Der Italowestern-Blog by Bollwerk94 - 11. Djangine und Sabatina
In meinen Blogs blieb immer die Rolle der Frau auf der Strecke. Zu schnell reduziert man das schwache Geschlecht (in Bezug auf den wilden Westen ist genannter Begriff noch immer legitim) auf Prostituierte, wie in "Spiel mir das Lied vom Tod", oder auf die süßen Mädchen, die dem Charme eines Terence Hill erliegen, oder alte feuerspeiende Drachen, wie die Frau von Eli Wallach in "Stetson - Drei Halunken erster Klasse".
Damit ist jetzt Schluss! Mein Spaghettiwestern Blog bekommt heute die Frauen-Quote verpasst! Denkt man mal ein Weilchen über die Damen des italienischen Wildwestkinos nach, fällt einem höchstens Claudia Cardinale ein. Um diesem Zustand entgegenzutreten, stelle ich heute den einzigen Italowestern mit einer Frau mit Revolverheldin in der Hauptrolle vor.
In "Mein Körper für ein Pokerspiel" verkörpert Elsa Martinelli die Revolverheldin Belle Starr, die in einer Pokerpartie gegen Blackie (gespielt von George Eastman) alles Geld verliert, das sie besitzt und so sich selbst als Einsatz anbietet und verliert. Darauf folgend verbringen beide eine Nacht und es beginnt eine Art Hassliebe zwischen beiden.
Nach dieser recht interessanten Anfangsszene plätschert dieser unkonventionelle Western von einer viel zu konventionellen Szene zur nächsten. Wie einer, in der sie in einer Bar als Mann verkleidet, für einen solchen gehalten wird und in typischer Clint Eastwood Manier auf die Macho-Kerle, die sie anmachen, reagiert. Der Film krankt am wohl extrem knapp bemessenen Etat für die Produktion. Er wurde nicht einmal in Almeria gedreht, so fehlen die klassischen Außenaufnahmen. Kamera, Kostüme, Schauspieler, es krankt an allen Ecken und Enden.
Die Synchro konnte wohl unpassender nicht sein: Rainer Brandt treibt sein Unwesen als George Hilton und zwar so schlimm und extrem schnodderig wie selten. Es ist unfassbar, wie viel Müll er in den ohnehin nicht besonders intelligenten Dialogen unterbringt. Was die Zahl der Geschmacklosigkeiten angeht, sicherlich eine seiner Höchstleistungen. Ich kann mich nicht entscheiden, ob dies unpassend oder doch schon wieder stimmig ist....
Das war es auch schon, der einzige Spaghettiwestern mit Frau statt Mann an erster Stelle. Schulz, aus, Ente, ähh Ende (die Synchro ist ansteckend)...
Moment mal, wenn die Italos mit den Frauen schon so sparsam umgegangen sind, dann muss man sich eben ein anderes Land mit einem solchen Streifen im Programm suchen. Wie wäre es denn mit Großbritannien?
1971 kam "Hannie Caulder - In einem Sattel mit dem Tod" heraus, der deutlich kostenintensiver produziert war und sogar mit echten Stars aufwarten konnte. So versammelten sich neben Raquel Welch auch Christopher Lee und Ernest Borgnine.
Hannie Caulder's Mann wird von 3 Bankräubern, den Clemens Brüdern unter der Leitung von Borgnine, ermordet und sie vergewaltigt. In bester Italo-Manier sehnt sie sich nach Rache. Sie sucht sich Hilfe bei einem Kopfgeldjäger (Robert Culp). Wie die Geschichte endet, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht erwähnen. Auffällig ist, dass sie nicht ohne weiteres zum durch den Westen geprägten Rächer wird, sondern sich durch Culp und einen befreundeten Waffenmacher (Christopher Lee) anleiten lässt.
Der Streifen überzeugt durch eine sehr ordentliche Kameraführung, die stimmigen Drehorte in Almerìa, wo sonst fast alle Italowestern gedreht wurden, die namhafte Besetzung und deren sehr ordentliche schauspielerische Leistung, sowie einem ordentlichen Grad an Gewalt. Man verknüpft also gekonnt das Flair eines Spaghetti- mit der Technik eines US-Western.
Die beiden Filme waren und sind jedoch ziemlich allein auf weiter Flur, denn in den meisten ähnlichen Machwerken wurden Frauen nur als Sidekick für Ikonen des Genres eingesetzt, so z.B. in "Ein Fressen für die Geier", oder "Mit Dynamit und frommen Sprüchen". Andere, in denen Frauen Hauptdarstellerinnen waren, schlugen meist einen eher komischen Ton an.
Eigentlich wäre der Blog hier vorbei, jedoch blieb ich mit dem Gefühl zurück, etwas vergessen zu haben, so suche ich auf der Wikipedia-Seite des erstgenannten Filmes nach Bestätigung: "Der Film ist der einzige Italowestern, der von einer Frau inszeniert wurde". Okay, dies mag sein, aber es gibt noch einen, mit einer Frau als Hauptdarstellerin mit Hut und Colt, ich weiß es....
...
Und da ist er, ein Film der alles bietet: einen Sargziehenden Django, Terence Hill und einen wunderbaren deutschen Titel: "Blaue Bohnen für ein Halleluja" ist der einzige Musical-Western, den ich kenne. In diesem Streifen um die italienische Schlagersängerin Rita Pavone versuchte man mittels mehr oder minder lustiger Musikeinlagen nahezu alles westernartige durch den Kakao zu ziehen. So hatte nicht nur Django seine Auftritt, auch ein Double des Blonden aus der Dollar-Trilogie, sowie Indianer, die Winnetou zum verwechseln ähnlich sehen, waren an Bord.
Natürlich muss man vorher wissen, worauf man sich hier einlässt, denn der Titel suggeriert einem ja mal wieder einen vollkommen anderen Film. Aber dieser Umstand müsste den Freunden von Filmen in denen Terence Hill mitwirkte, durchaus vertraut vorkommen.
Epilog:
Frauen im dreckigen Männergenre des Italowestern: Meist waren sie Nebenfiguren und Schlüssel, wieso die Hauptdarsteller so blutrünstige Mörder wurden, jedoch ließ dieses auf seine ganz eigene Weise revolutionäre Subgenre den Ruf des weiblichen Geschlechts als gänzlich unschuldig, verschwinden. So hatte Klaus Kinski seine Frau, die ihn verlassen hatte, in "Satan der Rache" nicht zurückgenommen, nein, er ließ sie sterben. Vorher war so eine Aktion undenkbar. Folglich ließ sich auch hier eine Art Emanzipation erkennen.
Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-MitschnitteAus der gleichen Kategorie : BDF, 1 Jahr der online Gemeinschaft (05.01.2010) und der virtuellen …
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Kommentare
Abgesprochen war das aber nicht!
Ok, es ist noch Frühling und du willst dich bei der Weiblichkeit einkratzen.
Gib es zu!
Toller Blog! Neben meinen :))) haha
2013 ist ein Westernjahr. Mit oder ohne Frauen! ;)
eh man , du hast einen wichtigen vergessen , hab den link eingestellt , gibt es leider noch nicht auf blu ray - SCHNELLER ALS DER TOD - charon stone und gene hackmann , guter western .
grüsse JOE
Mit Raquel Welche wurden grad erst zwei Blu-Rays veröffentlicht ! Wohl einen Blick wert...
Ich hab ihn zwar noch nicht gesehen aber "Petroleum-Miezen" stand wegen C.Cardinale und B.Bardott mal auf meiner To-Watch Liste. Soll aber auch mehr schlecht als recht sein ?
Dein Blog ist wie immer fantastisch. Toll geschrieben, bebildert, sehr informativ und eine Fundgrube des Italowesterns. Vielen DANK!
Toll bebildert, unglaublich informativ + fundiert - wenn Italowestern, dann Bollwerk94 :-)!
Im Übrigen hab ich jetzt richtig Lust auf einen oldschool-Western - Danke!