DVB-T in Deutschland. Aber nicht so richtig, bitte.

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25. März 2011

Seit 2003 ist digitales Fernsehen in Deutschland per Antenne zu empfangen. So richtig durchgesetzt hat sich der Standard bis heute nicht. Die Probleme sind dabei hausgemacht.



Gerade einmal durchschnittlich 10% der Haushalte in Deutschland nutzen das digitale Antennenfernsehen. Lediglich eine statistische Größe, die in der Realität weit abweicht. So liegt die Akzeptanz in den neuen Ländern außerhalb der Ballungsräume Berlin und Leipzig zwischen 3-4%, in den Ballungsräumen Westdeutschlands erreicht das „Überallfernsehen“ dagegen zweistellige Werte, in der Spitze bis 18%. Ein Kausalschluss zum Angebot an empfangbaren Programmen liegt dabei nahe.

RTL-Gruppe: „Nicht mit uns.“

So stoppten die beiden großen privaten Sendergruppen in Deutschland, RTL und ProsiebenSat1, die Verbreitung ihrer Programme in den seit 2005 neu-erschlossenen Gebieten. Ausnahmen bilden lediglich Leipzig, Stuttgart und Hamburg, wo auch nach 2005 noch private Kanäle on Air gingen. Das Ergebnis ist eine Zweiteilung des Landes: Programmvielfalt in den Ballungsräumen, relative Monotonie und Langeweile in der Fläche.
Grund dafür ist, wie sollte es auch anders sein, das liebe Geld. Während die Landesmedienanstalten die Neuversorgung mit Programmen zum Start noch finanziell unterstützten, mussten diese Zahlungen nach einer Klage der Kabelnetzbetreiber 2007 eingestellt werden. Die Privaten reagierten mit einem Stopp der Verbreitung.

Halbherzigkeit bei ARD/ZDF

Man sollte meinen, die Öffentlich-Rechtlichen könnten diese Lücke für sich nutzen. Doch weit gefehlt: Auch hier fehlen offenbar die Ambitionen den neuen TV-Standard zu unterstützen. Regional unterschiedlich gibt es in diesem Bereich neben den beiden Muttersendern nur eine kleine Auswahl ihrer Digitalprogramme. Daneben eine Hand voll Dritten, sowie die Spartenkanäle Phoenix, 3Sat und Kika. Es stellt sich Frage, weshalb man das Format nicht nutzt um seine Ditalkanäle einer größeren Öffentlichkeit zu nutzen. Warum muss sich etwa der mit viel Getöse (und einer Menge Geld) gestartete Sender ZDFNeo hier in Thüringen einen Kanal mit dem KiKa teilen? - Am Programm kann es nicht liegen, das muss sich nicht verstecken. Warum kann man den hauseigenen Nachrichtenkanal EinsExtra gar nicht empfangen?
Auf Anfragen bei den Sendern mit einem Standardtext geantwortet: Aus technischen Gründen würden derzeit nicht genügend freie Sendeplätze zur Verfügung stehen. Weshalb nun aber in manchen Ballungsräumen 16 oder mehr Programmplätze drin sind, in dünner besiedelten Gegenden  jedoch nur zwölf erschließt sich mir nicht.

HDTV? - Warum denn...

Nun will ich nicht meckern. Ich vermisse nichts, fühle mich durch die vorhandenen Programme durchaus gut versorgt, doch wundert man sich schon, wenn man sieht dass die Sportschau eigentlich in HD ausgestrahlt wird, man selbst aber einem unscharfen, krieseligen Bild Vorlieb nehmen muss. ARD, ZDF, Arte, sowie der für Filmfreunde sehr interessante Kanal EinsFestival strahlen ihr Programm über Kabel und Satellit in HD aus, über DVB-T jedoch nur im herkömmlichen Format. Grund dafür ist erneut das Fehlen von Kanälen. Heisst es. Natürlich haben HD-Programme eine höhere Bandbreite als herkömmliche Programme. Um diese übertragen zu können müssten deshalb mehrere Kanäle gebündelt werden, womit der Platz eng würde. Erneut stellt sich aber die Frage, wo sie denn geblieben sind, die Kanäle. Unsere europäischen Nachbarn sind uns da weit voraus. In Skandinavien und England ist HDTV per Antenne nichts Ungewöhnliches. Bis es bei uns soweit ist, wird es wohl noch ewig dauern.

Fazit
Das Antennenfernsehen hat bis heute bei Weitem nicht den Verbreitungsgrad erreicht, der bei seiner Einführung angestrebt wurde. Die Gründe dafür liegen letztlich in seiner mangelnden Attraktivität. Und genau hier beißt sich die Katze in den Schwanz: DVB-T wird in Deutschland nicht der Durchbruch gelingen, solange die Betreiber keine Wagnisse eingehen. Wenn Investitionen wegen des geringen Verbreitungsgrades gescheut werden, wird sich dieser nicht erhöhen. Und wenn sich der Verbreitungsgrad nicht erhöht, werden auch keine Bestrebungen eingeleitet, Vielfalt und technik auf den aktuellen Stand zu bringen. Ein wahrer Teufelskreis.
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Kommentare

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Tja... und ein anderes Spiel im Kabelnetz... Wer bitte braucht Heutzutage z.B. noch die 30 bis 40 analogen Kanäle? Die sollen das Analog-TV endlich abschaffen und so Platz für mehr HD-Sender schaffen. Tja und mit dem DVB-T vermute ich mal das da noch was ganz anderes dahinter steckt ;D ich denke mal das es dort irgendwo geheime Absprachen mit Kabelnetzbetreibern und TV-Sendern gibt und es wiedermal ums Geld geht. Denn bei dem öffentlich rechtlichen TV ist es ja so das der Staat uns mit TV über Antenne versorgen muss. Dafür zahlen wir ja zwangsweise auch. Die Privaten treiben ihr Geld ja anders ein. Einerseits belästigen sie uns mit fast viertelstündlicher Werbung anderseits haben sie sicher auch Einnahmen durch die ganzen Kabelnetzbetreiber und Satbetreiber. Würde man nun in Deutschland ganz flächig alle Deutschen Sender über DVB-T zur Verfügung stellen was sicher auch machbar wäre, dann wäre das für viele Unternehmen sehr schlecht ;) Denn überlegt doch mal! So ziemlich jeder Flachbild TV kann DVB-T oder gar DVB-T2 (HD-Empfang möglich). Wäre das DVB-T Angebot nun genauso gut wie über Sat oder Kabel dann würde Niemand mehr Kabel oder Sat nutzen. Es wäre doch auch zu schön um wahr zu sein ^^ einfach eine Mini-Antenne oder ein Bilderrahmen mit DVB-T-Antenne neben den TV Gestellt und man hätte alle TV-Sender die man braucht. Das wäre Klasse. Außerdem würden die ganzen hässlichen Sat-Antennen die so manches Stadtbild verschandeln weg. Aber RTL und Co. würden dann die Einnahmen der Kabelnetz und Satbetreiber verlieren. Kabelnetzbetreiber würden Pleite gehen weil Kabel Niemand mehr braucht, desweiteren würden HD-Kabel oder Sat-Receiver-Hersteller viel weniger Umsätze machen wenn Niemand mehr einen externen Zusatzzwangsempfänger des Kabelnetzbetreibers oder einen Satempfänger braucht da ja fast alle TVs DVB-T integriert haben und die Programme auch so empfangen würden. Daher wird DVB-T und DVB-T2 meiner Meinung nach nie eine Chance haben weil sich damit ganz einfach kein Geld verdienen lässt.
home-cinema-freak-steve
27.03.2011 um 11:59
#3
Schöner Beitrag, prima :)
Hitty
26.03.2011 um 21:05
von Hitty
#2
Naja, soweit würde ich gar nicht gehen. Meines Erachtens nach würde es schon eine große Aufwertung bedeuten, wenn zumindest die großen Privaten dazu kämen und ARD, ZDF, Arte und EinsFestival endlich auf HD umstellen.
meine wenigkeit
26.03.2011 um 16:54
#1

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