Das große Italowestern Special: Bud Spencer und Terence Hill - Teil 1
Dadurch dass bei mir viel an anderer Arbeit anstand, hab ich hier schon eine halbe Ewigkeit keinen Blog mehr verfasst, das ändert sich heute, mit meinem bislang größten Blog (insgesamt 7 Word-Seiten ohne Bilder!):
Prolog
Nach einigen Blogs, in denen ich mich direkt oder auch indirekt mit Terence Hill und / oder Bud Spencer beschäftigte, kommt nun, quasi als krönender Abschluss, ein Blog über die zwei Kulthelden schlechthin für das deutsche Publikum, der allerdings nicht unbedingt als Liebeserklärung dienen soll, diese habe ich bereits in den letzten Einträgen über die beiden getätigt. Heute soll es auch einmal ein paar ungewohnte und auch kritische Töne geben, einfach eine Sicht auf die VIER FÄUSTE, die es so bisher nur sehr selten gab.
Mythen
1970 war es so weit, die erste waschechte Komödie mit den beiden erblickte das Licht der Welt: "Die rechte und die linke Hand des Teufels". Ein Film, der richtungweisend war und die beiden zu richtigen Stars machte. Doch auch der Film selbst sorgte für Mythen. So herrschte in Deutschland jahrelang Unklarheit darüber, ob dieser Streifen über eine Neusynchronisierung von Rainer Brandt verfügte. Schließlich gab es einen Trailer von Rainer Brandt und ein passendes Kinoplakat von Renato Casaro welches im Stil des Plakats von "Vier Fäuste für ein Halleluja" gehalten wurde, von dem es bekanntermaßen eine neue Schnoddersynchro aus Berlin gab. Doch das Plakat stellt ein einzigartiges Stück dar, denn bei keinem anderen Plakat von Casaro wurde Malerei mit Fotografie gemischt (hier das Pferd welches Terence zieht). Erst vor kurzem konnte mit relativ hoher Sicherheit geklärt werden, dass eine solche brandt'sche Fassung nicht existiert. Ein anderes Mysterium gab und gibt es um den Film "Die fünf Gefürchteten" (siehe Italowestern-Blog Nr. 10), hier sind sich verschiedene Leute vom Fach einig, dass die Wiederaufführung unter dem Titel "Der Dampfhammer" tatsächlich auch von Brandt synchronisiert worden sein soll, mit Arnold Marquis für Bud. Ob es stimmt? Hoffentlich, dann sollte diese Fassung allerdings auf eine mögliche Blu-Ray mit gepresst werden.
Ähnliche Diskussionen gab es auch über die beiden ersten Plattfuß Filme, allerdings hat Brandt selbst ja bereits die Erstsynchronisierungen erstellt, weswegen eine erneute Fassung (mit Arnold Marquis statt Wolfgang Hess) recht sinnlos gewesen wäre. Hier wurden neue Trailer nur erstellt, damit man die Filme mit den neuen Titeln (z.B. "Buddy fängt nur große Fische") und Casaro-Plakaten besser wiederverwursten konnte. Wo wir schon beim nächsten Thema wären:
Der Plakatmaler
Für mich gehört Renato Casaro genauso zu den Filmen um die beiden, wie die Musik von Oliver Onions. Spätestens ab "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" hat der Maestro des Kinoplakats (für mich der beste Filmplakatemaler aller Zeiten) die Filme mit seinen lässigen Grafiken mit verändert (zumindest was die deutschen Versionen angeht, wo Herr Peltzer zunächst das Monopol inne hatte). Spätestens ab "Das Krokodil und sein Nilpferd" war sein toller Stil perfektioniert und die Plakate passten auch optisch zueinander. Des Weiteren waren seine Plakate fast so etwas wie ein Garant für gute neue Filme und keine alten wiederverwerteten, diese machte später z.B. der zur Nummer zwei degradierte Lutz Peltzer.
Doch auch um Herrn Casaro rankt sich ein Mythos, angeblich soll er die Idee für die Schleppe am Pferd von Trinity gehabt haben, damit dieser absolut lässig und faul wirkt. Womit wir wieder bei den Halleluja Filmen wären, die Terence Hill den Weg zu Leone und dem Star Henry Fonda ebneten und Bud Spencer endgültig zum Star machten, der nun auch Hauptrollen bekam.
Die Synchronfassungen
Immer wenn es in Foren im Netz Diskussionen darüber gibt, ob man sich lieber die Originalfassungen angucken sollte, bringe ich das Beispiel Spencer/Hill. Mir fällt keine andere Reihe von Filmen ein, bei denen so konsequent die Blödelsynchros eingesetzt wurden, wie in diesem Falle. Vor allem Rainer Brandt (aber auch Karlheinz Brunnemann und Horst Sommer) war und ist bekannt für seine manchmal mehr, manchmal weniger gelungenen Vertonungen, jedoch ist er auch streitbar, so gefiel vielen Zuschauern nicht, dass Wolfgang Hess Ende der 70er von Arnold Marquis als Spencer abgelöst wurde und der Dicke nun in einigen Synchros ("Das Krokodil und sein Nilpferd" zum Beispiel) leicht zurückgeblieben wirkte. Hills fester Sprecher seit "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" war Thomas Danneberg und als Stammsprecher seit jeher unangefochten. Für ihn war es die erste richtig große und lange Verpflichtung, er sprach ihn durch viele Zweitfassungen in jedem Film außer "Die rechte und die linke Hand des Teufels", "Verflucht, Verdammt und Halleluja" und einigen weniger bekannten Werken. Bis heute ist er DIE Konstante in der deutschen Synchronbranche (als Stallone, Travolta, Schwarzenegger, oder eben Hill). Danneberg war anscheinend der Lieblingssprecher von Brandt, sodass Rollen die vormals Brandt sprach, später Danneberg unter der Regie von Brandt übernahm (z.B. Terence Hill, den Brandt noch in "Django und die Bande der Gehenkten" selbst mimte, aber auch Franco Nero, Giuliano Gemma oder George Hilton).
Die Suche nach neuen Partnern
Zurück zu den Helden selbst: Kürzlich erklärte Spencer, bzw. Carlo Pedersoli in einem Nachruf auf Giuliano Gemma, dass er es bedauere nicht mehr Filme mit ihm gemeinsam gemacht zu haben. Ihre gemeinsame Arbeit gehörte wohl zu den besten Filmen mit Bud ohne Terence, da Gemma als Schauspieler vielleicht sogar höhere Qualitäten hatte als Hill (Ansichtssache). Doch Spencer brauchte, bspw. in den Zeiten, als Hill die Nobody-Filme drehte (oder die anderen eher mauen Hollywood Filme), Ersatz.
Anfangs war die Suche noch sehr erquicklich, mit Jack Palance war in "Halleluja... Amigo" ein perfekter Gegenspieler, der seine Schwester um jeden Preis mit dem Dicken verheiraten wollte, geschaffen. Ein Film, der zwar nicht mit ihren Glanzleistungen mithalten konnte, allerdings einige tolle Szenen bot, wie einen Bud Spencer, der immer erst losprügelte, als er sich seine Brille aufsetzte. Außerdem bekam die Leone-Ranch, das legendäre Grundstück aus "Spiel mir das Lied vom Tod" hier eine ähnlich zentrale Rolle.
In der deutschen Erstaufführung unter oben genanntem Titel führte Horst Sommer (wie bei den Halleluja Filmen) Synchronregie, Wolfgang Hess sprach Spencer und Arnold Marquis Palance. "Der Dicke in Mexico" nannte man die Wiederaufführung mit leider nicht wirklich mehr Komik, viel mehr dümmliches Geplapper ohne den Biss eines Rainer Brandt. So hatte anscheinend Herr Brunnemann diese überflüssige Fassung erstellt, in der Buds Pferd plötzlich reden konnte. Mit Hirthe und Petruo war diese Fassung zwar nicht schlechter besetzt, aber einfach nicht so gekonnt umgesetzt, wie eine richtig gute Schnoddersynchro.
Während Bud sich Anno 1972 durch diesen Western und "Sie verkaufen den Tod" mit eher mäßigem Erfolg schlug, hatte Terence die bessere Rolle an Land gezogen. Mit "Verflucht, verdammt und Halleluja" konnte er im Quasi-Nachfolger von "Vier Fäuste für ein Halleluja" erneut die Hauptrolle ergattern. Da Regisseur E.B. Clucher für Bud nur eine deutlich kleinere Nebenrolle vorsah, lehnte dieser das Mitwirken an diesem Werk ab. Als Konsequenz daraus, wurde dieser Film auch keine Prügelklamotte mehr, sondern eine ganz normale Italowestern-Komödie. Doch auch ohne ständiges Fäusteschwingen wurde dieser Film zu einer wahren Perle.
Der DDR-Titel "Ein Gentleman im wilden Westen" trifft den Inhalt des Filmes deutlich besser, so war Hill nämlich genau dieser Gentleman, ein feiner Pinkel, der von England in den Westen kam und in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters trat. So wandelte sich Joe Moore mithilfe der alten Bande seines alten Herren langsam zum Revolverhelden.
Dieser Film zeigte, dass Terence Hill Filme wenn das Drehbuch richtig gut funktioniert, nicht einmal eine Schnoddersynchro brauchen. Manchmal kann selbst Gottfather of berliner Gelaber Rainer Brandt einem Film mit Terence Hill nicht nur nicht gut tun, sondern ihn auch richtig gegen die Wand fahren. So geschehen Anno 1974, als man den Film "Der blauäugige Bandit" in die deutschen Kinos brachte. Ein Drama, welches bereits 1969 in Italien lief und sich mit der sonst kaum bekannten Thematik von Separatisten in Sizilien beschäftigte. Der ganze Film war eigentlich todernst, so ging es darum, dass der von Hill gespielte Charakter den Mord an seinen Bruder rächt, in den Knast kommt, entflieht, 'ne Geisel nimmt, und so weiter...
Der Film wird von Ansammlungen verschiedener medialer Artikel aus Presse und Rundfunk zusammengehalten, allerdings wird die Thematik einfach durch zu billige Einstellungen und miese Kameraschwenks nicht gerade aufgewertet. So kann man dem Film definitiv zu Gute halten, dass er ambitioniert ist, allerdings filmtechnisch nicht überzeugt. Die alte Videokassette tut ihr übriges (denn der Film ist nie auf einem digitalen Medium erschienen).
Brandts deutsche Fassung, die stark geschnitten ist (bei einer Ballerei gab es keine Toten zu sehen), funktioniert einfach nicht. Thomas Danneberg muss an manchen Stellen so schnell reden, um noch einen halbwegs lustigen Spruch einzubauen, dass er kaum hinterher kommt. Dazu kam, dass die Sprüchedichte bei dieser Vorlage einfach so unspektakulär war, dass es sich auch dafür nicht lohnen würde den Film zu sehen. Vielleicht lag es an diesem Film, dass Brandt fortan keine alten, ernsten Western des Duos mehr auf lustig umsynchronisierte (bis auf "Vier Fäuste für ein Halleluja" und ggf. oben genannter "Dampfhammer").
Für Bud wurde die Suche nach Partnerschaften unterdessen immer schwerer, zunächst kamen Kinder, wie der Außerirdische Kleine, oder der schwarze Bodo, dann Indianer (in "Eine Faust geht nach Westen") oder ein extremst verkleideter Tomas Milian in "Bud der Ganovenschreck". Anfang der 80er kam man an den Punkt, als alles und jeder, den das italienische Kino bot, in irgendeiner Form bereits irgendwie mit mindestens einem der beiden zusammenarbeitete. Eli Wallach, Franco Nero, Lee Van Cleef, Klaus Kinski, Henry Fonda, Frank Wolff, Raimund Harmstorf, Woody Strode, Donald Pleasence, Giuliano Gemma, Telly Savalas, Rita Pavone, Gene Hackman, Ian Holm, Jackie Gleason, Pierre Brice, Harry Carey Jr. James Coburn oder Ernest Borgnine, sie alle hatten (man glaubt es kaum) schon mit mindestens einem der beiden zu tun.
1982 hätte dann also ein Film entstehen können, den so wohl niemand wollte bzw. will, aber sehet lieber selbst:
(Quelle: http://heyse-online.de/spencerhilldb/temp/scans/monkey_business.jpg)
Gott sei Dank wurde diese affige Partnerschaft nie in die Tat umgesetzt (wobei die nicht-italienische Regie & Produktion vielleicht mal was gemacht hätte, dass nicht gänzlich nach dem immer selben Schema verläuft).
Im zweiten Teil geht es mit den späteren Jahren, vor allem von Hill, weiter.
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Kommentare
Und das in gewohnt grandioser Qualität und derart inhaltlich mit Wissen "vollgestopft", wie man dies von der Reihe kennt und schätzt!
Dazu geht\'s dann gleich auch um nichts geringeres, als um 2 wahre Ikonen des Genre - toll!
Meisterlicher Blog! Schön, daß Du endlich wieder da bist!
Wirklich toller Rundumschlag (durch die Filme) über die Synchros, Mythen, Filmpartner und besonders das mit dem Plakatmaler fand ich großartig. Mag so gemalter Poster etc. Toll wenn das jemand beherrscht und dann wie hier auch noch einheitlich erscheint.
Großartiger Blog mit echt tollen Hintergrundinfos - DANKE!!