„Master and Commander“ aus dem Jahr 2003 erlangte zehn Oscar Nominierungen - darunter für den besten Film und den besten Regisseur. Am Ende gewann er immerhin zwei technische (bester Ton und beste Kamera) Noch wichtiger war, dass der Film recht teuer war: er wurde auf einer Schiffsnachbildung und teilweise auf hoher See, für 150 Millionen Dollar gedreht. Leider spielte er weltweit etwa 210 Millionen Dollar ein und kam gerade noch so in die schwarzen Zahlen. Daher wurde auch kein weiterer Teil gedreht, obwohl Russel Crowe nicht abgeneigt wäre, erneut als Kapitän Jack Aubrey zu spielen und Patrick O‘Brians Romanreihe noch 19 weitere spannende Geschichten zu bieten hätte.
O'Brian schrieb eine ganz komplizierte Welt, ein umfassendes Bild der Seekriegsführung des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, durchzogen von Intrigen und Abenteuern.
Peter Weir („Die Truman Show“, „Der Club der toten Dichter“, „Der einzige Zeuge“) filmte diese Welt, über und unter Deck auf einer nachgebauten britischen Fregatte, der Surprise, welche Katz und Maus auf beiden Seiten des Kap Hoorn mit einem französischen Schiff, der Acheron, spielt.
„Master and Commander“ ist ein Actionfilm mit einem Anspruch. Sein Nervenkitzel ist nie gedankenlos oder unpassend ä. Weirs Nachbildung des Lebens in den engen Grenzen eines Kriegsschiffes im Jahr 1805 ist akribisch, faszinierend und manchmal zu Recht rau. Crowe und Bettanys Interpretation einer Freundschaft zwischen zwei Männern passt genau zu dieser Kunstfertigkeit. Nach einer brutalen Schlacht musizieren die beiden gebildeten Freunde gemeinsam mit Geige und Cello und bringen so einen schönen Kontrast ins Spiel.
Es ist aber nicht nur diese Faszination die von dem Schiff ausgeht, es ist auch der hervorragende Cast der durch die Bank passend, geerdet und glaubwürdig daher kommt. Russel Crowe spielt den ausgefuchsten Kapitän „Lucky Jack“. Kriegerisch, ein Anführer der alten Schule aber auch mit Herz und Verstand. Aber auch Paul Bettany als Schiffsarzt Dr. Stephen Maturin, ein Mann der Wissenschaft und der Erleuchtung, der von seinem Freund und Kapitän abwechselnd verzaubert, verärgert und entsetzt war, spielt toll. Auch der Rest der männlichen Crew spielt, als wären sie immer schon an Bord der „HMS Surprise“ gewesen. Jeder Handgriff sitzt und nichts wirkt ungelenk oder gespielt.
„Master and Commander“ ist in großen Teilen ein ruhiger fast schon intimer Film, der dem Zuschauer von Beginn an mit auf seine abenteuerliche Verfolgungsjagd nimmt, ohne ihm aber alles kleinlich erklären zu müssen. Das Pacing ist sehr gut und bietet fast keinen Platz für Längen. Aber auch an gezielter Action fehlt es ihm nicht: bereits ab Minute 8 fliegen einem die Kanonenkugeln direktional um die Ohren. Holz zerbricht und schießt in alle Richtungen und der Subwoofer packt immer wieder mit an.
Aber auch letzte Schlacht ist eine Explosion von Rauch und Qualm: kinetisch, aufregend, erschreckend. Dazu die detailgetreue Optik und das packende Setting und fertig ist ein unterschätzter Abenteuerfilm, der so gut wie alles bietet was man erwartet- den Hollywood (aktuell) so leider nicht mehr dreht.
Genrefans kommen um eine Sichtung des Films nicht umhin. Also ihr Landratten, streicht die Segel, geht vor Anker und bleibt auf Kurs.
Nun zum 4K UHD Bild, welches sich unzählige Filmfans schon lange herbeisehnten. Die vorige Blu Ray Veröffentlichung war leider nicht viel besser als die DVD. Viel zu milchig trüb, detailarm und matt war das Gezeigte.
Hier schafft die UHD dann endlich Abhilfe:
Ich war sofort beeindruckt, wie das HDR-Grading mit der Beleuchtung umgeht. Alle glänzenden Objekte leuchten und strahlen, während der Rest unauffällig bleibt. Schwerter, Knöpfe an Uniformen, das Glänzen in den Augen und vor allem die phantastischen kleinen Explosionen von den Kanonen strahlen richtig schön aus dem OLED TV. Der Film ist manchmal recht neblig und wenn sich die Handlung dann unter Deck bewegt, gibt es nur dunkle, kaum beleuchtete Räume mit bedrückenden Schatten. Auch hier passt die Durchzeichnung und liefert Details, die die Blu Ray nicht schaffte. Abgesehen von ein paar Szenen ist es kein übermäßig heller oder farbenfroher Film - außer die marineblauen und königsroten Uniformen, welche schön saturiert herausgearbeitet werden. Feine Details in den Gesichtszügen, den historischen Kostümen und den beeindruckenden Bühnenbildern für die HMS Surprise entfalten sich mehr als zuvor. Das feine Filmkorn ist angemessen filmisch, ohne jemals aufdringlich zu wirken.
Natürlich ist der Film kein auf Hochglanz poliertes sauberes Werk, aber das Upgrade gegenüber der Blu Ray zahlt sich definitiv aus. Auch der Schwarzwert passt nun und gibt dem Bild nun etwas Tiefe und Plastizität.
So, nun zum Ton, bei dem viele jammerten und Angst hatten, dass aus dem hervorragenden DTS Ton der Blu Ray nun eine beschnittene Dolby Digital 5.1 Spur rauskommt.
KEINE SORGE, der Ton klingt ziemlich genau so genial wie auch schon auf der Blu Ray, nur eben nun mit DD5.1 Kodierung. Aber alle Geräusche und Pegel, die man vorher gewohnt war, kommen auch nun zum Tragen. Egal ob wuchtige Explosionen, das Trampeln auf dem Deck, zerberstende Masten oder der Score, alles in gewohnt perfekter Form. Dialoge kommen jederzeit glasklar zur Geltung und auch die Surround Kanäle haben fast durchgängig etwas zu tun - immerhin knarzt das Segelschiff aus allen Ecken. Bei starken Wellengang fühlt man sich immer noch mittendrin und fühlt so mit der Crew mit, wie es fast kein zweiter Film schafft. Wer mal wieder richtigerweise Anlage befeuern möchte, bekommt hier wieder Gelegenheit dazu - und das trotz einer Dolby Digital 5.1 Spur fürs deutsche.
Natürlich gibts eine Dolby Atmos Spur fürs englische, aber dynamischer und präziser kam mir diese nicht wirklich vor. Also kein Grund zu jammern. Freut euch auf eine der besten, wenn nicht DIE beste Dolby Digital 5.1 Tonspur, die jemals für einen Film verwendet wurde!
bewertet am 22.09.25 um 10:07