Der Tod Heath Ledgers im Januar 2008 machte „The dark Knight“ über Nacht zum Filmereignis des Jahres. Nicht nur, daß der sympathische Jungstar als psychopathischer Joker in seiner letzten komplett abgedrehten Rolle zu sehen war, sondern auch, weil man schon sehr früh munkelte, Ledger habe hier schauspielerisch Filmgeschichte geschrieben. Und genauso war es auch. Aus der dauergrinsenden Schießbudenfigur alter Batman Tage, entwickelte der spätere Oscarpreisträger ein diabolisch, furchteinflößendes Monster, bei dem sogar einem Hannibal Lecter vor Angst die Menschenleber im Hals stecken bleiben würde.
Doch war es glücklicherweise nicht nur der Hype um die fesselnde Performance des viel zu früh verstorbenen Hollywoodstars, der Christopher Nolans zweiten Ausflug nach Gotham City zum Kassenknüller werden ließ. Denn der Joker ist nur eines von vielen perfekt funktionierenden Zahnrädern im Motor einer Kinobombe, genannt „The dark Knight“. Befreit von den letzten Resten phantastischem Firlefanzes, die es im Vorgänger „Batman begins“ zumindest noch in Form der durch Scarecrow ausgelösten Halluzinationen gab, präsentiert sich der Film als knallharter Gangster Thriller, der kaum mehr etwas von einem Superheldenfilm hat. Natürlich stehen die Bemühungen des dunklen Ritters im Kampf gegen das Böse immer noch im Vordergrund, jedoch wird hier auch überdeutlich gezeigt, daß eben hinter jener Maske nur ein unvollkommener Mensch steckt, der auf dem schmalen Grat zwischen Recht und Selbstgerechtigkeit den Halt zu verlieren droht. Und da ist auch noch der strahlende Ritter Harvey Dent, der ohne Maske gegen das Verbrechen kämpft und sich so zur Zielscheibe im teuflischen Spiel des Jokers macht. Und auch Rachel Dawson als Dents neue und Batmans alte Flamme ist wieder mit von der Partie – eine Dreiecksbeziehung die zur Zerreißprobe in der Schlacht um die Stadt werden soll.
Allein mit diesem Figurengeflecht entwickelt Nolans Film eine Dynamik, wie man sie bis dato im Genre der Comicverfilmungen weder vermutet, geschweige denn vorgefunden hätte. Aber damit nicht genug! Natürlich werden hier auch, mit Hilfe großartiger Effekte und wuchtiger Actionszenen beachtliche Schauwerte geboten, die aber nie zum Selbstzweck verkommen, sondern genau das sind, was sie sein sollten – schmückendes Beiwerk, das sich der ohnehin schon fesselnden Geschichte unterordnet. Denn diese steht hier erfreulicherweise im Vordergrund und entwickelt zusammen mit der hervorragenden Darstellerriege ein realistisches Szenario, das sich ebenso wenig davor scheut naheliegende Fragen aufzuwerfen, die Fans des Halbgottes in Schwarz beinah blasphemisch vorkommen könnten. Da ist es auch schon mal verzeihlich, daß Batmans finale Entscheidung, die Überwachungstechnologie, die ihn zum Versteck seines Feindes führt, einzustampfen, ein wenig zu heftig nach „Political correctness“ schreit. Aber was wäre auch ein Held ohne moralische Schmerzgrenze?
Bis auf diesen einen erlaubt sich „The dark Knight“ aber keinerlei weitere Fehltritte, sondern bietet Blockbuster Entertainment auf höchstem Niveau. Er beansprucht Augen, Hirn und Herz gleichermaßen, überzeugt durch schauspielerische Höchstleistungen und begeistert mit einer klugen Story. Und genau so schreibt man Filmgeschichte!
Technisch gehört die Blu Ray zum Besten, was es auf dem Medium gibt, was wohl auch erklärt, weshalb die Scheibe praktisch zur Standard Einrichtung jedes Heimkinos gehört. Das Bild ist ein ( beinahe ) makelloses Vergnügen, daß durch die eine perfekte Schärfe und eine überwältigende Detailfülle begeistert. Die gewollt reduzierten Farben werden natürlich wiedergegeben. Der Kontrast arbeitet perfekt und liefert selbst in dunkelsten Szenen eine bestechende Durchzeichnung. In wenigen Szenen sind kurzzeitig leichte Doppelkonturen zu erkennen. Die gleiche Perfektion legt der Ton hin, der zwar in der deutschen Fassung nur in Dolby Digital 5.1 vorliegt, aber besser hätte kaum sein können. Viele gut platzierte Dirketionaleffekte werden mit einem gewaltigen Dynamikumfang ins heimische Kino transportiert, das seinesgleichen sucht. Die wuchtig und räumlich abgemischte Musik liefert immer wieder neues Futter für den Subwoofer, während die Stimmen, trotz des akustischen Infernos, stets klar aus dem Center erklingen.
Auch beim Bonusmaterial hat sich Warner nicht lumpen lassen und liefert auf zwei Discs ein abwechslungsreiches Infotainmentpaket, das in über drei Stunden viel zur Entstehung des Film , aber auch zu den Comicwurzeln des dunklen Ritters zu erzählen hat,
bewertet am 31.07.13 um 16:01