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12 Years A Slave - Kinoreview
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#40
Der Film ist ja momentan in aller Munde, die Nominierten für den Oscar wurden ja vor zwei Tagen bekannt gegeben. Unglaublich aber wahr, "Gravity" und "The Wolf Of Wall Street" haben jeweils eine Nominierung mehr bekommen, als 12 Years A Slave! Wahnsinn, oder? Wer hätte das geacht? Mich hielt es nicht mehr auf dem Stuhl ...
Spaß beiseite. Manche Kinobesuche ergeben sich ja eher zufällig, so auch dieser. Und es fiel die Wahl auf das Sklavendrama, mit einem ganz simplen Grund, er fing eher an als der Wolf der Mauerstraße. Der Trailer versprach das, was man von einem Film, der das Thema "Sklaverei" behandelt, erwartet:
Inhalt:
Und der Trailer verrät auch schon alles um was es grob geht. Solomon Nortruph ist ein freier schwarzer Amerikaner, Ehemann, Vater von zwei Kindern und ein hervorragender Geigenspieler. Zwei Männer ködern ihn mit einem lukrativen Angebot nach Washington, setzen ihn unter Drogen und verkaufen ihn in den Süden. Nachdem er auf der Plantage von William Ford sowas wie Erfolg und Ansehen sich erarbeitet, wird einer der Aufseher neidisch und will ihn töten. Ford kann ihn gerade noch retten, "muss" ihn dann aber verkaufen. Er kommt auf die Baumwollplantage von Edwin Epps, einem sadistischen Sklavenhalter. Und von dort gelangt er, da er Bass kennen lernt, wieder zurück zu seiner Familie.
filmische Inszenierung
Tja, alles andere als der ein oder andere Oscar für den Film wäre sicherlich eine Überraschung. Und vielleicht bekommt ihn ja sogar Steve McQueen für seine Regie. Den die war richtig gut. Immer wieder bringt er tolle, fesselnde Momente auf die Leinwand. Die nötige Ruhe, wenn sie nötig war, verbunden mit tollen Naturaufnahmen. Einfach nur klasse.
Und ein paar Szenen waren so unglaublich beeindruckend, dass ich sie einfach kurz beschreiben muss. In der ersten Szene soll Solomon aufgeknüpft werden. Kurz vorher kann einer der Aufseher das aber verhindern. Solomon kann nur noch auf den Zehenspitzen stehen, die Schlinge ist um seinen Hals. So muss er Stunden (vermutet) stehen, bis er befreit wird. Unterdessen geht das Leben um ihn herum weiter. So sieht man Solomon rechts verschwommen im Bild und im Hintergrund spielen Kinder Fange und Lachen. Das Leben der Sklaven geht einfach weiter und keine zwei Meter weiter stirbt einer der Ihren. Krass, Krass, Krass!!!
Szene#2 war sehr, sehr emotional. Man sieht eine schwarze Frau mit ihren zwei Kindern auf einer Sklavenverkaufsschau. Erstmals taucht William Ford auf und will wie Frau kaufen. Er will auch die Tochter dazu kaufen, aber der Verkäufer will nicht, da sie bildhübsch wird und ihm mal Säcke Weise Geld einbringt. Der Sohn wird an einen anderen Weißen verkauft. Die Familie wird also komplett entrissen. Unglaublich, nicht vorstellbar, unmenschlich, entwürdigend. Steve McQueen bringt in dieser einen Szenen die ganze Unmenschlichkeit der Sklaverei zum Ausdruck. Kurze Zeit später kommen die beiden ersteigerten Sklaven (Solomon und die Frau) bei ihren neuen Besitzer an. Nachdem die Gutsherrin erfährt, was der Frau wiederfahren ist, sagt sie: "Etwas zu Essen und ein wenig Schlaf und die Kinder sind schon vergessen." Was soll man dazu noch sagen...
Musikalisch war ich nicht ganz so begeistert, dass Thema des Trailers zieht sich durch den ganzen Film. Insgesamt finde ich das Auslassen von Musik in bestimmten Situationen als absolut gelungen und große Szenen zeichnen sich aus, wenn sie auch ohne Musik funktionieren. So z. B. im Moment des Verrats des weißen Sklaven.
Eine "Geschichte" habe ich ein wenig ausgelassen, die Geschichte um das schwarze Mädchen Patsey, dass die beste Baumwollpflückerin auf der Epps Plantage ist und in die der Master sich ein klein wenig verguckt hat. So wird sie am Ende heftig ausgepeitscht, was schon an die Schmerzgrenze des Zuschauers geht. Ich habe da mitgelitten, vor allem, da es auch ziemlich explizit gezeigt wird und man sieht, wie ihr Rücken aufplatzt. Auch der zerschundene Rücken wird kurze Zeit später gezeigt. Die Szene in der der Master mit Patsey Sex hat, zeigt auch die ganze Widerwärtigkeit und Verlogenheit der Sklaverei. In den Szenen mit Patsey wird auch immer sehr deutlich, wie sehr die Ehefrau von Epps das schwarze Mädchen hasst. Ein absoluter Schockmoment, als sie ihr eine Flasche Whiskey ins Gesicht wirft.
Alles in allem gibt es unglaublich viele Szenen, in denen die Unmenschlichkeit der Sklavenhaltung aufgezeigt wird. Und deswegen geht man auch recht gedrückt aus dem Kino heraus.
schauspielerische Leistung:
Der Film ist absolut prominent besetzt, bis auf den Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor, der mir bis zu dem Film noch nie wirklich aufgefallen war, auch wenn ich einige Filme mit seiner Beteiligung schon gesehen habe (bspw. Children of Men oder Amistad). Und das Chiwetel gute Chancen hat, den Oscar für die beste männliche Hauptrolle zu bekommen, ist sicherlich nicht verwunderlich. Einfach nur klasse, wie er die Rolle richtig lebt. Egal ob es Wut, Verzweiflung, Hoffnung, Hass sein muss, alles spielt er sehr glaubwürdig. Ganz große klasse.
Michael Fassbender wurde ebenfalls für einen Oscar für die beste männliche Nebenrolle nominiert und das auch zu Recht. Er spielt den Plantagenbesitzer Edwin Epps, ein absolut fieser Weißer, der auch als Niggerbrecher bekannt ist. Die Szene, in der er ein schwarzes Mädchen auspeitscht ist einfach nur ... unbeschreiblich. Schlimmer ist eigentlich nur noch seine Frau.
In weiteren Rollen sind Benedict Cumberbatch (Plantagenbesitzer), Paul Giamatti (Sklavenhändler), Brad Pitt (der Retter) und Paul Dano (Aufseher) zu sehen. Vor allem Benedict Cumberbatch hat mir wieder sehr gut gefallen und er ist für mich persönlich die Entdeckung der letzten zwei Jahre. Ich bin ihm da ein wenig "verfallen" :-) Und Paul Dano, der einen Zimmermann spielt und sich von Solomon "gedemütigt" fühlt, hat sehr starke, wenn auch kurze, Momente im Film. Sein Hass und seine Unsicherheit wird sehr oft deutlich und ist einfach nur gut gespielt.
Fazit:
Wenn es so zugeht wie vermutet und es die Amerikaner "richtig" (politisch korrekt?) machen wollen und die Jury keinen Mut beweist, dann wird "12 Years A Slave" auch den Oscar für den besten Film einheimsen. Und das sicher auch nicht zu unrecht. Steve McQueen hat einen ganz starken Film gedreht, der das dunkelste Kapitel der amerikanischen Geschichte aufzeigt. Sicherlich hat er da auch ein dankbares Thema zum drehen gehabt, denn das Thema Sklaverei "funktioniert" halt sehr oft und jeder, halbwegs normal denkende Mensch, wird von diesem Thema in gewisser Weise berührt. Ich persönlich hoffe allerdings, dass ein gewisses Weltraumabenteuer aus dem letzten Jahr den Goldjungen einheimst....
Wer an diesem Thema Interesse hat, sollte sich den Film im Kino anschauen, da viele Bilder auf dieser großen Leinwand einfach superwirken. Es ist allerdings kein Film für einen gemütlichen Kinoabendausflug. Man wird halt nicht "unterhalten".
Blu Ray Kauf?
Ja, ich denke schon, auch wenn ich gerade ein wenig "down" wegen dem Film bin, da er mir noch einige Tage zu denken geben wird.
Aber der Film ist einfach zu gut um nicht in meinem Regal zu landen. Bezeichnend für die Qualität des Films war auch das Kinopublikum. In einigen Szenen war totenstille im Kino. Kein Geschnatter, kein Popcornrascheln, kein gar nix. Und da man gar nichts davon gehört hat, war es auch so auffällig, der eigentlich gehört ja sowas zum Kino dazu (und stört mich nicht).
bis zum nächsten Blog
man liest sich
hightower aka Cineman (jetzt mit geheimen Gadget)
Quelle: coolercinema.blogspot.com; npr.org; glamour.com hirnrekorder.de
Der Film ist ja momentan in aller Munde, die Nominierten für den Oscar wurden ja vor zwei Tagen bekannt gegeben. Unglaublich aber wahr, "Gravity" und "The Wolf Of Wall Street" haben jeweils eine Nominierung mehr bekommen, als 12 Years A Slave! Wahnsinn, oder? Wer hätte das geacht? Mich hielt es nicht mehr auf dem Stuhl ...
Spaß beiseite. Manche Kinobesuche ergeben sich ja eher zufällig, so auch dieser. Und es fiel die Wahl auf das Sklavendrama, mit einem ganz simplen Grund, er fing eher an als der Wolf der Mauerstraße. Der Trailer versprach das, was man von einem Film, der das Thema "Sklaverei" behandelt, erwartet:
Inhalt:
Und der Trailer verrät auch schon alles um was es grob geht. Solomon Nortruph ist ein freier schwarzer Amerikaner, Ehemann, Vater von zwei Kindern und ein hervorragender Geigenspieler. Zwei Männer ködern ihn mit einem lukrativen Angebot nach Washington, setzen ihn unter Drogen und verkaufen ihn in den Süden. Nachdem er auf der Plantage von William Ford sowas wie Erfolg und Ansehen sich erarbeitet, wird einer der Aufseher neidisch und will ihn töten. Ford kann ihn gerade noch retten, "muss" ihn dann aber verkaufen. Er kommt auf die Baumwollplantage von Edwin Epps, einem sadistischen Sklavenhalter. Und von dort gelangt er, da er Bass kennen lernt, wieder zurück zu seiner Familie.
filmische Inszenierung
Tja, alles andere als der ein oder andere Oscar für den Film wäre sicherlich eine Überraschung. Und vielleicht bekommt ihn ja sogar Steve McQueen für seine Regie. Den die war richtig gut. Immer wieder bringt er tolle, fesselnde Momente auf die Leinwand. Die nötige Ruhe, wenn sie nötig war, verbunden mit tollen Naturaufnahmen. Einfach nur klasse.
Und ein paar Szenen waren so unglaublich beeindruckend, dass ich sie einfach kurz beschreiben muss. In der ersten Szene soll Solomon aufgeknüpft werden. Kurz vorher kann einer der Aufseher das aber verhindern. Solomon kann nur noch auf den Zehenspitzen stehen, die Schlinge ist um seinen Hals. So muss er Stunden (vermutet) stehen, bis er befreit wird. Unterdessen geht das Leben um ihn herum weiter. So sieht man Solomon rechts verschwommen im Bild und im Hintergrund spielen Kinder Fange und Lachen. Das Leben der Sklaven geht einfach weiter und keine zwei Meter weiter stirbt einer der Ihren. Krass, Krass, Krass!!!
Szene#2 war sehr, sehr emotional. Man sieht eine schwarze Frau mit ihren zwei Kindern auf einer Sklavenverkaufsschau. Erstmals taucht William Ford auf und will wie Frau kaufen. Er will auch die Tochter dazu kaufen, aber der Verkäufer will nicht, da sie bildhübsch wird und ihm mal Säcke Weise Geld einbringt. Der Sohn wird an einen anderen Weißen verkauft. Die Familie wird also komplett entrissen. Unglaublich, nicht vorstellbar, unmenschlich, entwürdigend. Steve McQueen bringt in dieser einen Szenen die ganze Unmenschlichkeit der Sklaverei zum Ausdruck. Kurze Zeit später kommen die beiden ersteigerten Sklaven (Solomon und die Frau) bei ihren neuen Besitzer an. Nachdem die Gutsherrin erfährt, was der Frau wiederfahren ist, sagt sie: "Etwas zu Essen und ein wenig Schlaf und die Kinder sind schon vergessen." Was soll man dazu noch sagen...
Musikalisch war ich nicht ganz so begeistert, dass Thema des Trailers zieht sich durch den ganzen Film. Insgesamt finde ich das Auslassen von Musik in bestimmten Situationen als absolut gelungen und große Szenen zeichnen sich aus, wenn sie auch ohne Musik funktionieren. So z. B. im Moment des Verrats des weißen Sklaven.
Eine "Geschichte" habe ich ein wenig ausgelassen, die Geschichte um das schwarze Mädchen Patsey, dass die beste Baumwollpflückerin auf der Epps Plantage ist und in die der Master sich ein klein wenig verguckt hat. So wird sie am Ende heftig ausgepeitscht, was schon an die Schmerzgrenze des Zuschauers geht. Ich habe da mitgelitten, vor allem, da es auch ziemlich explizit gezeigt wird und man sieht, wie ihr Rücken aufplatzt. Auch der zerschundene Rücken wird kurze Zeit später gezeigt. Die Szene in der der Master mit Patsey Sex hat, zeigt auch die ganze Widerwärtigkeit und Verlogenheit der Sklaverei. In den Szenen mit Patsey wird auch immer sehr deutlich, wie sehr die Ehefrau von Epps das schwarze Mädchen hasst. Ein absoluter Schockmoment, als sie ihr eine Flasche Whiskey ins Gesicht wirft.
Alles in allem gibt es unglaublich viele Szenen, in denen die Unmenschlichkeit der Sklavenhaltung aufgezeigt wird. Und deswegen geht man auch recht gedrückt aus dem Kino heraus.
schauspielerische Leistung:
Michael Fassbender wurde ebenfalls für einen Oscar für die beste männliche Nebenrolle nominiert und das auch zu Recht. Er spielt den Plantagenbesitzer Edwin Epps, ein absolut fieser Weißer, der auch als Niggerbrecher bekannt ist. Die Szene, in der er ein schwarzes Mädchen auspeitscht ist einfach nur ... unbeschreiblich. Schlimmer ist eigentlich nur noch seine Frau.
In weiteren Rollen sind Benedict Cumberbatch (Plantagenbesitzer), Paul Giamatti (Sklavenhändler), Brad Pitt (der Retter) und Paul Dano (Aufseher) zu sehen. Vor allem Benedict Cumberbatch hat mir wieder sehr gut gefallen und er ist für mich persönlich die Entdeckung der letzten zwei Jahre. Ich bin ihm da ein wenig "verfallen" :-) Und Paul Dano, der einen Zimmermann spielt und sich von Solomon "gedemütigt" fühlt, hat sehr starke, wenn auch kurze, Momente im Film. Sein Hass und seine Unsicherheit wird sehr oft deutlich und ist einfach nur gut gespielt.
Fazit:
Wenn es so zugeht wie vermutet und es die Amerikaner "richtig" (politisch korrekt?) machen wollen und die Jury keinen Mut beweist, dann wird "12 Years A Slave" auch den Oscar für den besten Film einheimsen. Und das sicher auch nicht zu unrecht. Steve McQueen hat einen ganz starken Film gedreht, der das dunkelste Kapitel der amerikanischen Geschichte aufzeigt. Sicherlich hat er da auch ein dankbares Thema zum drehen gehabt, denn das Thema Sklaverei "funktioniert" halt sehr oft und jeder, halbwegs normal denkende Mensch, wird von diesem Thema in gewisser Weise berührt. Ich persönlich hoffe allerdings, dass ein gewisses Weltraumabenteuer aus dem letzten Jahr den Goldjungen einheimst....
Wer an diesem Thema Interesse hat, sollte sich den Film im Kino anschauen, da viele Bilder auf dieser großen Leinwand einfach superwirken. Es ist allerdings kein Film für einen gemütlichen Kinoabendausflug. Man wird halt nicht "unterhalten".
Blu Ray Kauf?
Ja, ich denke schon, auch wenn ich gerade ein wenig "down" wegen dem Film bin, da er mir noch einige Tage zu denken geben wird.
Aber der Film ist einfach zu gut um nicht in meinem Regal zu landen. Bezeichnend für die Qualität des Films war auch das Kinopublikum. In einigen Szenen war totenstille im Kino. Kein Geschnatter, kein Popcornrascheln, kein gar nix. Und da man gar nichts davon gehört hat, war es auch so auffällig, der eigentlich gehört ja sowas zum Kino dazu (und stört mich nicht).
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Kommentare
Der kommt stellernweise irgendwie oft labil rüber, aber ist immer total ausdrucksstark!!
Der Rest deiner Schilderungen dieser talentierten Crew weckt hohe Erwartungen. Der Film selbst ist wohl scheinbar harter Tobak. Sowas kann einen emotional echt an die Nieren gehen. Ich fands bei "Django Un." schon krass, obwohl man den stellenweise gar nicht so ernst nimmt.
Hier ist das eben nochmals ne durchgängig intensivere Liga ...
Vielen DANK für das starke Review!
Die Ausstattung von Cineman wächst *g*
Der Film wird hier wohl in jedem Fall zur Sammlung kommen, was durch Deinen umfassenden und fundierten Blog nochmals unterstrichen wird - Danke dafür!
Danke für den Blog, Go Go Gadgetto - ähm Cineman :-)!