Kaiju Sommer 2017: Gamera Special #1
Kaiju Sommer 2017
Gamera Special 1965 - 1967
Mein zweiter Blog in der Kaiju Sommer Reihe widmet sich vollständig der sechzig Meter großen Monsterschildkröte Gamera, die im Jahr 1965 seinen ersten Auftritt feierte und von Regisseur Noriaki Yuasa als Konkurrenz Franchise zu Godzilla inszeniert wurde.
Mit der Gamera Legacy Collection des Labels Cult-Movie Entertainment habe ich das Glück, fast alle Gamera Filme in dieser Spezialreihe besprechen zu können. Ich hoffe, diese vergleichsweise weniger bekannten Kaiju Klassiker wecken ebenfalls euer Interesse.
Achtung: Die Filmbesprechungen enthalten Spoiler!
Im Rahmen einer zoologischen Expedition in der Arktis werden Dr. Hidaka und sein Team Zeugen der Schrecken des kalten Kriegs. Ein nicht identifiziertes Flugzeug wird von Jägern der US Air Force abgeschossen. An der Absturzstelle kommt es zu einer atomaren Explosion. Das Eis bricht und das Monster Gamera kriecht an die Oberfläche. Es versenkt einen nahen Eisbrecher der japanischen Streitkräfte und verschwindet im Meer. Die Forscher erfahren von den Eskimos, dass es sich um ein legendäres Monster handelt und erhalten von ihnen einen alten Stein, dessen Piktogramme von der Riesenschildkröte berichten. Einige Tage später wird Gamera an der Küste Hokkaidos gesichtet. Gamera wird zur Bedrohung für Japan und Professor Murase wird zugezogen. Als das Monster in der Nähe eines Geothermie-Kraftwerks gesichtet wird, versuchen sie es mit Starkstrom und Panzerbeschuss kleinzukriegen, letztlich nähren sie die Kreatur jedoch lediglich mit der Energie. Für ihren neuen Plan setzen die Wissenschaftler daher auf den Prototypen einer Kältebombe und es gelingt ihnen, das Wesen hilflos auf seinen Rückenpanzer zu stürzen. Trotzdem kann Gamera entkommen. Mit vier Düsen in seinem Panzer fliegt er in einem Feuerwirbel wie ein Feuerwerkskörper davon, bei Berichten von leuchtenden unbekannten Flugobjekten auf der ganzen Welt handelt es sich daher eigentlich um Gamera. Als sich die Kreatur in der Bucht von Japan versteckt, sind Fluten und die Ausrottung der Fischbestände im Pazifik die Folge. Operation Z ist die letzte Hoffnung des japanischen Militärs. Als die Riesenschildkröte Tokio zerstört, legen die Wissenschaftler einen Ölteppich bis zur Insel Oshima und setzen diesen in Brand. Gamera folgt der Spur der feurigen Energie und lässt sich bis auf ein Raketensilo locken. Das Monster wird in die Kuppel der Rakete eingeschlossen und auf den Mars geschossen.
Gamera - Frankensteins Monster aus dem Eis aus dem Jahr 1965 erfuhr erst im Jahr 2011 seine deutsche Erstveröffentlichung durch das Label Cult-Movie Entertainment, die eigens für dieses Release eine deutsche Synchronfassung anfertigen ließen. Die Tonspur orientiert sich dabei stark an der Synchronarbeit von Science Fiction und Horror Klassikern aus den 50er und 60er Jahren und klingt sehr authentisch. Regisseur Noriaki Yuasa entschied sich, den Film nicht in Farbe zu drehen, um seine Effekte durch das schwarz/weiße Bild besser kaschieren zu können. Die Entscheidung ist Gold wert, denn der Look macht den Streifen neben seinen naiven Dialogen umso charmanter. Der Film bietet reichlich Miniatur- und Zerstörungseffekte mit ordentlichem Unterhaltunswert, ganz auf dem Niveau der Toho Produktionen seiner Zeit ist die Effekttechnik jedoch nicht. Die kurze Laufzeit von nur 76 Minuten ist komplett auf Action ausgerichtet und mit dem Jungen Toshio gibt es eine Identifikationsfigur für die kleineren Zuschauer, die glücklicherweise nicht nervt, aber auch nicht viel zum Film beizutragen hat. Die DVD präsentiert ein qualitativ solides Cinemascope Bild, kurioserweise zeigen sich allerdings im ersten Akt seitlich eingefügte japanische Untertitel, die glücklicherweise keineswegs stören. Möglicherweise handelte es sich hier schlicht um die beste Mastervorlage für diese Szenen. Im Vergleich sehen die Master der Kaiju Classics Titel von Anolis allerdings besser aus. Zudem wird ein interessantes Intro mit Jörg Buttgereit und Bodo Traber geboten.
Die Fortsetzung ersten Gamera Films erhielt unter dem Titel Godzilla - Der Drache aus dem Dschungel im Jahr 1967 eine deutsche Kinoauswertung und wurde als Produkt seines größten Konkurrenten vermarktet. Gamera wurde in Barugon umgetauft und Barugon wurde als Godzilla betitelt, was die Synchronfassung etwas verwirrend gestaltet. In meiner folgenden Zusammenfassung der Handlung werde ich die Monster daher mit ihren korrekten Namen ansprechen.
Der Film knüpft mit einem kurzen Rückblick direkt an seiner Vorgänger an und zeigt, wie Operation Z durch den Einschlag eines glühenden Meteors in die Kuppel der Rakete scheitert und Gamera auf die Erde zurückkehrt. Er zerstört die Kurobe Talsperre, um seinen Hunger nach Energie zu stehlen und fliegt darauf zu einem ausbrechenden Vulkan.
Zwischenzeitlich lernt der Zuschauer den Piloten Keisuke Hirata kennen. Er hat seinen Job in Osaka gekündigt, um sich an einer Expedition seines Bruders zu beteiligen. Ichiro hat während des zweiten Weltkriegs einen riesigen Opal auf Neuguinea entdeckt, den er nicht bergen konnte, weil er in Kriegsgefangenschaft geriet. Keisuke soll ihn auf diesem Abenteuer wegen einer Gehbehinderung vertreten und wird vom Bootsoffizier Kawajiri und dem zwielichtigen Onodera begleitet. Die Männer heuern mit gefälschten Papieren auf der Awaji Maru an, um auf die Insel zu gelangen. Sie ignorieren alle Warnungen der Eingeborenen und setzen sich den Gefahren des Dschungels aus, um das Tal des Regenbogens zu finden. In einer Höhle finden sie den Opal, Kawajiri stirbt jedoch am Stich eines Skorpions. Onodera bemächtigt sich des Steins und bringt die Höhle mit einer Handgranate zum Einsturz. Der Ganove hält Keisuke für tot und flüchtet. Er überlebt jedoch und wird von den Eingeborenen versorgt. Die Forscher Dr. Matsushita und seine Assistentin Karen erfahren von seinem Unglück und erklären, dass es sich bei der Diebesbeute nicht um einen Edelstein handelt sondern um das Ei des Monsters Barugon. Onodera ist inzwischen auf die Awaji Maru zurückgekehrt und setzt seinen Schatz versehentlich infraroter Strahlung aus. Im Hafen von Kobe schlüpft das Monster aus seinem Ei, versenkt das Schiff und richtet große Zerstörung an. Barugon zieht weiter nach Osaka und kann vom Militär nicht aufgehalten werden, da die Bestie aus der Spitze seiner langen Zunge seine Umgebung mit einem Kältestahl zu vereisen vermag. Die Taktik, das Wesen aus der Ferne mit Raketen zu bombardieren, scheitert ebenfalls, da es seine entfernten Gegner mit einem Energiestrahl in der Form eines Regenbogens auslöschen kann. Der Regenbogen lockt jedoch das energiehungrige Monster Gamera an, welches chancenlos gegen den Kältestrahl Barugons bleibt und gelähmt zurückbleibt. Keisuke ist inzwischen mit Karen in Japan angelegt. Die Inselbewohnerin informiert die Behörden, dass Barugon als Landtier im Wasser hilflos ist und sterben wird. Als Lockmittel nutzen sie einen riesigen Diamaten, den sie mit infraroter Strahlung anreichern. Der Edelstein ruft jedoch den gierigen Onodera erneut auf den Plan, der das Schmuckstück stehlen kann, bevor die Falle für Barugon zuschlägt. Seine Habgier rächt sich allerdings, denn auf der Flucht wird er samt des Diamanten von der Riesenechse verschlungen. Ihr neuer Plan, den Regenbogen des Monsters gegen das Geschöpf zu reflektieren, scheitert ebenfalls. Nur Gamera kann die Bestie noch bezwingen.
Gamera gegen Barugon - Frankensteins Drachen aus dem Dschungel aus dem Jahr 1966 ist ein vergleichsweise erwachsener Monsterfilm, eingebettet in einer spannende Abenteuergeschichte. Im Gegensatz zum Vorgänger handelt es sich bei dem Kaiju Klassiker von Regisseur Shigeo Tanaka um einen Farbfilm, der neben unterhaltsamen Monster- und Zerstörungseffekten mit einen erstklassigen und wendungsreichen Rahmenhandlung ohne infantile Beiwerke punktet. Insbesondere die Nutzung echter Feuereffekte, unter anderem für dem Atem des Monsters, sowie ein paar farbig blutende Wunden sind positiv hervorzuheben. Die Miniaturen und Monsterkostüme sind charmant, auch wenn bei der gegebenen Konstellation irgendwann auffällt, dass sich beide Monster häufig nicht auf Hinterläufen sondern auf Knien bewegen. Man sollte sich besser nicht fragen, ob die Darsteller ihrer Gage oder einem seltsamen Fetisch folgen. Zudem ist die Regenbogen-Attacke wirklich kurios. Die Bildqualität der DVD überzeugt und die Fehlstellen der deuschen Kinosynchronisation wurden nachsynchronisiert. Der Unterschied ist natürlich deutlich hörbar, das Ergebnis ist jedoch vollkommen in Ordnung. Ein interessantes Intro mit Jörg Buttgereit und Bodo Traber wird erneut geboten.
Ein Ausbruch des Fujiyama befreit das Monster Gamera. Im Eruptionsgebiet befindet sich eine Baustelle für eine geplante Schnellstraße, der Vorarbeiter Shiro Tsutsumi muss sich jedoch mit wütenden Anwohnern herumschlagen, die ihre Häuser nicht verkaufen wollen und sogar bereit sind, die Baracken der Bauarbeiter zu zerstören. Im Chaos bemerken die Arbeiter ein grünes Leuchten in den Bergwäldern. Gleichzeitig trifft der Junge Eichi Kanamura ein Reporter auf einem Wanderweg, der sich mit Bildern von Gamera einen Namen möchte. Gemeinsam folgen sie dem grünen Leuchten bis in eine Höhle. Ein kleines Beben versetzt den Mann jedoch in Panik. Er lässt den Jungen zurück und flieht ins Freie, wo er vom fledermausartigen Monster Gaos verschlungen wird. Eichi wählt einen anderen Ausgang, durch ein weiteres von Gaos ausgelöstes Beben bleibt sein Bein jedoch unter einem Felsen steckt. Seine letzte Rettung ist das Auftauchen von Gamera. Die Bauarbeiter werden Zeuge des Kampfes und sehen, wie die Bestie den Jungen auf seinen Schildkrötenpanzer klettern lässt und ihn bis in die Kleinstadt in Sicherheit bringt. Mit der Hilfe eines Riesenrads rettet Shiro das Kind vom Rücken der Kreatur. Der Zoologe Dr. Aoki stellt in einer Besprechung mit der Regierung fest, dass Gaos über eine gegabelte Wirbelsäule verfügt, die wie eine Stimmgabel funktioniert und es dem Wesen ermöglicht, gefährliche Überschallstrahlen zu erzeugen. Es wurde ebenfalls durch vulkanische Kettenreaktionen erweckt und das grüne Licht scheint Ausdruck seiner Empfindungen wie beispielsweise Hunger zu sein. Die versuchen, die grün erleuteten Wälder mit einem Kampffluggeschwader zu bomabardieren, die Bestie zerlegt die Maschinen jedoch problemlos mit seinen Schallstrahlen. Durch den Zwischenfall mit Goas ist das Bauprojekt gefährdet und die Dorfbewohner fürchten, sie haben durch das Herauszögern des Verkaufes möglicherweise verzockt. Eichi gibt den Behörden einen wichtigen Hinweis: Die Fledermaus zeigt sich nur in der Nacht. Mit zahlreichen Scheinwerfern beobachten sie die nächtlichen Wälder und schlagen mit Artelleriefeuer zu, als das Monster gesichtet wird. Gaos fegt seine Angreifer jedoch mit gewaltigen Winden hinfort, die er mit seinen Flügeln erzeugt. Das Monster zieht weiter nach Süden und richtet neue Zerstörung an, bis Gamera ihn erneut angreift. Die Schildkröte hält die Bestie fest im Griff als die Sonne über dem Hafen aufgeht und der Kopf der Fledermaus zu glühen beginnt. Gaos schlägt in Panik wild um sich und kann sich schließlich erst befreien und fliehen, als er zwei Klauen seiner eigenen Hinterläufe mit seinen Ultraschallstrahlen abtrennt. Die Klauen werden aus dem Hafenbecken gezogen und zur Untersuchung in ein medizinisches Labor gebracht. Die Überreste sind bereits unter dem Einfluss von Tageslicht geschrumpft und Dr. Aoki stellt fest, dass die Kreatur keine ultravioleten Strahlen verträgt. Da ihnen die Technologie für eine Strahlenwaffen in erforderlicher Größe nicht zur Verfügung steht, planen sie, Gaos in der Nacht anzugreifen und ihn festhalten, bis die Sonne aufgeht. Sie wollen ihn mit einer rotierenden Plattform aus dem Gleichgewicht bringen, um diesen Plan zu realisieren. Operation Rotor sieht vor, ihn mit einem Brunnen anzulocken, die eine künstliche Flüssigkeit versprüht, die nach Blut riecht und schmeckt. Die Motoren der Plattform überhitzen jedoch, der Rotor verlangsamt sich und Gaos entkommt erneut. Eichi beobachtet, wie das Wesen auf der Flucht ein Feuer mit einem körpereigenen Gas löscht und berichtet seine Großvater, dem Bürgermeister, von einem neuen Plan. Ein Waldbrand müsste das Monster aufscheuchen und gleichzeitig den energiehungrigen Gamera anlocken. Denn Gamera ist die letzte Chance, mit Gaos fertig zu werden.
Für Gamera gegen Gaos - Frankensteins Kampf der Ungeheuer aus dem Jahr 1967 kehrt Noriaki Yuasa auf Regiestuhl zurück und setzt mit dem neunmalklugen Eichi erneut auf eine Identifikationsfigur für die jungen Zuschauer, auch wenn der kleine Junge, der stets die richtigen Ideen mit sich führt, irgendwann tatsächlich etwas nervig ist. Effekttechnisch ist der Streifen dagegen weniger kindgerecht, denn neben tollen Miniatur-, Feuer- und Zerstörungseffekten fließt reichlich buntes Monsterblut einschließlich der abgetrennten Klauen von Goas, der zudem eine recht düstere Kreatur abgibt, welche alle Eigenschaften des klassischen Vampirs besitzt. Die Rahmenhandlung ist gut erzählt und dient in erster Linie der eigentlichen Monstergeschichte. Der gesamte Aufbau wirkt sehr stimmig und harmonisch, auch wenn Operation Rotor einen unnötig komplizierten Eindruck erweckt. Die DVD von Cult-Movie Entertainment bietet eine gute Bildqualität und wie der vorherige Titel eine integrale deutsche Synchronfassung, in der Fehlstellen der deutschen Kinovertonung nachsynchronisiert wurden. Ein sehenswertes Intro mit Jörg Buttgereit und Bodo Traber ist wie gewohnt ebenfalls enthalten.
Bewertung | |
Gamera - Frankensteins Monster aus dem Eis | 8/10 |
Gamera gegen Barugon - Frankensteins Drachen aus dem Dschungel | 8/10 |
Gamera gegen Gaos - Frankensteins Kampf der Ungeheuer | 9/10 |
Ich hoffe, meine Blogreihe stößt weiter auf euer Interesse. Die Kaiju Sommer Reihe wird natürlich fortgesetzt. Schreibt mir gerne einen Kommentar mit eurer Meinung. Ich würde mich freuen.
Wir lesen uns.
Kaiju Sommer 2017
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