Was unterscheidet den Batman, den Christopher Nolan in "Batman Begins" schuff und in "The Dark Knight" weiterentwickelt von anderen Superhelden?
Im Gegensatz zu Spider-Man bspw. muss er sich nicht mit postübertären "Die Welt hasst mich"-Schüben herumplagen, er akzeptiert sein Schicksal als dunkler Rächer und kann damit umgehen.
Die drei Hauptfiguren dieses Films sind Bruce Wayne alias Batman, Harvey Dent und natürlich der Joker. Sie erschaffen ein Dreieck, Dent als der strahlend, weiße Ritter, Batman als sein dunkler Bruder und schließlich der Joker, als die Inkarnation des Bösen, ohne Ordnung und Struktur.
Batman erfährt in diesem Film kaum Charakterentwicklung, der Film beschäftigt sich viel mehr mit der Misere, in der der Fledermausmann steckt, in seiner Stadt Unrecht nur mit Unrecht erwidern zu können.
Die von Korruption und Skrupellosigkeit zerfressenen Schichten Gotham Citys, die Nolan hier noch viel stärker aufzeichnet, als im ersten Teil, machen den Film zu einem düsteren Stück, gelegentlich beinahe zu einem Film Noir. Zwar ist "The Dark Knight" ganz gewiss nicht mit "Watchmen" zu vergleichen, dennoch ist hier die Ähnlichkeit höher, als bei den "üblichen" Superhelden-Verfilmungen. Beide Filme zeichnen gebrochene Superhelden in düsteren Realitäten.
Fast schon unnatürlich scheint also die Figur des Harvey Dent, des fehlerlosen Staatsanwaltes, der mit Hilfe von Recht und Gesetz gegen das Verbrechen kämpft. Eine allzu zerbrechliche Allianz mit Batman, die Rivalität zwischen Bruce Wayne und ihm um Rachel und natürlich die destruktive Kraft des Jokers leiten Dent seinem sicheren Untergang entgegen. Auch dieser so makellose Mensch wird in den Dreck gezogen und ein Teil seines guten Charakters vernichtet...viel mehr noch scheint Gotham City an Dent ein Exempel stauieren zu wollen, wird doch durch die Vermischung der beiden Seiten, gut und böse in ihm, seine einstige Persönlichkeit beinahe pervertiert.
Der Joker in "The Dark Knight" gehört meiner Meinung nach zu den interessantesten Schurken aller Zeiten. Keine klischeeträchtigen Ziele, noch Habgier oder ähnliches leiten ihn, nein, es ist die blanke Zerstörungswut, ein unfassbarer Wahn, die Gier nach reinstem Chaos, absoluter Systemlosigkeit.
Wie so oft scheint uns Nolan für diesen verstörenden Charakter die Begründung der "zerstörten Kindheit" zu liefern...um uns einige Filmminuten später aufzuzeigen, dass eben so einfach nicht sein kann.
Der Joker ist ein Feind, wie man ihn sich nicht wünschen möchte, keine Furcht vor Tod oder Schmerz. Heath Ledger spielte hier großartig, seine Interpretation der Figur ist einfach vollkommen.
Die Charakterentwicklung widerfährt also nicht dem Protagonisten, sondern Harvey Dent, in dessen strahlendem Ritterum Bruce Wayne möglicherweise auch seinen eigenen Vater wiederzuerkennen glaubt...und deshalb die Hoffnung nicht aufgeben will, Gotham könnte durch Recht und Gesetz beschützt werden.
Die Actioneinlagen sind nach wie vor grandios, auch die versteckten und doch kaum übersehbaren Spitzen gegen die modernen Geheimdienste und überhaupt die fortschreitende Überwachung jedes Bürgers geben ihre Würze bei.
Alles in allem hat Nolan mit diesem Film ein Meisterwerk erschaffen, der auch davon profitiert, dass er nicht erst die ganze Geschichte ins Rollen bringen muss, sondern mittenhinein springen kann und dem Zuschauer von Anfang an beste Unterhaltung bietet.
Ein düsteres, mitreißendes Meisterstück.
bewertet am 07.10.12 um 13:29