Code Blue - Mediabook Close Up #29

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14. November 2012
Code Blue (Kino Kontrovers Collection)
 
In meinem heutigen Close Up möchte ich euch den kontroversen niederländischen Film "Code Blue" im Kino Kontrovers Mediabook vorstellen.

    

Marian ist Nachtschwester auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Mit besonderer Sorgfalt und Hingabe widmet sie sich den Patienten und opfert ihnen mehr Zeit, als es in einem modernen Gesundheitsbetrieb eigentlich üblich ist. Auf den ersten Blick wirkt sie fast wie eine Heilige, doch hinter ihrer Fassade ist Marian eine sozial gestörte, vereinsamte Frau in den Vierzigern. Mit sozialer Interaktion ist sie nicht vertraut, kaum fähig ein Gespräch zu führen. Mit Gesellschaft ist sie schlicht überfordert. Sie lebt aus Umzugskartons, ihre Wohnung wirkt so steril wie das Krankenhaus und so leer wie ihr Leben. Sie ist körperlich wie seelisch abgemagert. Die Nähe zu ihren todkranken Patienten gibt ihr das Gefühl von wahrer Intimität. Dabei geht Marian so weit, dass sie den Todkranken Sterbehilfe leistet. Der intime Moment, in dem einer ihrer Patienten in ihren Armen stirbt, kommt für Marian fast einem sexuellen Akt gleich. Die scheinbare Erlösung des todkranken Menschen dient aber nur dem Selbstzweck, für einen Moment die Leere in der Seele der Krankenschwester zu füllen. Dass es ihr nicht um die leidenden Menschen geht, zeigt sich besonders, als ein Patient erfolglos versucht um sein Leben zu kämpfen, Marian ihm den Tod jedoch blutig aufzwingt.

Der Code Blue zeigt an, dass ein Patient reanimiert werden muss, gleichzeitig symbolisiert er aber auch einen Aufschrei gegen das leere Leben von Marian. Ihre Sehnsucht nach Nähe, Sinn, Hingabe und Erlösung nimmt teilweise bizarre Züge an. So wird sie Zeugin einer Vergewaltigung in einem Park vor ihrem Haus. Am nächsten Tag findet sie das benutzte Kondom der Vergewaltiger, steckt es ein und lässt das Ejakulat über ihren Körper rinnen, eine nahezu unerträglich abstoßende Szene. Der Zuschauer bemerkt Narben an ihren Beinen, ein möglicher Ursprung ihrer Qualen, doch erfahren wir die Hintergründe nicht. Als sie Konrad kennenlernt, keimt etwas Hoffnung in ihr auf, doch diese enthüllt sich als Trugschluss. Er nutzt ihre Verletzlichkeit aus, demütigt und misbraucht sie. In ihrer Verzweiflung begeht Marian einen Selbstmordversuch.



"Code Blue" ist ein häßlicher und abstoßender Film, die unglaubliche Kunstfertigkeit, mit der er gedreht wurde, lässt mich jedoch ziegespalten zurück. Der Film ist eine Momentaufnahme des Seelenzustandes von Marian, der es schafft, trotz seiner kontrovers expliziten Darstellung von Tabus - seiner Abgründe, durch die einzigartige Komposition in Bild und Ton eine Art Poesie zu vermitteln. Die polnische Regisseurin Urszula Antoniak provoziert mit Themen wie Euthanasie, Selbstmord, Vergewaltung, Masturbation und Sadomasochismus, die Sichtung des Filmes sollte daher gut überlegt sein.

Das Kino Kontrovers Mediabook ist gewohnt gut verarbeitet und ist trotz seines festen FSK Aufdruckes sehr ansehnlich, da das Logo so ansprechend wie eben möglich in das Artwork eingebunden wurde. DVD und Blu-ray sind im Stecksystem im Mediabook befestigt und enthalten den Hauptfilm sowie Bonusmaterial. Das Bonusmaterial umfasst einen Kurzfilm der Regisseurin, Interviews mit der Regisseurin und der Hauptdarstellerin, ein alternatives Ende sowie einen Trailer. Auf der anderen Seite befindet sich das umfangreiche Booklet mit einer hochinteressanten Besprechung des Filmes sowie Bildern.



Das Bild der Blu-ray ist zufriedenstellend und in kalten, sterile Farben gehalten, um die Atmosphäre zu unterstreichen. Der Schwarzwert ist ebenso sehr gut. Es wurde häufig mit nur leichter Beleuchtung gedreht, weshalb das Filmkorn gelegentlich etwas wahrzunehmen ist, was mich aber nicht gestört hat.

Der deutsche DTS-HD 5.1 Track klingt auf seine zurückhaltende Weise sehr gut. Der Film enthält vergleichsweise wenige Dialoge und der Ton ist teilweise so minimalistisch, dass man glaubt, die Stille hören zu können. Die bedrückende Atmosphäre des Filmes wäre ohne diesen einzigartigen Audiotrack nicht zu erreichen gewesen und hat mich sehr beeindruckt.

"Code Blue" ist ein Film für eine überschaubare Zuschauerzahl und hat damit seinen Platz in der Kino Kontrovers Reihe redlich verdient. Es ist aber auch ein Film, den ich mir höchstwahrscheinlich nicht noch einmal ansehen werde, da ich zu genau weiß, was mich erwartet. Um des schönen Mediabooks Willen ist der Erwerb für Interessenten aber dennoch durchaus lohnend.



Vielleicht konnte ich trotz der genannten Abscheulichkeiten euer Interesse für diesen etwas anderen Film gewinnen. Wenn nicht, macht das aber nichts. Schreibt mir gerne einen Kommentar mit euren Gedanken zum Titel.

Wir lesen uns.

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Danke für Blog Vorstellung!
Auch auf dieses Mbook habe ich schon lange "ein Auge geworfen" - Zeit, den "Blicken" Taten folgen zu lassen :-).
Cineast aka Filmnerd
15.11.2012 um 09:10
#1

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