Drei Männer im Schnee
Schriftsteller Erich Kästner dürfte vielen bekannt sein, insbesondere durch seine Kindergeschichten wie "Das fliegende Klassenzimmer", "Emil und die Detektive" und zahlreiche weitere populäre Geschichten. Viele daraus wurden schon (mehrfach) verfilmt. Ebenfalls von keinem Unbekannten, dem Regisseur Kurt Hoffman (u.a. die Spessart-Trilogie mit Liselotte Pulver), der u.a. Kästner-Werken auch 3 Männer im Schnee verfilmte.
Eigentlich gab es 1938 schon eine amerikanische Verfilmung des Buches, unter dem Titel Paradise for Three, die ich ebenso gern sehen würde, wäre sie denn auffindbar. Aber macht nichts, die nun besprochene deutsch-österreischische Produktion aus dem Jahre 1955 schlägt sowieso alles! Was auch der Grund ist, weshalb sich der Film seit Erstsichtung in mein Dezember-Programm eingewattet hat!
Obwohl er nicht an Weihnachten spielt, eignen sich das Hotel im heimeligen Schneegebiet, die emotionale, aber amüsant verpackte Botschaft und seine herzerwärmenden Charaktere einfach hervorragend fürs Weihnachtsprogramm....
Die Geschichte selbst, ist aufgrund seiner mehrfachen Verwechslungsgefahr vorerst gar nicht so leicht zu erklären: Der Millionär Eduard Schlüter (Paul Dahlke) ist alles andere als ein reicher Angeber, vielmehr ein Spaßvogel schlichten/bodenständigen Gemüts; weshalb er sich gern mal Spielchen erlaubt und für einen Mann seines Standes auch ungewöhnlich benimmt:
Dieses Mal mogelt er sich unter Vorwand eines Gewinnspiels in ein alpines Skihotel in den Bergen - als Armutschkerl! Also als armer Mann.
Um inkognito zu beobachten, ob jeder Mensch - egal ob Reich oder Arm - mit gleicher Würde und Achtung behandelt wird?
Seine Tochter (Nicole Heesters) will ihm aber ebenfalls einen Jux unterschieben und verständigt das Grandhotel schon vorab, damit die ihn trotz ärmlichen Auftretens verwöhnen - ihm eine übertrieben gastfreundliche und sogar auf seine Persönlichkeit abgestimmte Betreuung zukommen lassen: Siamesische Katzen, Leibspeise und Masseur inklusive!
Darf ich vorstellen - Millionär Schlüter, inkognito als verarmter Spaßvogel Schulze!
Quelle: spiegel.de / Copyright: Ring-Film / Vertrieb: MFA+
Als Schlüter aber nun im Hotel eintrifft, wird er gleich mal VERWECHSELT, und statt ihm der zweite Gewinnspielteilnehmer, Dr. Fritz Hagedorn (Claus Biederstaedt) - der tatsächlich aus armen Verhältnissen stammt -, für einen getarnten Reichen gehalten... was sich im gesamten Hotel herumspricht und fortan jeder, Personal als auch Single-Damen, dem vermeintlich reichen Mann nachjagen, um ihn von vorne bis hinten zu bedienen!
Der echte Reiche hingegen wird wegen seines ärmlichen Auftretens gemein abgestempelt; und nicht nur das, man will ihn sogar aus dem Hotel ekeln!
Um das Trio perfekt abzurunden, gesellt sich auch noch Schlüters Haus-Diener Kesselhut (Günter Lüders) hinzu. Obwohl er in seiner regulären Tätigkeit dem Schlüter jeden Handgriff abnimmt, muss er hier auf Anweisung seines Chefs als Reicher einchecken, um simple Urlaub zu machen und alles zu beobachten!
Somit hätten wir 3 Männer, die jeder unabhängig ihres eigentlichen (finanziellen/gesellschafltichen) Standes, in eine völlig gegensätzliche Welt eintauchen... und man kann jetzt schon sagen, jeder wird seinen Spaß haben!
Und der Zuseher noch mehr!!
Schon die flockig frohlockend verspielte Intromusik des s/w-Klassikers beginnt einen zu verzaubern, bis nach einen kleinen Einleitung das spaßige Durcheinander zu laufen beginnt. Allein schon Familie Schlüter schiebt köstliche Sprüche, Eduard gibt ohnehin einen Reichen für sich ab, etliche verquere Fronten werten nur noch mehr auf. Wodurch die kommenden Verwechslungen/Irrungen nicht nur ein erheiterndes Lächeln ins Gesicht zaubern, sondern ebenso für Schenkelklopfern sorgen. Die Erzählung vergisst dabei weder auf Herz, Botschaft, noch äußerst unterhaltsame Dreistigkeiten.
Je verwirrter das Personal wird, desto mehr Gemeinsamkeiten finden allerdings die 3 untereinander! Denn in freundschaftlicher und vorurteilsbefreiter Begegnung, lassen sich Werte entdecken, die tatsächlich authentischer Natur sind! So treibt man Albernheiten, kann manchmal gar nicht aus seiner Haut heraus (-> der Butler), lacht reichlich mit-/übereinander und baut im Umtrunk sogar einen Schneemann.
Jeder Einzelne, ein überaus charmanter Charakter zum Liebgewinnen!
v.l.n.r.: Schlüter aka Schulze, Dr. Fritz Hagedorn, Kesselhut
Quelle: deutsches-filminstitut.de / Copyright: Ring-Film / Vertrieb: MFA+
Die elegante Ausstattung kann sich ebenfalls sehen lassen. Mit Ausnahme der Billig-Absteige, in die man den vermeintlich armen Schlucker steckt, damit er freiwillig wieder auscheckt - einer Dachkammer ohne Heizung! Der Schlüter lässt sich aber durch nichts aus der Rolle bringen, im Gegenteil, er findet in jedem Ärger sogar noch (s)eine Belustigung.
Die Geschichte demnach durchwegs amüsant, bettet sie sich auch noch in einer schneebeladenen Winterurlaubswelt, im schicken Bergpanorama. Wenn man dort durch die Fenster der Pension äugelt, fällt beschaulich der (Kunst-) Schnee, um kitschig zu entschleunigen und dem wohligen Charme zu verfallen.
Natürlich gehts auch direkt in die Natur (nach Kitzbühel), um in der Bergidylle dem sattweißen echten Panorama zu frönen, oder im Ort 50er-Jahre-Heimatflair mit all seinen Krämerläden zu entdecken.
Ohne Skifahren gehts ebenso wenig, deshalb auf AUF, auf die Piste: Da Toni (Franz Muxeneder) wü an' im Dialekt des Skifohrn lerna - wenn der Kesselhut auch nicht Herr seiner Skier ist, sondern die Ski vielmehr mit ihm laufen!!
Und jeder soll bemerken, egal ob Reich oder Arm, der Charakter zählt! Egal in welch Rolle man sich wohlfühlt, mit Authentizität macht man sich die besten Freunde. Solch spaßig verpackte Botschaft (über Gleichheit) kann man immer wieder sehen!
Die zeitlose Verfilmung gibt's neben der DVD glücklicher Weise auch auf Blu-Ray. Das Bild gestaltet sich besonders zu Beginn recht unruhig und flatterhaft, wird mit der Laufzeit aber ruhiger und bietet zumindest eine gute Schärfe. Gelegentlich (leider) sogar so hoch, dass der Schnee zum Korn wird! Trotzdem noch gut.
Es gäbe sogar noch eine weitere Verfilmung, aus dem Jahre 1974. Aus deutschem Lande, u.a. mit Roberto Blanco - anno dazumals nur als VHS erschienen.
Aber wie schon gesagt, der aus 1955 ist einfach ein herzallerliebster Traum!
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