Fury - Herz aus Stahl - Kinoreview

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5. Januar 2015
#59

Wie habe ich mich auf diesen Film gefreut. Brad Pitt hatte mir schon als Nazijäger in "Inglorius Basterds" gefallen und auch in den Trailern zu "Fury - Herz aus Stahl" wirkte er wieder sehr toll. Ein wenig Angst hatte ich, dass der Film zuviel (amerikanischen) Pathos hat und Shia LaBeouf, da ich ihn mir nur schwer in einer ernsthaften Rolle vorstellen kann, allerdings kenne ich ihn fast nur aus der Transformers Reihe und in der ist es ja bekanntlich schwer, schauspielerisch zu überzeugen. Und ich hatte auch ein wenig Respekt vor der Schlacht "5 gegen 300". Allerdings wirkte der Trailer so gut, so stimmig, so teilweise mitreißend, dass ich ihn sehen wollte. Und da ich dann noch eingeladen wurde ...



Und um es vorweg zu nehmen, meine Bedenken wurden so gut wie nicht erfüllt, aber der Reihe nach.

Inhalt:
Norman stößt zu der Panzercrew der Fury, bestehend aus Wardaddy, Bible, Gordo und Rattenarsch. Norman ist eigentlich eine gelernte Schreibkraft, wird jetzt aber Richtschütze im Panzer. Nachdem er eingewiesen wurde, macht er die ersten Fehler, sieht die Gräueltaten im Krieg und wird davon echt fertig gemacht. Nachdem die Amerikaner eine Stadt eingenommen haben und eine kleine, naja, nennen wir es mal Lovestory, aufkam, ziehen die Amerikaner weiter. Vier Panzer sollen eine Kreuzung bewachen, die strategisch sehr wichtig ist. Unterwegs werden sie aber von einem deutschen Tigerpanzer angegriffen und nur Fury übersteht die Schlacht. Und somit kommt es zur letzten Schlacht zwischen dem Panzer und ca. 300 Soldaten der Wehrmacht.

filmische Umsetzung:
Und genau vor dieser letzten Schlacht hatte ich ein wenig Angst. Inwiefern es wirklich realistisch ist, dass eine Panzercrew so viele Soldaten niedermetzelt, kann ich nicht beurteilen, wage ich aber zu bezweifeln. Aber zumindest sollte es realistisch sein, dass [SPOILER]die Panzercrew draufgeht (bis auf einen). [SPOILER ENDE]

Angst hatte ich ja auch vor dem amerikanischen Patriotismus. Vorgestellt habe ich mir in etwa, dass Brad Pitt im Todeskampf die amerikanische Flagge hisst und die Nationalhymne anstimmt. Aber das ist nicht der Fall. Ich kann mich irren, aber die amerikanische Flagge ist nicht einmal zu sehen. Auch die Hakenkreuzfahnen wurden nur sehr sparsam eingesetzt und das ist für mich ein Riesenvorteil.
Durch das Auslassen der ganzen Symbole (bzw. deren sparsamer Umgang) macht es die beiden Kriegsgegner austauschbar. Die Gefechte hätten auch woanders stattfinden können. Sehr gut gemacht Mr. Ayer.

Ein weiterer, großer Pluspunkt im Film ist, dass die Amerikaner nicht als die Super-Gut-Menschen dargestellt werden. Sie plündern, sie vergewaltigen, sie fleddern Leichen, sie erschießen deutsche Soldaten, die sich ergeben haben. Und ich denke, dass trifft auch die damalige Realität recht gut.

Was gleich zu einem weiteren Punkt führt, die Brutalität des Filmes. Das fängt schon an, als Norman den Panzer von innen putzen muss und dabei Teile des Gesichtes seines Vorgängers entfernen muss. Oder als die Panzer über eine Straße rollen und in, der durch die Panzer entstandenen Spur, ein Körper liegt, über den immer und immer wieder drüber gefahren wird. Oder als ein Panzer über einen deutschen Soldaten fährt, der im Schützengraben liegt. Oder das ein deutscher SS-Offizier Kinder gehängt hat, weil sie nicht für das Vaterland kämpften. Teilweise ganz schön heftig, wenn man nicht ganz und gar abgestumpft ist.

Weiterhin gefällt mir sehr der dreckige, ja schlammige Lock des Filmes. Alles ist irgendwie sehr "erdfarben" und ich denke auch hier, dass das die Realität recht gut trifft. Krieg ist nicht besonders farbenfroh.

Zum ersten Mal sah ich in einem (Anti-) Kriegsfilm den Einsatz von Leuchtspurmunition. Das hat dem ganzen ein wenig "Star Wars"-Atmosphäre verliehen, aber auch das soll wieder recht nah an der Realität gewesen sein. Wurde teilweise sehr gelobt.


Sehr gut inszeniert fand ich die Panzerschlacht. Ich war anfänglich überrascht, wie viele direkte Treffer ein deutscher Panzer aushält, aber das soll wohl sehr realistisch gewesen sein. Zumindest nach allem, was ich jetzt dazu gelesen habe. Die Panzerschlacht ist einfach gut gemacht.

Sehr heftig und intensiv war der erste "Mord" von Norman, zudem er gezwungen wurde. Wardaddy zwingt ihn mit physischer und psychischer Gewalt zu dem Mord an einem unbewaffneten deutschen Soldaten, während die Truppe um die beiden herum steht.

Es gab noch zwei Sachen, die mich ein wenig ungewiss zurückgelassen haben. Einmal die Geschichte mit den zwei deutschen Frauen. Norman bekommt das Angebot, Emma ins Schlafzimmer zu nehmen, bevor es Wardaddy (Pitt) macht. Dieser macht das dann auch und dann macht Ayer aus der verklärten Vergewaltigung eine "Liebe auf den ersten Blick" Geschichte. Ich weiß nicht, ob er damit den Satz von Pitt "Häng dein Herz an niemanden" verstärken wollte. Aber so ganz passte das nicht in den Krieg.
Und der Abspann lies mich ein wenig ratlos zurück, da man unheimlich viele Kriegsszenen sieht. Ich weiß irgendwie noch nicht, was die Botschaft davon ist, wenn es eine gibt.

Interessant finde ich im Nachhinein auch den Trailer. Ist schon interessant, wie man filmischen Sychronisation und Bilder miteinander vermischen kann. Und durch den Trailer kann ich mir sogar vorstellen, dass es vom Film einen Extended Cut geben wird.

Und eine kleine Sache noch, die mir dann doch etwas zu sehr Hollywood war. Die Vorbereitung auf die letzte Schlacht, mit all den Sprüchen ("mein Panzer ist mein zu Hause"), fand ich irgendwie ein wenig, naja, unpassend.

schauspielerische Leistung:


Die Crew der Fury (v. l. n. r.)
Bible, Wardaddy, Norman, Gordo, Rattenarsch

 
Hier gab es für mich eine Überraschung und das war Shia LaBeouf, der den Soldaten Bibel spielt. Er wirkt so ruhig und doch so aufgewühlt, kommt so echt rüber. Unglaublich stark, hätte ich dem ehemaligen Transformers Star nicht in Ansätzen zugetraut. Da muss sein Method Acting ja was gebracht haben, schließlich hat er sich für den Film einen Zahn gezogen und mehrere Wochen nicht geduscht.

Bei Brad Pitt wird man natürlich recht schnell an die Rolle in Inglourious Basterdes erinnert und das wird man irgendwie auch den ganzen Film über nicht los. In einigen Momenten ist er fürsorglich, dann aber wieder der Megaarsch. War soweit in Ordnung.

Ansonsten gibt es hier nix weiter zu sagen.

Fazit:
Kann man ja schon gut raus lesen, ich finde den Film gut. Und grad die Punkte mit dem sparsamen Einsatz von Symbolen und die Brutalität des Films, heben ihn für mich von vielen Filmen aus diesem Genre ab. Ich war jedenfalls sehr angetan und ein Blu Ray Kauf ist fest mit eingeplant.

Wer jetzt Lust auf den Film hat, dem empfehle ich, nach Möglichkeit, in die Orginal Fassung des Films zu gehen. Manche Szenen wirken ein wenig komich, wenn man deutlich mitbekommt, dass z.B. Emma grad nix versteht. Auch aus diesem Grunde freue ich mich auf die BD.

bis zum nächsten Blog
man liest sich
Cineman




Quelle: ign.com; rickysfilmreviews.com

 

Kommentare

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DANKE für den Hinweis! Denn irgendwie war der Film komplett bis dato an mir vorbeigegangen - und schwups, bleibt er nun im Hinterkopf, Dank Deines Klasse-Blog!
Auch wenn ich als ehemaliger FlaRack- und ABC/SE-Soldat thematisch nur "bedingt getroffen" werde :-).
Bin gespannt...
Cineast aka Filmnerd
18.01.2015 um 14:20
#7
Danke für die schöne Vorstellung. Auf blu-ray.com hat er ja nicht so prall abgeschnitten, aber wie dem auch sei, wird dies auf jeden Fall ein Film für den ich die Videothek meines Vertraues aufsuchen werde.
Dr. Rock
14.01.2015 um 09:39
#6
Wollte den eigentlich nicht im Kino gucken, aber nach Deinem Blog hier komme ich doch ins Grübeln!

Vielen Dank dafür!!!
NX-01
07.01.2015 um 12:53
von NX-01
#5
Ist vorgemerkt, danke. ;)
tantron
06.01.2015 um 22:48
#4
Schöner Blog, freue mich nun deutlich mehr auf den Film
Sawasdee1983
06.01.2015 um 08:21
#3
Einer meiner Söhne war in dem Film just zu der Zeit als ich mir mit meiner Frau Exodus angesehen habe und seine Freundin vergoss hierbei sogar ein paar Tränen, da sie emotional berührt war. Der Film zeigt die Realität des nackten Überlebenskrieges. Hier kann es kein Gut oder Böse geben, sondern immer nur Verlierer auf beiden Seiten. Top Kinoreview. Ich werde den Film vermutlich aber erst in der Heimkinoauswertung sehen, da ich mir vorgenommen habe in diesem Jahr öfter mit meiner Besten Ehefrau von Allen ins Kino zu gehen. Dieser Film passt da leider nicht hinein.
Charlys Tante
05.01.2015 um 23:38
#2
Schön das du den unter die Lupe nimmst, war schon recht neugierig!
Ich hab in einer anderen Kritik gehört, der Film zeigt NUR die Brutalität des Krieges und hat ansonst einfach null Sinn/Inhalt! Deine Kritik klingt weniger abwertend, sogar mehr sehenswert.

Auch wenn deine erwähnten Gewaltakte echt heftig klingen! Mich erinnert das irgendwie an eine Mischung aus Inglorious Basterds und einem halben dreckigen Dutzend!? Hmmm, er schreckt mich zwar ab, aber reizt doch irgendwo. Rein optisch werde ich wohl mal einen Blick riskieren müssen, aber der drängt nicht.

Danke für dein wirklich gelungenes Review!! Schildert verdammt gut einige Einzel-/Wichtigkeiten, sodass man sich trotz deiner Wertung noch ein eigenes Bild machen kann!

p.s.: ich war beim Idiotenverein(Bundesheer) Panzerjäger ;)
MoeMents
05.01.2015 um 21:33
#1

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