Blog von meine wenigkeit

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Achtung, dieser Beitrag enthält Spoiler!

Es ist ein Jammer: Da hat Sidney Prescott (Neve Campell) ihre blutgetränkte Vergangenheit endlich hinter sich gelassen und ist erfolgreich mit einem Selbsthilferatgeber („Zurück ins Licht“),  da muss sie zu einem Promotiontermin nach Woodsboro. Ausgerechnet dahin also, wo die ganze Misere los ging. Rein zufällig steht auch gerade der Jahrestag der Morde an, deren Zeugen wir im ersten Teil von Wes Cravens Filmreihe wurden und so wird schnell deutlich: Sidneys Sterne stehen mal wieder eher schlecht.  Unterdessen leidet die ehemalige Katastrophenreporterin Gale  Weathers (Courtney Cox) unter einer Schreibblockade, weshalb es ihr gerade recht kommt, dass ein neuer Ghostface-Killer seiner Profession nachgeht. Mit von der Partie ist natürlich auch wieder Dewey, der sympathisch-unbeholfene MoBro aus den letzten drei Episoden, dem es inzwischen sogar gelungen ist, Sheriff zu werden. Zum weiteren Fortgang der Geschichte muss kaum noch etwas gesagt werden: Die Kids des Ortes werden der Reihe nach abgemurkst und wer am Ende übrig bleibt, bekommt ernste Probleme das plausibel zu erklären, ohne sich dabei verdächtig zu machen. So weit also nichts Neues.

Großartige Neuigkeiten braucht der Film jedoch auch nicht um zu funktionieren. Craven und Drehbuchautor Kevin Williamson kochen einfach wieder nach den Rezepten des ersten Scream, verpassen diesen lediglich ein zeitgenössisches Aroma und machen damit alles richtig. War es damals schön, einen Horrorfilm zu sehen, der mit einem Augenzwinkern das eigene Genre zum Thema macht, ist es heute geradezu spannend, zu betrachten wie die neueren Entwicklungen der Horrorszene von zwei Altmeistern des Faches durch den Reißwolf gezogen werden. So werden die Opening-Killings hier wunderbar in eine Film-im-Film-im-Film-Sequenz verpackt, bei der in wenigen Minuten sowohl die Torture-Porn-Welle der letzten Jahre, als auch Endlosfortsetzungen (Stap 7, damit das eigene Franchise) durch den Kakao gezogen werden. So werden den Figuren des ersten Teils hier durchweg jüngere Nachfolger zur Seite gestellt und damit der Eindruck erweckt, die alten Darsteller sind lediglich für längere Cameoauftritte dabei. Spätestens als diese jungen Helden dann aber nacheinander das Zeitliche segnen wird klar: Das hier ist kein Reboot.

Craven und Williamson erweisen dem Zeitgeist hier durchaus ihre Referenz, indem der Bodycount  zumindest gefühlt deutlich höher liegt, als in den Vorgängern.  Dennoch liegt die Stärke des Films unbestritten auf der Metaebene. Scream 4 macht vieles richtig und trifft meines Erachtens nach durchaus einen Nerv. Einen Fehler sollten die Macher der Reihe jedoch nicht machen: noch weitere Fortsetzungen. Der mangelnde Erfolg an den amerikanischen Kinokassen, könnte dem Franchise also dahingehend durchaus zugute kommen, es nicht zum Abziehbild seiner eigenen Kritik zu machen. Scream 4 dürfte insbesondere den Freunden des ersten Teils gefallen (da würde ich dem Beitrag von DrMZxx), dagegen bei den Anhängern von 'modernen' Filmen, bei den der Härtegrad über allem steht, eher ein Stirnrunzeln hervorrufen.
Was wurde über diesen Film nicht alles geschrieben. Ganze 18 Minuten fehlen, das Ganze sieht aus wie ein Computerspiel, es gibt keine Story, keine Substanz, der Film lebt einzig von Action und leicht bekleideten Mädchen. Dieser Beitrag soll eine Lanze für den Film brechen. Achtung, SPOILER!

Eines vorweg: Ich halte Zack Snyders neuen Film für einen ganz großen Wurf, dessen  Komplexität von der übergroßen Mehrheit seiner bisherigen Kritikern nicht erkannt wurde. Das sagt jedoch mehr über die Kritiker aus, als über den Film. Wie jeder gute Film funktioniert auch Sucker Punch auf mehreren Ebenen. Natürlich kann man den als Film reines Fantasy-Action-Spektakel sehen. Man kann sich aber auch den gesellschaftspolitischen Aussagen des Films und seinen popkulurellen Anspielungen öffnen. Im Folgenden möchte ich die Handlungsstränge skizzieren und in ihrer Symbolik interpretieren. Dabei wird deutlich werden, dass Snyder ein durchaus ambitioniertes Projekt vorgelegt hat und es ihm, entgegen der herrschenden Kritikermeinung, durchaus gelungen ist, Fantasy- und reale Ebene zu verknüpfen und daraus eine starke Gesellschaftskritik zu formulieren.

I. reale Ebene – Ausgangslage

Die vordergründige, auf der realen Ebene angesiedelte Geschichte lässt sich tatsächlich schnell zusammenfassen. Babydoll lebt nach dem Tod ihrer Mutter allein mit ihrer kleinen Schwester mit ihrem gewalttätigen, pädophilen Stiefvater zusammen. Als dieser sich an der kleinen Schwester vergehen will, schießt Babydoll auf ihn, trifft jedoch versehentlich ihre Schwester. Der Stiefvater nutzt diesen Vorfall um sie in eine Nervenheilanstalt einzuliefern, sie dort durch eine Lobotomie zum Schweigen zu bringen und deshalb an das Erbe der Mutter zu kommen. In der Anstalt, in der Missbrauch sichtlich an der Tagesordnung ist, herrscht der korrupte Pfleger Blue, der die Unterschrift der Chefärztin fälscht und im Auftrag des Stiefvaters binnen fünf Tagen die 'Behandlung' Babydoll veranlasst. Die Chefärztin Vera Gortzki arbeitet mit einer Methode, nach der die Patientinnen durch Tanz und Schauspiel ihre Traumata aufarbeiten sollen. Diese Methode öffnet Babydoll die erste Phantasiebene.

II. Phantasieebene
In dieser Phantasiewelt verwandelt sich die Anstalt in einen obskuren Nachtklub, die Patientinnen werden zu Burlesquetänzerinnen, die Ärztin zur Tanzlehrerin und der korrupte Pfleger zum Klubbesitzer. Hier findet die erste Stufe der Entfremdung der Frauen von ihrer patriachalen Umwelt statt: Während die Mädchen ihren Peinigern in der Anstalt wehrlos ausgeliefert waren, nehmen sie hier trotz der Beibehaltung ihrer sexuellen 'Funktion' eine eigene Machtposition ein. Sie sind jetzt für die Stimulation, nicht die Befriedigung zuständig. Als Tänzerinnen werden sie aktiv in der Ausgestaltung ihrer Shows und entfernen sich dabei sichtlich von ihrer reinen Opferrolle. Für Babydoll öffnen sich in den Tänzen neue Welten in denen sie sich gänzlich von der männlichen Dominanz frei macht.

III. Erster Tanz

In ihrem ersten Tanz findet sich Babydoll im antiken China wider. Ein Mentor erklärt ihr, dass sie sich wehren muss um aus der Gefangenschaft auszubrechen. Um dieses Ziel zu erreichen muss sie vier Gegenstände finden, die ihr auf ihrem Weg helfen werden. Anschließend muss sie sich, gewissermaßen als Bewährungsprobe, dreier überlebensgroßer Terrakottakrieger erwehren. Natürlich kann man diese Szene in ihrer gesamten Actionlastigkeit für sich stehen lassen. Tatsächlich bekommen wir hier auch einen ersten tolle Kampf zu sehen, einer der Krieger ist gar mit einem Maschinengewehr bewaffnet.
Spannend ist darüber hinaus aber zu betrachten, weshalb Snyder hier drei Terrakottakrieger aufstellt und keine x-beliebigen Riesen. Die Terrakottaarmee wurde vom ersten chinesischen Kaiser Shihuangdi aufgestellt um sein Mausoleum zu bewachen und so seine Herrschaft über seinen Tod hinaus sicherstellen sollte, anders gesagt das Patriarchat zu verweigen. Shihuangdi selbst zeichnete sich durch seine selbst für damalige Verhältnisse ungewöhnliche Gewaltherrschaft aus. Zur Erreichung seiner Ziele schreckte er nicht mal davor zurück, seine eigene Mutter zu töten. Parallelen zur Geschichte Babydolls rein zufällig? - Sicher nicht.

IV. Zweiter Tanz
In ihrem zweiten Tanz findet sich Babydoll, fortan unterstützt durch vier andere Mädchen aus der Anstalt, im ersten Weltkrieg wider. Erneut eine hervorragende Actionszene, darüber hinaus aber auch der Auftakt zu einem Parforceritt durch die popkulturelle Geschichte des 20. Jahrhunderts: Wenn der Mentor hier erklärt, die deutschen Soldaten seien eigentlich längst tot, lediglich Zombies, dann erleben wir hier nichts weniger als ein Update von Bert BrechtsLegende vom toten Soldaten“ (1919). In dieser wurde kritisiert, wie selbst schwerst verwundete Soldaten für kriegsverwendungsfähig erklärt und in frische Uniformen gekleidet zurück an die Front geschickt wurden. Im Film geht die totale Mobilmachung noch einen Schritt weiter. Dass hier fünf junge Mädchen die Schlacht entscheiden stellt die Männerwelt des Krieges vollkommen auf den Kopf.

V. Dritter Tanz
Im Dritten Tanz steckt Snyder dem alten Tolkien (HdR: 1935 – 50er Jahre) die Zunge raus in dem er die Schlacht um Helms Klamm mit umgekehrten Vorzeichen inszeniert. Diesmal sind Menschen die Belagerer, Orks die belagerten. Die Mädchen dringen in die Festung ein, erschlagen einen Drachen und stehlen das begehrte Artefakt. Wie viele Frauen haben bei Tolkien an der Schlacht um Helms Klamm teilgenommen? - Richtig, keine. Wieder brechen die Mädchen in eine Männerwelt ein und stellen diese auf den Kopf.

VI. Vierter Tanz

Im Vierten Tanz erleben wir die Mädchen in einer SciFi-Welt. Im Hintergrund ist die Silhouette einer Metropole zu erkennen, die sicher nicht zufällig an das LA aus einem großen Klassiker der Filmgeschichte (1982) erinnert. Das von den Mädchen gesuchte Artefakt ist hier ein Messer. Die Luft wird jedoch immer dünner, der Fluchtplan droht zu Scheitern als eines der Mädchen stirbt, die anderen bewegen sich zunehmend auf des Messers Schneide (engl: Blade Runner!). Achja, wieder toller Kampf und das Eindringen in eine Männerwelt.

VII. Phantasiebene
Durch den Tod mehrerer Mitstreiterinnen werden die verbliebenen Mädchen endgültig zurück auf die mittlere Ebene gerissen. Babydoll hat jedoch eine Entwicklung durchgemacht und sie traut sich nun, Blue direkt entgegen zu treten und ihn anzugreifen. Sie entreißt ihm schließlich den Schlüssel zur Freiheit und verhilft ihrer letzten Freundin zur Flucht aus der Anstalt. Dass mit dem Schlüssel das vierte Artefakt bereits eine Ebene tiefer erlangt wird, zeigt dass die Bewußtseinswerdung der Mädchen bereits deutlich vorangschritten ist.

VIII. reale Ebene – Konsequenzen

Und diese Flucht findet dann tatsächlich auf der realen Ebene statt. Babydoll opfert sich selbst, ist in ihrem Selbstbewußtsein inzwischen jedoch so gestärkt, dass sie einem Wächter vollkommen  unbewaffnet gegenüber tritt. Statt Schwertern oder Gewehren tut es jetzt auch ein kräftiger Tritt in die Familienjuwelen...
Am Ende gibt es dennoch kein Happy End. Babydoll bleibt in der Anstalt und wird letztlich tatsächlich durch die Lobotomie ihres Willens beraubt. Ihrer Gefährtin gelingt jedoch die Flucht. Ein letztes mal tritt der Mentor auf, es kommt zu einer letzten Rollenverkehrung: Der Mentor verhilft dem Mädchen zu Flucht. Was Snyder uns damit sagt, ist dass wir zurück in der Realität sind und in der herrscht nachwievor das Patriarchat.


Sucker Punch ist nichts geringeres als eine Dekonstruktion der patriarchal-determinierten Popkultur des 20. Jahrhunderts. Gleichzeit ist es die Konstruktion einer gendermainstreamigen Popkultur des21. Jahrhunderts. Sucker Punch ist ein ganz Großer Wurf!

Snyder hat seinen Film mit Zitaten und Anspielungen absolut vollgestopft. Ich habe mich hier lediglich auf die großen Strukturen bezogen, im Kleinen findet sich genug Material um noch fünf Blogbeiträge von diesem Umfang zu verfassen. Dasselbe gilt für die grandiose Musik, die die Handlung phantatstisch trägt und es sicher verdient hat, gesondert besprochen zu werden. Dafür muss ich aber zuerst die BD sehen. Auf die freue ich mich jetzt schon!

8th Wonderland

28. März 2011
Dieses Gedankenspiel gab es sicher schon an jedem politischen Stammtisch, zumindest solchen mit weltverbesserischen Anliegen: Infizieren wir nahe Angehörige von Staatenlenkern und Konzernchefs mit den schrecklichsten Krankheiten der Welt. Sicher wäre schon in Kürze ein Heilmittel gegen diese Geißeln der Menschheit gefunden. Während es an den Stammtischen bei der Idee bleibt, wurde diese (neben anderen) in dem französischen Film 8th Wonderland tatsächlich umgesetzt.

Studenten der Sozialwissenschaften oder des Öffentlichen Rechts lernen bereits im ersten Semester die Drei-Elemente-Lehre Georg Jellineks. Demnach besteht ein Staat aus Staatsvolk, Staatsgebiet und Staatsgewalt. Ist diese Theorie heute wirklich noch aktuell? - Der Film 8th Wonderland (F, 2008) spielt mit der Vision eines virtuellen, nur im Internet existenten Staat, der rasch an macht und Einfluss gewinnt und zunehmend die Machtakteure der wirklichen Welt herausfordert.

Das virtuelle Wunderland verschreibt sich einer besseren Welt. Es ist streng basisdemokratisch orientiert. Es ist 'colourblind', d.h in ihm spielen Ethnien oder Rassen keine Rolle, seine Bürger stammen von überall auf der Welt. Wöchentlich wird über praktische Aktionen abgestimmt. Diese reagieren auf weltpolitische Ereignisse und sehen sich (natürlich) normativ stets auf der richtigen Seite. So werden dann im Vatikan Kondomautomaten aufgestellt oder Fußballprofis entführt um sie in chinesischen Sweatshops zum nähen von Sportschuhen zu zwingen. Durch diese Aktionen zieht das Wunderland immer mehr Aufmerksamkeit auf sich und provoziert Widerstände. Im Inneren nimmt die Radikalität erheblich zu. „Sollen wir den Präsidenten erschießen? Voten Sie jetzt mit JA oder NEIN!“ - Eine knappe Mehrheit ist dafür, kurz darauf ist der spanische Präsident tot.

Nicolas Alberny
und Jean Mach erzählen in 8th Wonderland die alte Geschichte der Transformation des Idealisten zum Terroristen. Doch sie stellen dabei wichtige Fragen. Fragen nach der Bedeutung alter Machtstrukturen, Fragen nach der Schnittstelle von virtueller und realer Welt, Fragen nach dem Preis, den wir für die Erschaffung einer besseren Welt zu zahlen bereit sind. Die Filmemacher überheben sich hier stellenweise an ihrem ausgesprochen schweren Thema. Dennoch haben sie einen äußerst sehenswerten Film gemacht. Einen Film in den Zeiten der Wikileaks-Affäre bedrückend aktuell erscheint.

8th Wonderland ist heute auf DVD erschienen. Eine Auswertung BD scheint derzeit leider nicht geplant.

Trailer:


Seit 2003 ist digitales Fernsehen in Deutschland per Antenne zu empfangen. So richtig durchgesetzt hat sich der Standard bis heute nicht. Die Probleme sind dabei hausgemacht.



Gerade einmal durchschnittlich 10% der Haushalte in Deutschland nutzen das digitale Antennenfernsehen. Lediglich eine statistische Größe, die in der Realität weit abweicht. So liegt die Akzeptanz in den neuen Ländern außerhalb der Ballungsräume Berlin und Leipzig zwischen 3-4%, in den Ballungsräumen Westdeutschlands erreicht das „Überallfernsehen“ dagegen zweistellige Werte, in der Spitze bis 18%. Ein Kausalschluss zum Angebot an empfangbaren Programmen liegt dabei nahe.

RTL-Gruppe: „Nicht mit uns.“

So stoppten die beiden großen privaten Sendergruppen in Deutschland, RTL und ProsiebenSat1, die Verbreitung ihrer Programme in den seit 2005 neu-erschlossenen Gebieten. Ausnahmen bilden lediglich Leipzig, Stuttgart und Hamburg, wo auch nach 2005 noch private Kanäle on Air gingen. Das Ergebnis ist eine Zweiteilung des Landes: Programmvielfalt in den Ballungsräumen, relative Monotonie und Langeweile in der Fläche.
Grund dafür ist, wie sollte es auch anders sein, das liebe Geld. Während die Landesmedienanstalten die Neuversorgung mit Programmen zum Start noch finanziell unterstützten, mussten diese Zahlungen nach einer Klage der Kabelnetzbetreiber 2007 eingestellt werden. Die Privaten reagierten mit einem Stopp der Verbreitung.

Halbherzigkeit bei ARD/ZDF

Man sollte meinen, die Öffentlich-Rechtlichen könnten diese Lücke für sich nutzen. Doch weit gefehlt: Auch hier fehlen offenbar die Ambitionen den neuen TV-Standard zu unterstützen. Regional unterschiedlich gibt es in diesem Bereich neben den beiden Muttersendern nur eine kleine Auswahl ihrer Digitalprogramme. Daneben eine Hand voll Dritten, sowie die Spartenkanäle Phoenix, 3Sat und Kika. Es stellt sich Frage, weshalb man das Format nicht nutzt um seine Ditalkanäle einer größeren Öffentlichkeit zu nutzen. Warum muss sich etwa der mit viel Getöse (und einer Menge Geld) gestartete Sender ZDFNeo hier in Thüringen einen Kanal mit dem KiKa teilen? - Am Programm kann es nicht liegen, das muss sich nicht verstecken. Warum kann man den hauseigenen Nachrichtenkanal EinsExtra gar nicht empfangen?
Auf Anfragen bei den Sendern mit einem Standardtext geantwortet: Aus technischen Gründen würden derzeit nicht genügend freie Sendeplätze zur Verfügung stehen. Weshalb nun aber in manchen Ballungsräumen 16 oder mehr Programmplätze drin sind, in dünner besiedelten Gegenden  jedoch nur zwölf erschließt sich mir nicht.

HDTV? - Warum denn...

Nun will ich nicht meckern. Ich vermisse nichts, fühle mich durch die vorhandenen Programme durchaus gut versorgt, doch wundert man sich schon, wenn man sieht dass die Sportschau eigentlich in HD ausgestrahlt wird, man selbst aber einem unscharfen, krieseligen Bild Vorlieb nehmen muss. ARD, ZDF, Arte, sowie der für Filmfreunde sehr interessante Kanal EinsFestival strahlen ihr Programm über Kabel und Satellit in HD aus, über DVB-T jedoch nur im herkömmlichen Format. Grund dafür ist erneut das Fehlen von Kanälen. Heisst es. Natürlich haben HD-Programme eine höhere Bandbreite als herkömmliche Programme. Um diese übertragen zu können müssten deshalb mehrere Kanäle gebündelt werden, womit der Platz eng würde. Erneut stellt sich aber die Frage, wo sie denn geblieben sind, die Kanäle. Unsere europäischen Nachbarn sind uns da weit voraus. In Skandinavien und England ist HDTV per Antenne nichts Ungewöhnliches. Bis es bei uns soweit ist, wird es wohl noch ewig dauern.

Fazit
Das Antennenfernsehen hat bis heute bei Weitem nicht den Verbreitungsgrad erreicht, der bei seiner Einführung angestrebt wurde. Die Gründe dafür liegen letztlich in seiner mangelnden Attraktivität. Und genau hier beißt sich die Katze in den Schwanz: DVB-T wird in Deutschland nicht der Durchbruch gelingen, solange die Betreiber keine Wagnisse eingehen. Wenn Investitionen wegen des geringen Verbreitungsgrades gescheut werden, wird sich dieser nicht erhöhen. Und wenn sich der Verbreitungsgrad nicht erhöht, werden auch keine Bestrebungen eingeleitet, Vielfalt und technik auf den aktuellen Stand zu bringen. Ein wahrer Teufelskreis.
Nun bin ich ja noch nicht allzu lang Mitglied dieser Community, dennoch fühle ich mich hier inzwischen recht heimisch. In den letzten Tagen ist mir jedoch etwas aufgefallen, was mich irgendwie stört und zudem ich gern auch andere Ansichten erfahren würde. Es geht darum, wie die eigene, subjektive Meinung vorgetragen wird.

Wahrscheinlich ist es schon jedem hier untergekommen, dass der ein Review oder eine Ankündigung zu einem Film liest, anschließend die Kommentare der User überfliegt und nur den Kopf schütteln kann, was dort geschrieben steht. Was mich vor allem aufregt sind Kommentare wie die folgenden:

Was für ein Schrott, also für mich ist das wirklcih überhaupt nichts, von daher interssiert mich ein solcher Release auch nicht die Bohne, aber wers mag
was für ein schrott film !!!!!!!!!!!
mitlerweile wird jeder mist auf bd veröffentlicht !!!!!


Ich könnte ewig so weitermachen, beides sind im Übrigen Originalkommentare. Was mich daran aufregt sind die völlige Distanzlosigkeit, sowie die Verallgemeinerung der eigenen Meinung.

Während im ersten Zitat zumindest noch das Wort „mich“ vorkommt und damit zumindest leicht eingeschränkt wird, geht der Verfasser des zweiten Zitats anscheinend davon aus, er würde hier eine objektive Einschätzung vortragen. Versteht mich nicht falsch, ich habe kein Problem damit, dass es Leute gibt, die Filme nicht mögen, die ich gut finde. Was mich stört ist vielmehr dass die Verfasser solcher Kommentare offensichtlich nicht in der Lage sind, die Grenzen ihres eigenen Geschmacks realistisch einzuschätzen.

Wenn ich etwa Filme wie etwa The Fast an the Furious nicht schätze, weil mir eine ausgewogene Story und gute Dialoge wichtig sind, so würde ich mir dennoch nicht anmaßen, solche Filme pauschal als „Schrott“ zu bezeichnen, weil Technik und Stunts sicher gut gemacht sind, auch wenn mir persönlich nicht so viel daran liegt. Warum kann ein Kommentar das hier nur so selten vermitteln. Ganz abgesehen von der Frage, ob man überhaupt alles kommentieren muss. Aber das wäre schon wieder ein anderes Thema...

Mal ganz ehrlich: Bin ich da zu sensibel oder stört das hier noch andere?

Der historische Film hat es nicht leicht. Auf der einen Seite muss er den Kinobesuchern einen unterhaltsamen Abend ermöglichen, auf der anderen Seite sieht er sich der ständigen Gefahr ausgesetzt, von spitzfindigen Historikern filetiert zu werden. Die Krux: Ist es überhaupt möglich, einen Publikumsfilm zu drehen, ohne dabei seine historische Vorlage unterkomplex darzustellen?

 

Eines vorweg: The King's Speech ist kein politischer Film. Und er will es auch gar nicht sein. Dennoch entstammen seine Protagonisten der politischen Sphäre und so ist es kaum verwunderlich, dass sich der Film auch einer historischen Überprüfung standhalten muss. So war es im Vorfeld der diesjährigen Oscar-Verleihung der amerikanische Publizist und Historiker Christopher Hitchens, der sich im Kulturmagazin Slate kritisch über den Umgang mit den historischen Vorbildern auseinandersetzte und damit für Aufsehen sorgte. Seine Kritik: Tom Hoopers preisgekrönter Film strotzt nur so vor Geschichtsfälschungen.

 

Im Zentrum der Kritik steht die Darstellung von Edward VIII. (Guy Pearce), dem Amtsvorgänger des Protagonisten Georg VI. (Colin Firth). Dieser wird im Film als politisch-schwierig dargestellt, weil er mit einer bürgerlichen und zudem geschiedenen Amerikanerin, Wallis Simpson (Eve Best) liiert ist. So weit, so richtig, doch war Edward noch aus anderem Grund politisch untragbar: Er hegte eine eigenartige Faszination für den Nationalsozialismus. Diese reichte gar so weit, dass Edward noch ein Anhänger einer ruhigen Gangart gegenüber Nazi-Deutschlands war, als dieses längst Polen angegriffen hatte. Im Film wird diese Haltung allenfalls leicht angedeutet, dass England einen mit Hitler sympathisierenden König hatte, passt laut Hitchens schließlich nicht in das Programm des Films, das die Geschichte der englischen Krone in einem besseren Lichte erscheinen lassen will und sie deshalb in den Reihen der antifaschistischen Front stellt. So wolle man im Vorfeld der in diesem Jahr anstehenden Hochzeit im Königshaus, von der damals folgenreichen Appeasement-Politik der Krone ablenken und nachträglich einen Mythos erschaffen.

 

In eine ähnliche Kerbe schlägt Isaac Chotiner im Politikmagazin The New Republic. Dieser kritisiert die Darstellung von Winston Churchill (Timothy Spall), im Film ein Unterstützer des späteren George VI.. Für Historiker dürfte dies eine „echte Neuigkeit“ sein schreibt Chotiner, denn tatsächlich war Churchill ein treuer Anhänger von Edwards.

 

Es stellt sich die Frage, weshalb der Film diese historischen Tatsachen übergeht. Will er seine Zuschauer nicht mit den politischen Verstrickungen der Zeit belasten? Will er, wie Hitchens vermutet, ein gutes Klima für das englische Königshaus schaffen? Oder hat vielleicht Chotiner recht, der vermutet man wolle schlicht die Zustimmung der Windsor-Fans und Anglophilen (und damit deren Besuch im Kino)? Meines Erachtens nach sind diese Überlegungen etwas weit hergeholt. Etwas mehr Genauigkeit im Umgang mit historischen Fakten wäre aber wünschenswert. Leider hält die Filmgeschichte schon mehr als genug Beispiele bereit, bei denen die vernachlässigt wurde.

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Wer einmal einen Roman von Georges Simenon gelesen hat, wird von diesem Autor nicht mehr loskommen. Das ist sicher. Dass es bisher keine der Verfilmungen auf BD gibt ist ein Skandal.

 

Das ist der Stoff der süchtig macht: Georges Simenon (1903-1989) gilt nicht ohne Grund als einer der beliebtesten und zugleich meißtgelesensten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine Romane und Krimis sind mikrosoziologische Milieustudien der französischen Gesellschaft seiner Zeit. Wie keinem Anderen gelang es ihm, in einfach Worten Atmosphären zu erschaffen, die einen Leser zu fesseln in der Lage sind. Daran sollten sich die Autoren unserer Zeit ein Beispiel nehmen: Simenon brauchte keine exessiven Gewaltdarstellungen, keine albernen Serienkiller, seine Kunst bestand darin, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Absolute Reduktion von Komplexität bei gleichzeitiger Entfaltung des Details.

 

Nicht verwunderlich ist, dass seine Hauptfigur Kommissar Maigret - stets Pfeife rauchend, mit Dienstmarke und Pistole auf Verbrecherjagd - nicht nur in Romanen, sondern auch in zahlreichen Verfilmungen im Einsatz war. Da präsentierte sich dann etwa Heinz Rühmann 1966 als großer Charakterdarsteller oder widmete Jean Richard dieser Rolle sein Leben (93 Episoden in 24 Jahren!). Der wohl populärste Maigret-Darsteller war jedoch Jean Gabin. Er drückte der Figur seinen Stempel auf und gilt zurecht als der definitive Maigret. Seine Filme - Maigret stellt eine Falle (1957); Maigret sieht rot (1963); Maigret und die Affäre Saint Fiacre (1959) - sind gelegentlich noch heute im Fernsehen zu sehen. Eine Blu Ray sucht man jedoch vergebens.

Liebe Publisher, es ist an der Zeit diese Meilensteine der Film- und Kulturgeschichte zu restaurieren und neu zu veröffentlichen. Ich warte! 

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Hatchet

6. Februar 2011

miese Filme, heute: Hatchet.

Warum habe ich dieses Machwerk gesehen?

Da lag also dieses recht hübsche DVD-Steelbook, lächelte mich an und überzeugte durch einen vermeintlich guten Preis. Die Erwartungenen habe ich also geflissentlich heruntergeschraubt und mich auf einen seichten Slasher eingestellt. Hätte eine nette Abendunterhaltung werden können, eigentlich mag ich solche Filme ja...


Worum gehts?

Zur Handlung ist nicht viel zu sagen. Eine Gruppe von Touristen macht einen Ausflug durch die Sümpfe von Louisiana und gerät dabei ins Visier des mysteriösen Victor Crowley, der nun einen nach dem anderen (auf zum Teil recht kreative Art und Weise) aus dem Leben scheiden lässt...


Zur Umsetzung:

Es gehört ja irgendwo zum Genre, schlechte Schauspieler_innen durch eine dünne Story zu treiben. Und wie oben bereits geschrieben: Dieses Konzept führt in meinen Augen regelmäßig zu netter Unterhaltung. Dieser Film schlägt dem Fass jedoch den Boden aus. Laut Klappentext nimmt sich der Film selbst nicht ernst, der Zuschauer würde beinahe sterben vor Lachen. Es soll sich hier um eine Parodie auf die alten Slasher-Filme der 80 sein, das zeigt sich vor allem an der an der Aneinanderreihung von bekannten Versatzstücken aus den Klassikern des Genres. Das Problem ist nur: Es kommt an keiner Stelle auch nur ein Hauch von Spannung auf. Spätestens nach 15 Minuten im Sumpf ist du Luft raus, alles Folgende nur noch redundant. Darüber hinaus nerven die dümmlichen Dialoge irgendwann so stark, dass ich mich wirklich überwinden musste, den Film tatsächlich bis zum Ende anzusehen. Mit Humor haben diese leider recht wenig zu tun.


Fazit:

Auch für Freunde von B-Movies teils nur schwer zu ertragen. Positiv: Gastauftritte von Robert Englund, Tony Todd und nicht zuletzt Kane Hodder.
 

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Über kaum einen Film wird derzeit so viel geredet, wie über Darren Aronofskys Psychothriller „Black Swan“. Daran, dass der Oskar für die weibliche Hauptrolle in diesem Jahr an Natalie Portman gehen muss, kann kaum jemand zweifeln, der diesen Film gesehen hat. Das Drehbuch macht dabei Anleihen einen Roman aus den 80er Jahren – ein Vergleich.


Über die Handlung von „Black Swan“ muss kaum noch ein Wort verloren werden: Die talentierte Ballerina Nina Sayers erhält unerwartet, wenn auch erhofft, ihre erste große Hauptrolle und droht an dieser sowohl physisch, als auch psychisch zu zerbrechen.


In der Charakterzeichnung macht Aronofsky deutliche Anleihen an Elfriede Jelineks Romanfigur der „Klavierspielerin“ (1983; verfilmt durch Michael Haneke 2001): Beide Protagonistinnen widmen ihr Leben voll und ganz der Kunst, sehen sich dabei jedoch auf unterschiedliche Art und Weise mit der Option des Scheiterns konfrontiert. Während die Zeit für Ballerina Nina langsam knapp zu werden scheint, endlich eine Hauptrolle zu tanzen, ist die etwa zehn Jahre ältere Klavierspielerin Erika bereits gescheitert, ist keine berühmte Musikerin geworden, muss statt dessen am Wiener Konservatorium unterrichten. Beide Frauen werden als ausgesprochen frigide dargestellt. Ein Leben außerhalb der Kunst scheint für sie bisher nicht existiert zu haben. Gerade die Konfrontation mit dem hereinbrechenden Leben in den bisher geordneten Alltag führt nun zu Eskalation. Erika beginnt eine Affäre mit ihrem wesentlich jüngeren Schüler Klemmer, Nina lässt sich durch ihre Kollegin und Kontrahentin Lily aus der Umklammerung durch ihre Mutter heraus reissen.


Interessant sind die Disziplinierungsinstanzen, die die Protagonistinnen zu dem machen, was sie sind. Da wäre in beiden Geschichten zunächst die Figur der Mutter, die ihre Tochter unter Druck setzt, die Karriere zu machen, die ihnen selbst vorenthalten blieb. Im Falle der Ballerina wird die Tochter gar für das Scheitern ihrer Mutter verantwortlich gemacht. Zum zweiten ist da das selbstverleugnende Wesen der Frauen selbst. Um ihr Ziel zu erreichen, werden Grenzen ausgelotet die schließlich gar zu patholgischen Störungen führen. Nina wird so immer häufiger von Halluzinationen geplagt, Erika flüchtet sich in Voyeurismus und unerfüllbare sexuelle Phantasien.


Der dritten Disziplinierungsinstanz schließlich bedient sich nur Aronofsky und übt damit nicht gerade leise Kritik an der neoliberalen Leistungsgesellschaft unserer Tage: Es ist die der Konkurrenz im Nacken. Wenn kleinste Schwächen dazu führen, dass die eigene Position von anderen ausgefüllt werden, wird Perfektion zum Maßstab. Nina erlebt diesen Prozess im Zeitraffer: Zu Beginn sieht sie sich in der Postion, die gealterte Ballerina Beth zu ersetzen, am Ende droht Lily sie selbst zu verdrängen. Es ist wohl diese extreme Form der Beschleunigung, die Aronofskys Film diese Drastik verleiht.

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