Der Italowestern-Blog by Bollwerk94 - 12. Viva Django (Teil 2)
Lang lang ist's her, als ich das letzte Mal meinen Blog befeuerte, nun geht es aber weiter:
Hier in Deutschland war ein grundsätzlicher Bestandteil des Italowestern seine teils sinnlose Betitelung. Aus "The good, the bad and the ugly" wurden "Zwei glorreiche Halunken" usw. Dabei war es irgendwann gar nicht mehr so leicht, zwischen guten Western von Leone, Corbucci etc. und eher "mülligen" Kandidaten anhand des Titels zu unterscheiden.
Die Filme mit Django im Titel waren wohl der extremste Fall von verfälschten Titeln.
Das beste Beispiel für den Irrsinn, der sich durch das ganze Genre zog, war wohl "Gott vergibt - Django nie", der erste Film mit Terence Hill und Bud Spencer als Duo. In der deutschen Urfassung war Hill Django. "Dio perdona ... io no" ist übrigens der italienische Titel - zu deutsch: "Gott vergibt... ich nicht". Ursprünglich sollte er "Der Hund, die Katze und der Fuchs" in Italien heißen, als Anspielung auf oben genannten Leone-Streifen.
Im Zuge des Spencer/Hill Booms in den 70ern wurde der Titel immer weiter verfremdet. Zunächst wurden beide gleichgesetzt ("Gott vergibt - wir beide nie") und später, als er auf lustig umsynchronisiert wurde (was nicht wirklich gelang), taufte man ihn "Zwei vom Affen gebissen" und Hill hieß nun übrigens Joe, wie in den Halleluja Streifen, wo er international eigentlich "Trinity" heißt. Den Originaltitel erhielt der Film übrigens nie in Deutschland.
... kompliziert, kompliziert...
Merkwürdigerweise scheint diese Machenschaft auf magische Weise mit italienischen Western einher zu gehen. Mit "Doc West" kam letztes Jahr ein neuer Terence Hill Western auf den DVD/Blu-Ray Markt, den man in Deutschland mit dem vollkommen unsinnigen Untertitel "Nobody ist zurück" vermarktete.
Eigentlich sollte dieser Blog einzig von Django-Western handeln, die durch die Anwesenheit von Franco Nero zu einem Django wurden, also zurück zum Thema:
1966 kam der originale Django von Corbucci in die Kinos und entwickelte sich in Deutschland schnell zum großen Erfolg. Da man hier verpasste, den Franco Nero Western "Texas addio" (Texas Adios) vor Django zu synchronisieren (der Film kam in Italien vor Django ins Kino), machte man hier erstmals vom Namen der Figur Gebrauch, obwohl der Film nicht davon handelt. "Django 2" oder "Django, der Rächer" waren die Titel für diesen Streifen, der erstmals den Anspruch erhebt, der echte Nachfolger der Klassikers zu sein. Diesem folgte rasch "Django (3) - Sein Gesangbuch war der Colt".
Beide Titel waren sich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich: nicht nur, dass beide Male (und im Original) Nero von Gert Günther Hoffmann gesprochen wurde und die Synchronfassung von Karlheinz Brunnemann stammte, auch die Story hatte starke Parallelen.
Im "Rächer" begleitete ihn sein kleiner Bruder nach Mexiko, wo er den Mörder ihres Vaters rächen will. Dort warten jede Menge bleihaltige Schießereien und Ärger mit dem (natürlich) sehr einflussreichen Mörder auf sie.
Im dritten Teil kommt Django in seine alte Heimatstadt, wo sein stets trunkener Bruder (George Hilton, sehr gute Rolle) und seine Stiefmutter nicht mehr auf dem alten Hof, sondern in einer ollen Absteige wohnen. Sein Bruder will ihn sofort wieder wegschicken, denn es geht etwas vor in der Familie Scott, der quasi die ganze Stadt gehört.
Nicht nur, dass beide Male der Bruder eine Schlüsselfigur ist, es gibt auch familiäre Verstrickungen um Väter...
Zwar sind beide Titel bei weitem nicht so gut inszeniert und designt wie der "echte", wirken ein wenig unoriginell und vorhersehbar, jedoch hält vor allem Nero als falscher Django die Filme auf Kurs, was sich in den folgenden Jahren mit immer schlechteren Schauspielern noch ändern sollte. Auch die Ballereien und vor allem ein sehr gut choreografierter Peitschenkampf im "Gesangbuch" waren wieder einmal erstklassig.
Der dritte fälschlicherweise als Django betitelte Streifen mit Nero ist "Mit Django kam der Tod" (1968), der im doppelten Sinne eine Mogelpackung war, denn es ist nicht einmal ein richtiger Western, er spielt eigentlich auch nicht in Mexiko, sondern in Spanien und ist eigentlich eine Abwandlung des französischen Opernstückes Carmen, aber das kümmerte damals wohl niemanden
Django - diesmal Offizier beim Militär verliebt sich in die Zigeunerin Conchita/Carmen (Tina Aumont), die er in den Bau bringen soll, doch die entkommt. Nun wird er degradiert und muss sie wieder einfangen. Die Themen Liebe und Eifersucht, die Django fast in den Wahnsinn treiben, sind absolut untypisch für einen Italowestern und dadurch ist der Film auch interessant, wenngleich ich ihn nicht zu den besten zähle. Man darf sich übrigens auf Klaus Kinski als Gatten von Conchita freuen, dessen Rolle allerdings zu kurz geraten ist, anders als Nero kann er nicht zeigen, was er kann.
Da Brunnemann und Brandt wieder mal die Synchronfassung erstellten, wurde dieser Film auf Django umgetauft und in einer nicht ganz so extremen Form wie sonst, mit den Kalauern "bereichert". Wer den Film originalgetreu und trotzdem deutsch erleben möchte, der greife auch zur DVD, denn dort ist ebenfalls die DEFA Fassung mit an Bord. Einen richtigen Vorwurf möchte ich dem Schnodder-Duo aus Berlin dennoch nicht machen, denn der Film selbst ist in gewisser Weise ein falscher Fünfziger, denn er will ein spanischer Film mit romantischem Grundton sein, obwohl alles aussieht wie immer und auch viele der bekannten Drehorte genutzt wurden.
Fazit: Zwei ordentlich bleihaltige Filme mit sehr guter Synchronisierung und ein gefühlsduseliger Romanzen-Western der gar keiner ist. Es ist also noch Platz nach Oben.
Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte und alle wurden von mir erstellt.
Aus der gleichen Kategorie : CdB - (K)eine Hochzeit und ihre Folgen (2)
Top Angebote
Mein Avatar
Kommentare
Rein "formel" ohne auf die Themen zu achten, schreibst du einfach so ziemlich die besten Blogs.
Kein Wort zuviel oder zuwenig, die Bilder immer sehr geschmackvoll und stimmig gewählt, keine Über,- oder Untertreibungen...
und all Das, ohne auch nur ein einziges "langweiliges" Wortgebilde einzubauen. Alles liest sich immer flüssig, spannend und interessant. Man glaubt den Präriestaub fast schon körperlich spüren zu können.
Von dir geschrieben, würde sogar eine Zusammenfassung des Telefonbuchs noch interessant und spannend werden.
Du machst das einfach wirklich gut...sehr souverän und fast schon edel...deine Italo Blogs lesen sich immer wie gute professionelle Artikel in großen Genremagazinen.
Auch heute wieder...
...ehrlich...ganz ohne Lobhudelei...du kannst richtig gute Artikel verfassen...bewundernswert!!!!!
*knicks*
Hier hast du uns also ein paar Django Ableger rausgepickt, in denen der OriginalStar wieder mal zum Zuge kam.
Zuletzt hab ich mir auf BD die Doppelfeature-Veröffentlichungen (2x 2Filme) gekauft ... bin gespannt ob sich unter dem Decknamen "Django" ein guter Italowestern findet!?
Der letzte "Django" den ich gesehen habe, war mit 2 Spaßvögeln beim Militär UND DJANGO war ein Pferd - ein sprechendes Pferd! :D
Und dabei besinnt sich dieser Blog wieder vollauf der Qualität Deiner bisherigen.
Man merkt einfach jede Sekunde, wie sehr Du das Westerngenre liebst - und das empfinde ich immer als besondere Qualität.
Vielen Dank also für Deine "Rückkehr" und diesen erneut grandiosen Blog - und: bitte keine Pausen mehr :-).