Trotz seines riesigen Erfolges mit der “Dollar”-Trilogie wollte Regisseur Sergio Leone zunächst keinen weiteren Western mehr drehen und widmete sich den amerikanischen Gangsterfilmen, welche aber niemand sehen wollte. So entschied er sich später dennoch einen letzten Western zu drehen, in dem er dem gesamten Genre seinen Tribut zollen sollte. Leone schaffte es gemeinsam mit Bernardo Bertolucci und Dario Argento, den im Jahre 1968 erschienenen Western "Spiel mir das Lied vom Tod" (OT: "C’era una volta il West") abzuliefern, welcher bis heute als ein absoluter Klassiker gilt und sich von vielen anderen Filmen des Genres absetzt und überragt.
Der Vorspann, welcher bis dato die längste Sequenz in der Filmgeschichte besitzt, ist eines der Markenzeichen dieses Films. Drei zwielichtige, bedrohliche Männer warten auf einem Bahnhof irgendwo in der Wüste auf den Zug, um genauer zu sein, auf jemanden, der in dem Zug sitzt. Dies dauert ungefähr 10 Minuten, ohne das etwas passiert. Die Kamera richtet sich lange an die Gesichter der Männer, im Hintergrund hört man das Quitschen des Windrades, einer der Männer spielt währenddessen mit einer lästigen Fliege, der andere knackt die Finger, während der andere seinen Hut aufsetzt , da über ihm durch eine undichte Stelle Wassertropfen auf ihn fallen. Trifft der Zug endlich ein, hören sie eine Melodie spielen. Es war der Mann, auf den sie anscheinend gewartet haben, welcher die Melodie auf einer Mundharmonika spielt. Nach einem kurzen Gespräch kommt es letztendlich zum Schusswechsel. Dies ist der Anfang des Westernklassikers.
Es ist wohl eine Ironie der Filmgeschichte, das dieser grandiose Western keine reine amerikanische Produktion ist, sondern eine italienische, die von den USA lediglich mitproduziert wurde. Wenn man sich genauer mit dem Film beschäftigt, dürfte erkennbar sein, dass sich die Handlung rund um den amerikanischem Westen dreht. Deshalb wäre hierfür eine direkte Übersetzung des englischen Titels: “Once Upon a Time in the West”, also auf deutsch: “Es war einmal in Westen” angebrachter gewesen als der deutsche Titel “Spiel mir das Lied vom Tod”. Der deutsche Titel legt zu viel Wert auf die Mundharmonika, welche eigentlich nur dem mysteriösen Fremden gewährt ist, während der Film aber die Veränderung des Westens durch neue industrielle Möglichkeiten wie zum Beispiel dem Bau einer neuen Eisenbahnstrecke dem Zuschauer übermitteln möchte.
Ein weiteres Merkmal dieses Westerns ist die musikalische Untermalung. Mit einer Laufzeit von 160 Minuten erwartet man viele Dialoge, doch diese kommen hier über die lange Laufzeit kaum auf. Leone legt besonders viel Wert darauf, die Charaktere mit der Kameraeinstellung und der untermalenden, passenden Musik darzustellen. Wie im Film dann zu sehen ist, gibt es viele Nahaufnahmen, die die Mimik der einzelnen Figuren besser zur Geltung bringen sollen. Die von Ennio Morricone komponierte Musik ist über die gesamte Länge des Films einfach unbeschreiblich. Jeder Charakter hat eine eigene Erkennungsmelodie, so dass dieser nicht sprechen muss, die Mimik und die Melodie spricht für jeden der Figuren von selbst. So bekommt beispielsweise der Fremde mit der Mundharmonika die Hauptmelodie, welche jeder schon mal gehört hat und welche wohö bekannter sein dürfte als der Film selbst.
Für die Rollen hat Leone hervorragende und erfahrene Darsteller gefunden. Zum einen wäre da Henry Fonda zu erwähnen, welcher diesmal nicht als Held agiert, sondern als harter, erbarmungsloser und brutaler Killer zu sehen ist, der nicht einmal davor zurückschreckt, Kinder umzubringen und unbedingt den Platz des Eisenbahnerbauers Mr. Morton, gespielt von Gabriele Ferzetti, einnehmen möchte. Er verfolgt also seine eigenen Interessen, und dies auf brutale Art und Weise. Die Rolle als Bösewicht bringt Fonda sehr überzeugend rüber. Jason Robards spielt perfekt einen Übeltäter namens Cheyenne, welcher unbedingt seine Unschuld an dem Mord der Familie McBain beweisen will. Claudia Cardinale als Jill spielt jedoch in diesem Film die wichtigste Rolle. Sie mimt eine Protistuierte aus New Orleans, welche mit McBain eine Zweckehe eingeht, um in eine bessere Zukunft blicken zu können. Wirkt sie manchmal sehr zerbrechlich und ängstlich, was vor allem am Anfang erkennbar ist, wechselt sich ihr Verhalten, besonders zu Frank gegenüber, eher ins Gegenteil um. Zu guter Letzt spielt Charles Bronson die Rolle des mysteriösen Fremden, welcher ständig auf einer Mundharmonika spielt und sehr wenig von sich Preis gibt. Er ist auf der Suche nach dem Mann, welcher seinen Bruder getötet hat.
Fazit: Ein Western, der es zu Recht verdient hat, als Klassiker bezeichnet zu werden und den man nicht nur für Genre-Liebhaber empfehlen kann. Trotz der langen Laufzeit überzeugt der Film mit enormer Spannung, so dass es zu keiner Minute langweilig wird und begeistert durch seine atemberaubende Musik, die an den passenden Stellen und Momenten eingesetzt worden ist.
bewertet am 02.03.13 um 11:25