Warner Bros. hatte in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts viel Geld durch die Umsetzung kassenträchtiger Comichelden wie Batman und Superman verdient. Doch mit dem Comicboom des neuen Jahrtausends, ausgelöst durch Bryan Singers "X-Men" konnte das altehrwürdige Studio nicht mithalten, verfügten sie doch nur über die Verfilmungsrechte aus dem Fundus des Hauses DC Comics, die leider über kein so breitgefächertes Heldenpersonal verfügte wie die Konkurrenz aus dem Hause Marvel. So entschied sich Warner nach dem Floppen von "Catwoman" und dem durchschnittlichem Abschneiden von "Constantine" für eine Reaktivierung der alten Superhelden.2005 wurde "Batman Begins" einer der großen Hits der Saison und 2006 sollte auch endlich Superman ein Comeback erleben.
Dafür ging Warner auch auf Nummer sicher und holte, nachdem unzählige Regisseure mit dem Projekt geliebäugelt hatten, den Initiator der Comicwelle an Bord: Bryan Singer. Für den bekennenden Fan des original "Superman"-Films von Richard Donner ging damit ein Traum in Erfüllung. So verwundert es auch nicht weiter, dass Singer nahtlos an das letzte Supermanepos von 1987 anknüpft, als wäre kaum ein Tag vergangen. Doch in derlei Ehrfurcht vor den Christopher Reeve Filmen, liegt dummerweise das Problem von "Superman Returns". Singer macht keinerlei Zugeständnisse an die veränderten Sehgewohnheiten, sondern inszeniert ein beinah altbackend anmutendes Fantasyspektakel, das dem Stil der Vorgänger treu bleibt, anstatt durch Neuerungen zu begeistern. So gibt es statt Actionoverkill viel Story. Oder besser gesagt, wenig Story - die aber verdammt in die Länge gezogen.
Wie schon in den alten Filmen herrscht auch hier wieder ein hohes Maß an Gefühlschaos zwischen den beiden Reportern, daß durch Lanes neue Beziehung und ihren Sohn eine tragische Endgültigkeit erlangt. Doch eigentlich fragt man sich als Zuschauer nur "Moment mal, das ist Superman! Was für Probleme kann denn so einer schon haben?".So kommt es denn auch, dass man die menschelnde Seite des Films nicht richtig ernst nehmen kann, was gleichzeitig all die entsprechenden Szenen nur bemüht wirken lässt. Hinzu kommt, daß Kate Bosworth in ihrer Rolle als Lois Lane keine Sekunde zu überzeugen vermag. Da schlugen sich sowohl Margot Kidder, als auch Teri Hatcher, in der "Lois & Clark" Serie, um Längen besser. Doch Kompensation für diese Fehlbesetzung gibt es zur Genüge. Da wäre zum einen Brandon Routh, der einfach nur perfekt in die Rolle passt und genau wie Vorgänger Reeve, sowohl heroisch als auch tollpatschig überzeugt. Und nicht zu vergessen die Seite der Kontrahenten, die hier durch Kevin Spacey und Parker Posey mit erkennbarer Spielfreude vertreten ist. So antiquiert die Inszenierung wirkt, so zeitgemäß sind die Spezialeffekte, die in den wenigen actionreichen Sequenzen durch ein hohes Maß an Realismus zu überzeugen vermögen.
Doch soviel man auch an Negativem findet, gänzlich entziehen kann man sich diesem Film einfach nicht, denn trotz aller Fehler, strahlt "Superman Returns" einen Charme aus, den man bei neueren Produktionen des Genres auch nicht oft findet. Superman ist und bleibt nun einmal der größte aller Superhelden und auch wenn das pathetische Finale eher für Schmunzeln sorgt, ist das Wiedersehen ein gelungenes.
Gerade einem strahlenden Helden wir Superman wird das zu dunkel ausgefallene Bild leider ganz und gar nicht gerecht. Erschwerend kommen die schwankende Schärfe und die ungenügende Detailzeichnung hinzu. Die Farben wirken natürlich und angenehm und auch der Kontrast versteht zu überzeugen. Besser schlägt sich hier der Ton, der mit einer breiten Effektpalette und dem druckvollen Bass der angestaubten Heldensaga Leben einhaucht. Die Stimmen erklingen sauber und bestens verständlich aus dem Center. Etwas größere Direktionalität wäre wünschenswert gewesen.
Das Bonusmaterial bietet einige interessante Fakten zu Hintergründen und Entstehung, sowie 10 geschnittene Szenen. Das Herzstück ist hierbei zweifellos das beinah 3-stüdinge Making-of, in dem sehr detailliert auf den Enstehungsprozess eingegangen wird und in dem klar erkennbar ist, daß Kate Bosworth nicht die Wunschkandidatin von Singer war. Und wir dachten, solche Momente landen in Hollywoods Giftschrank.
bewertet am 27.07.13 um 19:08