Filmbewertungen von vaeliks

/image/movie/Sinatra-Club-Der-Club-der-Gangster_klein.jpg
Mal ein etwas anderer Vertreter der Mafia-Filme. Der rote Faden ist vordergründig ein Raubüberfall, verdeutlicht durch die Einblendungen "noch ... bis zum Raub". Der Schwerpunkt liegt jedoch eher auf dem Verhältnis der Freunde untereinander.
Punkten kann auch die Musikuntermalung, die recht stimmungsvoll ist, sowie die Tatsache, dass den Figuren echte Personen zu Grunde lagen. So tritt z.B. die Figur des Lenny Montana auf (bekannt als Luca Brasi aus "Der Pate") oder ein Gangster, der die historische Vorlage für Pesci's Rolle in "Good Fellas" war. Ein wenig nervig waren die beiden Damen, die zur Belustigung der Herren dort wohnten. Auch gut: Das Resümee am Ende, was aus den einzelnen Mafiosi geworden ist...

Bild ist recht gut, in einzelnen Szenen aber auch mal unscharf. Sehr gut die deutsche Tonspur im HD-Format und der gute Score. Extras habe ich nicht angeschaut, es sind aber im Gegensatz zur Angabe hier ein "Making of" und der Trailer zum Film vorhanden... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 4
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 17.05.17 um 10:26
/image/movie/Side-Effects-2013-DE_klein.jpg
"Side Effects" ist eine der letzten Arbeiten des lange Zeit scheinbar unerschöpflichen Steven Soderbergh, der immerhin verantwortlich war für den kommerziellen Aufstieg des amerikanischen Indie Films. "Side Effects" beginnt, uns eine Geschichte zu erzählen, um dann abrupt zu unterbrechen und eine ganze andere anzufangen.
Der Thriller eröffnet mit Emily Taylor (Rooney Mara), die ängstlich ihren Mann erwartet, der nach vier Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. Martin (Channing Tatum) war wegen Insider Geschäften dazu verurteilt worden. Nun ist aber der Druck seiner Wiederkehr so gross, dass Emily mit Angstausbrüchen im Hospital landet. Dr. Jonathan Banks (Jude Law) versucht ihre Depressionen zu behandeln, doch ohne Erfolg. Er kontaktiert ihre vorige Psychologin Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones), die ein neues Antidepressiva testet. Dieses Produkt heisst Abilixa und beinhaltet einige Nebenwirkungen. Nicht nur für Emily, sondern auch für Dr. Banks und Dr. Siebert...
An dieser Stelle bricht Soderbergh ab, um uns ein Puzzle vorzuführen, in dem nichts so ist wie es scheint...

Jude Law als hart arbeitender Arzt, der dann auch noch um seine Ehre kämpfen muss, ist in der Hauptrolle sehr überzeugend. Rooney Mara (für mich auch der Hauptgrund den Film zu sehen) als scheinbar unschuldige Patientin ist noch besser. Auch wenn ich hier vielleicht spoilere: was die wichtigsten Charaktere angeht, ist hier praktisch keiner der, der er vorgibt zu sein. Und ihr gelingt vor allem auch die Täuschung des Zuschauers perfekt. Das schüchterne, depressive Mädchen nimmt man ihr von Anfang an ab.
Channing Tatum als ihr Ehemann war ich gegenüber anfangs eher skeptisch eingestellt, da ich ihn für einen nicht sehr talentierten Schauspieler halte, aber auch er spielt hier tatsächlich garnicht so schlecht. Und Catherine Zeta-Jones ist als gefühlskalte Psychiaterin auch sehr gut besetzt. Rollen mit eisigem Charakter scheinen ihr ohnehin am besten zu liegen.

Bild ist sehr gut, hohe Schärfe und brilliante Farben zeichnen es aus. Die deutsche Tonspur ist gut abgemischt in HD, aber genrebedingt eher zurückhaltend und dialoglastig. Die drei Extras sind eher lächerlich und absolut ohne Informationswert... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 1
bewertet am 09.05.17 um 14:28
/image/movie/city-of-life-and-death---das-nanjing-massaker-neu_klein.jpg
"Zu leben ist schwerer als zu sterben!“

Ich habe selten einen so bewegenden und auch schockierenden Film gesehen. Während und nach dem Ansehen war ich wirklich teilweise fassungslos, was mir hier 135 Minuten lang für wuchtig-grausame Bilder präsentiert wurden.
Es geht um das Massaker von Nanjing, dem sinnlosen Massenmord an Zivilisten (auch Frauen und Kinder) und Soldaten in der damaligen Hauptstadt Chinas, die durch japanische Truppen eingenommen wurde.
Selten wurde Krieg in all seiner unfassbaren Sinnlosigkeit und Grausamkeit besser filmisch dargestellt wie in diesem chinesischen Ausnahmefilm. Vergewaltigung, Mord und Totschlag bestimmen diesen zutiefst deprimierenden Kriegsfilm. Dass der auf wahren Begebenheiten beruhende Film komplett in Schwarz-Weiss gedreht ist, macht ihn noch authentischer. Dazu kommen tolle schauspielerische Leistungen aller Darsteller und eine hervorragende Inszenierung. Der trostlose und schonungslose Streifen, der völlig zu Recht mit einigen Preisen ausgezeichnet worden ist, hat mich extrem mitgenommen. Von mir gibt es beide Daumen nach oben für dieses verstörende Meisterwerk und eine ganz klare Empfehlung für jeden Filmfreund!
Anschauen, anschauen, anschauen!

Bild ist absolute Referenz, obwohl "nur" Schwarz-Weiss, es ist wirklich jedes kleinste Detail klar zu sehen. Ebenso die deutsche Tonspur, die eine selten erlebte Räumlichkeit bietet, man hört förmlich jede Kugel aus allen Richtungen heranzischen. Extras sind ein zwar 37 Minuten langes "Behind the scenes", dieses ist jedoch nur in SD-Qualität und relativ wenig aussagekräftig, da hätte ich mir lieber Dokumentationen zum Geschehen gewünscht, welche durchaus verfügbar sind... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 2
bewertet am 08.05.17 um 12:13
/image/movie/3096-tage---die-wahre-geschichte-der-natascha-kampusch-neu_klein.jpg
Kann man aus einer schrecklichen, wahren Geschichte einen Film produzieren, der die Zuschauer unterhält, ohne aus dramaturgischen Gründen Dinge erfinden zu müssen, die nicht stattgefunden haben?
"3096 Tage" macht als Biopic alles richtig. Bernd Eichinger (Mitarbeit am Drehbuch), Michael Ballhaus (Kamera) und Sherry Hormann (Regie) haben sich sicherlich nicht zufällig am Set getroffen. Martin Todsharow sorgt für einen reduzierten, aber gut getimten Score.
Rückblenden am Anfang und Ende des Films werden professionell sparsam eingesetzt und fügen sich geschmeidig in das Gesamte ein.

Ich hatte mir ehrlich gesagt nicht allzu viel von dem Film versprochen, doch letzten Endes hat er mich sehr beeindruckt. Anfangs wirkt der Film etwas hölzern. Doch "3096 Tage" ist einer von den Filmen, die sich langsam aber stark entwickeln.
Der Däne Thure Lindhardt in der Rolle des Wolfgang Priklopil spielt so unglaublich "widerwärtig gut", dass es im Zuschauer wahre und tiefe emotionale Hassgefühle hervorruft. Die 12jährige Amelia Pidgeon spielt die junge Natascha Kampusch ganz ordentlich. Antonia Campbell-Hughes in der Rolle der älteren Kampusch bietet eine starke Performance.
Man sollte beachten, dass der Film alles andere als ein "lustiges Filmchen für zwischendurch" ist. Der Streifen geht unglaublich an die Nieren, wenn man bedenkt, dass sich das Ganze tatsächlich zugetragen hat!

Bild ist sehr gut, manchmal sind aber Unschärfen zu erkennen. Die HD-Tonspur reizt genrebedingt ihre Möglichkeiten nicht voll aus, trotzdem sind in einigen Szenen direktionale Effekte und Subwoofer-Einsätze vorhanden. Extras hätte ich mir aufgrund des Themas mehr erwartet... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 4
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 3
bewertet am 04.05.17 um 12:14
/image/movie/sieben-1995-neu_klein.jpg
Irrsinnige Story, wahnsinnig spannend und Hammer-Psycho-Ende. Dazu die düstere Atmosphäre der dauernd verregneten Stadt. Ein Film, den man nicht so schnell vergisst! Nur die schlechte deutsche Tonspur trübt das Vergnügen...

Nachtrag: Unbedingt die englische Tonspur wählen, die ist um Welten besser...!!! 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 4
bewertet am 17.04.17 um 20:28
/image/movie/the-rover-2014-neu_klein.jpg
"Hör nie auf, an ein Leben zu denken das du genommen hast. Es ist der Preis dafür, dass du es genommen hast!"

THE ROVER ist ein düsteres, faszinierendes Endzeit-Roadmovie der gehobenen Sorte und für mich eine der positivsten Film-Überraschungen der letzten Jahre. Regisseur David Michod wirft den Zuschauer ohne grosse Einleitung und ohne Hintergrundinfos auf das heisse Pflaster einer staubigen Landstrasse irgendwo im australischen Outback und zwar gut 10 Jahre nach dem Zusammenbruch des globalen Wirtschaftssystems. Gleich zu Beginn wird dem ausgemergelten, wortkargen Einzelgänger Eric (gewohnt gut: Guy Pearce) vor seiner Nase sein letztes Hab und Gut (ein Rover) geklaut. In der Folge setzt unser Antiheld ziemlich skrupellos und brutal alles daran, seinen geliebten Wagen zurückzuholen. Auf dem steinigen Pfad gibt es diverse Hindernisse und Gefahren zu meistern, aber auch den einen oder anderen Lichtblick, wie die nicht zu erwartende Unterstützung seines anfänglich unfreiwilligen (da entführten) Begleiters Rey (brillant: Robert Pattinson).

Trotz (oder gerade wegen) der minimalen Story lebt der langsam erzählte Streifen hauptsächlich von seiner omnipräsenten pessimistischen Atmosphäre sowie der Chemie der beiden charismatischen Hauptdarsteller. Ich hätte beim besten Willen nicht gedacht, dass ich das mal über den zahnlosen, blutleeren Möchtegern-Vampir der Twilight-Reihe sagen würde, aber Robert Pattinsons Darstellung des leicht minderbemittelten, verstossenen Kleinkriminellen Rey hat mich richtiggehend geflasht. Absolut überzeugend, ich bin begeistert. Des Weiteren hervorzuheben wäre noch die sehr eigenwillige, aber stets wie die Faust aufs Auge passende Filmmusik von Antony Partos, welche die trostlose Grundstimmung von "The Rover" nahezu perfekt untermalt.
Ein mutiger Film, der zweifellos kein grosses Publikum finden wird, aber ich mag ihn...

Bild ist sehr gut, mit grandiosen Kameraeinstellungen, deutsche Tonspur im HD-Format ebenfalls sehr gut, Extras sind sehenswert, aber leider recht spärlich... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 15.04.17 um 22:04
/image/movie/phil-collins---live-at-montreux-2004-neu_klein.jpg
Fantastisches Konzert mit einem gut aufgelegten Phil Collins, ergänzt mit großer Besetzung (alleine 5 Backgroundsänger), alles Musiker, die ihr Handwerk bestens verstehen. Lediglich die Atmosphäre im Konzert fehlt mir etwas, vielleicht liegts am Jazz-Festival, vielleicht auch an den Schweizern, aber Stimmung ist da Fehlanzeige, so sehr sich die Künstler auch abmühen!
Konzert bzw. Story 9 von 10 Punkten.

Bild ist trotz 1080i-Format hervorragend, immer bestens ausgeleuchtet, absolut scharf.
10 von 10 Punkten.

Die Tonspur in DTS-HD MA 5.1 ist auch fast über jeden Zweifel erhaben, sehr räumlich, wobei ein wenig mehr Bassfundament nicht geschadet hätte.
9 von 10 Punkten.

Als Extras gibt es das komplette Konzert von 1996 in Montreux, in dem er mit Big-Band auftritt und die Songs größtenteils instrumental vorgetragen werden, ebenfalls mit klasse Gastmusikern. Störend ist hier nur, dass das Bild nur in SD vorliegt, der Ton ist aber sehr gut, wenn auch etwas höhenlastig. Und es gibt Zuschauer, die fast einschlafen... :-)
Extras 7 von 10 Punkten. 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 4
bewertet am 12.04.17 um 13:53
/image/movie/blue-ruin-neu_klein.jpg
Dies ist nun ganz gewiss kein Film, den man allen im Freundeskreis vorbehaltlos empfehlen würde, was ganz einfach daran liegt, dass man als Zuschauer entweder eine gewisse Empathie für "Verzweifelte" oder aber ausgefallene Film-Vorlieben mitbringen sollte. Die Kernbotschaft des Films lässt sich rasch zusammenfassen: Gewalt führt nur zu noch mehr Gewalt. Die Geschichte ist ebenso rasch erzählt: Ein Mann rächt sich am Mörder seiner Eltern und löst dadurch eine Gewaltspirale aus, die am Ende Shakespeare´sche Ausmasse annimmt. Gesprochen wird wenig, der Protagonist ist nicht zum Rächer geboren, hatte noch nie eine Waffe in der Hand und stellt sich entsprechend unbeholfen an, seine Welt liegt in Trümmern. Fertig. "Blue Ruin" ist ein sehr ruhiger Film ohne hektische Schnitte, ohne Stilisierung der Gewalt, praktisch ohne Musik, ohne Erklärungen zu wer, wie, was, wieso.

Mich haben aber gerade die ruhigen Töne und die sehr nüchterne Inszenierung angesprochen. Ein Ex-CIA-Superagent, der sich durch Horden von Bösewichten metzelt, hat etwas völlig und offensichtlich erkennbar Irreales an sich, weshalb der Zuschauer sich nicht mit ihm identifiziert. Solche Filme haben mit dem eigenen Leben in der Regel überhaupt nichts zu tun und hallen folglich selten nach. Einem Normalo, der versucht, Frieden zu finden, indem er den Mörder seiner Eltern tötet, der zitternd in einer Toilette wartet, bis er seinen "Plan" in die Tat umsetzen kann, sich dabei vor Angst fast in die Hosen macht und von Gefühlen übermannt wird, die ihm die Tränen in die Augen treiben, der dann aber trotzdem blindlings aus der Toilette stürzt und einfach mal zusticht, sehe ich dagegen mit Unbehagen zu. Die meisten von uns können sich viel besser mit Dwight als mit einem John McLane oder Konsorten identifizieren, einfach, weil Dwight ein Normalo ist, wie er im Buche steht. Das schafft natürlich eine emotionale Bindung, die jeder Handlung im Film eine besondere Intensität verleiht. Da kann dann auf Musik weitgehend verzichtet werden. Ja, auch die blutigen Szenen würde man lieber überspringen, weil sie so echt wirken. Man leidet mit Dwight mit, fragt sich, weshalb er die Schrotflinte liegen lässt, weshalb er dem Typen mit der Armbrust den Rücken zuwendet, weshalb er sich so leicht von Teddy überrumpeln lässt etc., weiss aber genau, dass man sich selbst wohl nicht sehr viel geschickter angestellt hätte.

Die Performance von Macon Blair ist beeindruckend. Er wirkt wie nicht ganz gebacken, ist aber offensichtlich völlig normal und soweit gesund, hat halt einfach den Tod seiner Eltern nie überwunden. Er spielt die gesamte im negativen Bereich liegende Hälfte der Gefühlspalette gekonnt durch und trägt den Film über weite Strecken, ohne auch nur ein Wort zu sprechen. Dwights Vorgehen ist eine Mischung aus Impulsivität, aus Unbeholfenheit, aus Halbwissen, das er Filmen entnommen zu haben scheint, aus stümperhafter Imitation (Autoverfolgung, Irreführung im Haus der Schwester, Entfernung eines Pfeils aus seinem Bein), aber auch aus eisernem Willen, seinen Seelenfrieden nun endlich zu finden, koste es, was es wolle. Schnell scheint ihm klar zu werden, worauf das hinauslaufen wird, doch er nimmt den sich früh abzeichnenden Ausgang der Geschichte in Kauf. Am Ende ist dem Zuschauer klar, dass bei diesem Rachefeldzug mehr Glück als Verstand im Spiel gewesen ist, was ja auch wieder realistisch scheint.

Der ganze Film hat allen wunderschönen Landschaftsaufnahmen, gekonnten Kameraeinstellungen und dem perfekt eingesetzten Song ("No Regrets") zum Trotz etwas Dokumentarfilmmässiges an sich, einfach weil dem Zuschauer als Beobachter völlig neutral eine Geschichte erzählt wird, die sich gerade nebenan abgespielt haben könnte. Dabei ist er aber nicht nur eine Dokumentation vom Ruin eines Mannes (geniale Ideen: Polaroid und Postkarte!), sondern dokumentiert auch quasi nebenbei den Ruin einer Gesellschaft oder zumindest eines Teils einer Gesellschaft. Die Welt von "Blue Ruin" ist dreckig. Sogar eine offenbar einflussreiche Familie wohnt in einem Haus, das mindestens zur Hälfte einfach nur eine Müllhalde ist. Die fette Stretch-Limousine ist alt und verrottet, dass sie wohl nicht mehr allzu lange fahren dürfte, aber immer noch tausendmal besser im Schuss als die Klapperkiste, in der Dwight rumfährt und lebt. Man begegnet keinen auffallend schönen Menschen. Nur einmal nimmt Dwight eine richtige Mahlzeit zu sich, aber nicht etwa in einem Restaurant, sondern in einem einfachen Diner. Diese eine "anständige" Mahlzeit ist bei aller Einfachheit aber schon ein Fremdkörper, den Dwight nicht bei sich behalten kann. Die Lebensmittelreste, die er sich aus Müllsäcken zusammenklaubt, scheinen ihm besser zu bekommen. Die meisten Menschen haben zwar Häuser und müssen nicht im Auto leben, tragen normale Klamotten, können Vergnügungsparks besuchen oder einen Tag am Strand verbringen, aber der Zuschauer wird das Gefühl nie los, dass da mehr Schein als Sein im Spiel ist, dass mindestens 90 Prozent der Leute sich durchkämpfen muss und selbst so wohl nicht alle Rechnungen bezahlt werden können. Es scheint nur ein kleiner Schritt zu sein, bis sie mit Dwight im Schatten am Rand vom Strand sitzen und den andern zusehen, wie sie sich unterhalten, bis sie nicht mehr Vergnügungsparks besuchen, sondern ausserhalb des Zauns stehen und hoffen, dass die Leute, die sich den Parkeintritt noch leisten können, Essen wegwerfen. Ich gebe zu, dass ich davon keine Ahnung habe, aber mir scheint, "Blue Ruin" liefert auch ein realistisches, ernüchterndes Bild des mittleren Westens der USA ab, wo schon längst nicht mehr alles eitel Sonnenschein ist. Ohne eine Kehrtwende, die nicht mit den halbherzigen Versuchen herbeigeführt werden kann, mit denen Dwight die Todesspirale aufhalten will (wobei klar wird, dass er das eigentlich gar nicht will), wird der Ruin der Gesellschaft, an deren Rand Dwight gestanden hat, ebenso unabwendbar wie der Ruin der beiden Familien sein...

Bild ist hervorragend, die deutsche Tonspur im HD-Format liefert zwar keinen Bombast-Sound, ist aber dennoch gut und räumlich abgemischt. Extras habe ich mir nicht angesehen, deshalb mal mit 3 Punkten bewertet... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 10.04.17 um 10:45
/image/movie/only-god-forgives-neu_klein.jpg
Ein Film wie ein Rausch.
Was der begnadete Nicolas Winding Refn hier wieder auf die Leinwand bannt ist schlichtweg Kunst. Kunst, die den einen oder anderen mit Sicherheit nicht ansprechen wird. Wie der Film im Gegensatz zu "Drive" eine FSK Freigabe von 16 bekommen konnte, ist mir bis heute ein Rätsel, denn hier geht es stellenweise schon ordentlich zur Sache, wenn auch ungemein stilistisch.

Es wird eine Bildgewalt entfesselt, die über die 92 Minuten Laufzeit gebannt vor den Bildschirm zu fesseln und einen nicht loszulassen weiß. Ich hätte am liebsten bei jeder zweiten Kameraeinstellung auf Pause gedrückt und die Bilder auf mich wirken lassen und genauer zu analysieren.
Ist die Grundstory als solches doch sehr minimalistisch, so wird man durch die bildnerische Ausarbeitung und die bedeutungsschwangere Ästhetik und Darstellung genug hypnotisiert, um darüber hinwegsehen zu können. Die genauere Entschlüsselung des Ganzen und seiner Symbolik gelingt wohl, wenn überhaupt, erst nach vielen weiteren Sichtungen.
Besonders stark waren auch hier wieder die Charaktere, die es allein durch ihre Präsenz und Körpersprache und mit verdammt wenig Worten schaffen, den Streifen zu tragen. Ganz große Klasse...

Bild ist sehr gut, aber noch besser finde ich die deutsche Tonspur im 7.1 HD-Format, die einen fantastischen Raumklang produziert, besonders im Zusammenspiel mit dem fast schon hypnotischen Score... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 08.04.17 um 12:30
/image/movie/oldboy-2003-neuauflage-neu_klein.jpg
Oh Dae-su, ein saufender Schürzenjäger landet ausgerechnet am Geburtstagsabend seiner kleinen Tochter völlig betrunken in einer Polizeistation und kurz darauf für 15 lange Jahre im "Land der tiefsten Qualen": Eingesperrt in ein einsames Zimmer, wortlos, erklärungslos, aus dem Leben gerissen, verbannt und weggeschlossen. Warum? Womit hat er das verdient?

15 unendlich lange Jahre keine Ahnung, wo er ist...
15 unendlich lange Jahre keine Ahnung, wer ihn entführt und eingekerkert hat...
15 unendlich lange Jahre lang pure Verzweiflung, Wahn und tiefste Schmerzen...
15 unendlich lange Jahre ist der Fernseher sein einziger Kontakt zur Welt, sein Ein und Alles, seine "Geliebte", und ausgerechnet durch diese erfährt er dann, dass seine Frau ermordet wurde und er als der Hauptverdächtige gilt...

Oh Dae-su´s alles ausblendende Verzweiflung schlägt um in unbändige Wut, puren Hass und blutdurchtränkte Rachegelüste. Fortan trainiert er Tag für Tag, sinnlos, aber er trainiert. Wozu? Egal, er trainiert, er prügelt auf die Wände seiner Zelle ein, wieder und wieder, er trainiert, bis ihm dicke Hornhaut um die Fingergelenke wuchert. Er trainiert, er wird hier irgendwann herauskommen, er trainiert, er wird den Verantwortlichen finden, er wird ihn in abertausende Stücke zerfetzen und diese Fetzen nochmals in tausende Stücke zerfetzen, er wird ihn zermalmen! RACHE !!!

15 Jahre gefangen, 15 schier endlose Jahre, doch dann, absolut unerwartet, ist er: FREI !!!
Endlich! Menschen riechen! Anfassen! Gras! Sonnenstrahlen wärmen seinen geschundenen Körper! Himmel! Helligkeit! Er ist frei! Er geht Essen! Lebenden Tintenfisch, er will pures Leben in sich aufsaugen! Er lebt! Er lernt die nette Bedienung Mi-do kennen und lieben! Das Schicksal gibt ihm eine neue Chance! Jetzt wird der Verantwortliche gesucht, sich an ihm gerächt und alles wird gut! Endlich! Das Blatt wendet sich! Liebe! Gerechtigkeit!

Doch dann kommt der Moment, an dem er sich wohl wünscht, er wäre niemals freigekommen: Seine Gefangenschaft war nur ein Teil eines perfide durchdachten Plans, seine Freilassung pure Berechnung eines ebenso vor tiefen Schmerzen kaum noch existierenden Entführers. Aalglatt, abgestumpft, schmerzerfüllt, und er hat alles genauestens durchdacht...

Und schon schlägt das Schicksal Oh Dae-su erneut mit voller Wucht ins Gesicht! Der Schmerz nimmt kein Ende, nein, er hat gerade erst angefangen: Nur 5 Tage werden ihm von seinem Entführer gegeben um herauszufinden, warum das Ganze geschehen ist, sonst wird sein neuer Lebensinhalt Mi-do getötet!

Die Suche nach der Wahrheit und den Hintergründen beginnt, doch jedes aufklärende Puzzleteil bringt ihn mehr und mehr an den Rand des Abgrundes. Je näher er der Wahrheit kommt, um so mehr versinkt er in seelische Qualen und bald schon wird ihm bewußt, was es heißt wahre Schmerzen zu erleiden, dagegen sind 15 Jahre Gefangenschaft eine Kleinigkeit...

Und als ob das alles noch nicht reichen würde, schlägt einem die Schlussszene nochmal mit Anlauf und Schmackes einen zentnerschweren Vorschlaghammer aufs Gesicht. Ein brutaler, poetischer und in ästhetische Bilder gekleideter Gang zur endgültigen "Kreuzigung" beginnt...

Bild ist sehr gut, angesichts des Alters des Films sind Filmkorn und manchmal leichte Unschärfen akzeptabel, ebenso ist es bei der Tonspur, die zwar im HD-Format vorliegt, aber dessen Möglichkeiten nicht ausreizt. Extras sind leider keine dabei, außer ein paar Werbetrailer... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 4
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 1
bewertet am 07.04.17 um 11:11
/image/movie/monsieur-chocolat-neu_klein.jpg
Schwarzenhass, Rassismus, Schokokuss, Neger, Negerkuss, Bimbo, Lakai...
Wir leben in einer Zeit, in der diese Begriffe eigentlich längst der Vergangenheit angehören sollten. Ebenso könnte man meinen, die Zeiten des Judenhasses und Antisemitismus wären vorbei. Ganz falsch ist das nicht. Nur komplett verschwunden ist weder der Rassismus gegenüber den "Schwarzen", mittlerweile auch gegen Ausländer, und auch der Antisemitismus nicht. Sie alle sind noch immer allgegenwärtig. In Amerika ist der Schwarzenhass und der Rassismus noch immer ein sehr aktuelles Thema...

Um eben jenen Rassismus geht es auch in "Monsieur Chocolat", der die Geschichte eines farbigen Mannes, mit dem richtigen Namen Rafael Padilla erzählt, der zu den ersten und erfolgreichsten Clowns des vergangenen Jahrhunderts geworden ist. Entdeckt wird er dabei von einem weißen Clown, der ihn aus einem kleinen Wanderzirkus "rettet", wo er für Unterhaltung sorgt, indem er affenähnliche Geräusche macht. Schon hier zielt der Film mit Witz und Derbheit auf die Aussage und Intention des Films ab. Roschdy Zem nutzt die wahre Geschichte, erzielt einige der besten und wunderschönsten Bilder dabei, und zeichnet das Schicksal des Charakters von Anfang an. Man lacht zwar mit ihm, aber wenn man ihn als Urwaldwesen und Minderwertigen wahrnimmt und die Menschen im Zirkus lachen, dann läuft es mir kalt den Rücken runter und ich möchte mich schämen, denn lustig ist das ganz bestimmt nicht.

Der Film erzählt die Geschichte von Aufstieg, Hochmut und Fall des "Monsieur Chocolat", der mit seiner Nummer als Clown, der nicht nur bildlich gesprochen verprügelt und zur finanziell sehr erfolgreichen Witzfigur wird, versucht sein wahres Ich den Menschen zu offenbaren. Und zwar, dass er nicht nur ein "Schwarzer" ist, der in dieser Zeit eben als Bimbo, Lakai und einfach etwas minderwertiges angesehen wurde, sondern ein Mensch. Ein Mensch, der leben möchte wie die Weißen. Ein Mensch, der wahrgenommen und ernstgenommen werden möchte. Seiner Suche nach seiner eigenen Identität, seiner Anonymität und seiner Verwirklichung. Omar Sy spielt dabei die beste, überzeugendste und tiefgreifendste Rolle, die er je bekam. Er ist in diesem Film ein kleines Wunder und verkörpert die Figur mit unglaublichem Charme, Witz, Tiefgründigkeit und Menschlichkeit.

Wo der Film hingeht, das offenbart er in einigen schmerzhaften Szenen, mit denen man niemals rechnen würde. In einer Szene wird er eingesperrt, weil er keine Papiere hat. Die Wärter möchten ihm mit einem Besen die "schwarze" Farbe von seinem Körper kratzen. Diese Szene wird berechtigt nicht zu sehr ausgeschlachtet, bleibt dafür aber noch nach Tagen im Kopf.
Im späteren Verlauf werden ihm sogar Finger abgehackt, weil er im Hochmut und Ruhm der Stunde den Hang zum Spielen verfallen ist. Und Hochmut ist eben die Eigenschaft, nicht mehr zu erkennen, wann man aufhören sollte.

"Monsieur Chocolat", einer der ersten und erfolgreichsten "Schwarzen Clowns", der trotz seines Erfolgs niemals von der Pariser Gesellschaft akzeptiert wurde und sein Leben lang dazu verflucht wurde, der oberflächliche, dumme "Schwarze" zu bleiben. Etwas anderes war ihm nicht gegönnt. Der kritische Subtext, den dieser Film innehat ist dabei weitaus überragender und packender, als das eigentliche Biopic. Das Leben des "Chocolat" ist ein Sinnbild für eine Nation, die immerzu mit Freiheit und Gleichheit prahlt, damals wie heute!

Bild ist hervorragend, die deutsche Tonspur im HD-Format wird genrebedingt nicht ausgereizt, und die Extras könnten gerade zu diesem Thema etwas tiefgründiger sein... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 3
bewertet am 05.04.17 um 12:24
/image/movie/slow-west-2015-neu_klein.jpg
Es war einmal, 1870, um genau zu sein: Da reiste ein 16-jähriger Junge von der herben Kälte Schottlands in die Gluthitze Amerikas, um seine Liebe zu finden. Sein Name war Jay. Ihr Name war Rose.

So beginnt dieser 83-minütige, britisch-neuseeländische Neo-Western namens "Slow West", der in mehrfacher Hinsicht zu überraschen weiß. Allein der Filmtitel beinhaltet schon mehr als eine Bedeutung. Slow West, das ist ein langsamer Western. Ein Western, der sich Zeit nimmt und mit ruhigem Erzähltempo durch die Weiten und Engen des nicht zivilisierten Amerikas führt. 83 Minuten mögen kurz erscheinen, aber das täuscht. Der Film ist weder zu kurz noch zu lang geraten, weil er sich genau die Zeit für seine Charaktere und die erzählte Geschichte nimmt, die er braucht. Längen kommen daher zu keiner einzigen Sekunde auf.
Slow West, das beschreibt jedoch ebenfalls das langsame Voranschreiten der Pioniere und der Zivilisation, die stetig ihren Weg Richtung Westen bestreiten. Indianervölker, die unnachgiebig und brutal aus ihren Territorien vertrieben werden. Kopfgeldjäger, die auf der Suche nach Arbeit immer weiter Richtung Westen vordringen und mit dem unbekannten Niemandsland konfrontiert werden. Mittellose Immigranten, die zu Verzweiflungstaten gezwungen werden. Ein Vater, der mit seinen Töchtern aufgrund eines Mordes nach Amerika flieht, um von diesem Verbrechen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wieder eingeholt zu werden. Ein naiver, adliger Junge auf der Suche nach seiner Liebe, dessen Idealbild des Westens gnadenlos zerstört wird.

Slow West ist das Erstlingswerk von John Maclean, welcher hier sein eigenes Drehbuch umgesetzt hat, zusammen mit dem Kameramann Robbie Ryan ist ihm ein außergewöhnliches Stück Film gelungen. Seine Charaktere beschreibt und inszeniert Maclean schlicht, aber doch tiefsinnig. Egal, wie groß oder klein ihre Leinwandzeit auch ausfallen mag, als Zuschauer bekommt man immer ein prägendes und individuelles Gefühl für die Charaktere. Das fängt mit ihrer Einführung an, geht über die Darstellung und Entwicklung im Verlauf der Handlung hinaus und wird zum Ende hin abgerundet. Bei so gut wie jedem der Charaktere kann man davon ausgehen, dass sie irgendwann einen für den Zuschauer unbekannten oder nicht erwarteten Weg einschlagen.
Neben seinem Drehbuch - an dieser Stelle Lob für die Dialoge und die Situationskomik - ist es die hervorragende Auswahl der Schauspieler, welche die Charaktere zum Leben erwecken. Dabei setzt Maclean mit Ausnahme der Hauptdarsteller auf unbekanntere Schauspieler, von denen vor allem Caren Pistorius als Rose zu erwähnen ist. In weiteren Nebenrollen sieht man z.B. Rory McCann aus "Game of Thrones", oder mehrere Nebendarsteller aus Peter Jacksons Mittelerde-Filmen. Michael Fassbender spielt den abgebrühten und rauen Kopfgeldjäger Silas Selleck gewohnt klasse, aber auch Ben Mendelssohn als Kopfgeldjäger Payne braucht sich hinter ihm nicht zu verstecken. Die Rolle des naiven, adligen Jungen Jay könnte mit Kodi Smit-McPhee gar nicht perfekter gecastet worden sein. Er will so überhaupt nicht in das Westernsetting passen, aber genau deshalb kann er Jay auch so gut darstellen.

Falls jemand von der Geschichte und den Charakteren nicht überzeugt werden sollte, so wird er zumindest den präsentierten Landschaftsaufnahmen verfallen! Einen Western nicht nur in den USA sondern auch in Neuseeland zu drehen, ist definitiv ein genialer Einfall. Die Bilder und die Farbgebung sind absolut berauschend und muten fast schon märchenhaft an. Im Kontrast dazu steht die realistische Härte des Films, die sich jedoch nicht mit den Bildern und Farben beißt, sondern mit ihnen zu einer die Handlung verstärkenden Atmosphäre zusammenwächst. Das Märchenhafte steht für Jays Weltbild, wir als Zuschauer sehen den Westen durch ihn als idealisierte Welt.

Slow West hat grade mal eine Filmlänge von 83 Minuten, aber in diesen gelingt John Maclean eine vollkommene Demontur des romantisierten Wilden Westens und des Pioniergeists, welche durch frühere Westernfilme hervorgerufen wurden. Leichen pflastern den Weg einer glücklichen, aus Trümmern bestehenden Familie.

Bild ist, wie bereits erwähnt, grandios mit einer noch nie gesehenen Tiefenschärfe. Deutsche Tonspur im HD-Format mit vielen räumlichen Effekten, Extras sind ebenfalls sehenswert, aber leider etwas wenig... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 01.04.17 um 14:02
/image/movie/The-Survivalist-2015-DE_klein.jpg
Zwei einfache Kurven deuten zu Beginn von "The Survivalist" an, wie es zum augenscheinlichen Zusammenbruch der Zivilisation kam. Die eine zeigt das Wachstum der Weltpopulation, die andere den Anstieg der Erdölgewinnung. Als letztere zu sinken beginnt, dauert es nicht lang, bis die erste nachzieht. Mehr erfährt man nicht, mehr braucht man auch gar nicht zu erfahren. Die wirksamsten Dystopien vermeiden Erklärungen über den Zustand unserer Welt, lassen sich nicht leichtfertig in ideologiekritische Rezeptionsmuster zwängen. Entscheidend ist weniger, wie es zum Tag X kam, als vielmehr, was nun mit ihm anzustellen ist. An simplem Bescheidwisserkino hat das eindrucksvolle Regiedebüt von Stephen Fingleton kein Interesse...

Der Survivalist hat keinen Namen.
Er wohnt in einer kleinen Hütte im Wald. Der Survivalist lebt dort seit 7 Jahren. Allein.
Dort hat er Wasser und baut Nahrung für sich an.
Die Umgebung um seine Hütte hat der Survivalist mit tödlichen Fallen ausgestattet.
Der Survivalist ist überaus wachsam und lauscht viel. Und bei dem kleinsten verräterischen Geräusch hat der Survivalist sein Gewehr im Anschlag.
Als plötzlich eine ältere Frau und ihre jugendliche Tochter vor der Hütte des Survivalist auftauchen, sieht sich der Survivalist mit neuen Problemen konfrontiert, die sein ruhiges, aber stets hellwaches Eremiten-Dasein durcheinander wirft.
Wer sind diese Frauen? Was wollen Sie? Führen Sie was im Schilde?

"The Survivalist" ist über weite Strecken ruhig. Sehr ruhig. Aber von Beginn an herrscht hier eine bedrohliche Stimmung, die im weiteren Verlauf konstant aufrecht erhalten wird. Mit einem kleinen Budget hat man hier einen inszenatorisch starken Film gedreht, bei dem vom Drehbuch, über die Regie, bis hin zur Kamera und den Schnitten alles im oberen Bereich spielt.
Bei den Darstellern hatte man ein glückliches Händchen. Hauptdarsteller Martin McCann sticht aber besonders heraus. Der Mann spielt die Rolle absolut glaubwürdig und mit massig Intensität.
Der Film lebt überwiegend von seiner ruhigen, aber unbehaglichen Atmosphäre. Auch wenn im ersten Drittel wenig auf visueller Ebene geschieht, stets ist das Gefühl da: Gleich passiert was!
Im ersten Drittel ein Lone-Wolf Film, im zweiten fast schon ein von Misstrauen gefülltes Kammerspiel, gegen Ende geht's dann aber ab und es ist Schluß mit lustig.

Bild ist sehr gut und absolut natürlich; deutsche Tonspur im HD-Format, welches aber genrebedingt nicht ausgereizt wird. Extras sind ebenfalls sehenswert... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 4
bewertet am 27.03.17 um 23:16
/image/movie/a-most-wanted-man-neu_klein.jpg
"A Most Wanted Man" ist ein Agententhriller von klassischer Prägung, welcher in ein modernes Gewand gehüllt ist, größtenteils gefilmt im wunderschönen Hamburg.
Anton Corbijn nimmt sich der Romanvorlage von John le Carré an und inszeniert ihn in seiner gewohnt ruhigen Bildsprache und zeigt einmal mehr sein Gespür für Bilder und die Inszenierung von einzelnen Szenen.
Dabei lässt er sich genügend Zeit, die Charaktere einzuführen und die geheimnisvolle Spannung rund um den Geheimdienstler Bachmann (P. S. Hoffman) und dem angeblichen Terroristen Issa Karpow (Grigory Dobrygin) aufzubauen, welche weit entfernt ist von einer romantisierten Fassung eines James Bond oder Ethan Hunts. Auch wenn einige Charaktere blass und deutlich hinter ihrem Potenzial bleiben (Rachel McAdams, Willem Dafoe).
Dabei sind hier alle Figuren von einer inneren Ruhe geprägt, die das Erlebnis des Filmes unglaublich entschleunigt, dabei aber an den meisten Stellen den richtigen Ton findet zwischen Langeweile und Realismus.
Einzig allein Hoffman vermag es in der kühlen Welt der Geheimdienste, welche hier ohne auch nur einen einzigen Schuss auskommt, etwas an Emotionen zu zeigen; auch wenn sie nur nuanciert vorhanden sind, sie sind da. Die kurzen Ausbrüche werden von ihm mit einer solchen Sicherheit gespielt, bis hin zur letzten Einstellung, bei der mir selber Ärger hochkam, dass Bachmann wieder einmal scheitern würde. Leider war es das letzte Mal, dass man diesem großen Darsteller beim Scheitern zusehen durfte.
Bild ist sehr gut, wobei mir aber etwas die von Anton Corbijn in seinen vorigen beiden Filmen gezeigten genialen Bildkompositionen fehlten. Tonspur ist unspektakulär, aber immerhin im HD-Format, der ruhige und sehr passende Soundtrack ist wieder von Herbert Grönemeyer. Extras sind leider nur zwei dabei, wobei ich den Beitrag über John le Carre sehr interessant fand... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 3
bewertet am 10.03.17 um 18:22
/image/movie/numbers-station-neu_klein.jpg
Mit relativ geringem Budget etwas ganz Unterhaltsames geschaffen - leider erfährt man zu wenig über die Hintergründe der Geschehnisse, so dass ein erhofftes "Aha" ausbleibt. Über weite Strecken jedoch sehr unterhaltsam, und Malin Akerman sehe ich seit "Watchmen" immer gerne...
Bild ist sehr gut, deutsche Tonspur im HD-Format, und die Extras zwar wenig, aber interessant... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 25.02.17 um 00:39
/image/movie/sex-tape-2014-blu-ray---uv-copy-neu_klein.jpg
Typische Hollywoodkomödie, die wie immer viel zu brav ist und außer ein paar harmlosen Witzchen absolut nichts zu bieten hat. Alberne Klischees, fade Dialoge, allgemein einfach nur spießig, flach und langweilig. Ein öder, überlanger Werbeclip für Apple, der mich einmal mehr bestätigt hat: Dieser ganze Synchronisationswahn sämtlicher Geräte ist für mich nach wie vor das größte Anti-Apple-Argument...
Bild ist mittelmässig, Ton wenigstens im HD-Format, und die Extras sind auch nicht besser als der Film... 
Story
mit 2
Bildqualität
mit 3
Tonqualität
mit 3
Extras
mit 2
bewertet am 24.02.17 um 23:57
/image/movie/Magic-in-the-Moonlight-DE_klein.jpg
Woody Allen verlagert die, wie so oft in seinen Werken, höchst simple Handlung an die golden schimmernde Côte d'Azur, verpasst den Damen schöne Kostüme, den Herren klassische Anzüge und entführt uns in eine Welt der Landhaus-Villen und Oldtimer. Und verdammt, es funktioniert - mit wenigen Mitteln erschafft der Altmeister ein derart stringente Filmwelt, dass seine wunderschöne Zeitreise nicht eine Sekunde lang anzuzweifeln wäre, weil man sofort ein Teil von ihr ist. Was Allen hier zeigt, ist eine denkbare Version des "Damals", weil es sich einfach wie damals anfühlt. Und zwar auch aufgrund der sympathischen, in Stanleys Fall angenehm verschrobenen Figuren, welche noch weit vor den Kulissen oder der Musik, durch ihren kaum in passende Worte zu fassenden Charme ein Lächeln auf unsere Gesichter zaubern. Woody fordert uns auf: Einfach mal zurück lehnen, das verführerische blaue Meer bei einer Fahrt an der Küste auf das Auge einwirken lassen, entspannen und sich der Magie hingeben. Verzaubern lassen. Der positive Swing-Soundtrack dudelt vor sich hin, zwischen den Figuren entwickeln sich zaghafte Gefühle, die Seancen und Zaubershows sind längst vergessen, derweil sich hier eine ganz andere Magie entwickelt...
Bild ist sehr gut, deutsche Tonspur leider nur in DD 5.1, aber völlig ausreichend. Extras nicht viel, aber durchaus sehenswert... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 3
bewertet am 23.02.17 um 22:43
/image/movie/the-american-2010-neu_klein.jpg
"The American" lässt sich auch nach der Zweitsichtung in keine Kategorie pressen, hinterlässt aber ein wesentlich tieferes Einschussloch als beim ersten Mal. Anton Corbijn gelingt es nach "Control" erneut, mich mit einem an sich ziemlich ruhigen Film zu fesseln. Einem Film über den Auftragskiller und Waffenspezialisten Jack, der es mit der kühlen Akribie und meisterlichen Kunst eines Katana-Schmiedes versteht, perfekt auf Täter und Ziel zugeschnittene Maßwaffen herzustellen. Doch dann erkennt er, ohne Reue gegenüber der Vergangenheit, das es bald schon zu spät sein wird, seiner Zukunft eine neue Richtung zu geben und seinem Leben einen irgendwie gearteten Sinn.
Was oberflächlich aussieht wie die kurze Auszeit eines Auftragsmörders in den wild-romantischen Abbruzzen, mit schönen Frauen, regionalen Getränkespezialitäten, seichten Gesprächen und gescheiterten Beichten, entpuppt sich als wunderbar stilles und leise vorgetragenes Todesgedicht eines Menschen, der weiß, das er dem Tod einmal zu oft ins Handwerk gepfuscht hat, als das er noch auf vollkommene Absolution hoffen könnte.
Die fantastische Bildersprache des Profifotografen Corbijn harmoniert perfekt mit der rauen Schönheit der Abruzzen, die ruhige Grundstimmung wird durch den Score von Herbert Grönemeyer absolut passend untermalt, und die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls auf hohem Niveau. Bild top, Ton top, und die Extras sind auch sehenswert... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 3
bewertet am 22.02.17 um 20:48
/image/movie/zodiac---die-spur-des-killers-directors-cut-neu_klein.jpg
Er war der Jack the Ripper des Zwanzigsten Jahrhunderts, der selbsternannte Zodiac, der Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er in Kalifornien wahllos Menschen tötete, dabei eine selbst aufgelegte Medienkampagne, jahrelange, sich im Kreis drehende Ermittlungen, viele Indizien aber kaum Beweise und diverse Trittbrettfahrer nach sich zog, selber aber nie gefasst wurde. Wenn sich David Fincher, der nicht zu Unrecht manchmal als Alfred Hitchcock einer neuen Generation bezeichnet wird, dieses Stoffes annimmt, passt das wie die Faust aufs Auge. Und Fincher hat es sogar geschafft, meine Erwartungen zu übertreffen.

"Zodiac" ist keine reisserische Metzelschau, keine Symphonie aus nihilistischer Horror-Ästhetik wie "Seven" und erst recht keine zynische Demontage gesellschaftlicher Illusionen wie "Fight Club". Vielmehr handelt es sich um ein biographisches Doku-Drama, welches innerhalb von Finchers Werken am ehesten mit "The Social Network" verglichen werden kann. Ähnlich wie bei diesem ist die Struktur bei Zodiac mit am Interessantesten. Es ist ein ungewohnter, beinahe widersinniger Rhythmus, den Fincher an den Tag legt, wenn er immer wieder Zeitsprünge einbaut, die mal dicht gebündelt, mal vereinzelt eingestreut sind, die mal wenige Tage, mal mehrere Jahre überbrücken, zwischen denen er aber mit bravouröser Recherche und akribischer Präzision die polizeilichen Ermittlungen und die mediale Berichterstattung im Umfeld der Zodiac-Morde schildert. Dabei darf man es auch ruhig glauben, wenn im Vorspann der berühmte Verweis erscheint, dass folgende Geschichte auf realen Begebenheiten basiert. Aber "Zodiac" ist nicht nur eine Chronik der vorbeiziehenden Dekaden, er ist in erster Linie ein Psychogramm der Ermittler. Durch eine leichte Verlagerung des perspektivischen Schwerpunktes teilt Fincher jedem Drittel einen eigenen Protagonisten zu, die miteinander interagieren und die Quasi-Verantwortung für den Fall aneinander weitergeben. Da gibt es Avery (Downey jr.), ein ruhmsüchtiger Starreporter der zuletzt selber auf der Liste des Killers landet und durch Egoismus, Angst und Alkoholproblemen aus dem Rennen gedrängt wird. Dann Toschi (Ruffalo), der immer wieder versucht den Informationsaustausch zwischen den verschiedenen ermittelnden Behörden anzuregen, um ein Resultat zu finden, nach Jahren vergeblicher Suche aber kapituliert. Und zuletzt Graysmith (Gyllenhaal), ein fanatischer Sachbuchautor, der viele Jahre nach der Mordserie mit inoffizieller Unterstützung der frustrierten Polizisten nach einer Lösung des angestaubten Rätsels sucht und der Auflösung dabei näher kommt als jeder andere vor ihm.

Es ist frustrierend, aber auch hoch unterhaltsam, wie Fincher geschichtlich korrekt bleibt und dabei eine konkrete finale Auflösung des Falls bis zum Ende verweigert. Er präsentiert ominöse Verdächtige, von denen man einige nie zu Gesicht bekommt, streut Hinweise und Indizien, aus denen sich aber keine Beweislage erschliesst. Besonders deutlich wird dies im Gyllenhaal-Kapitel, in dem der Autor Graysmith immer wieder verschiedene Hinweise verblüffend miteinander verknüpft, nur damit danach jede Hoffnung auf die naheliegende Lösung an einem entscheidenden Widerspruch zerbricht. Davon profitiert der Film, wie auch von der verwinkelten Erzählstruktur, den drei Hauptdarstellern und nicht zuletzt von den in braunen Tönen gehaltenen, schlichten Bildern, die die jahrzehntelange Handlung und all gesellschaftlichen Hintergründe einfangen und dabei nicht wie bei Fincher üblich pessimistisch und düster wirken, sondern einfach nur nüchtern und sachlich.

Fazit: "Zodiac" ist ein unkonventionell erzähltes Konglomerat aus Biographie und Doku-Drama, im Gewand eines Medien- und Polizeifilms und mit Elementen des Thrillers angereichert. Durch aufwändige Recherchen der Ermittlungen, Finchers feinsinniges Gespür für Spannung und die drei bravourös aufspielenden Protagonisten ist "Zodiac" ein Film, der eine Mordserie, die von ihr nachgezogenen Ermittlungen und Berichterstattungen und die beruflichen sowie privaten Veränderungen der involvierten Ermittler in eine aufwändige, spannende Chronik verpackt, ein waschechter Fincher - aber zugleich auch ein Unikat.

Bild ist sehr gut bis hervorragend, wobei am Anfang ein wenig "Filmkorn" wohl als stilistisches Mittel gedacht ist. Die Tonspur ist sowohl in Deutsch als auch in Englisch leider nur im komprimierten DD 5.1, was einen Punkt Abzug gibt. Highlight der Disk sind aber die umfangreichen Extras inkl. einer ausführlichen Dokumentation, die man sich unbedingt ansehen sollte... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 5
bewertet am 05.02.17 um 00:41
/image/movie/carol-2015-neu_klein.jpg
Wenn Rooney Mara als Therese die ältere Carol fasziniert ansieht, dann entfesselt sie in diesem kurzen Augenblick die ganze Palette von sowohl unangenehmen und als auch wundervollen Gefühlen, die Therese den ganzen Film über durchleben muss. Da kämpft die naive Träumerei eines schüchternen Mädchens mit den Selbstzweifeln dieser unscheinbaren Person, nur damit der nächste Hoffnungsfunken das lodernde Feuer noch weiter anheizen kann. Ja, Rooney Mara vergeht geradezu in Hoffnung, Angst und Niedergeschlagenheit. Und gerade dadurch wird eine knisternde Spannung aufgebaut, die dem Zuschauer den bequemsten Sessel zu einem viel zu engen Folterinstrument werden lässt. Carol quält den Zuschauer liebevoll bis zu diesem erlösenden Moment, den Cate Blanchett durch ihr selbstbewusstes Auftreten geradezu aufdrängt. Doch gerade trotz dieses Wissens ist der Weg dahin eine der wundervollsten Unannehmlichkeiten des Kinos. Grandiose Romanverfilmung !!!
Bild ist sehr gut, ein leichtes Filmkorn ist gewollt, um die Atmospäre der 50er Jahre zu erzeugen. Deutsche Tonspur im HD-Format, und 77 Minuten Extras machen die Austattung fast perfekt... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 4
bewertet am 01.02.17 um 13:22
/image/movie/outcast-die-letzten-tempelritter-3d-blu-ray-3d-neu_klein.jpg
Tempelritter Gallain (Nicolas Cage) hat genug vom Morden an der östlichsten Stelle des Mare Mediterraneums und wendet sich auf der Suche nach Vergessen gen Osten. Sein von ihm verlassener Anführer und Ziehsohn, der Templer Jacob (Hayden Christensen), ebenfalls von seelischen Narben überzogen, macht sich auf die Suche nach ihm. Dabei begegnet er einem Prinzen und einer Prinzessin, die anscheinend beide von ihrem bösen Bruder verfolgt werden und sieht sich aufgrund seines Ehrenkodex gezwungen, ihnen zu helfen.
Die "weißen Teufel" (Tempelritter) sind nicht übel, schauspielerisch liefern hier aber eher die teils sehr guten asiatischen Mimen ab. Die Story ist absurd, aber die gewählten Drehorte, die Kulissen, Ausstattung, Kostüme, Kameraarbeit, sprich die gesamte visuelle Umsetzung, ist erste Liga. Auch die Kampfszenen sind nahezu durchgehend hervorragend choreographiert.
Bild ist leider nicht immer optimal, daher knapp noch die Höchstwertung. In 3D ist das Bild aber auch nicht schlechter, wie hier so einige behaupten, nur ist es aufgrund der hektischen Schwertkampfszenen relativ anstrengend für das Auge, zumindest für meins. Deutsche Tonspur in HD und gut abgemischt, Extras fand ich auch recht informativ... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 5
Extras
mit 4
bewertet am 21.01.17 um 23:45
/image/movie/hail-caesar-2016-blu-ray-und-uv-copy-neu_klein.jpg
Es kommt schon wieder etwas von den Coen-Brüdern auf uns zu: Militante Kommunisten, schwangere Meerjungfrauen, Atomwaffentests, tölpelhafte Kidnapper, Beinahe-Strangulationen, Ohrfeigen... All diese furchtbaren Dinge in einem Film.
Ein beichtender Josh Brolin. Eine Regennacht in L.A. Ist schon mal aufgefallen, dass es im Kino in L.A. viel öfter regnet als überhaupt in der Wirklichkeit? Die 50er! Brolin ist der Hebelbeweger, der Getriebeschmierer, der Starbändiger, der Terminjongleur, der Presseberuhiger, der Zampano von allem. Und doch nur der Strohmann für die Bosse im Osten.
Da ist das Angebot des mehr als nur aufstrebenden Konzerns Lockheed natürlich verlockend (beinahe ein cooles Wortspiel). Mehr Geld, mehr Freizeit, mehr Ruhe... Aber irgendwie eben auch weniger Hollywood. Und in seiner Funktion als quasi hochrangiges Mädchen für alles begegnet er eben hier mehr irren Charakteren.
Eine Scarlett Johansson mit Fischarsch und Blähungen als schwangere Meerjungfrau, irre Mischung übrigens. Ein römischer George Clooney mit Rückenrasurvergangenheit, ein Mörder aus "Columbo", der nun Kommunist ist. Der Highlander als schwedischer Regisseur Arne, der sich gern vermehrt. Ralph Fiennes als Regisseur mit dem tollsten Namen seit Boutros Boutros Ghali. Tilda Swinton als boulevardjournalistisches Zwillingspärchen und Clancy Brown als Ergänzungsrömer. Schon irre.
Dazu eben ein echter Zirkus schräger Aufeinandertreffen. Brolin mit einem religiösen Viererrat, übrigens recht am Anfang eine der absolut gelungensten Szenen.
Was noch? Achja, die Coens machen aus der Not eine Tugend. Dadurch, dass alle Leistungen der Darsteller irgendwie ein bisschen ungelenk wirken sollen, fällt Channing Tatum nicht so sehr negativ auf.
Ihre zwei Minuten hat auch Frances McDormand als begnadete und kettenrauchende Cutterin mit Atemnot. In einer anderen Szene ist auch ihr Filmehemann aus "Fargo" erneut im Coen-Mikrouniversum zu sehen.
Ach, es sind einfach so viele herrlich zusammengebaute Figuren. Heather Goldenhersh als Brolins Sekretärin ist ein gelungener Runninggag. All das umkreiselt den grandiosen Josh Brolin, der hier unzweifelhaft der Held ist und dessen Abenteuer hin und wieder gelungen von einer Erzählerstimme untermalt werden.
Heimlicher Held für mich ist aber der textunsichere Westernheld Hobie Doyle, der von Alden Ehrenreich so sympathsich landeimäßig verkörpert wird und in seiner Naivität so wahnsinnig entwaffnend und gleichzeitig doch irgendwie clever ist. Kann Lassotricks mit Spaghetti, beeindruckt die süße Latina und "befreit" auch noch einen Filmstar. Guter Tag für ihn. Auch, wenn es zwischenzeitlich nicht so gut lief, als er mit der reizenden Emily Beecham auf der Couch sitzen musste und er seinen Text nur mit absolut falscher Aussprache rauskriegt. Aber Texte kann man ja notfalls ändern...
Carter Burwell baut dazu noch einen sehr ordentlichen Soundtrack und Clooney haut eine Mimik raus, dass man einfach nur feiern will. Dazu bekommt Ivan Drago noch einen Gastauftritt und begegnet der "Zukunft". Und ganz am Schluss gibt es ein höfliches "Nein, Danke" und eine Aussicht auf eine Hommage an den Wasserturm von Warner...
Hach, Kino kann so schön sein, wenn es richtig gemacht wird und man Anspielungen einbaut, die manches Publikum wohl nie verstehen wird... Danke, Ihr Coens.
Bild ist sehr gut, manchmal aber mit Schwächen in der Schärfe. Deutsche Tonspur leider nur in DTS 5.1, die englische Tonspur ist da wesentlich besser. Extras hätten ruhig etwas mehr sein dürfen... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 3
bewertet am 21.01.17 um 12:44
/image/movie/Winters-Tale-DE_klein.jpg
In "Winter’s Tale" verliebt sich Colin Farrell in eine junge, aber todkranke Frau. Auch über ihren Tod hinaus besteht seine Liebe zu ihr und überdauert sogar die Zeiten. Sehr schön umgesetzt, mit symphatischen Darstellern, zu denen neben Farrell auch Jessica Brown Findlay, Russell Crowe, Jennifer Connelly und William Hurt zählen. Schöne Kulissen und Spezialeffekte, dazu eine romantische Geschichte mit dramatischer Handlung. Ein Film, der zu Tränen rührt, empfehlenswert nicht nur für Romantiker...
Bild ist sehr gut, die deutsche Tonspur leider wieder nur in DD 5.1, da lobe ich mir doch den englische Tonspur im HD-Format! Extras fand ich auch sehenswert, hätten aber gerne mehr sein dürfen... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 3
bewertet am 20.01.17 um 19:58
/image/movie/Irrational-Man-2015-DE_klein.jpg
Sicher kann man Allen die wiederkehrenden Elemente seiner letzten Filme zum Vorwurf machen. Auch "Irrational Man" wird sich dem nicht entziehen können. Dennoch spielt Allen auch hier wieder herausragend mit den Erwartungen und seziert die Liebesgeschichte auf philosphischer Ebene. Was sich wie schwere Kost anhören mag, ist letztlich doch eine sich so leichtfüßig wie locker anfühlende Krimi-Komödie, die eindeutig die Handschrift des Altmeisters trägt. Dass die Handlungen der Charaktere nicht immer nachvollziehbar, gar eher der Fantasie entsprungen sein müssen, steht ganz im Sinne Allens. Mit Phoenix und Stone wurden zueinander gut harmonierende Darsteller gefunden, die sich schnell in dieser Welt einzufinden vermögen. Eine bitter-süße Liebesgeschichte ist es letztlich, die uns Allen hier auftischt. Und munden tut es immer noch...
Bild ist sehr gut, die deutsche Tonspur leider nur in DD 5.1, was Punktabzug gibt. Wobei: Woody Allen hat auch in letzter Zeit schon mal Filme absichtlich ganz ohne Surround gedreht...
Extras sind aber wiedr reichlich magere Kost... 
Story
mit 5
Bildqualität
mit 5
Tonqualität
mit 4
Extras
mit 2
bewertet am 19.01.17 um 17:34
/image/movie/mad-max-fury-road-2015-blu-ray-und-uv-copy-neu_klein.jpg
Wenn Max als unfreiwillige Blutkonserve mit der Stoßstange kuschelt ist dies nur der Auftakt zu einem bombastisch irrwitzigen Werk. Dieser Tag fängt beschissen an und wird in blutroter Schönheit enden. Ein wahrer Feuersturm zermalmt die kunstvollen Boliden und ergießt sich in blitzend zuckender Grausamkeit der Endzeit.
Jenes Stück Vergangenheit verloren im Krieg und entweiht durch nuklearen Wahnsinn. Gierig dürstet der Mensch nach Wasser, während seine Kehle röchelnd mit Sand gefüllt den Abgang macht. Wenn dich der Durst nicht umbringt, dann wird dir die Sonne dein Gehirn wegbrutzeln. Diese Welt war schon vor dem Tag der Auslöschung verloren, aber jetzt ist sie ein verrückter Spielplatz der Gewalt.
George der alte Schlingel verpackt seine ganze Story in eine riesige Schrottlawine und sprengt die weichgespülte Jugend einfach in Stücke. Die Trommeln feuern im Schlachtgewitter, die E- Gitarre rotzt Blut in den Score und dann explodiert deine Fresse. Riesige Blechcontainer krachen frontal in die Front, andere zerfetzt es in der Luft. Diese Action ist brachial kunstvoll und lässt jeden Herzschrittmacher platzen.
Max traut seinen Augen nicht, wenn die feuchte Fata Morgana der Realität entspricht. Charlize Theron bügelt dem Guten erstmal die Fresse weich. Die Kinder einer abscheulichen Perversion sprengen die Ketten der Unterdrückung. Ein starkes Frauenbild absolut ehrlich und konsequent dargeboten. Kein sinnloses Gegeneinander, sondern ein mutiges Miteinander.
Gegen Ende schmeißt George nochmal nen ganzen Benzinkanister ins gemütliche Lagerfeuer. Diese Stunts sind für die Ewigkeit und "Mad Max" wurde erfolgreich wiederbelebt. Heavy-Metal-Opa George tritt der Jugend in die Eier, Thanks Georgy-Boy...
Bild und Ton sind absolute Referenz, hier kann man sein Heimkino-Equipment mal so richtig ausreizen! Deutsche Tonspur ist auch in Dolby Atmos, was will man mehr...
...und die Extras sollte man sich ebenfalls geben, denn nur so wird klar, dass Old George hier kein billiges CGI-Fastfood abliefert, sondern eine ölgetränkte Schlachtplatte aus Stunts und realem Blech und V8-Power... 
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Extras
mit 5
bewertet am 19.01.17 um 11:01

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