Der Film dreht sich um einen Vorfall, der sich in einer kleinen Stadt namens Maybrook ereignete, wo über Nacht um genau 2:17 Uhr eine Gruppe von 17 Kindern, allesamt aus der selben Klasse, aus dem Bett stiegen und in die Nacht verschwanden. Die Eltern der vermissten Kinder beschuldigen die Lehrerin, Justine Gandy, etwas über das Verschwinden zu wissen. Je tiefer die Untersuchung des Falles Maybrook geht, desto unheimlicher wird die Wahrheit, da sich die Geschichten verschiedener Charaktere überschneiden, um etwas viel Erschreckenderes zu enthüllen.
Wie auch schon bei seinem letzten Film „Barbarian“ aus dem Jahr 2022 hat Regisseur Zach Cregger eine weitere clevere Geschichte geschrieben, die in Segmente unterteilt ist, die die verschiedenen Standpunkte der Charaktere innerhalb von Maybrook durch die Ereignisse des Vorfalls und die folgenden Tage erforscht. Es ist zwar keine neue aber eine geniale und spannende Art, seine Geschichte so zu erzählen, da jedes Segment kleinere Hinweise für das Gesamträtsel liefert und die Auflösung jedes Segments die Spannung steigert.
Die Charaktere, die er erschafft, sind sympathisch menschlich. Lehrerin Justine zum Beispiel, die das unglückliche Ziel des fehl am Platz gelegten Zorns der hysterischen, trauernden Eltern ihrer Schüler ist, ist ein Charakter, der einem wirklich leid tun kann. Sie kümmert sich mehr um ihre Schüler, als um sich. Dennoch ist sie auch unglaublich selbstzerstörerisch und wirkt verloren. Und in vielerlei Hinsicht ist ihr Charakter allein ein Mikrokosmos der verschiedenen Charaktere, denen wir begegnen, von Josh Brolins Archer Graff, dem Vater eines der Maybrook-Vermissten, und Alden Ehrenreichs Paul Morgan, einem Polizisten, der versucht, Gutes zu tun, aber oft von seinen Impulsen in die Irre geführt wird.
Allesamt unvollkommene Charaktere, die sich aufgrund der Fehler, die Regisseur Cregger ihnen einflößt, menschlicher anfühlen. Sie sind nicht die sympathischsten, aber so sind ja auch die Menschen, die wir täglich treffen - insbesondere diejenigen, die verschiedene reale Krisen durchmachen. Das ist etwas, das Cregger versteht, aber wie schon bei „Barbarian“ ist dieses Gefühl der Menschlichkeit in seinen Charakteren besonders wichtig, wenn etwas völlig Unmenschliches zu Tage kommt.
„Weapons“ liefert durch seine Bilder einen erschreckenden Look und auch Grusel. Jump Scares gibt’s zwar, werden aber eher vermieden und es wird sich stattdessen hauptsächlich darauf konzentriert, Angst aufzubauen. Mehrere Momente sind unglaublich gruselig, von der Art und Weise, wie die Bewegungen einiger Schauspieler choreografiert wurden bis hin zu den unvergesslichen Bildern, die man sieht, wenn mit Dunkelheit im Vorder- und Hintergrund gespielt wird. Es wird auch viel der Fantasie zu überlassen und es wird nicht alles gezeigt. Das, was im versteckten abläuft, wird daher durch brillante Tonbearbeitung in Szene gesetzt. Und das funktioniert.
Es wird mit so vielen Geräuschen gespielt, um Spannung zu erzeugen. In einer Szene sitzt eine Person im Auto und schläft. Man wird Zeuge eines Ereignisses, das an und für sich aus visueller Sicht so beängstigend ist, dass man selbst absolut still ist. Die Szene wird aber noch etwas in die Länge gezogen, nur um die Spannung beim Geräusch einer sich öffnenden Autotür zum Höhepunkt zu bringen.
„Weapons“ zielt nicht nur auf Blut und Brutalität ab, sondern auch auf eine Skurrilität, die einen überrascht. Er ist in der Lage, die einfachsten Tricks anzuwenden, um das Publikum vollständig in die Gefahr und Dysfunktion einer Situation eintauchen zu lassen. Er ist in der Lage, das Gehen einer Person oder das Öffnen einer Tür unnatürlich aussehen zu lassen, und darin liegt seine Fähigkeit, sein Publikum zu verunsichern. Praktische Effekte mit viel Gore, Eingeweiden und Co. sind dann die Kirschen auf der Torte für Gorehounds.
Der Score von Ryan & Hays Holladay, ist ebenfalls gut gemacht. Er strahlt unglaublich stilvolle 80er-Jahre-Vibes aus, die gut in eine Folge von „Stranger Things“passen würde. Er ist einzigartig, eingängig und sorgt für die Stimmung der gesamten Geschichte, die mit Synthesizer-inspirierten Tönen und einem fast beunruhigenden Kratzen aufhorchen lässt.
Klingt ja alles ausgesprochen schön, oder? Leider gibtsbauch zwei wichtige Kritikpunkte für mich. Da wären zum einen einige Logikfehler. Sobald man nämlich anfängt, genauer über den Film nachzudenken, beginnt er auseinander zu fallen. Einige Segmente wurden nicht zu Ende gedacht.
Auch finde ich das Genre Potpourri nur suboptimal. Ist der Film nun ein Horrorfilm, ein Drama, ein Thriller oder gar eine Satire? Man weiß es nicht. Natürlich musste ich ein paar mal schmunzeln und lachen, aber meiner Meinung nach hätte man den Humor etwas zurückfahren müssen. Ein ernsterer Ton wäre mir lieber gewesen.
Aber das ist schon in Ordnung. Bei Horrorfilmen braucht man nicht immer eine tiefgründige ernste Botschaft, obwohl heutzutage viele davon tiefere satirische Elemente haben.
Insgesamt hat mir der Film dennoch 2h bestens unterhalten. Er bietet Grusel, Suspense, Skurillität, Humor, eine fantastische Geschichte, einen tollen Look und einen starken Cast. Achja, und eines der coolsten Endfights der letzten Jahre. Horrorfilm Fans können hier blind zugreifen.
Nun zum 4K UHD Bild:
„Weapons“ wurde digital gedreht und nativ in 4K fertiggestellt. Das Bild ruft Spätherbstliche Stimmung hervor, bei der die Blätter gerade erst beginnen, abzufallen. Farben sind schön saturiert und natürlich, Gesichter kommen gesund daher und auch sonst gibt’s, wenn notwendig, knallige Farben zu sehen. Details sind durchgängig zu bestaunen, aber die meiste Klarheit kommt von den unangenehmeren Nahaufnahmen, die alle Gesichtszüge, das Make-up und die Frisuren bestimmter Darsteller genauestens erkennen lassen.
Schwarz ist zwar sehr dunkel, könnte aber noch eine Nuance dunkler ausfallen. Schwarz ist hier meist tiefgrau und setzt sich von den schwarzen Balken oben und unten ab. Immerhin passt sondie Durchzeichnung und auch Details in dunklen Szenen gehen nicht verloren. Der Kontrast ist dafür gut eingestellt und zeigt reines Weiß auf weißen Oberflächen und Glanz in den Augen sowie auf Oberflächen aus Chrom.
Insgesamt lässt sich sagen, dass Szenen im Dunkeln Luft nach oben lassen, Szenen bei Tageslicht richtiges „4K Wow feeling“ versprühen.
Der deutsche Dolby Digital 5.1 Ton ist in Ordnung. Nach Anhebung des Grundpegels gibts saubere Dialoge, einige nette Surroundeffekte und einen tollen Score aus allen Lautsprechern. Leider fehlt es etwas an Dynamik und auch sonst spielt sich das meiste „vorne“ ab. Hier hätte ich mir, gerade bei so einem tollen Sounddesign, einfach etwas mehr Pepp gewünscht. Insgesamt ist der Ton aber solide.
Deutsch untertitelte Extras wie eine 5 minütige Lobpreisung der Darsteller über den Regisseur Zach Cregger und zwei kleinere hinter den Kulissen Videos gibts bereits auf der UHD.
bewertet am 01.11.25 um 17:32