Skandinavien steht wahrscheinlich für das Erfinderland des Melodic-Death-Metal. Eine der Gründerbands dieses Genres ist die 1990 in Götheburg ins Leben gerufene Band IN FLAMES. Die Jungs haben es zum Zeitpunkt dieses Live-Konzertes auf 11 Alben gebracht. Über die Jahre hat man sich ein gutes Stück weit vom Death-Metal hin zu moderneren Sounds verändert, ohne jedoch den typischen Skandinavischen Sound zu verlieren. Auch wenn man inzwischen auf Platte ein wenig ruhiger als zu den Anfangstagen agiert, lässt man Live noch lange nichts anbrennen. Dies will man dann auch mit dem hier vorliegenden Live-Album untermauern.
Story:
Das Abschluss Konzert der "Siren Charms"-Tour wurde am 8. November 2014 vor knapp 14.000 Fan im ausverkauften Götheburger "Scandinavium" aufgezeichnet. Vor heimischen Publikum bot man mit 20 Songs einen Querschnitt durch den aktuelleren Band-Katalog. Die Set-List liest sich wie folgt:
1. In Plain View
2. Everything’s Gone
3. Fear Is The Weakness 3:49
4. Trigger
5. Resin
6. Where The Dead Ships Dwell
7. With Eyes Wide Open
8. Paralyzed
9. Through Oblivion
10. Ropes
11. Delight And Angers
12. Cloud Connected
13. Only For The Weak
14. The Chosen Pessimist
15. The Quiet Place
16. When The World Explodes
17. Rusted Nail
18. The Mirror’s Truth
19. Deliver Us
20. Take This Life
Das Live-Album wurde in der folgenden Besetzung aufgenommen:
- Anders Fridén (Gesang)
- Björn Gelotte (Gitarre)
- Peter Iwers (Bass)
- Niclas Engelin (Gitarre)
- Daniel Svensson (Schlagzeug)
Unterstütz wurde man im Song "When The World Explodes" von der schwedischen Opernsängerin Emilia Feldt.
Tonqualität:
Dem Konzert wurde lediglich eine Stereo-Tonspur spendiert. Diese klingt jedoch sehr ausgewogen. So sind alle Instrumente und der Gesang ordentlich zu erkennen und auch das Publikum ist ständig präsent.
Bildqualität:
Das Bild ist durch den Einsatz von verschiedenen Kameras (fest-installiert und mobil auf der Bühne, schwebend am Kran, Handkameras im Zuschauerraum) wechselhaft: Der größte Teil ist sehr scharf und gerade in Nahaufnahmen sind einzelne Häärchen zu erkennen, oder in den totalen auch noch die Feuerzeuge in der letzten Reihe zu sehen. Daneben gibt es aber auch Einstellungen die sehr vergrieselt, verrauscht oder unscharf sind. Leider setzt auch die Licht-Show größtenteils auf dunkle Farben (blau, grün, dunkles gelb), wodurch viele Details verloren gehen. Teilweise hängt die Licht-Show auch recht tief, so dass in den Totalen ein großes schwarzes Nichts weit über der Bühne entsteht. Hin und wieder kommt es auch zu ein paar Kompressionsfehlern, wo durch sich Doppelkonturen oder Koronas bilden.
Die Schnitte sind jedoch gut gewählt, hier kommt es zu keinem "Schnitt-Gewitter", wie es schon mal bei Musik-Videos der Fall ist.
Extras:
Das schön gestaltete Digipack, verfügt visuell über keinerlei Extras. Das Konzert liegt jedoch auch in reiner Audio-Form auf zwei CDs bei. Diese sind ebenfalls sehr gut abgemischt. Auch hier kommt richtiges Live-Feeling auf, da auch das Publikum während der Songs zu hören ist und nicht nur zwischen den einzelnen Liedern eingestreut wurde, wie es auch schon mal gerne bei Live-Alben gemacht wird.
Fazit:
Die knapp 100 Minuten vergehen wie im Fluge. IN FLAMES haben es zumindest bei mir geschafft, die richtige Song-Auswahl zu treffen. Persönlich kann ich inzwischen mit den Alben seit Anfang der 2000er mehr anfangen, als mit den Alben der ersten Jahre. So ist es für mich dann auch zu verschmerzen, dass die ersten Alben komplett ignoriert wurden und sich die Band nur auf aktuelleres Material beschränkt.
Technisch gesehen haben es die Schweden leider verpasst ein richtig gutes Konzert auf Blu-ray festzuhalten. Da wäre zum einen der nur in Stereo vorliegende Ton. Warum man hier nicht zumindest für die Blu-ray eine 5.1 Abmischung vorgenommen hat, bleibt mir ein Rätsel. Dabei wäre es doch gerade damit möglich gewesen, ein "Mitten-Im-Publikum" Gefühl aufkommen zu lassen. Dank der Multi-Stereo-Option meines AV-Receivers, die den Stereo-Ton auf alle Boxen und den Subwoofer verteilt, kam jedoch schon noch ein wenig Live-Stimmung auf. Hier geht aber sicherlich noch wesentlich mehr.
Als nächstes fällt dann das doch recht rustikale Bühnen-Bild auf. Es hängen zwar viele Scheinwerfer über der Bühne, die zwischendurch auch immer mal wieder verschieden angeordnet werden können, aber Backdrops, Leinwände oder irgendwelche Deko sucht man vergebens. Für ein Konzert, das aufgezeichnet wird, hätte man sich hier sicherlich noch etwas mehr einfallen lassen können. Lediglich beim letzten Song kommen noch ein paar Pyros zum Einsatz, davor bleibt alles recht steril. Durch den Einsatz von meist dunklen Farben bleibt auch meist die große Bühne im schwarzen verborgen.
Auch schade, dass Anders Fridén seine Ansagen und Interaktionen mit dem Publikum nur in Schwedisch abhält. Diese kann man zwar teilweise durch das zuschalten von nur in Englisch vorliegenden Untertiteln verstehen, aber gerade bei einem Album, das Weltweit veröffentlicht wird, hätte der Frontmann vielleicht auch "zu Hause" ausnahmsweise mal Englisch "schwätzen" können.
Bin ich auch bei Filmen und Serien kein Freund von Extras, so vermisse ich bei diesem Konzert dann doch Interviews mit der Bands, eine Doku über die Entstehung dieses Konzertes, Stimmen von Fans, vielleicht noch ein paar offizielle Videos, eine Band-Historie, oder, oder, oder. Gerade im Musik-Bereich sollte sich doch da einiges anbieten. Ein kleinwenig entschuldigen wenigstens die zwei beiliegenden CDs, die es einem nun auch ermöglichen der tollen Atmosphäre, die in Götheburg herrschte, im Auto, dem MP3-Player oder der Stereo-Anlage zu lauschen.
Fans der Band machen mit der Blu-ray sicherlich nichts verkehrt – auch wenn IN FLAMES hier noch Luft nach oben haben. Live geben die Schweden auf jeden Fall richtig Gas und ich freue mich schon jetzt auf die nächste Tour, der ich dann auch versuchen werde einen Besuch abzustatten. Denn immerhin wird mit "Battles" Album Nummer 12 schon am 11. November 2016 veröffentlicht.
bewertet am 28.10.16 um 08:33