Liz, Krystal und Ben planen einen Roadtrip zum Wolf Creek Meteoritenkrater. Als sie von ihrer Wanderung durch den Nationalpark zurückkehren, springt ihr Wagen nicht an und der Einheimische Mick bietet mit seinem Abschleppwagen seine Hilfe an. Der Mann gibt sich freundlich, am nächsten Morgen erwachen die Touristen jedoch gefesselt auf seinem Schrottplatz und die Freunde stellen bald fest, dass Mick bereits einigen vermissten Menschen ein grausiges Ende beschert hat.
Wolf Creek ist ein australischer Slasher, der durch ikonische Aufnahmen, einen hervorragend besetzten Killer, eine düstere und intensive Atmosphäre sowie einiger harter Splatteraufnahmen überzeugt.
Der Film lässt sich am Anfang relativ viel Zeit, die Figuren zu etablieren und ein wenig mit der Schönheit Australiens anzugeben. Die Einführung und der Aufbau bis zur Autopanne nimmt etwa die Hälfte der Laufzeit ein und hätte etwas gestrafft werden sollen, zumal natürlich ebenfalls den Machern bewusst sein dürfte, dass das Publikum den Film nicht wegen seiner Landschaftsaufnahmen oder interessanten Charaktere anschaut. Genretypisch bleibt die Zeichung der Figuren sowieso sehr oberflächlich - leere Hüllen, die später mit Furcht und Grauen gefüllt werden. Eine echte Charakterentwicklung bleibt leider ebenfalls völlig aus.
Als Mick endlich am Zug ist und die Touristen in seiner Gewalt hat, zeigt der Film seine wahre Stärke. Das exzellente Spiel von Licht und Schatten, die ikonischen Aufnahmen von Mick sowie das hervorragende Schauspiel von John Jarrat, der einen Killer mit Erinnerungswert geschaffen hat. Die Splattereffekte sind hart und handgemacht, werden jedoch nicht inflationär verwendet und sehen sehr gut aus.
Weiter ist der Slasher Part im Grunde in mehrere Akte einzuteilen. Ab hier wird meine Besprechung ein paar SPOILER enthalten.
Cassandra Magrath spielt Liz, die von Anfang an kalkuliert und vom Überlebenswillen getrieben agiert. Sie kann sich von ihren Fesseln befreien und versucht, ihre Freundin Kristy zu retten, die den panischen und teilweise unkontrollierten Gegenpart gibt. Beide Frauen kämpfen sich eine Zeit gemeinsam durch, der erste Part gehört jedoch eindeutig Liz, die beinahe etwas zu souverän ist, erfreulicherweise aber auch ein paar verletzliche Momente hat, die sich vor allem zeigen, als sie die zahlreichen Spuren der anderen Opfer von Mick entdeckt. Zum Final Girl reicht es bei ihr dennoch nicht.
Der zweite und kürzere Part gehört Kristy, die Opfer ist und Opfer bleibt, zu entkommen glaubt und darauf nicht lange überlebt. Sie liefert ein paar gute Aufnahmen, um Mick bedrohlich und ikonisch darzustellen, eine andere Aufgabe erfüllt sie nicht. Die klassische Entwicklung vom Opfer zum Final Girl erfüllt sie ebenfalls nicht.
Zuletzt kann sich Ben unter einigen Qualen befreien und entkommt. Mick bleibt unentdeckt und kann weiter seinem grausigen Treiben nachgehen. Ein eher unbefriedigendes Ende. Die Macher schützen lieber das Potential ihres coolen Killers als dem Zuschauer etwas für ihre Zeit zurückzugeben. Der Kampf der Frauen, der eigentlich den gesamten Film ausgemacht hat, bleibt nutzlos und ergebnislos. Es gibt keinen Rewarding Moment sondern nur ein paar Texttafeln. Und das fühlt sich eher wie eine Verlegenheitslösung an.
Die Bildqualität der Blu-ray ist gut bis sehr gut und bietet für eine Low Budget Produktion eine schöne Cinematographie. Einige verwendete Stock Aufnahmen variieren qualitativ.
Der verlustfreie Ton klingt atmosphärisch und ist überzeugend. Der Score ist gelungen.
Die Mediabook Zweitauflage von 84 Entertainment ist nicht nummiert und enthält eine Blu-ray auf einer dicken Plastikhalterung sowie ein schönes Booklet. Die Scheibe enthält sowohl den Director´s Cut als auch die Unrated Fassung des Film sowie ein Making-of, entfallene Szenen, einen Audiokommentar, Trailer und TV-Spots.
Wolf Creek ist ein sehenswerter Slasher, der Genre Fans unterhalten wird, meine Erwartungen jedoch nicht ganz erfüllt hat. Trotzdem macht mich der Streifen auf die Fortsetzung neugierig.
bewertet am 24.10.15 um 12:35