Blog von Bollwerk94

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Zum Tod von Eli Wallach

25. Juni 2014

Was macht einen Film besonders? Sind es darstellerische Glanzleistungen, brachiale Bildgewalt, ohrenumgarnende Soundtracks oder nervenzerreißende Actionszenen? Ich behaupte, keines dieser Merkmale macht einen Film besonders und damit außergewöhnlich, sondern lediglich gut.

 

Kaum ein anderer vermochte es bislang, einen solchen Anpressdruck an die Bildröhre hervorzurufen, als der Maestro, Sergio Leone. Eine meiner absoluten Lieblingsszenen der Filmgeschichte befindet sich am Ende von "Zwei glorreiche Halunken". Nach mehr als zwei Stunden der Irrfahrt auf der Suche nach einem Haufen Gold, der sich auf einem Friedhof befinden soll, stößt Tuco, der vom Blonden gejagt wird, mit dem Kopf an einen Felsen. Plötzlich schwenkt die Kamera hoch und man erlebt zeitgleich mit dem von Eli Wallach verkörperten Tuco, dass der Friedhof nun endlich gefunden wurde. Ein gewaltiges Meer aus Grabsteinen und Holzkreuzen erschließt sich einem, dazu eines der brillantesten Lieder, dass je für einen Film komponiert wurde, "l'estasi dell'oro", von Ennio Morricone. Sofort ist man angehalten den Ton am Fernseher lauter zu drehen. Diese Szenen, die bei einem Gänsehaut auslösen, einen wie gebannt an den Bildschirm fesseln und einen Hauch von einem Lächeln ins Gesicht zaubern, diese Szenen sind es, die aus guten und sehr guten Filmen, Klassiker machen, da diese Szenen im Gedächtnis bleiben. Die Symbiose aus Bild, Ton und Schauspielerei kommt hier zur Vollendung.

 

Welcher Regisseur kann schon von sich behaupten, nur zwei Jahre nach seinem großen Meisterwerk, dieses direkt noch einmal zu wiederholen, bzw. sogar zu überbieten? Mit "Spiel mir das Lied vom Tod" gelang Leone ein solcher Coup.

 

Eli Wallach, der ursprünglich nur ein Ersatz für Gian Maria Volonté war, erlangte durch seine geniale Darstellung des Gauners Tuco weltweit Beachtung. Im Gegensatz zu bspw. Lee Van Cleef, war es für ihn allerdings nicht der Start einer Italowestern-Karriere, im Gegenteil, er suchte sich seine Rollen genau aus.



Im Spaghettiwestern trat er nach "The Good, The Bad and the Ugly" nur noch drei mal auf: zum einen in "Vier für ein Ave Maria", in dem er schauspielerisch dem Duo Hill und Spencer im Halbschlaf den Schneid abkaufte, im mittelmäßigen "Zwei wilde Companeros" mit Franco Nero und in "Stetson - Drei Halunken erster Klasse", dem letzten Western von Sergio Corbucci, der allerdings ziemlich in die Hose ging, wobei Wallach auch hier der große Lichtblick war.

 

Seinen alten Filmpartner Clint Eastwood traf er im Film übrigens nie direkt wieder, allerdings hat er in Eastwoods Film "Mystic River" eine kleine Gastrolle. Wer schon immer einmal sehen wollte, wieso Wallach für die Rolle als Tuco von Leone erwählt wurde, der sollte sich den Episodenfilm "Das war der wilde Westen" angucken, hier hatte er eine ganz ähnliche Rolle als Bandit.

 

Die berühmteste Anekdote um seine Person ist wohl, dass er beim Dreh von "Zwei glorreiche Halunken" zweimal fast tödlich verunfallt wäre, einmal bei der Szene, als er einen Zug über die Ketten um seine Arme fahren lassen will, als ihn dieser beinahe erfasst, das zweite mal hätte er laut eigenen Angaben fast Gift geschluckt.

 

Eli Wallach starb am 24.6. 2014 im stolzen Alter von 98 Jahren. Möge er in Frieden ruhen.

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte, sowie Kinoaushänge aus meiner Sammlung

Fortsetzung vom ersten Teil:


Onkel Hill

 

Während Bud sich in immer schwächere Rollen stürzte und dann Ende der Achtziger kaum noch in der Lage war rein körperlich (sowohl vom Alter, als auch dem Gewicht) seine Genrefilme zu drehen, war Terence zum kuschelweichen Familientypen mutiert.

 

Die erste Anwallung dieses neuen Mario Girotti sah man 1983 in seiner Adaption eines italienischen Klassikers: "Keiner haut wie Don Camillo", an dem seine ganze Familie mitwirkte. Der Film war weder Fleisch noch Fisch, ihm fehlte die Lässigkeit eines richtigen Terence Hill Filmes aber auch der Charme des Originals, auch die Zeit um den Kommunisten Peppone glaubwürdig darzustellen war Mitte der 80er schon längst vorbei. Es wurden viele sinnfreie Kleinigkeiten, wie eine Heirat beim Fallschirmspringen, eingebaut, die den Film nicht gerade sehenswerter, sondern flacher gestalteten.

 

In "Renegade", der nächsten Familienangelegenheit Hills mit seinem Stiefsohn Ross in der anderen Hauptrolle, versuchte er sich dann noch einmal statt mit Bud Spencer, mit der eigenen Sippe. Dass der Film nicht wieder so eine Pleite wurde, wie letzt genannter, liegt hauptsächlich daran, dass er den Regiestuhl an den Altmeister abgetreten hatte, E.B. Clucher, alias Enzo Barboni, der Regisseur der Halleluja Streifen schuf einen ganz netten Film, dem allerdings erneut der richtige Pfiff fehlte.

 

Dann folgte für den Italiener wohl die Zäsur in seinem Leben, die alles verändern sollte, der Unfalltod des Stiefsohnes († 1990) mit dem er nun eigentlich gemeinsam so richtig durchstarten wollte. So sollte Ross in seiner "Lucky Luke" Adaption eigentlich Billy the Kid spielen.

 

Nichtsdestotrotz produzierte Hill mit dem Rest seiner Familie den Film und die dazugehörige Serie, die wieder weder besonders nah am Original war, noch an Hills Blütezeit als Nobody anknüpfen konnte. Zuviel kindlicher Humor und unglaubwürdige Albernheiten bzw. Hexereien, zu wenige Prügeleien und Szenen in denen er seinen Charme richtig ausspielen konnte. So zog sich der weichgespülte Terence Hill weiter durch seine Karriere, jedoch manifestierte sich eine Eigenart Hills, die ihn für meinen Geschmack nicht besser machte: sein Hang zur katholischen Religiosität.

 

Eine letzte Prügelei...

 

Doch bevor sich Hill endgültig dem Glauben verschrieb, konnte der Dicke ihn noch einmal zu einem gemeinsamen Abenteuer überreden: "Die Troublemaker" war also das nächste Projekt im Kreise nicht nur einer Familie, sondern der gemeinsame Streifen der Sippen von Pedersoli und Girotti. Auf den ersten Blick hört sich das ganze viel versprechend an, Hill und Spencer wieder als Brüder unterwegs, es schien wieder ein klassischer Film nach Halleluja-Art zu werden!

 

Doch auf den zweiten Blick offenbarte der Film eine Abnormalität, er spielte nicht in Almeria, sondern direkt in den Staaten, im Cast war keiner der alten Haudegen, kein Riccardo Pizzuti, einfach niemand von der alten Garde. Auch im weiteren Produktionsteam fanden sich keine alten Gesichter, Morricone, die De Angelis Brüder, E.B. Clucher, sie alle waren einfach nicht dabei (nur Casaro, er schuf wieder das Plakat).

 

Stattdessen wurde der Film von einem gewissen Matthias Wendlandt produziert... Moment mal, Wendtland, da klingelt doch was... und in einer Nebenrolle Eva Hassmann... Hassmann... Wendtland... da fehlt noch ein Puzzleteil. Plötzlich jodelt es in einen Ohren: "Jodelahiti!!!" Otto Waalkes, das war das fehlende Teil, zufälligerweise produzierte Horst (der Vater von Matthias) Wendtland alle seine Filme. Böse Zungen würden jetzt behaupten, die völlig Talentbefreite Gattin vom Ostfriesen (Hassmann) hätte diese Rolle durch Beziehungen bekommen, aber auf so eine Idee käme ich doch nie.

 

Im Klartext, der viel zu dicke Bud, der nun Kutsche fahren musste, weil er nicht mehr auf ein Pferd passte und der Softie Terence lieferten einen weichgespülten Kleinkind-Western ab, ohne jeden Pfiff, gute Musik oder sonst irgendwas im Sinne der guten alten Italowestern. Traurigerweise mussten E.B. Clucher, Pizzuti und co., mit denen die beiden nun anscheinend nichts mehr zu tun haben wollten, einen eigenen Film drehen: "Sons of Trinity" oder auch "Trinity & Babyface" war der Versuch der alten Bande mit neuen Darstellern den Mythos weiter leben zu lassen, natürlich verfehlten sie ihr Ziel um Längen, da niemand neue Doppelgänger wollte, die gab es schließlich schon in den 70ern. Hätten sie alle wieder zusammengearbeitet, wäre sicherlich ein deutlich besseres Ergebnis herausgekommen.

 

Übrigens: Kalauermeister Rainer Brandt, der die Synchronfassungen all dieser letzten Filme erstellte, bekam seit 1986 mit "Die Miami Cops" keine deutsche Fassung mehr zustande, die auch nur im Ansatz an alte Knaller heranreichte, ob dies an ihm oder den Vorgaben der Produktion bei Rialto oder wo auch immer lag, kann ich nicht einschätzen.

 

 

Vier weiche Fäuste in der Gegenwart

 

Nach dieser Riesenpleite gingen beide wohl endgültig wieder getrennte Wege. Terence Hill fand seine neue Heimat als "Don Matteo", Pfarrer, der Kriminalfälle, in dieser bereits seit 1999 in Italien laufenden Serie, löst. Seine beste Rolle seit "Renegade", da er hier ein gutes Maß gefunden hat und endlich nicht mehr alte Figuren ausgräbt und schändet, sondern sich selbst versucht an einer neuen sympathischen Figur. 2010 wurde ich richtig aufgeregt, als ich hörte, Hill habe einen neuen Western gedreht, anscheinend eine Fortsetzung zu Nobody... Das Ergebnis war "Doc West", nur der deutsche Titel wandelte ihn so um (wie in der guten alten Zeit mit den betrügerischen Titeln). Wieder führte Hill Regie und wieder war es ein familienfreundliches Fest der Langeweile. Den zweiten Teil habe ich bis heute nicht gesehen und das wird wohl auch so bleiben.

 

Bud schlug sich nach zwei Serien mit dem "Miami Vice" Star Philip Michael Thomas (die sogar ganz amüsant waren) nur noch mit kleinen Rollen so durch. 2005 übernahm er dann noch mal eine Hauptrolle in einem Fernsehfilm, der es sogar zu uns schaffte. Bud (sogar von Wolfgang Hess synchronisiert) war in "Padre Speranza" ein Priester, der einen Mafia-Kriminalfall löst. Dass er damit an den Erfolg seines ehemaligen Partners in dessen neuen Paraderolle als Don Matteo anknüpfen will, ist wohl nicht von der Hand zu weisen.

 

Epilog

 

Was bleibt, ist entweder ein realistisches Bild der beiden, oder man schaut nur auf gute Zeiten, blendet alles andere aus und erhält so den Mythos am Leben. Der private Fernsehsender Kabel Eins tut mit seiner Ausstrahlungspolitik seit nunmehr 15 Jahren alles dafür, dass das Bild der beiden als perfektes Duo erhalten bleibt, indem man nur die Evergreens der 70er und 80er sendet, und zwar in Dauerschleife. Viele wissen sicherlich nicht einmal von "Gott vergibt, Django nie" oder dem genialen "Vier für ein Ave Maria", weil diese für Kabel 1 anscheinend schon nicht ins Schema passen. Die Öffentlich-Rechtlichen verbannen diese alten Filme hingegen jenseits der 23 Uhr Marke, wo man sie erst einmal finden muss...

 

Schlussendlich bleibt es jedem selbst überlassen, sich ein Bild zu machen und sich Erinnerungen oder auch neue filmische Erfahrungen so aufzubereiten, wie man es gern hätte.

 

Post-Epilog für Terence

 

Eigentlich wäre dies der letzte Satz meiner Ausführungen gewesen, jedoch würde dieser Satz die beiden wieder nur auf die beiden naiven Prügelbarden reduzieren, die die Medien heute gern immer noch genauso hätten, wie in den 70ern. Auf Bud Spencer mag dies zwar zutreffen, er war - und das betont er immer besonders - kein Schauspieler, verprasste sein Geld und musste alles einmal ausprobieren (z.B. machte er den Pilotenschein und war "Erfinder").

 

Die viel interessantere Persönlichkeit ist Terence Hill, ein Mann, der jeglichen Medienrummel meidet und deshalb für jene Medienschakale auch längst nicht so interessant ist, wie sein dicker Ex-Partner, dessen Deutschlandreise für dieses Frühjahr merkwürdigerweise abgesagt wurde, aus gesundheitlichen Problemen (man munkelte schon, dass es mit ihm zu Ende gehen könnte), und plötzlich sei er wieder gesund und hat ein neues Buch, und zwar ein Kochbuch... zurück zu Hill:

Wie wurde er zu diesem anscheinend streng gläubigen und introvertierten Familienmenschen, der Ende der 60er noch als Django dutzende Leute im Film niedermähte? Ansetzen würde ich Mitte der 1970er Jahre: Terence auf dem Hoch seiner Karriere, als Nobody hatte er einen waschechten A-Film Erfolg, der sogar fast so gut war, wie ein echter Leone-Streifen, so konnte er zwei große Rollen in Hollywood an Land ziehen, in denen er nicht den Fäusteschwinger vom Dienst mimen musste. Jedoch floppten sowohl "Mister Billion", als auch "Marschier oder Stirb", was ihn dann wieder in die Arme des italienischen Kinos manövrierte, zurück zu Bud und  den "Vier Fäusten". Wahrscheinlich mischte nun Anfang der 80er die große Enttäuschung mit, dass man, obwohl man im Gegensatz zu Spencer perfekt englisch spricht und deutlich fleißiger ist, ihn nie so wirklich überholt hat, im Gegenteil, heute ist Hill der weniger populäre - zumindest in der Bundesrepublik.

 

Zu der Sackgassenkarriere kam dann der Tod des Stiefsohns und der endgültige Abstieg zur C-Garde unter den Schauspielern, dies alles führte wahrscheinlich dazu, dass sich Hill alias Mario Girotti so stark zur Kirche hingezogen fühlt und Erfüllung im Glauben zu finden scheint. Zu sehen ist dies im besonderen Maß an Don Matteo, anders als Don Camillo, oder Cowboy Doc West braucht er hier keine halbgare Figur zwischen alten Erwartungen und neuem Sein zu spielen, sondern einfach einen Menschen, wie er selbst. Und der Erfolg in Italien gibt ihm Recht.

 

Nun also der echte Abschlusssatz: Auf den ersten Blick sehen wir in den "Vier Fäusten" ein belanglos-locker-flockiges Abenteuerfilm-Duo, naiv und geerdet, was wir aber nicht sehen, sind die Menschen und komplexen Charaktere die sie wirklich sind (vor allem trifft dies auf Hill zu), sondern lediglich Filmfiguren, die schon lange nicht mehr existieren, sonst würden die beiden wie all die anderen Sequel-Eunuchen versuchen, uns mit wie auch immer gearteten neuen Abenteuern zu quälen.

 

Nun noch eine Filmempfehlung:

 

Ein Schinken von dem ich vor Jahren gehört hatte, heißt "Zwei tolle Hunde in Hongkong", zufälligerweise lief er letztens auf dem MGM-Sender von Sky. Ein klassischer Streifen mit zwei Spencer/Hill Lookalikes, im Gegensatz zu "Butch und Toby" (siehe Italowestern Blog Nr. 2) jedoch mit einer der genialsten Vertonungen aus dem Hause Brandt, die ich je hören durfte. Eine Geisha, die wegen ihrer starken Schminkung als Mehlklafte bezeichnet wurde, und Dutzende andere Anzüglichkeiten, bis hin zu einem Sachsen mit Monokel (Vorgänger von Oberst Klink?) machen diesen Film zu einer von Brandts Top 5 Arbeiten! Viel Spaß beim Angucken.

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte, sowie Kinoaushänge aus meiner Sammlung
 


Dadurch dass bei mir viel an anderer Arbeit anstand, hab ich hier schon eine halbe Ewigkeit keinen Blog mehr verfasst, das ändert sich heute, mit meinem bislang größten Blog (insgesamt 7 Word-Seiten ohne Bilder!):



Prolog

 

Nach einigen Blogs, in denen ich mich direkt oder auch indirekt mit Terence Hill und / oder Bud Spencer beschäftigte, kommt nun, quasi als krönender Abschluss, ein Blog über die zwei Kulthelden schlechthin für das deutsche Publikum, der allerdings nicht unbedingt als Liebeserklärung dienen soll, diese habe ich bereits in den letzten Einträgen über die beiden getätigt. Heute soll es auch einmal ein paar ungewohnte und auch kritische Töne geben, einfach eine Sicht auf die VIER FÄUSTE, die es so bisher nur sehr selten gab.

 

Mythen

 

1970 war es so weit, die erste waschechte Komödie mit den beiden erblickte das Licht der Welt: "Die rechte und die linke Hand des Teufels". Ein Film, der richtungweisend war und die beiden zu richtigen Stars machte. Doch auch der Film selbst sorgte für Mythen. So herrschte in Deutschland jahrelang Unklarheit darüber, ob dieser Streifen über eine Neusynchronisierung von Rainer Brandt verfügte. Schließlich gab es einen Trailer von Rainer Brandt und ein passendes Kinoplakat von Renato Casaro welches im Stil des Plakats von "Vier Fäuste für ein Halleluja" gehalten wurde, von dem es bekanntermaßen eine neue Schnoddersynchro aus Berlin gab. Doch das Plakat stellt ein einzigartiges Stück dar, denn bei keinem anderen Plakat von Casaro wurde Malerei mit Fotografie gemischt (hier das Pferd welches Terence zieht). Erst vor kurzem konnte mit relativ hoher Sicherheit geklärt werden, dass eine solche brandt'sche Fassung nicht existiert. Ein anderes Mysterium gab und gibt es um den Film "Die fünf Gefürchteten" (siehe Italowestern-Blog Nr. 10), hier sind sich verschiedene Leute vom Fach einig, dass die Wiederaufführung unter dem Titel "Der Dampfhammer" tatsächlich auch von Brandt synchronisiert worden sein soll, mit Arnold Marquis für Bud. Ob es stimmt? Hoffentlich, dann sollte diese Fassung allerdings auf eine mögliche Blu-Ray mit gepresst werden.

 

Ähnliche Diskussionen gab es auch über die beiden ersten Plattfuß Filme, allerdings hat Brandt selbst ja bereits die Erstsynchronisierungen erstellt, weswegen eine erneute Fassung (mit Arnold Marquis statt Wolfgang Hess) recht sinnlos gewesen wäre. Hier wurden neue Trailer nur erstellt, damit man die Filme mit den neuen Titeln (z.B. "Buddy fängt nur große Fische") und Casaro-Plakaten besser wiederverwursten konnte. Wo wir schon beim nächsten Thema wären:

 

Der Plakatmaler

 

Für mich gehört Renato Casaro genauso zu den Filmen um die beiden, wie die Musik von Oliver Onions. Spätestens ab "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" hat der Maestro des Kinoplakats (für mich der beste Filmplakatemaler aller Zeiten) die Filme mit seinen lässigen Grafiken mit verändert (zumindest was die deutschen Versionen angeht, wo Herr Peltzer zunächst das Monopol inne hatte). Spätestens ab "Das Krokodil und sein Nilpferd" war sein toller Stil perfektioniert und die Plakate passten auch optisch zueinander. Des Weiteren waren seine Plakate fast so etwas wie ein Garant für gute neue Filme und keine alten wiederverwerteten, diese machte später z.B. der zur Nummer zwei degradierte Lutz Peltzer.

 

Doch auch um Herrn Casaro rankt sich ein Mythos, angeblich soll er die Idee für die Schleppe am Pferd von Trinity gehabt haben, damit dieser absolut lässig und faul wirkt. Womit wir wieder bei den Halleluja Filmen wären, die Terence Hill den Weg zu Leone und dem Star Henry Fonda ebneten und Bud Spencer endgültig zum Star machten, der nun auch Hauptrollen bekam.

 

Die Synchronfassungen

 

Immer wenn es in Foren im Netz Diskussionen darüber gibt, ob man sich lieber die Originalfassungen angucken sollte, bringe ich das Beispiel Spencer/Hill. Mir fällt keine andere Reihe von Filmen ein, bei denen so konsequent die Blödelsynchros eingesetzt wurden, wie in diesem Falle. Vor allem Rainer Brandt (aber auch Karlheinz Brunnemann und Horst Sommer) war und ist bekannt für seine manchmal mehr, manchmal weniger gelungenen Vertonungen, jedoch ist er auch streitbar, so gefiel vielen Zuschauern nicht, dass Wolfgang Hess Ende der 70er von Arnold Marquis als Spencer abgelöst wurde und der Dicke nun in einigen Synchros ("Das Krokodil und sein Nilpferd" zum Beispiel) leicht zurückgeblieben wirkte. Hills fester Sprecher seit "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" war Thomas Danneberg und als Stammsprecher seit jeher unangefochten. Für ihn war es die erste richtig große und lange Verpflichtung, er sprach ihn durch viele Zweitfassungen in jedem Film außer "Die rechte und die linke Hand des Teufels", "Verflucht, Verdammt und Halleluja" und einigen weniger bekannten Werken. Bis heute ist er DIE Konstante in der deutschen Synchronbranche (als Stallone, Travolta, Schwarzenegger, oder eben Hill). Danneberg war anscheinend der Lieblingssprecher von Brandt, sodass Rollen die vormals Brandt sprach, später Danneberg unter der Regie von Brandt übernahm (z.B. Terence Hill, den Brandt noch in "Django und die Bande der Gehenkten" selbst mimte, aber auch Franco Nero, Giuliano Gemma oder George Hilton).

 

 

Die Suche nach neuen Partnern

 

Zurück zu den Helden selbst: Kürzlich erklärte Spencer, bzw. Carlo Pedersoli in einem Nachruf auf Giuliano Gemma, dass er es bedauere nicht mehr Filme mit ihm gemeinsam gemacht zu haben. Ihre gemeinsame Arbeit gehörte wohl zu den besten Filmen mit Bud ohne Terence, da Gemma als Schauspieler vielleicht sogar höhere Qualitäten hatte als Hill (Ansichtssache). Doch Spencer brauchte, bspw. in den Zeiten, als Hill die Nobody-Filme drehte (oder die anderen eher mauen Hollywood Filme), Ersatz.

 

Anfangs war die Suche noch sehr erquicklich, mit Jack Palance war in "Halleluja... Amigo" ein perfekter Gegenspieler, der seine Schwester um jeden Preis mit dem Dicken verheiraten wollte, geschaffen. Ein Film, der zwar nicht mit ihren Glanzleistungen mithalten konnte, allerdings einige tolle Szenen bot, wie einen Bud Spencer, der immer erst losprügelte, als er sich seine Brille aufsetzte. Außerdem bekam die Leone-Ranch, das legendäre Grundstück aus "Spiel mir das Lied vom Tod" hier eine ähnlich zentrale Rolle.

 

In der deutschen Erstaufführung unter oben genanntem Titel führte Horst Sommer (wie bei den Halleluja Filmen) Synchronregie, Wolfgang Hess sprach Spencer und Arnold Marquis Palance. "Der Dicke in Mexico" nannte man die Wiederaufführung mit leider nicht wirklich mehr Komik, viel mehr dümmliches Geplapper ohne den Biss eines Rainer Brandt. So hatte anscheinend Herr Brunnemann diese überflüssige Fassung erstellt, in der Buds Pferd plötzlich reden konnte. Mit Hirthe und Petruo war diese Fassung zwar nicht schlechter besetzt, aber einfach nicht so gekonnt umgesetzt, wie eine richtig gute Schnoddersynchro.

 

Während Bud sich Anno 1972 durch diesen Western und "Sie verkaufen den Tod" mit eher mäßigem Erfolg schlug, hatte Terence die bessere Rolle an Land gezogen. Mit "Verflucht, verdammt und Halleluja" konnte er im Quasi-Nachfolger von "Vier Fäuste für ein Halleluja" erneut die Hauptrolle ergattern. Da Regisseur E.B. Clucher für Bud nur eine deutlich kleinere Nebenrolle vorsah, lehnte dieser das Mitwirken an diesem Werk ab. Als Konsequenz daraus, wurde dieser Film auch keine Prügelklamotte mehr, sondern eine ganz normale Italowestern-Komödie. Doch auch ohne ständiges Fäusteschwingen wurde dieser Film zu einer wahren Perle.

 

Der DDR-Titel "Ein Gentleman im wilden Westen" trifft den Inhalt des Filmes deutlich besser, so war Hill nämlich genau dieser Gentleman, ein feiner Pinkel, der von England in den Westen kam und in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters trat. So wandelte sich Joe Moore mithilfe der alten Bande seines alten Herren langsam zum Revolverhelden.

 

Dieser Film zeigte, dass Terence Hill Filme wenn das Drehbuch richtig gut funktioniert, nicht einmal eine Schnoddersynchro brauchen. Manchmal kann selbst Gottfather of berliner Gelaber Rainer Brandt einem Film mit Terence Hill nicht nur nicht gut tun, sondern ihn auch richtig gegen die Wand fahren. So geschehen Anno 1974, als man den Film "Der blauäugige Bandit" in die deutschen Kinos brachte. Ein Drama, welches bereits 1969 in Italien lief und sich mit der sonst kaum bekannten Thematik von Separatisten in Sizilien beschäftigte. Der ganze Film war eigentlich todernst, so ging es darum, dass der von Hill gespielte Charakter den Mord an seinen Bruder rächt, in den Knast kommt, entflieht, 'ne Geisel nimmt, und so weiter...

 

Der Film wird von Ansammlungen verschiedener medialer Artikel aus Presse und Rundfunk zusammengehalten, allerdings wird die Thematik einfach durch zu billige Einstellungen und miese Kameraschwenks nicht gerade aufgewertet. So kann man dem Film definitiv zu Gute halten, dass er ambitioniert ist, allerdings filmtechnisch nicht überzeugt. Die alte Videokassette tut ihr übriges (denn der Film ist nie auf einem digitalen Medium erschienen).

 

Brandts deutsche Fassung, die stark geschnitten ist (bei einer Ballerei gab es keine Toten zu sehen), funktioniert einfach nicht. Thomas Danneberg muss an manchen Stellen so schnell reden, um noch einen halbwegs lustigen Spruch einzubauen, dass er kaum hinterher kommt. Dazu kam, dass die Sprüchedichte bei dieser Vorlage einfach so unspektakulär war, dass es sich auch dafür nicht lohnen würde den Film zu sehen. Vielleicht lag es an diesem Film, dass Brandt fortan keine alten, ernsten Western des Duos mehr auf lustig umsynchronisierte (bis auf "Vier Fäuste für ein Halleluja" und ggf. oben genannter "Dampfhammer").

 

Für Bud wurde die Suche nach Partnerschaften unterdessen immer schwerer, zunächst kamen Kinder, wie der Außerirdische Kleine, oder der schwarze Bodo, dann Indianer (in "Eine Faust geht nach Westen") oder ein extremst verkleideter Tomas Milian in "Bud der Ganovenschreck". Anfang der 80er kam man an den Punkt, als alles und jeder, den das italienische Kino bot, in irgendeiner Form bereits irgendwie mit mindestens einem der beiden zusammenarbeitete. Eli Wallach, Franco Nero, Lee Van Cleef, Klaus Kinski, Henry Fonda, Frank Wolff, Raimund Harmstorf, Woody Strode, Donald Pleasence, Giuliano Gemma, Telly Savalas, Rita Pavone, Gene Hackman, Ian Holm, Jackie Gleason, Pierre Brice, Harry Carey Jr. James Coburn oder Ernest Borgnine, sie alle hatten (man glaubt es kaum) schon mit mindestens einem der beiden zu tun.

 

1982 hätte dann also ein Film entstehen können, den so wohl niemand wollte bzw. will, aber sehet lieber selbst:

 

(Quelle: http://heyse-online.de/spencerhilldb/temp/scans/monkey_business.jpg)

Gott sei Dank wurde diese affige Partnerschaft nie in die Tat umgesetzt (wobei die nicht-italienische Regie & Produktion vielleicht mal was gemacht hätte, dass nicht gänzlich nach dem immer selben Schema verläuft).

 

 Im zweiten Teil geht es mit den späteren Jahren, vor allem von Hill, weiter.




Nicht nur Lee Van Cleef kam, sah und siegte in Italien durch die Premierenrolle in "Für ein paar Dollar mehr", auch ein deutscher Export machte in diesem Film eine äußerst gute Figur und wurde so zum Nebendarsteller für die ausgefallenen Rollen in vielen Western. Die Rede ist von Klaus Kinski.

 

Der wohl einzigartigste deutsche Charakterdarsteller aller Zeiten findet im Italowestern ein Standbein, so tritt er in unterschiedlichsten Rollen in Erscheinung. Neben oben genanntem Klassiker war sein berühmtester Film wohl "Leichen pflastern seinen Weg" von Sergio Corbucci. In Deutschland ist vielen sicher auch noch der kurze Auftritt am Anfang von "Nobody ist der Größte" in Erinnerung. Aber er spielte in zahlreichen ebenfalls sehr interessanten Werken mit.

 

Meist war er wohl als zwielichtiger Typ in Nebenrolle oder direkt als Bösewicht zu sehen, eine Seltenheit gibt es jedoch, einen Film in dem der freundliche Psychopath  von nebenan auch einmal den guten, den Helden spielen darf:

 

"Satan der Rache" nannte sich diese Seltenheit, die über die Jahre unter Kennern zum Klassiker avancierte. Anthony M. Dawson, bürgerlich auch Antonio Margheriti (der spätere Meister der Wildgänse-Plagiate mit Miniatur-Action...), war der Regisseur dieses Werks, welches seinem Titel alle Ehre machte. Dies ist nämlich der Inbegriff des Rachewestern! Gary Hamilton (Kinski) kommt nach 10 Jahren frei, in denen er im Knast Steine kloppen durfte und sinnt auf Rache gegenüber Acombar (Peter Carsten), der nun über die alte Heimatstadt herrscht. Dabei kommt ihm ein Tornado gerade recht, der über die Stadt fast so verheerend hinweg zieht, wie Kinskis blutige Spur, denn dieser macht sie alle fertig!

 

Ein 90minütiger Rachefeldzug des deutschen Exports, gespickt mit Einzelheiten über die Vergangenheit und den Grund für seine Gefängnisstrafe. Dieser ist einfach grandios inszeniert, denn er ist einfach und geradlinig gestrickt, ohne riesige Überraschungen, dadurch aber unheimlich intensiv und nicht aufgesetzt wirkend. Der Film handelt tatsächlich nur - bis auf's Vorgeplänkel - von der Nacht der großen Rache, in welcher Hamilton sogar mithilfe einer Kirchenglocke die bösen Jungs platt machte. Auch seine Frau, die nun mit Acombar "verkehrt" (im wahrsten Sinne des Wortes), kommt überraschend schlecht weg bei Magheritis Nacht der langen Messer.

 

Dieser Streifen aus dem Jahre 1970 ist ganz klar der einzig richtige Anfangspunkt für meinen Blog zur Legende Klaus Kinski.

 

Ein interessantes Detail seiner Karriere ist auch, dass er sich - bis auf die frühen Edgar Wallace Rollen und bei den Werner Herzog Kooperationen  (sowie 2, 3 Ausnahmen) - nie selbst synchronisierte. So stellte man die deutschen Synchronregisseure vor die schwierigste Aufgabe überhaupt: einen deutschen Schauspieler, dessen echte Stimme allgemein bekannt ist, zu vertonen. Viele versuchten sich daran, z.B. Eastwood Stammsprecher Klaus Kindler oder Christian Brückner. Meist wurde er jedoch von Werner Uschkurat, Fred Maire oder Gerd Martienzen gesprochen, wobei mir letzterer am besten gefiel, weil er stimmlich sehr nah am Original war und schlicht und ergreifend der talentierteste war. Martienzen sprach ihn übrigens auch im "Satan der Rache".

 

Ein weiterer Film mit Kinski, diesmal jedoch in Nebenrolle als Bandenchef ,war "Der Mörder des Clans". Dieser Western aus dem Jahre '71 wurde erstaunlicherweise erst 1996 synchronisiert. In der kleinen Produktion spielte Paolo Casella einen sehr an George Hilton (Halleluja / Tressette) erinnernden Revolverhelden, der in eine kleine Poststation Schrägstrich Kneipe Schrägstrich Hotel einkehrt, in der dann auch Kinski alias Dan Hogan mitsamt seiner Bande einkehrt. Dort warten sie nun auf die güldene Beute eines Raubzugs welches Hogans Frau bringen sollte. Eine lange Odyssee (der Film spielt zur Hälfte in dieser Poststation) beginnt, ewiges, fast schon ans aristotelische Drama erinnerndes Hick-Hack um das Gold beginnt, es kommt zum Familiendrama bei Kinskis und vielen kleinen unbedeutenden Geschichtchen... durch teils ziemlich miese Nebendarsteller und einen eher abwesend wirkenden Kinski entwickelt sich der Film zur Farce, denn er entwickelt zu keiner Zeit den nötigen Schwung. In der zweiten Hälfte haben sie dann das Gold und wollen nun durch die Wüste zur mexikanischen Grenze.

 

Langeweile erfüllt diesen teilweise schmierentheaterhaften Streifen, der sicher nicht zu seinen besten gehörte.  Ein großer Name, viele schwache Akteure und damit ein unbedeutendes und unbrauchbares Werk, dem man stets und ständig die Geldknappheit beim Dreh anmerkte. Besonders der Schluss, als man die Kamera eine Weile lang auch Kinski hielt und dieser eine wunderbar cholerische Finalaktion hinlegte, kann bloß durch Kinskis überwältigende Aura als sehr gelungen und in seinen Bann ziehend angesehen werden. Synchronisiert wurde der Schinken übrigens erst in den 90ern, allerdings recht gelungen.

 

Berühmt war Klaus Kinski auch für seine unberechenbaren Interviewauftritte, vor denen manche Moderatoren regelrecht in Angst erzitterten, doch nicht nur die Ausraster wegen Nebensächlichkeiten machten und machen diese Szenen bis heute sehenswert, so sagte der exzentrische Wüterich schon einmal die Wahrheit: Ja, er habe alles nur wegen des Geldes gemacht, nicht weil der Regisseur oder das Drehbuch so toll sei. Ich glaube ihm das auch, denn in diesem Genre war es offensichtlicher  als in allen anderen:

 

Nehmen wir nur seine winzige, kaum 10minütige Rolle in "Der Mann mit der Kugelpeitsche", dieser furchtbare Mix aus Martial Arts und Italowestern mit Chen Lee, der mit seiner Karate-Kraft alle weißen fertig macht (zieht einem bösen Buben z.B. mit den Fingern die Augen aus dem Kopf), zeigt deutlich wie kein anderer, dass Kinski nur des Geldes wegen für so einen Blödsinn unterschrieb. Nach über einer Stunde des Mordens tauchte er dann als Kopfgeldjäger auf, dessen Ziel es war, dem gelben Rächer das Handwerk zu legen.

 

Kinski, der hier zwar scheinbar als Vorlage für Danny Trejo in Machete diente, weil er ein dutzend Messer mit sich herumschleppte, schoss Kung Fu Jack trotz seinem Klingenfetisch einfach vom Weiten in beide Knie um ihn dann genüsslich zu skalpieren. Doch der gelbe vereinte Ying und Yang und erledigte Kinski, wie auch alle anderen in diesem Film (bloß dumm, dass man vergas den eigentlichen Schurken, der 20 Mexikaner erschießen ließ auch ins Gras beißen zu lassen, das zeugt vom wahnsinnig dichten Drehbuch dieses Meisterwerks). Kinskis Kostümierung für diese Trash-Orgie war übrigens ein oller Anzug und ein viel zu großer Hut, dem seine Ohren in der Vertikale im Weg waren. Die Titelmelodie hat man übrigens von "Sartana - noch warm und schon Sand drauf" wiederverwertet. Das einzige, was Herrn Kinski wohl an diesem Geniestreich des Regisseurs von "Satan der Rache" gereizt hat, war der Gehaltscheck für den halben Drehtag.

 

Zur Entspannung von diesem fürchterlichen Auftritt entferne ich mich mal kurz aus dem Italowestern und kehre ins Horrorgenre - Kinskis anderer Heimat - ein. 1986, lange nach all den Western und drei Jahre vor seinem Tod realisierte der US-amerikanische Regisseur David Schmoeller den voll und ganz auf Kinski zugeschnittenen "Killerhaus". Hier spielt Kinski einen Vermieter, der seine Wohnungen nur an junge Frauen vermietet, durch die Lüfteranlage, den "Crawlspace" diese dann beobachtet und schlussendlich umbringt. Nebenbei unterhält er einen "Hobbyraum" auf dem Dachboden, wo eine ebenfalls junge Frau in einem Käfig sitzt, ach ja, und er spielt gern russisch Roulette, wenn er nicht verliert ist es Gottes Wille, weiterzumachen. Als wenn dies nicht genug wäre, ist seine Rolle Dr. Karl Gunther auch noch Sohn eines ehemaligen KZ Arztes.

 

Reichlich Stoff für einen Film, aber keinesfalls zu viel, denn wer Kinski mag, kommt an diesem Film nicht vorbei. Es wird eine wahre Kinski-Show abgeliefert, ein Fest für Freunde des verrückten Schreihalses, das sich von einer absurden Szene zur nächsten hangelt. Ich hatte beim gucken des Filmes die ganze Zeit ein Grinsen im Gesicht (die Blu-Ray ist übrigens ausgezeichnet).


Fazit: Auf jeden Fall mal einen Blick riskieren, es lohnt sich und macht einfach Spaß dieses trashige Spätwerk zu genießen.

 

Schmoeller veröffentlichte übrigens 1999 mit "Please Kill Mr Kinski" eine 9-minütige Abrechnung mit seinem zu dieser Zeit längst verstorbenen Hauptdarsteller. Ähnliches tat auch Kinskis wichtigster Regiepartner im selben Jahr, Werner Herzog mit "Mein liebster Feind". Dessen Blick auf Kinski war wesentlich differenzierter, wenn auch nicht wirklich objektiv, man merkte einfach, wie Herzog Kinski fast schon missbrauchte, um mit Schlagzeilen rund um die Dreharbeiten seiner Filme dem Publikum spannende Geschichten zu erzählen, bzw. die Boulevard-Maschinerie auf Touren zu bringen.

 

Auf der Suche nach weiteren Italowestern-Klassikern mit Klaus Kinki kam ich nun tatsächlich an meine Grenzen. Irgendwie hatte ich noch einige Filme im Hinterkopf in denen er eine ganz annehmbare Performance ablieferte. Da wären einige Filme mit Gianni Garko (dem ich damit aber nicht einen möglichen eigenen Blog rauben möchte) und "Das Gold von Sam Cooper", allerdings ist Kinskis Rolle hier viel zu klein, um thematisch in diesen Blog hier zu passen. Auch in "Adios Companeros" wirkte er mit (es gab gleich 2 Filme mit diesen Titel vom selben Regisseur, zeitgleich gedreht - das sollte schon alles zur Qualität sagen).

 

Vielleicht könnte man als Letzten den Film "Black Killer" von Carlo Croccolo erwähnen. Kinski schlüpfte dieses Mal in die Rolle eines Anwalts, der immer gern mit seinen Büchern hantierte. Schnell wird klar wieso, nicht etwa wegen des spannenden Lesestoffs, sondern weil die als Versteck für seine Waffen dienen. Leider war er diesmal wieder nur Nebendarsteller, der Fred Robsahm, der den Protagonisten mimte, zuarbeitete. Zur Story: Mexikaner beherrschen und tyrannisieren eine Stadt... gähn, den Rest brauch ich schon gar nicht mehr zu erläutern.

 

Ein paar abschließende Worte: bei meiner Aufarbeitung ist mir aufgefallen, wie wenige wirklich herausragende Italowestern mit Kinski in der Hauptrolle entstanden waren, zwar ist der extrovertierte Darsteller für fast jeden dieser Filme eine Aufwertung, allerdings kann Kinski alleine aus Mittelmaß auch keinen Leone mehr machen. 

 Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte


Mein Blog ist seit einiger Zeit fast eingefroren, jedoch nicht euretwegen, sondern wegen Zeitmangel. Mit Erschrecken musste ich nun aber feststellen, wie schwach frequentiert diese, unsere Funktion dieser eigentlich genialen Seite doch ist. Fast kein Mensch hat sich den letzten Beitrag dieser Reihe angesehen und auch die die anderen Schreiber sind zu einem kleinen versprengten Aufgebot von Poeten geworden, die leider nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie bräuchten (einige Blogs im Magazin würden sicherlich Wunder wirken). Eigentlich zu schade so viel Zeit in Texte und passende Bilder zu stecken, deshalb folgt nun erst einmal der vorläufige Abschluss meines Italowestern-Blogs in Form eines Showdowns, mit dem ich in den nächsten Wochen noch ein riesiges Themenfeld abgrase, von Klaus Kinski bis zu Bud Spencer und Terence Hill, hier steckt noch einmal alles drin, was mir an meinem Lieblingsgenre so viel Freude bereitet: 

 

Immer wenn von Italowestern die Rede ist, erscheinen unweigerlich einige Namen, Sergio Leone, Franco Nero, Clint Eastwood, Lee Van Cleef... und natürlich Sergio Corbucci. Wer seine Filmographie nicht so genau ansieht, wird sich unweigerlich fragen, was an ihm so besonders sein soll, "Der Supercop" oder "Zwei sind nicht zu bremsen" hätten andere Regisseure doch ähnlich gut drehen können.

 

Doch den Liebhabern der Filme der "Vier Fäuste" muss erklärt werden, dass Corbucci vorher, in den blutigen 60ern, noch auf Innovation setzte und nicht bloß darauf, dass Spencer und Hill sowieso geguckt werden, egal wie gut die Filme sind.

 

Neben seinem berühmtesten und besten Werk "Django" war sein innovativster und gewagtester Western "Leichen pflastern seinen Weg".

 

1968 war das Jahr des Umbruchs für die wirklich guten Regisseure des Genres, Leone hatte seine Dollar-Trilogie abgeschlossen, Eastwood war wieder in Amerika und kehrte Europa nach nur 3 Filmen endgültig den Rücken, Corbucci feierte mit "Django" seine deutlich düsterere Umsetzung des klassischen Rachethemas, doch nun mussten andere Themen her. Während andere weniger begnadigte Filmemacher weiter nur so mit Django-Adaptionen und ähnlichem um sich schossen, machte sich Leone an einen viel komplexeren und undurchschaubareren Film: "Spiel mir das Lied vom Tod". Doch auch Corbucci schaffte es, mit gleich zwei genialen Klassikern aufzuwarten, "Mercenario" und natürlich "Leichen pflastern seinen Weg".

 

Endlich war er da, ein Film, der das vertraute, fast schon in Routine verfallende Rachewestern-Thema mit neuen Impulsen neu zusammensetzt. Wieder ritt ein wortkarger, namenloser Fremder durch die Pampa, der schneller zieht, als alle anderen. Doch Corbucci entwickelte diese Figur weiter, so wurde "Silence" der stillste aller Revolverhelden, denn er war tatsächlich stumm. Nach dem großen Erfolg mit "Django" hatte der Regisseur nun freie Auswahl auf dem europäischen Schauspielermarkt und entschied sich für diese Rolle für eine nicht gerade typische Italowestern-Besetzung: Jean-Louis Trintignant, der Franzose, der sonst in keinem anderen Wildwest-Streifen zu sehen war und eher in romantischen Filmen auftrat.

 

Ihm gegenüber stand ein Mann, der sich bereits einen Namen im Genre geschaffen hat. In Leones "Für ein paar Dollar mehr" sorgte er als Buckeliger für zwei  spannende Auseinandersetzungen mit Lee Van Cleef und in "Töte Amigo" war er im Auftrag Gottes außer Kontrolle. Klaus Kinski übernahm also die Rolle des Bösewichts in diesem Film, er war der Kopfgeldjäger Loco, der jeden über den Haufen schoss, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt war.

 

Zwischen den Fronten stand Frank Wolff als neuer Sheriff des Städtchens und war gewillt, dem willkürlichen, aber legalen Töten der Kopfgeldjäger ein Ende zu setzen. Vonetta McGee war Pauline, die Frau eines Mannes, der ebenfalls von Loco gejagt und erledigt wurde. So war ihr einziges Bedürfnis das, Rache am Mörder ihres Mannes zu üben. Als dann der Stumme in die Stadt trat, ersuchte sie ihn, damit er Loco erledigt.

 

Der Stumme verlangt 1000 Dollar, so versucht sie dafür ihr Haus zu verkaufen, jedoch war der Kaufmann gleichzeitig Friedensrichter, sodass er an jedem Mord des Kopfgeldjägers ein paar Prozente mitverdiente. Er durchschaute ihren Plan und gab ihr keinen Kredit, allerdings wollte er eine Nacht mit ihr. Natürlich lehnte sie ab und bot dafür dem Stummen das selbe, aber auch einzige an, was ihr blieb: ihren Körper.

 

So war es dann also ein außergewöhnlicher Film, nicht nur inhaltlich, sondern auch das Set war ein anderes, statt Almeria, der spanischen Wüste, die die Grenzregion zwischen den Staaten und Mexiko fast schon unfassbar oft simulierte, war das Schneethema eine willkommene Abwechslung zum Western-Einheitsbrei jener Tage. Diese Abwechslung brachte allerdings auch einen anderen positiven Aspekt mit sich, so passte man das Thema an die Umgebung an: Kinski alias Loco konnte seine Opfer einfach im Schnee liegen lassen, ohne dass diese anfingen zu gammeln.

 

Das zentrale Thema des Filmes hätte jedoch auch in jeder anderen Umgebung funktioniert: Die Frage, ob ein Mord, sofern er nicht gegen das Gesetz verstößt, falsch, bzw. böse sein kann. Alle Figuren handeln nach dem Gesetz, welches vor allem durch den Friedensrichter Schrägstrich Kaufmann stark gedehnt wird. Jener zwielichtige Typ kann sogar als eine Kritik am Kapitalismus gewertet werden.

 

Corbucci verzichtete auf eine eindringliche oder auffällig-ohrwurmhafte Musik, da sie den Film und dessen beklemmende Winterstimmung wahrscheinlich nicht besser gemacht hätte. Wieso Ennio Morricone diese komponierte, ist mir ein Rätsel. Dies hätte man auch anderen überlassen können. Bei der deutschen Synchronfassung hat man jedoch alles richtig gemacht: Martin Hirthe passt perfekt zu Frank Wolff und Gerd Martienzen ist die beste Lösung um Kinski zu besetzen, bzw. die zweitbeste, er selbst stellt hier wohl das Optimum dar.

 

Wie schon bei "Django", der Teile der Handlung von "Für eine Handvoll Dollar" wiederkäut, könnte man Corbucci auch hier ankreiden, er habe sich von Leone inspirieren lassen. Denn auch "Spiel mir das Lied vom Tod" hat in seiner Mitte eine starke Frau, einen ganz besonderen Bösewicht und einen Helden der die Mundharmonika, statt Worte sprechen lässt. Da beide jedoch zeitlich sehr dicht bei einander erschienen, wäre diese Anschuldigung nicht unbedingt gerechtfertigt. Doch eines unterschied beide Filme dann doch so sehr, dass sich der letzte Absatz getrost vergessen lässt: das Ende. Leone setzte auf bewährtes und lies Bronson gewinnen, Corbucci war hingegen dabei, einen ganz anderen Weg zu beschreiten:

 

Er schuf den Vorreiter für alle Filme in denen die Guten über den Haufen geschossen werden und die Fieslinge obsiegen. Zudem wird in diesen Film eigentlich nie so genau klar, wer eigentlich der Schurke ist: Ist es Kinski, der mit dem Gesetz seine Morde begeht, ist es der krumme Kaufmann oder doch die vermurkste Justiz selbst? Auch der eigentliche Held ist nicht mehr so selbstlos wie Django seinerseits, er hilft der verzweifelten Pauline nicht ohne Entlohnung...Für Kinski war der listige Loco damit eine fantastische Italowesternrolle, endlich. Zwar konnte sich der Deutsche zuvor bereits mit kleinen Rollen rühmen, jedoch waren diese bis dahin noch nicht wirklich als zentrale Zugpferde der Filme anzusehen, was sich ab jetzt ändern sollte, Kinski wurde vom kleinen "Hilfsbösewicht" z.B. in "Für ein paar Dollar mehr" zum vielseitigen Charakterdarsteller, ohne jedoch jemals qualitativ über mehrere Filme ein Spitzenniveau halten zu können. Im Gegenteil, bei einem Film mit Klaus Kinski sollte man sich vorher nie sicher sein, ob er was taugt.

 

Filme mit Klaus Kinski, die man sonst noch gesehen haben sollte, finden sich in Kürze in meinem nächsten Blog, der ganz allein ihm gewidmet ist.

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte

 

 




Wenn die Öffentlichkeit heute an die großen Stars des Italowestern erinnert, fallen Namen wie Clint Eastwood, Lee Van Cleef, oder Django-Darsteller Franco Nero... natürlich dürfen auch Spencer und Hill nicht fehlen.

 

Einer, einer hatte jedoch in mehr Filmen die Hauptrolle gespielt, als alle anderen: Giuliano Gemma. Insgesamt 19 Mal gab er den grinsenden Revolverhelden, mal ernst, mal eher lustig, aber immer ordentlich, wahre Durchhänger wird man in seiner Karriere kaum finden. Am 1. Oktober 2013 verstarb er nun vollkommen überraschend bei einem Autounfall, schließlich hatte er letztes Jahr erst in einem Woody Allen Film mitgewirkt und war ziemlich fit.

 

Aus diesem Anlass erscheint der Blog zu seiner Person nun deutlich eher als ursprünglich von mir angedacht, als eine Art Nachruf auf den Mann, der das Genre über die ganze Strecke, bis weit in die 80er begleitete.

 

Der wohl beliebteste Film mit Gemma war wohl "der Tod ritt dienstags", in welchem er als Bastard Scott Mary zunächst der letzte Dreck in seinem Heimatstädtchen ist, doch als der Revolverheld Frank Talby (Lee Van Cleef) ihn unter seine Fittiche nahm und ihn quasi ausbildete und beide durch mafiöse Machenschaften die Stadt unter ihre Kontrolle brachten, hatte jeder gehörigen Respekt vor den beiden. Schlussendlich kam es zum Zerwürfnis beider und Scott musste sich seinem schier unbesiegbaren Meister stellen.

 

Regisseur Tonino Valerii (Mein Name ist Nobody) schuf mit diesem Film einen der besten Italowestern überhaupt, der von den zwei starken Hauptdarstellern und der Wandlung des Bastards zum gefürchteten Outlaw und dem Altern als Ganove lebte. Das Finale war einer der besten Italowestern-Showdowns überhaupt.

 

Doch Gemma war nicht nur in harten, bleihaltigen Schinken zu sehen, sondern war auch einer der ersten, der Klamaukwestern in Italien etablierte. "Friß oder stirb" aus dem Jahre 1969 ist möglicherweise der erste echte Spaßwestern, der auf die allseits beliebten harmlosen Prügeleien als Art der Auseinandersetzung setzte.

 

In diesem Film spielt Gemma den etwas arroganten Taugenichts Monty, der aus eher östlichen Gefilden in den Westen muss, weil sein Onkel ihm und seinem ein gewaltiges Erbe vermacht hat. der Haken: beide müssen ein halbes Jahr zusammenleben. So zieht er zu seinem Bruder, der ein sehr bescheidenes Leben in einer kleinen Hütte führt. Gemma brilliert durch eine gewaltig freche Schnauze (jene von Rainer Brandt, wer auch sonst), so manövrieren sich beide durch jede Menge dämliche Abenteuer, wie ein vermasselter Bankraub, einer Klopperei in einem Badezimmer, eine Geisel die keiner wiederhaben will und so weiter.

 

Den Part seines Bruders übernahm Nino Benvenuti und den dicklichen Bösewicht mimte Cris Huerta. Ein absolut spaßiger Streifen, frei von Anspruch, die berliner Synchronarbeit spult wieder einmal alle Sprüche ab, die Herrn Brandt und Brunnemann so durch den Kopf schwirrten und vor allem das Ende um einen Zug mit Gold war aufwändig, aber auch spaßig inszeniert. Zwar treffen einige Witze nicht mehr wie damals, trotzdem funktioniert das ganze noch immer ganz gut.

 

Regisseur dieses Werks war Duccio Tessari, mit dem Gemma eine regelrechte Partnerschaft einging, zwischen 1965 und 1985 schufen sie die verschiedensten Filme. Ihr erster Film und damit einer der ersten Spaghettiwestern nach "Für eine handvoll Dollar" war "Eine Pistole für Ringo" im Jahre '65.

 

"Engelsgesicht" Ringo kommt hinter Gitter, weil er zwei Leute erschossen hat, während dessen kommen mexikanische Banditen unter der Führung von Sancho in die Stadt und rauben die Bank aus. Sie flüchten auf ein Anwesen, wo der Sheriff sie festsetzt. Dieser befreit Ringo, damit dieser sich bei den Banditen einschleicht.

 

Der frühe italienische Western war recht günstig produziert, auch das dreckige Flair des Genres wurde noch nicht so recht eingefangen, die Kostüme waren noch sehr nah am amerikanischen Vorbild, jedoch wurden jede Menge Leichen produziert. Man merkt dem Film an, dass das Genre und seine Konventionen zu dieser Zeit noch nicht etabliert waren und vieles noch in den Kinderschuhen steckte.

 

Doch Tessari und Gemma arbeiteten auch abseits des dreckigen Westerns zusammen. So entstand 1968 der Gangsterfilm "Der Bastard" über den Ganoven Jason (Gemma), der 200.000$ in Diamanten erbeutete, zum Geburtstag seiner alkoholabhängigen Mutter (Rita Hayworth) kommt er zum Besuch. Er erzählt seinem Bruder Adam (Klaus Kinski) vom Geld, nicht ahnend, dass dieser ihm die Beute abnehmen will, dies gelingt ihm, indem er droht, Jasons Freundin Karen (M. Lee) zu vergewaltigen...

 

Ein wendungsreicher Gangsterstreifen, der von der dauertrunkenen Mutter und - wie könnte es anders sein, dem Schauspiel Kinskis lebt. Leider endet der Film durch ein ziemlich sinnfreies eher zufälliges Finale, dem angeblich noch eine Szene folgte, welche der Blu-Ray fehlt. Übrigens: die Blu-Ray hat irgendeinen Fehler, wonach sobald Bewegung ins Bild kommt viele schwarze Flecken auf dem ganzen Bild verteilt auftauchten. Des weiteren  war der Film einer der wenigen europäischen, der tatsächlich zum Teil in den Vereinigten Staaten gedreht wurde, nicht in Almerìa, oder sonst wo.

 

Einen echten deutschen Standardsynchronsprecher hatte das Engelsgesicht nie gehabt, die Arbeit teilten sich Christian Brückner, Erik Schumann, Klaus Kindler, Thomas Danneberg oder Rainer Brandt - wobei die letzten beiden eigentlich nur bei den Schnoddersynchros zum Einsatz kamen.

 

Sein letzter richtiger Italowestern für's Kino wurde 1978 veröffentlicht. "Silbersattel" war der Titel dieses Streifens (es war tatsächlich ein unverfälschter deutscher Titel, Wahnsinn), den Lucio Fulci, der sonst kaum Western schuf, realisierte. Roy Blood erschoss als Kind den Mörder seines Vaters und nimmt dessen Pferd samt einem Sattel an sich welcher "blinkt und glitzert wie eine Bordelltür" - jedoch war er kein Teil der wilden Horde aus "Nobody". Jener Mörder gehört zum Barrett-Clam, welchem Roy selbstverständlich Rache schwörte. Interessant wird die Geschichte erst, als ein kleiner Junge der Barrett Sippe zum dann erwachsenen Roy Blood (Gemma) stößt.

 

Noch einmal eine klassische Westerngeschichte, ein Rachewestern alter Schule, mit tollem Soundtrack der Herren Frizzi, Bixio und Tempara, welcher von der Musik in "Keoma" inspiriert war. Jedoch ist die zum Teil immergleiche Geschichte in verschiedenen Variationen irgendwann einfach nur noch langweilig, was wohl der größte Kritikpunkt an diesem Film sein kann.

 

Bei Massenhaft Filmen mit Gemma in der Hauptrolle hatte er es doch geschafft, die Gratwanderung zu meistern. Anders als bspw. Klaus Kinski prostituierte sich das Engelsgesicht nicht für jede noch so blöde Rolle um Geld zu kassieren, im Gegenteil, er war Garant für einen soliden Italowestern, Totalausfälle gab es für ihn nicht.

 

Jedoch fehlte es Gemma an einem: dem Film mit den ganz Großen, die Filme mit Leone oder Corbucci blieben aus, bzw. kamen viel zu spät ("Stetson - Drei Halunken erster Klasse"), als das Genre schon seinen Zenith überschritten hatte. Auch für Bud Spencer war er nur der Notnagel, weil Hill '73 mit Fonda unterwegs war.

 

Zunächst ließ sich Gemma auf einige blutige Streifen ein, z.B. "Arizona Colt",  später wollte er dann, wie Hill und Spencer, eher auf seichte Kost setzen, so entstand "Amigos – Die (B)Engel lassen grüßen" in welchem er mit Mario Adorf ein Duo bildete. Leider wurde der Streifen nach einer tollen Anfangssequenz zum Rohrkrepierer ohne richtigen Spannungsbogen.



Zuletzt  kamen Tessari und Gemma dann noch einmal 1985 für "Tex und das Geheimnis der Todesgrotten" zusammen. Diese Fernsehproduktion war für meinen Geschmack ein vollkommener Schuss vor den Bug. Dadurch, dass das TV die Finger im Spiel hatte fehlten die richtigen Brutalitäten. Vielmehr war es eine Mischung aus US-Western und Winnetou-artiger Abenteuer Stimmung und damit Terence Hills "Lucky Luke"-Verschnitt ziemlich ähnlich.

 

Nachwort: Ich bin kein Freund von Nachrufen auf jeden, der irgendetwie, irgendwo, irgendwann mal berühmt war und plötzlich werden dieser Person nur noch positive Eigenschaften nachgesagt. Giuliano Gemma war allerdings kein Schauspieler, der in irgendeiner Form negativ auffiel. Auf mich wirkte seine Art zwar immer etwas arrogant und frech, allerdings war er damit (so empfinde ich es zumindest) quasi ein Vorreiter der Figur, die Terence Hill als Trinity darstellte. Im Gegensatz zu Hill kam seine Karriere allerdings in den 70ern in Stolpern, allerdings gehörte er damit zur Mehrheit der italienischen Schauspieler, die sich im Italowestern festgefahren haben.

 

Ruhe in Frieden, Engelsgesicht.



Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte



Rund ein Jahr ist vergangen, als ich zum ersten Mal hier die Blog-Funktion nutzte, um über einen meiner Lieblingswestern zu schreiben: "Keoma", einer von vielen Italowestern, die in der Öffentlichkeit zu schnell als brutaler, billiger Einheitsbrei abgestempelt wird. Der Ruhm und die Anerkennung bekommt in diesem Genre eigentlich nur der Schöpfer Sergio Leone und manchmal auch sein härtester Konkurrent Sergio Corbucci. Dabei gibt es noch genügend geniale Western, die in den 60ern und 70ern in Italien bzw. Spanien entstanden sind.

 

Aus diesem Grunde schreibe ich nun ungefähr ein Jahr hier für meine kleine Leserschaft, um ihr dieses Genre und die Zeit näher zu bringen.

 

Doch dieser Blog besteht nicht bloß aus Selbstbeweihräucherung, sondern soll auch einen informativen Part bieten. Dieses Mal möchte ich einen unter Kennern schon längst als Kult gehandelten Film vorstellen: "Ein Dollar zwischen den Zähnen".

 

Wer nur einen kurzen Blick auf den Film wirft, der wird diesen als reine "Für eine Handvoll Dollar"-Kopie halten, jedoch steckt mehr in diesem Streifen von Luigi Vanzi aus dem Jahr 1967:

 

Tony Anthony spielt den "Stranger", den namenlosen Fremden, der in eine leere mexikanische Stadt einritt und Banditen bei einem Geldraub von amerikanischen Soldaten hilft. Er versucht sich mit den Dollars aus dem Staub zu machen, jedoch glückt dies nicht, er wird gefangen genommen und von ihnen ordentlich vermöbelt. Zum Schluss folgt dann die große Rache des Helden bzw. Antihelden.

 

Das der Plot auf diese paar Zeilen passt, liegt nicht zuletzt daran, dass neben Anthony nur Frank Wolff ("Leichen pflastern seinen Weg") als Anführer der mexikanischen Banditen mehr als ein paar kurze Szenen hat und, wie so oft, wirklich glänzt in seiner Rolle.

 

Doch was macht diesen Western so einzigartig? Seine Stimmung: So spartanisch ist kaum ein Film im Genre, wo beim Vorbild noch Joseph Egger (siehe Blog Nr. 5) als kauziger Sargmacher und Wolfgang Lukschy als Barmann die Sache etwas auflockerten, stand hier nichts als der Konflikt zwischen dem Mann mit Poncho (bzw. zwei ollen Hundedecken) und den Amigos im Vordergrund. Anders als Eastwood ist Anthony absolut skrupellos, d.h. er schießt Leuten auch mal in den Rücken, labert nicht viel herum und schreckt auch nicht davor zurück der Dame unter den Banditen das Genick zu brechen. So dreckig war Italowestern selten.

 

Die Synchronfassung steht ganz im Zeichen des Vorbildes von Leone, so bekam Anthony Klaus Kindler als Sprecher verpasst, damit die Ähnlichkeit zu Eastwood noch mal gesteigert werden kann. Frank Wolff bekommt Arnold Marquis und der einzige andere Bandit der des Öfteren Sprecheinlagen hatte, Rainer Brandt zum Sprecher.

 

Für den Amerikaner Tony Anthony war es die Rolle seines Lebens, in die er (immer in etwas abgewandelter Form) noch ein paar weitere Male zurückkehrte. Anders als Wolff, der sich 1971 das Leben nahm, fand sich der US-Amerikaner Anthony damit ab, "nur" in europäischen Produktionen mitzuwirken.

 

Nachdem er mit Vanzi zwei weitere Filme iszenierte, die heut gern zu einer inoffiziellen Tony Anthony "Stranger" Trilogie zusammengefasst werden, kooperierte er mit Regisseur Ferdinando Baldi, der sonst eigentlich solch unoriginelle nahezu - Plagiate zu Stande brachte, wie die Butch und Toby Filme (siehe Blog Nr. 2). Doch "Blindman - der Vollstrecker" (1971) war alles andere als das, im Gegenteil, er war ein gewagter Sonderling unter den Spaghettiwestern, denn er handelt von einem blinden Revolverhelden, natürlich von Anthony verkörpert. Die Idee stammt übrigens vom blinden Samurai "Zat?ichi".

 

Zum Plot: Der Blinde soll 50 Frauen zu Minenarbeitern in Texas bringen, damit diese sie heiraten können (hört sich bekloppt an, bringt aber effektiv eine Menge nackte Haut und macht ordentlich was her), diese werden aber vom Mexikaner Domingo und seiner Bande entführt, so verschlägt es den Blinden in jenes südlich der USA gelegene Land. So beginnt ein hin und her um diese 50 Frauen, bei dem die mexikanische Armee auch noch seine Finger im Spiel hat. Der Bruder von Domingo wird übrigens von Ringo Starr gespielt.

 

Doch die Story ist es nicht, die einen an diesem Streifen fasziniert, sondern, wie der Blinde all diese brenzligen Situationen meistert. Er wirkt auf der einen Seite nicht so lässig wie die sonstigen Rächer, doch gerade dann schafft der Film einen mitzureißen, da man so etwas vorher noch nicht zu Gesicht bekam. Dies fasziniert von der ersten Minute an. Dazu kommen die "bösen", die in diesem Streifen gut miteinander harmonieren, und jede Menge klassische Gewalt. Zwar sind manche Szenen etwas unlogisch, aber darüber sieht man gern hinweg.



Als einziges Manko könnte man anführen, dass man von einem Film, in welchem 1/4 der Beatles mitwirkt, einen interessanteren Soundtrack erwartet, was man bekommt ist die Standardmusik, wie man sie in jedem 0815 George Hilton Ulk-Streifen hört.

 Ringo

Zur (meistens) glaubhaften Darstellung des Blinden durch Tony Anthony kommt, dass Baldi anscheinend mehr Budget zur Verfügung hatte als sonst, so konnten verschiedene teils großräumige Kulissen geschaffen werden. Die gnadenlose Gewalt - auch gegenüber Frauen, wurde übrigens von "Ein Dollar zwischen den Zähnen" übernommen. Für mich ist "Blindman" eine wahrhafte Italoperle, die man gesehen haben sollte!

 

Die deutsche Synchronfassung kann auch diesmal überzeugen, obwohl mit Rolf Schult nicht unbedingt ein erste Wahl Sprecher (für meinen Geschmack) den Part des Blinden übernahm.

 

Beflügelt von dieser Glanzleistung, versuchten Baldi und Anthony ihr Glück mit anderen merkwürdigen Westernvariationen, wie einem Fantasy-Spaghettiwestern-Mix oder einem 3D-Western... die Resultate waren allerdings erwartungsgemäß durchwachsen. Jedoch muss unbedingt gesagt werden, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

 

Zum Schluss: Viele gute Themen wurden schon abgegrast, einige wirklich tolle Filme schon genannt. Aber ich habe Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um auch das nächste Jahr mit Blogs zu guten und manchmal auch schlechten Italowestern zu füllen, so hab ich angefangen über Militärfilme zu schreiben und auch in Zukunft will ich mich immer wieder vom Kern entfernen, aber werde immer wieder zu ihm zurückkehren. Viele Themen stehen noch auf meiner Liste: Klaus Kinskis Werk, die Sartana-Reihe, die "Sergio Sollima Trilogie", weitere Django-Knaller und viel anderes. Vielleicht auch über die weiteren Filme mit Tony Anthony, wer weiß...

 

Zur Einstimmung auf das zweite Jahr, hier ein ultimatives Video, welches jedem Lust auf ein paar blutige Dollars, harte Fäuste und blaue Bohnen machen sollte: Viel Spaß und vielen Dank an die Leser und die Ersteller dieses genialen Clips:

 



Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder 
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Lang lang ist's her, als ich das letzte Mal meinen Blog befeuerte, nun geht es aber weiter:

 

Hier in Deutschland war ein grundsätzlicher Bestandteil des Italowestern seine teils sinnlose Betitelung. Aus "The good, the bad and the ugly" wurden "Zwei glorreiche Halunken" usw. Dabei war es irgendwann gar nicht mehr so leicht, zwischen guten Western von Leone, Corbucci etc. und eher "mülligen" Kandidaten anhand des Titels zu unterscheiden.

 

Die Filme mit Django im Titel waren wohl der extremste Fall von verfälschten Titeln.

 

Das beste Beispiel für den Irrsinn, der sich durch das ganze Genre zog, war wohl "Gott vergibt - Django nie", der erste Film mit Terence Hill und Bud Spencer als Duo. In der deutschen Urfassung war Hill Django. "Dio perdona ... io no" ist übrigens der italienische Titel - zu deutsch: "Gott vergibt... ich nicht". Ursprünglich sollte er "Der Hund, die Katze und der Fuchs" in Italien heißen, als Anspielung auf oben genannten Leone-Streifen.

Im Zuge des Spencer/Hill Booms in den 70ern wurde der Titel immer weiter verfremdet. Zunächst wurden beide gleichgesetzt ("Gott vergibt - wir beide nie") und später, als er auf lustig umsynchronisiert wurde (was nicht wirklich gelang), taufte man ihn "Zwei vom Affen gebissen" und Hill hieß nun übrigens Joe, wie in den Halleluja Streifen, wo er international eigentlich "Trinity" heißt. Den Originaltitel erhielt der Film übrigens nie in Deutschland.

 

... kompliziert, kompliziert...

 

Merkwürdigerweise scheint diese Machenschaft auf magische Weise mit italienischen Western einher zu gehen. Mit "Doc West" kam letztes Jahr ein neuer Terence Hill Western auf den DVD/Blu-Ray Markt, den man in Deutschland mit dem vollkommen unsinnigen Untertitel "Nobody ist zurück" vermarktete.

 

Eigentlich sollte dieser Blog einzig von Django-Western handeln, die durch die Anwesenheit von Franco Nero zu einem Django wurden, also zurück zum Thema:

 

1966 kam der originale Django von Corbucci in die Kinos und entwickelte sich in Deutschland schnell zum großen Erfolg. Da man hier verpasste, den Franco Nero Western "Texas addio" (Texas Adios) vor Django zu synchronisieren (der Film kam in Italien vor Django ins Kino), machte man hier erstmals vom Namen der Figur Gebrauch, obwohl der Film nicht davon handelt. "Django 2" oder "Django, der Rächer" waren die Titel für diesen Streifen, der erstmals den Anspruch erhebt, der echte Nachfolger der Klassikers zu sein.  Diesem folgte rasch "Django (3) - Sein Gesangbuch war der Colt".

 

Beide Titel waren sich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich: nicht nur, dass beide Male (und im Original) Nero von Gert Günther Hoffmann gesprochen wurde und die Synchronfassung von Karlheinz Brunnemann stammte, auch die Story hatte starke Parallelen.

 

Im "Rächer" begleitete ihn sein kleiner Bruder nach Mexiko, wo er den Mörder ihres Vaters rächen will. Dort warten jede Menge bleihaltige Schießereien und Ärger mit dem (natürlich) sehr einflussreichen Mörder auf sie.

 

Im dritten Teil kommt Django in seine alte Heimatstadt, wo sein stets trunkener Bruder (George Hilton, sehr gute Rolle) und seine Stiefmutter nicht mehr auf dem alten Hof, sondern in einer ollen Absteige wohnen. Sein Bruder will ihn sofort wieder wegschicken, denn es geht etwas vor in der Familie Scott, der quasi die ganze Stadt gehört.

 

Nicht nur, dass beide Male der Bruder eine Schlüsselfigur ist, es gibt auch familiäre Verstrickungen um Väter...

Zwar sind beide Titel bei weitem nicht so gut inszeniert und designt wie der "echte", wirken ein wenig unoriginell und vorhersehbar, jedoch hält vor allem Nero als falscher Django die Filme auf Kurs, was sich in den folgenden Jahren mit immer schlechteren Schauspielern noch ändern sollte. Auch die Ballereien und vor allem ein sehr gut choreografierter Peitschenkampf im "Gesangbuch" waren wieder einmal erstklassig.

 

Der dritte fälschlicherweise als Django betitelte Streifen mit Nero ist "Mit Django kam der Tod" (1968), der im doppelten Sinne eine Mogelpackung war, denn es ist nicht einmal ein richtiger Western, er spielt eigentlich auch nicht in Mexiko, sondern in Spanien und ist eigentlich eine Abwandlung des französischen Opernstückes Carmen, aber das kümmerte damals wohl niemanden

 

Django - diesmal Offizier beim Militär verliebt sich in die Zigeunerin Conchita/Carmen (Tina Aumont), die er in den Bau bringen soll, doch die entkommt. Nun wird er degradiert und muss sie wieder einfangen. Die Themen Liebe und Eifersucht, die Django fast in den Wahnsinn treiben, sind absolut untypisch für einen Italowestern und dadurch ist der Film auch interessant, wenngleich ich ihn nicht zu den besten zähle. Man darf sich übrigens auf Klaus Kinski als Gatten von Conchita freuen, dessen Rolle allerdings zu kurz geraten ist, anders als Nero kann er nicht zeigen, was er kann.

 

Da Brunnemann und Brandt wieder mal die Synchronfassung erstellten, wurde dieser Film auf Django umgetauft und in einer nicht ganz so extremen Form wie sonst, mit den Kalauern "bereichert". Wer den Film originalgetreu und trotzdem deutsch erleben möchte, der greife auch zur DVD, denn dort ist ebenfalls die DEFA Fassung mit an Bord. Einen richtigen Vorwurf möchte ich dem Schnodder-Duo aus Berlin dennoch nicht machen, denn der Film selbst ist in gewisser Weise ein falscher Fünfziger, denn er will ein spanischer Film mit romantischem Grundton sein, obwohl alles aussieht wie immer und auch viele der bekannten Drehorte genutzt wurden.

 

Fazit: Zwei ordentlich bleihaltige Filme mit sehr guter Synchronisierung und ein gefühlsduseliger Romanzen-Western der gar keiner ist. Es ist also noch Platz nach Oben.

 

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte und alle wurden von mir erstellt.



In meinen Blogs blieb immer die Rolle der Frau auf der Strecke. Zu schnell reduziert man das schwache Geschlecht (in Bezug auf den wilden Westen ist genannter Begriff noch immer legitim) auf Prostituierte, wie in "Spiel mir das Lied vom Tod", oder auf die süßen Mädchen, die dem Charme eines Terence Hill erliegen, oder alte feuerspeiende Drachen, wie die Frau von Eli Wallach in "Stetson - Drei Halunken erster Klasse".

 

Damit ist jetzt Schluss! Mein Spaghettiwestern Blog bekommt heute die Frauen-Quote verpasst! Denkt man mal ein Weilchen über die Damen des italienischen Wildwestkinos nach, fällt einem höchstens Claudia Cardinale ein. Um diesem Zustand entgegenzutreten, stelle ich heute den einzigen Italowestern mit einer Frau mit Revolverheldin in der Hauptrolle vor.

 

In "Mein Körper für ein Pokerspiel" verkörpert Elsa Martinelli die Revolverheldin Belle Starr, die in einer Pokerpartie gegen Blackie (gespielt von George Eastman) alles Geld verliert, das sie besitzt und so sich selbst als Einsatz anbietet und verliert. Darauf folgend verbringen beide eine Nacht und es beginnt eine Art Hassliebe zwischen beiden.

 

Nach dieser recht interessanten Anfangsszene plätschert dieser unkonventionelle Western von einer viel zu konventionellen Szene zur nächsten. Wie einer, in der sie in einer Bar als Mann verkleidet, für einen solchen gehalten wird und in typischer Clint Eastwood Manier auf die Macho-Kerle, die sie anmachen, reagiert. Der Film krankt am wohl extrem knapp bemessenen Etat für die Produktion. Er wurde nicht einmal in Almeria gedreht, so fehlen die klassischen Außenaufnahmen. Kamera, Kostüme, Schauspieler, es krankt an allen Ecken und Enden.

 

Die Synchro konnte wohl unpassender nicht sein: Rainer Brandt treibt sein Unwesen als George Hilton und zwar so schlimm und extrem schnodderig wie selten. Es ist unfassbar, wie viel Müll er in den ohnehin nicht besonders intelligenten Dialogen unterbringt. Was die Zahl der Geschmacklosigkeiten angeht, sicherlich eine seiner Höchstleistungen. Ich kann mich nicht entscheiden, ob dies unpassend oder doch schon wieder stimmig ist....

 

Das war es auch schon, der einzige Spaghettiwestern mit Frau statt Mann an erster Stelle. Schulz, aus, Ente, ähh Ende (die Synchro ist ansteckend)...

 

Moment mal, wenn die Italos mit den Frauen schon so sparsam umgegangen sind, dann muss man sich eben ein anderes Land mit einem solchen Streifen im Programm suchen. Wie wäre es denn mit Großbritannien?

 

1971 kam "Hannie Caulder - In einem Sattel mit dem Tod" heraus, der deutlich kostenintensiver produziert war und sogar mit echten Stars aufwarten konnte. So versammelten sich neben Raquel Welch auch Christopher Lee und Ernest Borgnine.

 

Hannie Caulder's Mann wird von 3 Bankräubern, den Clemens Brüdern unter der Leitung von Borgnine, ermordet und sie vergewaltigt. In bester Italo-Manier sehnt sie sich nach Rache. Sie sucht sich Hilfe bei einem Kopfgeldjäger (Robert Culp). Wie die Geschichte endet, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht erwähnen. Auffällig ist, dass sie nicht ohne weiteres zum durch den Westen geprägten Rächer wird, sondern sich durch Culp und einen befreundeten Waffenmacher (Christopher Lee) anleiten lässt.

 

Der Streifen überzeugt durch eine sehr ordentliche Kameraführung, die stimmigen Drehorte in Almerìa, wo sonst fast alle Italowestern gedreht wurden, die namhafte Besetzung und deren sehr ordentliche schauspielerische Leistung, sowie einem ordentlichen Grad an Gewalt. Man verknüpft also gekonnt das Flair eines Spaghetti- mit der Technik eines US-Western.

Die beiden Filme waren und sind jedoch ziemlich allein auf weiter Flur, denn in den meisten ähnlichen Machwerken wurden Frauen nur als Sidekick für Ikonen des Genres eingesetzt, so z.B. in "Ein Fressen für die Geier", oder "Mit Dynamit und frommen Sprüchen". Andere, in denen Frauen Hauptdarstellerinnen waren, schlugen meist einen eher komischen Ton an.

 

Eigentlich wäre der Blog hier vorbei, jedoch blieb ich mit dem Gefühl zurück, etwas vergessen zu haben, so suche ich auf der Wikipedia-Seite des erstgenannten Filmes nach Bestätigung: "Der Film ist der einzige Italowestern, der von einer Frau inszeniert wurde". Okay, dies mag sein, aber es gibt noch einen, mit einer Frau als Hauptdarstellerin mit Hut und Colt, ich weiß es....

 

                                                        ...

 

Und da ist er, ein Film der alles bietet: einen Sargziehenden Django, Terence Hill und einen wunderbaren deutschen Titel: "Blaue Bohnen für ein Halleluja" ist der einzige Musical-Western, den ich kenne. In diesem Streifen um die italienische Schlagersängerin Rita Pavone versuchte man mittels mehr oder minder lustiger Musikeinlagen nahezu alles westernartige durch den Kakao zu ziehen. So hatte nicht nur Django seine Auftritt, auch ein Double des Blonden aus der Dollar-Trilogie, sowie Indianer, die Winnetou zum verwechseln ähnlich sehen, waren an Bord.

 

Natürlich muss man vorher wissen, worauf man sich hier einlässt, denn der Titel suggeriert einem ja mal wieder einen vollkommen anderen Film. Aber dieser Umstand müsste den Freunden von Filmen in denen Terence Hill mitwirkte, durchaus vertraut vorkommen.

 

 

Epilog:

Frauen im dreckigen Männergenre des Italowestern: Meist waren sie Nebenfiguren und Schlüssel, wieso die Hauptdarsteller so blutrünstige Mörder wurden, jedoch ließ dieses auf seine ganz eigene Weise revolutionäre Subgenre den Ruf des weiblichen Geschlechts als gänzlich unschuldig, verschwinden. So hatte Klaus Kinski seine Frau, die ihn verlassen hatte, in "Satan der Rache" nicht zurückgenommen, nein, er ließ sie sterben. Vorher war so eine Aktion undenkbar. Folglich ließ sich auch hier eine Art Emanzipation erkennen.

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte



Dieses Jahr feiert "Vier für ein Ave Maria" 45-jähriges Jubiläum. Zu diesem relativ wahllos von mir gesuchten Anlass, möchte ich heute diesen Film, jener mit der ersten richtigen Schlägerei im Stil ihrer späteren Filme, vorstellen. Außerdem präsentiere ich Carlo Pedersoli - den Dampfhammer mit Vollbart - in zwei tollen Werken ohne seinen Filmpartner.

 

1968 schuf Giuseppe Colizzi den zweiten Teil seiner Trilogie mit dem schlagkräftigen Duo, jedoch waren beide nicht die eigentlichen Stars des Filmes, denn Eli Wallach - der geniale Tuco aus "Zwei glorreiche Halunken" - konnte für die Produktion ebenfalls mit an Bord geholt werden.

 

Inhaltlich war der Film ein einziges Katz- und Maus-Spiel zwischen Terence (Cat Stevens [nein, nicht Yusuf Islam]) und Bud (Hutch Bessy) mit Eli Wallach als Grieche Cacopulos, der beiden das Geld gestohlen hat, dass sie im ersten Film "Gott vergibt - wir beide nie" erbeuteten. Beide hetzen ihm nun quer durch den Westen hinterher. Der vierte des Titels ist übrigens der schwarze Thomas, der im Film kaum eine Rolle spielt. Zum Schluss des Filmes verspielt der Grieche das ganze Geld in einem Casino, in welchem dann der große Showdown stattfindet.

 

Der Film macht einfach alles richtig, was einen guten Italowestern auszeichnet: Bud Spencer und Terence Hill spielen am Anfang des Filmes erstmals mit der leicht komischen Art, für die man sie so liebt. Das ganze mündet in einer waschechten locker seichten Schlägerei, wie wir sie noch über 15 Jahre lang mit ihnen sehen konnten. Eli Wallach glänzt wieder in ähnlicher schlitzohrig lässigen Rolle wie zuvor mit Eastwood und Van Cleef als versoffen - verlauster Bandit. Der Soundtrack ist wirklich stimmig und setzt vor allem das Finale perfekt in Szene.

 

Dazu kommt die Zweitsynchro von 1978 (die Kinofassung gibt's weder auf VHS noch sonst wo), die einfach perfekt besetzt ist: Thomas Danneberg und Wolfgang Hess für Spencer und Hill sind Pflicht, aber vor allem Martin Hirthe ist für Wallach eine Idealbesetzung! Diese Fassung versucht im Stil von Rainer Brandt und Karl-Heinz Brunnemann ein wenig zu kalauern, bleibt aber immer in Filmnähe.

 

Wer ihn nicht kennt, unbedingt angucken!

 

Ein Jahr später kam nicht nur die ziemlich miese Fortsetzung "Hügel der blutigen Stiefel", sondern auch ein wahres Bud Spencer Highlight in die Kinos: "Die fünf Gefürchteten".

Der Film handelt ganz einfach davon, dass der Dutchman (Peter Graves) vier alte Freunde zusammentrommelt (einer von ihnen ist Bud Spencer als Mesito), um für die mexikanischen Revolutionäre einen Zug der Regierungstruppen mit Munition zu überfallen, indem Mesito eine Weiche in die Schienen einsetzt.

 

Natürlich klappt nicht alles ohne Fehler, so wird diese recht dünne Geschichte über 100 Minuten gezogen, der Streifen wird  allerdings nie langweilig, da vor allem das Kapern des Zuges absolut aufwendig und spannend inszeniert wurde. Des weiteren hat Ennio Morricone hier einen wirklich genialen Soundtrack abgeliefert, der wieder einmal die Ohren fast wie bei den Leone Streifen zu begeistern weiß.

 

Zuletzt wäre da noch ein Film von 1973. Terence Hill bricht Richtung USA auf, um einmal mit einem echten Westernstar wie Henry Fonda zu spielen, Bud Spencer blieb jedoch in Italien zurück. Es sah schon fast so auf, als würde ihre Partnerschaft zerbrechen, denn bereits in "Verflucht, verdammt und Halleluja" spielte Spencer nicht mit. Neben dem ersten Plattfuß gab es 1973 in dieser Pause einen Film, der wieder für beide konzipiert war, wieder von Enzo Barboni gedreht wurde und den Soundtrack wieder durch Oliver Onions spendiert bekam.

 

Man musste also einen Ersatz mit ähnlichem Talent wie Hill finden, der ebenso bekannt war wie Bud Spencer und neben ihm nicht zu blass blieb. Viele kamen nicht in Frage. Franco Nero war schon ein wenig zu alt und hatte ein anderes Image, Klaus Kinski war wiederum zu extrem für einen solchen Filmpartner... . So entschied man sich für Giuliano Gemma in "Auch die Engel essen Bohnen".

 

Die Gangsterkomödie spielt im New York der 20er oder 30er, obgleich nur in Italien gedreht wurde. Beide geraten eher zufällig in die Mafia, wo sie vom Paten, "dem Lächler" den Auftrag bekommen, Schutzgeld in Little Italy einzutreiben. Natürlich sind die beiden zu gutmütig hierfür. Die Mafia sieht sich das selbstverständlich nicht lange mit an.

 

Eine unheimlich komische Szene handelt von einem Baby und einem Pfirsichkern - allein diese berechtigt zum gucken. Die Synchronarbeit war dieses Mal wieder von den Meistern des Kalauers ausgearbeitet worden: Karlheinz Brunnemann und Rainer Brandt, wobei letztgenannter Gemma sprach.

 

Wieso dieser Film in Deutschland nicht die Aufmerksamkeit und Bekanntheit wie bspw. der deutlich schwächere "Bud der Ganovenschreck" hat, ist mir ein Rätsel, da er alles zu bieten hatte, was diese Machart von  Filmen auszeichnete. Es wurde nur ein bisschen weniger geprügelt als mit Hill an Spencers Seite.

 

Die DVD von 3L ist übrigens großer Pferdemist, lieber zur restaurierten Version von Koch Media greifen (leider nur in einer Box erhältlich, sonst hätte man den Film gar nicht veröffentlichen dürfen).

 

Anscheinend haben sich die Macher heutiger Filme ein Beispiel an Enzo Barboni genommen, denn wenn ein G.I. Joe eine Fortsetzung verdient hat, dann der Bohnen Film eindeutig auch. Dazu kam es 1975, allerdings sprang auch Bud Spencer ab, so machte Gemma solo in "Auch die Engel mögen's heiß" weiter. 

 

Diesmal versucht Gemma eine ganze Straße unter seine Kontrolle zu bringen. Für "den Dicken" sprang Ricky Bruch als Priester ein. Der Film war zwar wieder recht ordentlich, jedoch fehlt ihm der liebevolle und harmlose Charme, den das Gespann Spencer und Gemma versprühte. Er scheint in diesem Alleingang deutlich gefühlkälter und arroganter zu sein. Dazu eine dusselige Liebesgeschichte, wie ich sie regelrecht hasse. Aus irgendeinem Grund kamen Gemma und Bruch auch nie wirklich zusammen und waren mehr oder weniger verfeindet, bis zur riesigen Schlussprügelei, als beide sich dann doch zusammenrauften.

 

Die musikalische Untermalung, die wieder von den Brüdern De Angelis stammt, ist wieder große Klasse. Bei der deutschen Synchronfassung muss man aufpassen! Die Originale von Karlheinz Brunnemann spult alle alten Sprüche aus seinem Schnodder-Fundus routiniert ab. Dafür dient diesmal nicht Brandt sondern Danneberg. Letztgenannter machte übrigens auch eine zweite Fassung, die jedoch auf weitere prominente Sprecher (wie z.B. Heinz Petruo in der Erstsynchro) verzichtete und sprüchemäßig  im Gegensatz zur alten Fassung total versagte. Wieso man eine solche Fassung auf die DVD presste ist unverständlich und unverschämt.

 

Bevor ich es vergesse: "Die fünf Gefürchteten" haben neben dem eher aus unbekannten bestehenden Cast auch eine ähnliche Synchronfassung ohne die großen Namen des Gewerbes verpasst bekommen. Rainer Brandt hatte sich jedoch einmal eingebildet eine Zweitsynchro im Schnodder-Stil gebastelt zu haben, jedoch sind sich nicht einmal die Experten in den Foren darüber im Klaren, ob diese nicht nur ein Hirngespinst des Berliners sei.

 

Diesmal habe ich es euch mal wieder schwer gemacht. Wer den Film gucken will muss sich bei "Vier für ein Ave Maria" eine geschnittene DVD ohne Kinosynchro zulegen, bei "Die fünf Gefürchteten" gibt es noch immer keine offizielle DVD, von "Auch die Engel essen Bohnen" nur die reudige "Der Dicke in Amerika" Fassung von 3L oder die tolle Koch-Media Auflage, die jedoch nur in einer Box verfügbar ist und von "Auch die Engel mögen's heiß" gibt's nur die öde drittklassige Zweitsynchro auf einer Silberscheibe... .


Ich hoffe, euch gefiel mein kleiner Exkurs nach Italien, der mal wieder viel Mühe (vor allem die Bilder) gemacht hat.

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte

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