lantern
Green Lantern #1 Green Lantern Corpse #1 New Guardians #1
Red Lanterns #1
Der dritte Block hat das große, weite Green Lantern-Universum zum Thema. Zentral hier selbstverständlich der Titel „Green Lantern“ in dem (Überraschung!) Hal Jordan zu Beginn seinen Ring an Sinestro abtreten muss. Verspricht spannend zu werden. Da die Serie auch weiterhin von Geoff Johns geschrieben wird, ist auch hier Qualität zu erwarten. Mein Most-Wanted-Titel hier ist jedoch “New Guardians“. Darin formiert sich ein Team, bestehend aus Ringträgern des gesamten emotionalen Spektrums und die 90er Jahre-Lantern Kyle Raynor. Daneben erhält das „Green Lantern Corpse“ eine Neuauflage und das Spin Off „Red Lanterns“ bekommt ebenfalls eine eigene Reihe.
Justice League
Justice League #1 Justice League Int. #1 Aquaman #1
Wonder Woman #1 The Flash #1 Captain Atom #1
The Fury of Firestorm #1 Green Arrow #1 The Savage Hawkman #1
Mister Terrific #1 DC Universe Presents #1
Der heterogenste Block im klassischen Heldensegment ist schließlich Justice League. Neben dem Flagship-Title um die Gerechtigkeitsliga finden sich hier die Reihen um die vielen anderen großen Helden, die DC zu bieten hat: Flash, Wonder Woman, Aquaman und Green Arrow. Daneben finden sich hier auch andere iguren, die eher in der dritten Reihe stehen. Interessant dürfte aber die Reihe „DC Universe Presents“ werden. In dieser Serie sollen in kurzen Miniserien von vier bis sechs Ausgaben Figuren vorgestellt, bzw. getestet werden, die es bislang nicht zu eigenen Reihen geschafft haben. Den Anfang macht dabei Deadman. Dieser soll im Übrigen in naher Zukunft eine eigene TV-Show bekommen. Dass er hier nun der erste Held in dieser Spotlight-Reihe wird, ist insofern sicher kein Zufall.
Die Serie „Justice League“ soll die Fundamente des neuen DC.Universums abstecken. In der ersten Storyline wird in Rückblenden auf die Anfangstage der Helden erzählt, wie Batman das Team einst zusammengestellt hat. An diese Serie hat man mit Geoff Johns den derzeit wohl besten Autor gesetzt, den DC zu bieten hat. Da dieser aber zugleich auch noch „Green Lantern“ und „Aquaman“ schreibt und kürzlich zum Chief Creative Officer bei DC befördert wurde, mache ich mir etwas Sorgen, dass der Gute sich vielleicht etwas zu viel zumutet. Apropos „Aquaman“: Mit Johns und Ivan Reis arbeiten hier zwei alte Bekannte zusammen, die bereits bei „Green Lantern“ hervorragend harmoniert haben. Auch diese Reihe sollte man im Auge behalten!
The Dark
Justice League Dark #1 Swamp Thing #1 Animal Man #1
Frankenstein: Agent I, Vampire #1 Resurrection Man #1
of S.H.A.D.E. #1
Demon Knights #1
Mit „The Dark“ verlassen wir das klassische Superheldensegment und nähern uns Titeln, die sich eher an der Grenzlinie von Horror, Mystery und Superhelden bewegen. Hier finden sich auch einige Figuren wider, die man bislang eher vom Label Vertigo kannte. So gibt es hier etwa John Constantine und Swamp Thing. Verspicht interessant zu werden, werde hier einige Titel im Auge behalten, auch wenn ich daraus bislang nicht bonniert habe.
The Edge
Stormwatch #1 Voodoo #1 Grifter #1
Deathstroke #1 Suicide Squad #1 O.M.A.C. #1
Blackhawks #1 Men of War #1 All-Star Western #1
Hier finden sich Figuren des Labels Wildstorm wider, das einst zu Image Comics gehörte, dann jedoch von DC gekauft wurde. Titel wie „Stormwatch“, „Grifter“ oder „Voodoo“ werden hier nun ins reguläre DC-Universum überführt. Interessant: Mit dem Martian Manhunter findet sich ein klassischer DC-Charakter in der ehemaligen Wildstorm-Serie „Stormwatch“ wider. Außerdem öffnet man sich mit „Allstar Western“ auch einem völlig anderem Genre.
Young Justice
Teen Titans #1 Static Shock #1 Hawk & Dove #1
Blue Beetle #1 Legion of Super Heroes #1 Legion Lost #1
Mit Young Justice sind wir dann wieder im klassischen DC-Bereich angekommen. Hier finden sich vor allem die Nachwuchshelden wieder. Die „Teen Titans“ und die Legion der Superhelden dürften bekannt sein. Im Auge behalten werde ich hier auf jeden Fall auch „Blue Beetle“. Wirklich Großartiges erwarte ich in diesem Block aber ehrlich gesagt nicht.
Soviel zu der Titelübersicht, wie sie sich bislang gestaltet. In den nächsten Tagen werde ich noch einen zweiten Nachtrag-Blog schreiben, der dann neue Infos enthält, die geradezu fließbandartig über uns hereinbrechen. Aber es ist ja auch nicht mehr lange, bis die ersten neuen Titel erscheinen. Auf die ersten Reviews darf man gespannt sein.
Alle Grafiken (c) the Source (http://dcu.blog.dccomics.com)
DC-Relaunch - Nachtrag (2/2)
31. August 2011Eines muss man DC Comics ja lassen. Die Marketingkampagne hat voll eingeschlagen, auch bei mir (dem ein oder anderen dürfte es aufgefallen sein). In DCs Hausblog the Source wurden in den letzten Tagen beinahe stündlich neue Eintragungen vorgenommen, im TV liefen die Werbespots und nahezu jede relevante Zeitung hat über mehrere Seiten berichtet. Man kann zusammenfassen: Der Relaunch ist in aller Munde.
Hype! Hype! Hype!
Wie nervös man im Hause DC Comics gerade ist, zeigt folgende Anekdote, die Autor Geoff Johns gestern gepostet hat: Beim Check-In vor seinem Flug nach New York war er so durcheinander, dass er sein Gepäck aufgegeben hat, obwohl dies als Handgepäck durchgegangen wäre. In NY eingetroffen, ist natürlich sein Koffer verschollen. Panik bricht aus. Auf seinem Laptop liegt schließlich das Script für den zweiten Storyarc seiner Justice League-Serie. Tiefes Durchatmen, dann Erleichterung. Der Laptop ist Im Rucksack, der auf seinem Rücken. Alles wird gut.
In New York hatte Johns einen wichtigen Termin. Um Mitternacht öffnete heute schlie8lich ein großer Comicshop am Broadway (über 50 andere taten es ihm gleich) um das erste Heft der neuen Justice League an die Leser zu bringen. Dort müssen Zustände geherrscht haben, wie man sie in Deutschland lediglich bei der Veröffentlichung eines neuen Harry Potter-Bandes kennt. Die Bilder auf DCs Facebook-Seite sprechen Bände.
Inhaltliche Weichenstellungen
Einen echten Scoop landete dieser Tage die New York ost als sie die ersten sechs Seiten der neuen Batgirlserie veröffentlichte. Während ich im letzten Blog noch spekuliert habe, dass alte Storys, die weiter zur Kontinuität gehören sicher per Rückblenden eingebunden werden, sehen wir hier nun dass man es im Falle von ‚a killing Joke‘ tatsächlich genau so löst...aber wie auch sonst. Wer die Serie noch lesen möchte und sich nicht die Spannung verderben will, sollte folgenden Link geflissentlich meiden.
Das Fanboyherz geht sicher nicht nur mir auf, wenn er Zeichnungen wie die folgende sieht, die sicherlich bald in die Geschichte des Superheldengenres eingeht. Ladys an Gentlemen, Sie sehen hier das erste Aufeinandertreffen von Superman und Batman in Justice League #1.
Quelle the Source (http://dcu.blog.dccomics.com/)
Bei der Übersicht über die neuen Serien die ich im letzten Blog vorgestellt habe, hat manch einer sicher einige alte Bekannte vermisst: Die Justice Society of America hat bislang keine neue Serie erhalten. Dies wird sich zeitnah wohl auch ändern, könnte aber zu leichten Problemen führen. Zum Hintergrund: Die alte Justice Society versammelte die alte Garde der Superhelden. Jene die in den Vierziger Jahren des 20. Jahrhundert den GIs im Krieg den Rücken gestärkt haben. Das dies zu Problemen mit der neuen Kontinuität im DC-Universum führt, dürfte jedem klar sein, der meine letzten Blogs gelesen hat. Superhelden gib es demnach erst seit wenigen Jahren, deutlich nach 9/11 auf der Erde. Wie kann es dann schon eine Heldengeneration während des zweiten Weltkriegs gegeben haben? - DC löst dieses Problem durch die Einführung einer zweiten Realität. Auch das gab es schon einmal unter dem Namen „Erde 2“. Mit etwas zeitlicher Verzögerung soll diese Erde einen Relaunch erfahren. Damit wäre auch das gute alte Multiversum (sollte das unklar sein, kann ich das gern in einem weiteren Blog weiter ausführen) wieder da.
Kommerzieller Erfolg
Dass der Relaunch kommerziell ein Erfolg zu werden scheint, belegen die Vorbestellzahlen. Kurz vor Ende der Vorbestellfrist hat Justice League #1 die Marke von 200.000 verkauften Exemplaren überschritten und dürfte damit zum erfolgreichsten Superheldencomic des Jahres werden. Sechs weitere Titel (Action Comics, Green Lantern, Superman, Flash, Detective Comics und Batman) hatten zu diesem Zeitpunkt, Mitte letzter Woche, die 100.000er-Grenze überschritten, Aquaman lag knapp davor. Man darf gespannt sein, wie die endgültigen Zahlen aussehen werden. Fakt ist jedoch jetzt schon, dass es für den ewige Konkurrenten Marvel Comics in diesem Monat eng werden könnte, überhaupt einen Titel in den Top10 zu platzieren. Denn selbst eher randständige DC-Serien sollen ihre Verkaufszahlen mehr als verdoppelt haben. Und während ich diese Zeilen schreibe habe ich nun auch tatsächlich die offizielle Nachricht gelesen, dass Justice League #1 ausverkauft ist und es eine zweite Auflage geben wird.
Es bleibt abzuwarten, wie lange dieser Erfolg anhält.Ich wünsche DC alles Gute und freue mich derweil auf meine Lieferung von #1-Heften zum Ende des Monats :-)
Gerade gesehen: Melancholia
11. Oktober 2011Zunächst Bombast. Musik von Wagner, dazu schier überwältigende Bilder eines kosmischen Zusammenpralls zweier Planeten, immer wieder unterbrochen von Zeitlupenaufnahmen eines zusammenbrechenden Pferdes, einer durch Spinnweben watenden Braut, einer Sonnenuhr, die zwei Schatten wirft. Der Untergang ist nah, so viel steht fest. Schnitt. Es bedarf schon besonderer Chuzpe darauf eine Slapstickszene folgen zu lassen, in der sich eine Stretchlimo eine enge Serpentine hinauf quält, immer wieder stoppt, zurück setzt, einlenkt, weiterfährt, stoppt, ...
Protagonistin des ersten Teils von Melancholia ist die unter Depressionen leidende Braut Justine (Kirsten Dunst). Von ihrer Krankheit merkt man zu diesem Zeitpunkt noch nichts, sie wirkt ausgelassen, als sie mit ihrem Mann Michael (Alexander Skarsgard) auf dem Rücksitz der viel zu langen Limousine turtelt. Auf dem Empfang ihrer Hochzeit angekommen, verdüstert sich ihre Stimmung jedoch zusehends. Es ist ihre Schwester Claire (Charlotte Gainsbourg) die sie aufzubauen versucht, die die Party in Gang hält, die die Spannungen in der Familie schlichtet. Nach Justines Zusammenbruch am nächsten Morgen ist sie es, die sie pflegt, sie in ihre kleine Familie aufnimmt. Vom Weltuntergang ist noch nicht viel zu spüren. Die Hochzeitsgäste feiern ausgelassen, auf die drohende Katastrophe deutet lediglich ein roter Punkt am Nachthimmel hin. Und Justines eigenartiges Verhalten. Die bislang erfolgreiche Werberin schafft es in dieser Nacht, ihren Job zu verlieren, ihre Familie gegen sich aufzubringen, ihren frisch gebackenen Ehemann zu vergraulen und als Wrack zurück zubleiben.
Und so ist es auch Claire, die zur Protagonistin des zweiten Teils wird und die Katastrophe in die Handlung zieht. Ob er sich sicher sei, dass der Planet die Erde verfehlt, fragt sie ihren Mann John (Kiefer Sutherland). Natürlich, die Wissenschaftler hätten das doch eindeutig berechnet, beruhigt dieser. Im Internet liest sie jedoch von gegenteiligen Theorien: nachdem der gewaltige Planet Melancholia die erde einmal knapp verfehlt, werden beide durch ihre Anziehungskraft im zweiten Anlauf doch auf einander prallen. Hat Claire gerade noch ihre kranke Schwester gepflegt, so kann man nun förmlich dabei zusehen, wie sie angesichts der Angst vor dem Tod altert und schwächer wird. Es sind die Tiere, die rumorenden Pferde im Stall, sowie die unruhigen Vögel am Himmel, die andeuten, dass es zu Ende geht. Und es ist Justine deren Fatalismus im Angesicht des Untergangs sie immer mehr vom Leben entfremdet, dabei aber immer stärker und souveräner macht. Sie ist es auch, die ihrem Neffen kurz vor dem Ende eine Zauberhöhle baut um darin ihn und ihre Schwester an die Hand zu nehmen, zu beruhigen und dem Tod entgegen zu gehen. Sie, die durch die Depression vermutlich ihr Leben lang den Tod vor Augen hatte, scheint hier plötzlich die Einzige zu sein, die einen kühlen Kopf behält.
Es ist gerade dieser zweite Teil, der Melancholia zum Erlebnis macht. Während der Film im ersten Teil durchaus mit einigen Längen zu kämpfen hat, entwickelt er sich hier zum Kammerspiel das seinen Fokus auf die gegensätzliche Entwicklung der Schwestern richtet. Beide Darstellerinnen spielen hier brillant auf, den Preis für die beste Schauspielerin in Cannes hätte Gainsbourg sicher genauso zugestanden wie Dunst. Von Trier entwickelt die Katastrophe in einer bedrückenden Stille, die lediglich von einem latent ansteigenden grollen gestört wird. Natürlich ist sich der Zuschauer von Anfang an der Unausweichlichkeit der Katastrophe bewusst. Doch ist es erst Wagners Musik, die sich in das immer lauter werdende Grollen mischt und endgültige Gewissheit schafft. Nie hat das Kino den Weltuntergang gleichzeitig so grausam direkt und subtil verspielt dargestellt. Am Ende ist dann absolute Stille.
Bilder. (c) http://www.melancholia-derfilm.de
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