Kinoreview: Cloud Atlas
#7
Auch wenn es schon ein paar Blogs zu diesem Film gab, möchte ich auch noch meine Meinung bzw. meinen Eindruck von „Cloud Atlas“ zum Besten geben.
Ein Grundsatz hilft mir sicherlich, dass ich Filme „anders“ erlebe, als manch Kinobesucher. Ich versuche mich von Informationen zu Filmen fernzuhalten. Dadurch werden immer wieder Erwartungen aufgebaut, die dann, fast schon zwangsweise, nicht erfüllt werden können. Bestes Beispiel ist für mich „The Dark Knight Rises“. Auf filmstarts.de gab es vor der Kinopremiere mehr als 200 „Neuigkeiten“ zu dem Film. Schlimm, Schlimm, Schlimm. Einzig die Trailer schaue ich mir an und sie liefern mir Informationen und wecken mein Interesse….oder halt nicht. Und auch das habe ich bei Cloud Atlas nicht anders gemacht. Der fast sechsminütige Trailer hat mich sofort fasziniert und es stand für mich fest, dass ich ihn im Kino sehen muss:
Im Grunde ist ein Film entstanden, der sechs Handlungsstränge miteinander verknüpft. Alles auf verschiedene Art und Weise, aber darauf werden ich nicht eingehen. Zuviel Informationen würde das mit sich bringen. Ich will nun auf den Inhalt eingehen, kann aber auf keinen Fall mehr sagen, wie die ganzen Leute heißen und auch bei den Jahreszahlen bin ich mir alles andere als sicher :-)
Achtung, ab jetzt spoilert es.
Erzählung #1
Spielt ca. 1850. Ein junger Mann erlebt, wie ein Sklave ausgepeitscht wird. Dieser Sklave versteckt sich dann auf dem Schiff. Der junge Mann wird von einem Arzt nach und nach vergiftet, unter dem Vorwand ihn gesund zu machen, nur um an das Gold von ihm zu kommen. Der Sklave rettet ihn vor dem Arzt, worauf sich der junge Mann der Sklavenbefreiung anschließt.
Erzählung #2
Spielt um ca. 1935. Ein junger Mann, der eine homosexuelle Beziehung zu einem Herren namens „Sixthsmith“ führt, kommt zu einem großen Komponisten seiner Zeit und schreibt die musikalischen Ergüsse des alten Mannes auf. Dabei entwickelt er eine eigene Melodie, das Wolkenatlas Sextet. Der Komponist möchte das Werk unter seinem Namen veröffentlichen, wird aber von dem jungen Mann angeschossen. Dieser flüchtet, hat aber nun keine Chance mehr, sein Werk zu veröffentlichen, da sein Ruf zerstört ist. Er schreibt die Melodie zu Ende und erschießt sich daraufhin.
Erzählung #3
1972 kommt die junge Reporterin Lea, mit Hilfe, einem Skandal auf die Fährte. Die Ölindustrie will einen Atommeilerunfall erzwingen, damit sie der Welt zeigen kann, das Atomstrom nicht die Zukunft ist, sondern weiterhin das Öl. Davon erfahren mehrere Leute, sie kann seit dem nicht mehr ruhig leben, kann am Ende aber ihre Story veröffentlichen und der Unfall findet nicht statt.
Erzählung #4
Im Jahr 2012 hat ein alter Verleger, durch einen Zufall, wieder Erfolg. Der ist darauf zurückzuführen, dass einer seiner Schreiber seinen Kritiker aus dem Fenster schmeißt (Schockmoment Hoch 9). Der Erfolg ruft drei junge Männer (die Brüder vom Fensterwerfer) auf den Plan, die Geld von ihm haben wollen, da ihr Bruder jetzt im Knast sitzt. Da das eingenommene Geld aber gerade reicht, um die Schulden des Verlegers zu zahlen, bittet er seinen Bruder um finanzielle Hilfe. Dieser ist aber noch sauer auf ihn, weil dieser mal mit seiner Frau geschlafen hat, und schafft es, dass er sich versehentlich in ein geschlossenes Altenheim einträgt. Er denkt es ist ein Hotel. Daraufhin beschließt er mit ein paar älteren Herrschaften den Ausbruch.
Neo Seoul im Jahr 2144
Erzählung #5
Die vorletzte Geschichte spielt im Jahr 2144, in Neo Seoul. Dort werden Menschen gezüchtet, die der Industrie als Arbeitskräfte dienen. Nach 12 Dienstjahren kommen sie in Elysium, zumindest wird ihnen das erzählt. In Wahrheit werden sie zu Nahrung für die gezüchteten Menschen verarbeitet. Eine der Züchtungen wird befreit und wird daraufhin die Anführerin einer Rebellion, die das System vernichten will.
Erzählung #6
Die letzte Geschichte spielt ca. 2350 und ist postapokalyptisch. Es gibt noch zwei Völker. Auf der einen Seite sowas wie Ureinwohner und auf der anderen Seite Menschen die noch in „alten“ Raumschiffen rumfliegen und auf der Suche nach einer neuen Heimat sind. Ein Mann aus dem Ureinwohner-Volk führt eine Frau aus dem Raumschiffvolk zu einer Art „Satelittenstation“. Sie setzt es in Gang und sendet ein Signal. Als sie zurückkommen, ist das Dorf der Ureinwohner zerstört und der letzte überlebende Ureinwohnermann und ein Kind, fahren mit dem „moderenen“ Volk mit.
Phhh, ganz schön viel Story, die da in drei Stunden gepackt wurde. Die ersten 20 Minuten vom Film hatte ich ganz schön zu tun, mit allem mitzukommen. Die Handlungen laufen nicht nacheinander ab, sondern du siehst immer Ausschnitte aus den einzelnen Handlungssträngen. Teilweise wird auch mit Rückblenden gearbeitet, was es auch nicht unbedingt einfacher macht. Es lässt sich kein Muster ausmachen in welcher Reihenfolge die Handlungsstränge kommen. Man kann aber alle einzelnen Geschichten sehr gut verfolgen und am Ende auch verstanden, um was es geht und wie die Geschichten miteinander verbunden sind.
Eines steht für mich schon jetzt fest, der Film muss einen Oscar für das beste Make-Up und die besten Kostüme bekommen. Da es aber eine, zu großen Teilen, deutschfinanzierte Produktion ist, weiß ich nicht, ob der Film für die Acadamy Awards zugelassen wird. Wenn ja, dann hat er ihn schon fast sicher. Was mit Make Up alles erreicht werden kann, ist irre. Hugh Grant erkennt man als Kanibalen nur an seinen Augen. Tom Hanks nimmt man alle Verkleidungen und Rollen ab. Vom fiesen, geldgierigen Arzt, über den Atomwissenschaftler bis hin zum Ureinwohner (gut, dass konnte er ja schon bei Cast Away üben ;-)
Auch die schauspielerischen Leistungen sind tw. richtig gut. Mehrere Schauspieler treten in allen sechs Geschichten auf. Halle Barry überzeugt mich, nach Tom Hanks am meisten. Vor allem ihre Auftritte als Reporterin und als Vertreterin des heimatlosen Volkes in der letzten Geschichte. Und auch das chinesische Mädchen (Doona Bae) liefert eine starke Leistung ab. Vor allem, als sie das mit der Nachmittelherstellung rausfindet, mit der ihre Spezies ernährt wird, hat sie den stärksten Auftritt im gesamten Film, was wahrscheinlich an dieser recht schockierenden Szene liegt (Soylent Green lässt grüßen; Schockmoment Hoch 11). Auch nicht vergessen sollte man Hugo Weaving. Ganz starker Auftritt als eine Art Teufel von Tom Hanks und als Krankenschwester, die den älteren Herrschaften das Leben schwer machen will.
Hugo Weaving als der Teufel des Tom Hanks! Sau Stark!
Was mir sehr gut gefallen hat, war der Abspann. Da werden noch mal die wichtigsten Schauspieler aufgeführt und man sieht sie in ihren wichtigsten Rollen. Da ist mir erst so richtig bewußt geworden, was alles durch Make Up und Kostüme möglich ist.
Nachdem ich am Abend des Filmes noch überlegt hatte, ob der Film gut oder schlecht ist, stehen für mich zwei Sachen fest. Und der Film ist einfach nur gut. Interessante und schnelle Handlung. Musikaisch einfach nur überzeugend, kein Wunder, wenn das MDR Sinfonieorchester aus meiner Heimatstadt engagiert wird. Und auch die Drehorte, Kostüme, schauspielerischen Leistungen und filmischen Inhalte, sowie der Humor und die Schockmomente waren einfach nur stark.
Es wird auf jeden Fall ein Pflichtkauf auf Blu Ray werden. Und irgendwie kann ich mir noch sehr gut vorstellen, dass es einen Directors Cut oder etwas Ähnliches geben wird. Sicherlich wird es noch fehlende Passagen aus dem Buch geben, nicht verwendetes Filmmaterial könnte es auch noch geben. Von daher bin ich hoffnungsvoll.
bis zum nächsten Blog
man liest sich
hightower
Bild1: screenrant.com
Bild2: filmspoons.de
Bild3: moviefanatic.com
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Kommentare
Dies, viele positive Kommentare hier und letztendlich auch Dein Blog (wobei ich die 6 Spoiler-Handlungsstränge nicht gelesen habe) führen dazu, daß ich einen Blindkauf auf Blu-ray wagen werde.
Bin gespannt...! ;-)
Auch mein (Blindkauf-)Enschluss (denn ins Kino werd ichs leider nicht schaffen) ist abermals bkeräftigt worden - auch dafür danke!