In jungen Jahren beobachtet Marialé, wie ihre Mutter wegen eines Seitensprungs von ihrem Vater erschossen wurde.
Als erwachsene Frau lebt Marialé abgeschieden mit ihrem Ehemann in einem Schloss ohne Kontakt zur Außenwelt. Zum Unwillen ihres Gatten läd sie mit falschen Telegramme einige Freunde übers Wochenende auf ihr Schloss ein und begeht mit ihnen ein Kostümfest, welches mit dem Tod eines Gastes endet. Die Geschichte bleibt jedoch stets nebulös und es stellt sich die Frage, ob unter Umständen die Geister der Toten ihre Hände im Spiel haben. Gleichzeitig trägt Marialé das Kleid, welches ihre Mutter bei ihrer Ermordung trug und in welchem Mann noch die Einschusslöcher der Waffe ihres Vaters erkennen kann. Die Frage ist: Was stimmt nicht mit diesem Schloss, mit ihrem Ehemann, mit den Gästen oder mit Marialé selbst?
Un Bianco Vestito Per Marialé - übersetzt bedeutet der Titel so viel wie ein weißes Kleid für Marialé - oder auch Spirits of Death ist ein italienischer Gothic-Giallo aus dem Jahre 1972, der den Zuschauer fast ein wenig zu lange über den eigentlichen Plot im Dunkeln lässt. Nach einer gespenstischen Szene in den Kellergewölben des Schlosses und einer ausgelassenen Feier mit mittelalterlichen Kostümen wird der erste Protagonist nach zwei Dritteln Laufzeit ermordet. Und er soll nicht das letzte Opfer bleiben. Der Zuschauer rätselt zwar immer noch, wie sich die Geschichte auflösen soll und wieso die Gäste ins Schloss geladen wurden, jedoch baut der Film durch die allgemeine Stimmung, die brutalen Morde und das zunehmende Misstrauen der Gäste untereinander deutlich an Atmosphäre und Spannung auf. Der sehr langsame und ruhige Spannungsaufbau ist die größte Schwäche des Streifens, wobei sich die Geduld des Zuschauers durchaus auszahlt, zumal der undurchsichtig erzählte Streifen mehr und mehr die Neugierde auf die Auflösung weckt. Die letzte halbe Stunde ist Belohnung genug, sich den Streifen mit seinen schönen gotischen Kulissen anzuschauen. Die Auflösung ist nicht ganz überraschend, aber befriedigend und stimmig, beinahe poetisch.
Der vorliegende Transfer ist exzellent und als Zuschauer kann man kaum glauben, dass der Streifen bereits über 40 Jahre auf dem Buckel hat. Die Blu-ray basiert auf dem 2K Transfer, der für die DVD Erstauflage aus dem Jahr 2013 angefertigt wurde. Es scheint beinahe ein Glücksfall, dass ein Großteil dieser Auflage im Lager des Labels durch einen Wasserschaden zerstört wurde, so dass sich Camera Obscura entschied, eine Neuauflage auf Blu-ray zu produzieren, die die Möglichkeiten des hervorragenden Master voll ausschöpft. Bis auf zwei oder drei kleinere Verschmutzungen ist das Ergebnis beinahe makellos und wirklich beeindruckend.
Der Monoton liegt als DTS-HD MA 2.0 im italienischen Original vor und bietet wahlweise englische oder deutsche Untertitel. Eine Nachsynchronisation wäre für diesen kleinen Film einfach nicht wirtschaftlich gewesen, dafür hat sich das Label jedoch bei der Restauration des Bildmaterial mehr als nur ins Zeug gelegt, so dass ein Filmgenuss mit Untertiteln kein echtes Manko darstellt. Der italienische Ton klingt für sein Alter in Ordnung und gerade die atmosphärischen Umgebungsgeräusche sind sehr klar und sauber.
Die Ausstattung ist wie vom Label gewohnt und bietet ein schönes Digipak mit Booklet zum Film. Zudem wurden eigens für das Release ein Audiokommentar mit Christian Keßler und Marcus Stiglegger sowie eine Featurette mit dem Regisseur angefertig. Weiter werden eine Bildergalerie, Deleted Scenes und Trailer geboten.
Un Bianco Vestito Per Marialé ist ein interessanter Klassiker des italienischen Kinos, der für Genre Fans mit etwas Geduld gute Unterhaltung bietet. Die Veröffentlichung ist, wie bereits beschreiben, technisch ausgezeichnet und verdient besonderes Lob.
bewertet am 16.02.15 um 20:05