Formatkrieg oder Freiheit für die Filmemacher?

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16. Februar 2014
Angeregt über Beiträge im Forum habe ich mich entschlossen nach langer Zeit hier mal wieder ein Blog zu verfassen.
Sehr wahrscheinlich ist jedem schonmal aufgefallen das mancher Inhalt mit schwarzen Balken oben und unten oder an den Seiten dargestellt wird. Nunja, wieso das so ist und wie gross in welcher Konstellation die Balken sind, kann man zu genüge im Netz nachschauen. Man kann es sich auch einfach selber ausrechnen. So schwierig ist das jetzt nicht. Der rein technische Aspekt wurde zu genüge erläutert. 
Es ist nunmal so, das man als Film- & Fernsehliebhaber grob gesagt mit 3 Formaten zurechtkommen muss: 
  • 4:3  - „alte“ Fernsehserien sind in diesem Format produziert worden. „alt“ ist hier relativ, denn die Fernsehstudios haben unterschiedlich schnell auf das „neue“ Format umgestellt. Während Alte X bereits 1997 (5te Staffel) in 16:9 produziert wurde, wurden z.B. die Simpsons erst 2009 (21te Staffel) im 16:9 Format gezeigt.
  • 16:9 - Seit Anfang/Mitte der Neunziger wurde dieses Format dadurch beflügelt das TV Geräte in diesem Format grossen Zuspruch in der Käuferschaft fanden (und bis heute finden). In den Anfangsphasen des „16:9 Booms“ wurde von vielen Kameraleuten darauf geachtet das alle wichtigen Details sich im mittleren, vom 4:3 abgedeckten Bereich, befinden. So konnte das Bild auch auf 4:3 Geräte Bildschirmfüllend angezeigt werden („Pan & Scan“), ohne das man Gefahr lief wichtige Details zu verpassen. 
  • 21:9 - So ziemlich alle grossen Filmstudios produzieren seit über 50 Jahren in diesem Format. Quasi alle Kinos sind für dieses Format „gebaut“ (ausgenommen von manchen IMAX Kinos). Es werden zwar immer mal wieder Kinofilme für das IMAX Format (1:36:1, also ziemlich nah an 4:3) gedreht, aber angesichts der geringen Verbreitung von IMAX Kinos (ganze 4 in Deutschland, das im Phantasialand nicht mit eingerechnet), ist es wenig verwunderlich das bei der Produktion dieser Filme darauf wert gelegt wird, das alle relevanten Bildinformationen im 2,35:1 Bildschausschnitt liegen, so das eine entsprechende Version des Filmes für die „normalen“ Kinos produziert wird.
Mit diesen 3 Format muss man sich also „rumschlagen“. Es gibt in Wirklichkeit eine Menge mehr Formate, aber der Unterschied von 1,78:1 und 1,85:1 ist so gering, das man beide über den groben Kamm „16:9“ scheren kann (und muss). Genauso umfasst 21:9 alle ähnlichen Breitbildformate wie 2,35:1, 2,40:1, 2,20:1 und weitere.  
 
Das übliche „Problem“, was der normale Zuschauer hat, ist das er lediglich ein Ausgabesystem besitzt und dieses alle 3 Formate anzeigen muss. d.h. bei einem TV oder einer Leinwand ohne Maskierung, die gefürchteten „schwarzen Balken“ gibt. Das lässt sich ohne Verlust von Bildinformationen nur dadurch vermeiden, indem das original Material neu gesichtet wird und ein „neuer“ Bildausschnitt gefunden wird, welcher dem „neuen“ Bildformat entspricht. Alternativ könnte man die fehlenden Informationen digital hinzufügen, was zum einen sehr aufwändig ist und zum anderen erkennt der Zuschauer den Unterschied, wenn es nicht sehr, sehr gut gemacht wurde.
Eine 2,35:1 Kinofilm oder eine 4:3 Serie „Bildschirmfüllend“ auf einem 16:9 Fernseher zu bringen, bedeutet also unweigerlich das etwas „abgeschnitten“ werden muss. Entweder links/rechts oder oben/unten. Letzteres führt i.d.R. „nur“ dazu das Köpfe und Hälse „abgeschnitten“ werden und die Bildkomposition zerstört wird, ersteres entfernt schonmal wichtige Bildelemente, welche für das Verständnis des Filmes hilfreich sind. 
 

Für mich hat FIlm & Fernsehn durchaus etwas mit Kunst zu tun. Speziell Kinofilme aber auch Fernsehserien möchte ich in der Form geniessen in der sie geschaffen wurden. Was würdet ihr sagen, wenn ihr ins Louvre geht und dort folgendes sehen würdet:


(Quelle: Mona Lisa, Leonardo da Vinci, 1503-1506)

 
Oder ihr geht ins Santa Maria delle Grazie und findet folgendes:
(Quelle: Das letzte Abendmal, Leonardo da Vinci, 1494-1498)


Ich glaube niemand wird mir nicht zustimmen: Das geht ja man gar nicht. Auch wenn man Filme sicher nicht mit einem Kunstwerk wie diesem direkt vergleichen kann, ich für meinen Teil möchte mir ein Kunstwerk in der Form anschauen in der es vom Künstler geschaffen wurde. Also muss ich entweder mit "schwarzen Balken" leben oder ich passe meine technische Ausstattung den Erfordernissen an. Alternativen gibt es da keine.

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Ja, "Das war der wilde Westen" ist in Ultra Panavision 70mm gedreht worden - bei 2:76:1 (auch 2,75:1 oder gar 2,89:1) hat man da selbst auf einer 21:9 Leinwand noch sichtbare Balken. Es gibt aber nur eine oder zwei Handvoll Filme, in diesem Format (fast alle aus den 60ern). Seitdem wurde es meines Wissens nicht mehr benutzt. Das ist (entsprechende Ausgabefläche vorausgesetzt) ein ziemliches "Wow"-Erlebnis wie ich finde. Ben-Hur von 1959 ist z.B. auch in 2,76:1 gedreht. Das Format ist so extrem selten, das man es imo vernachlässigen kann. (Nicht die Filme vernachlässigen, nur das Format :-) ).
TVAtti
19.02.2014 um 07:11
von TVAtti
#5
Mutiges aber dennoch sehr aussagestarkes Beispiel - die Kunstwerke!

Das krasseste was ich bisher erlebt habe, war das Cinerama-Format welches ich mit "Das war der wilde Westen" entdeckt habe. Das Bildformat hatte ein Panorama von 2,65:1!! Echt krass - irgendwie geil! Auch weil damals die Aussenleinwände richtung Publikum gekrümmt waren.

Ich mag die Breitbilder mehr, sudder aber definitiv auch nicht bei 4:3 :)
Kann man auch zoomen, sofern die Bildquali nicht total schlecht ist.

Auf jeden Fall super Erklärung und Vergleiche!
DANKE
MoeMents
18.02.2014 um 21:58
#4
Schöner, aufklärender Blog :-) - gern wieder mehr von Dir.
DANKE für den Blog!
Cineast aka Filmnerd
17.02.2014 um 16:07
#3
Wirklich toller Blog,
zur Erklärung und den Sinn der unterschiedlichen Bild-Formate.
Vielen Dank.
docharry2005
16.02.2014 um 20:58
#2
Mit deiner letzten Zeilen hast du vollkommen recht ausserdem
wir kommen nicht drumherum die Filme werde nun mal für\'s Kino
gemacht.
mylordmymen
16.02.2014 um 19:48
#1

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