[15 Dublonen] Braucht die Welt einen weiteren Review zu "Inception"? Oh ja! (Teil 2)

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31. August 2013



Fortsetzung des ersten Teils des Blog-Beitrags.


        Der Schalter in der Limousine wechselte seine Farbe von rot zu grün. Danny klopfte an das Funkgerät in seinem Ohr. "Wir haben es." Berc blickte auf den gelben Einkaufszettel vor ihm. Die Worte begannen sich zu entwirren und formten nach wenigen Sekunden einen lesbaren Klartext.

Extras:
Direkt auf Disk eins ist das erste Bonus-Schnittchen enthalten. Der Bonus-Fan kann den sogenannten "Extraction Mode" aktivieren, bei dem an definierten Stellen aus dem Hauptfilm ausgeschert wird, um ein kurzes Filmchen zu einem bestimmten Aspekt des Films oder seiner Entstehung zu zeigen. Insgesamt summieren sich die Filmchen, die allesamt in HD vorliegen, auf 44 Minuten. Doch nicht nur über den "Extraction Mode" können die Filmchen angesteuert werden, übers Menü sind sie auch einzeln auswählbar.
Dieses nette Bonus-Feature macht Lust auf Scheibe zwei... die allerdings dann etwas enttäuscht. Eine knapp 45minütige Dokumentation beschäftigt sich allgemein mit Träumen, ist aber wirr und schnell geschnitten, bietet kaum Mehrwert und war im Endeffekt ihre Zeit fast nicht wert. Als Vorgeschichte zum Film kann eine als Motion Comic animierten Featurette namens "The Cobol Job" abgespielt werden. Das Filmchen war ganz nett gemacht und bietet mit 15 Minuten Laufzeit gute Unterhaltung. Der nächste Abschnitt im Bonus-Kapitel bietet zehn Titel aus dem Soundtrack in einer überzeugenden Surround-Abmischung in DTS-HD MA 5.1 - schicke 39 Minuten Genuss. Neben einer Handvoll Trailer gibt es noch zwei Gallerien... und das war's. Leider gibt's keine weiteren Bonus-Features, und dass man bei Nolan-Filmen generell auf einen Audio-Kommentar verzichten muss, weiß der Nolan-Fan mittlerweile.
So toll das Material auf Scheibe eins ist, es ist einfach zu wenig. Die Dokumentation trägt nicht viel zum Ergebnis bei, der Soundtrack in Surround schon eher. Mehr als 3.5 Punkte sind aber leider trotzdem nicht drin.
Punkte: 3,5/5

Berc grinste. "Danny, Paket vier ist sauber. Bring uns raus." Danny verließ die Limousine, kletterte auf das Dach und ließ sich rückwärts auf den Gehsteig fallen. Die Traumebene brach zusammen.
      Berc entrollte die mehrseitige Partitur. Aus Noten wurden Buchstaben, aus Buchstaben wurden Wörter, aus Wörtern wurde eine Texteinheit.

Ton:
Die englische Tonspur liegt in verlustfreiem DTS-HD MA 5.1 vor und kann über die komplette Laufzeit des Films gefallen. An keiner Stelle leistet sich der Ton auch nur einen Aussetzer. Ruhige Szenen, in denen erklärt, gezeigt oder geredet wird, sind von einer idyllischen Leichtigkeit, mit präzisem Ton und teilweise leiser musikalischer Untermalung. Der Score von Hans Zimmer kann aber noch mehr, VIEL mehr. Eindringlich begleitet er den Zuschauer die ganze Zeit und setzt geschickt Stimmung und Ambiente. Der Score nimmt dabei typische Orchestermusik, driftet aber immer wieder auch in künstliche Klangwelten ab, die teilweise sogar noch extremer sind als in Nolans "The Dark Knight". Ein spezifisches Alleinstellungsmerkmal bietet "Inception": Bläser, sehr viele Bläser, die mir ihren unterschiedlichen Instrumenten diesen einen dröhnenden Ton erzeugen, der einem beim Anschauen des Films regelmäßig einen Schauer den Rücken hinunterlaufen lässt. Dieser eine Ton steht, wie kein anderes Element, repräsentativ für den gesamten Film (und hat mittlerweile seinen Weg in die Popkultur gefunden hat).
Musik, Dialog und Soundeffekte erklingen klar und wirken wohl aufeinander abgestimmt, und erzeugen ein sehr gutes Surround-Ambiente. Gezielt werden Effekte auf einzelne Lautsprecher gelegt, um ein schönes Mittendrin-Gefühl zu bewirken. Der Subwoofer freut sich auch, denn es gibt genug zu tun, mal leise vor sich hin dröhnend über einen längeren Zeitraum, mal laut aufposaunend wenn's so richtig knallt (wenn zum Beispiel ein Güterzug durch die Straßen fährt).
Der deutsche Ton liegt leider nur in Dolby Digital 5.1 vor. Die deutsche Synchronisation wirkt gelungen, das generelle Klangbild ist jedoch repräsentativ für eine verlustbehafte Tonspur. So fehlt es an Volumen, aber auch das Klangspektrum ist deutlich schmaler als bei der HD-Spur, sowohl bei den hohen als auch bei den tiefen Tönen.
Der englische Ton erhält uneingeschränkte 5 Punkte, beim deutschen reicht es immerhin noch zu 4 Punkten.
Punkte: 4,5/5

Berc signalisierte Betty, dass er mit dem Ergebnis zufrieden war. Die alte Dame stand auf und stürzte sich, ohne ein weitere Wort zu verlieren, über die Balustrade der Opernkabine. Die Traumebene brach zusammen.
    Berc blätterte den Gemäldekatalog auf. Die Beschreibungen der Gemälde waren alle lesbar, auf der vorletzten Seite stieß er auf einen Text mit der Überschrift 'Abstrakte Kunst – für alle Menschen', verfasst von Charles B. Wentworth. Kaum dass er die Überschrift gelesen hatte, begann auch dieser Text mit der Neuordnung seiner Buchstaben.

Bild:
Das Bild ist von bestechender Klarheit und weiß mit vielen Details zu gefallen. Die Set-Ausstattung sorgt für viele Ecken und Kanten, an denen der Blick haften bleibt. Sei es nun bei der Darstellung der realen Welt oder der Traumwelten: den Zuschauer erwarten Bilder mit viel Detailreichtum, sei es bei Nahaufnahmen, Innen-, Außen- oder Panorama-Aufnahmen.
Gezielt versteht es der Film, dem Zuschauer auch auf bildlicher Ebene zur Hand zur gehen. So sind die unterschiedlichen Traumebenen farblich deutlich voneinander getrennt. Ist Ebene 1 aufgrund der Großstadt und des Regens in verschiedene Grautöne gehalten, so empfängt Ebene 2 den Zuschauer in warmen Brauntönen. Ebene 3 hat durch seine Location einen Hauptfokus auf weiß, besitzt aber generell ein reduziertes Farbspektrum, so dass dem Zuschauer unbewusst mitgeteilt wird: hier sind wir nahe am Kern des Pudels. Die visuelle Gestaltung des Limbo steht im krassen Gegensatz zu den Traumebenen, und liegt mit seiner farblichen Gestaltung eher an der Darstellung der realen Welt. Jedoch wirkt der Limbo dreckig-hyperreal, kontrastmäßig überzeichnet und dadurch fast schon ins surreale abgleitend.
Doch nicht nur die klare, fokussierte Farbgestaltung bereitet dem Zuschauer Freude. Die Special Effects, sowohl die real erzeugten als auch die im Computer generierten, liefern fantastische, beeindruckende Bilder (wobei vor allem die Szenen ohne Schwerkraft immer wieder für Begeisterung sorgen). Qualitativ gibt es an dem Filmmaterial nichts auszusetzen. Es zeigen sich keine Filmfehler, keine unerwünschten Effekte, und auch ein Filmkorn ist nur ganz selten in bescheidenen Mengen auszumachen. Insgesamt einfach ein Top-Bild.
Punkte: 5/5

Berc, der vor dem Picasso-Zimmer Position bezogen hatte, klopfte an sein Mikrofon. "Jacques, Paket zwei ist sauber. Bring uns raus." Jacques öffnete den Notausgang, ignorierte den Alarm und stürzte sich mit einem Hechtsprung kopfüber die Treppe hinunter. Die Traumebene brach zusammen.
  Berc klappte das kleine Büchlein auf, das er von Charles' Tisch entwendet hatte. Auf der Klappenfläche hinten hatte Charles einige handschriftliche Notizen hinterlassen, die komplette Seite war eng mit kleinen Buchstaben gefüllt. Berc schloss die Augen. "Komm, komm, komm." Als er sie wieder öffnete, war der Klartext zu lesen.

Story:
Bereits viele Jahre lang lag das Script zu "Inception" in der Schublade von Christopher Nolan, wurde beständig verfeinert, verbessert, raffiniert, conchiert. Er wollte "schon immer mal was mit Traumdieben machen", so Nolan zum Grundtenor des Films. Herausgekommen ist ein Film, der geschickt mit der Realität und mit Träumen spielt, das Ganze nicht nur auf einer Ebene sondern auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Dabei bleibt die ganze Erzählung relativ bodenständig, und spielt in einer möglichen Zukunft "nicht weit entfernt vom Jetzt", in der es den Menschen möglich ist, mithilfe eines Gerätes gemeinsam Träume zu teilen. Nolan entwirft einen Satz an Regelwerken ("Wenn du stirbst, wachst du auf." oder "Träume zu tief und du fällst hinab in den Limbo, dein unstrukturiertes Unterbewusstsein.") und gewöhnt den Zuschauer schnell an die Eckpunkte des Films. Klar, es wird auch viel geredet und viel erklärt (böse gesagt: der Zuschauer wird ans Händchen genommen), jedoch geschieht das so unauffällig, dass es erst nach mehrmaligem Anschauen ins Auge fällt. Alle Erklärungen der Welt von Inception werden so nebenbei erzählt... zu Beginn jedenfalls. Denn gegen später, wenn Nolan seine Darsteller in die mehrstufigen Traumebenen hinabgleiten lässt, muss der Zuschauer die Regeln innehaben, dann wird nix mehr erklärt! Doch wer am Anfang gut aufgepasst hat, der folgt dem Film auf seinem faszinierenden Weg, und lässt sich hinfortreissen von einer spannenden, intelligenten Erzählung.
Die Schauspieler machen ihre Arbeit sehr gut, bis hinein in die Nebenrollen. Böse Zungen könnten behaupten, dass Nolan einen Großteil der Cast seiner Batman-Filme versammelt hat, aber, hey, es funktioniert. Die Chemie untereinander stimmt, die Glaubwürdigkeit ebenso. Die Ausstattung der Sets ist atemberaubend, ebenso wie die Special Effects, bei denen Nolan versuchte, so viele wie möglich "in camera" (also "real") zu erzeugen. Special Effects aus dem Computer kommen zwar auch zum Tragen, aber wirklich nur dann, wenn es gar nicht anders möglich war. Dafür agieren die CGI-Effekte immer schön im Hintergrund, drängen sich nie nach vorne, und unterstützen dadurch auch den Film.
Der Film bleibt bis zu seinem kiefer-tiefer-Finale spannend und fordernd. Die letzten paar Minuten sind perfekte Filmmomente und machen den Streifen bereits heute zum Klassiker. Und mit seiner letzten, seiner allerletzten Szene, mit seinen letzten Sekunden klopft Nolan nochmal bei jedem Zuschauer am Köpfchen an. "Na, aufgepasst? Was meinst DU? Was ist DEINE Meinung?" Und so endet der Film, genau wie Filme dieses Kalibers enden sollten: Sie regen zum Nachdenken, zum Resümieren an, sie fordern und bewegen den Zuschauer, sie setzen kein Endergebnis vor, sondern sind flüssig in ihrer Interpretation. Ein Hammer-Film. Ein Juwel. Ein Meisterwerk? Ooooooh ja!
Punkte: 5/5

Berc riss die hintere Klappe des Büchleins ab und verstaute den Text in seiner Tasche. "Lucy, Paket eins ist sauber. Bring es zu Ende." Ein Krachen aus dem anderen Zimmer war zu hören. Berc grinste, Lucy hatte wohl den Ausstieg mit dem kippenden Stuhl genutzt. Die Traumebene brach zusammen.


Jacques nippte an seinem Wasserglas, Berc hatte ein Bier vor sich stehen. Beide Männer saßen Seite an Seite am Tresen der leer stehenden Sportbar. Der Job war gut gelaufen, nicht ohne Anstrengungen, aber mehr oder weniger wie geplant. Das Team hatte sich wieder in alle Winde zerstreut, nachdem die Extraktion übergeben, und der Erfolg bezahlt war – sehr gut bezahlt. Gab es noch etwas zu besprechen? Nein. Und so saßen die beiden Männer zusammen, und genossen wortlos die Früchte ihrer Arbeit.



Abschluss Review:
Viel Gutes war mir von Inception zu Ohren gekommen, und so landete die Amaray zu einem ordentlichen Preis in der Sammlung. Als ich den Streifen zum ersten Mal genossen hatte, saß ich sprachlos auf dem Sofa. Was für ein Hammer-Film!
Ich überlegte mir nun, wie ich ein "würdigeres" Exemplar als die einfache Amaray für das Heimkino sichern könnte. Eines der vielen Steelbooks erwerben? Hmmmm, irgendwie keine richtige Lust drauf gehabt. Keine Woche später hatte Amazon die Collector's Books aus der "Premium Collection"-Reihe von Warner im Angebot. Fast schon reflexhaft blätterte ich durch das Angebot... nur um am Collector's Book für "Inception" hängen zu bleiben.
Das Sammlerherz schlug höher. Kein Steelbook, nein, ein Collector's Book sollte es werden. Die Bestellung war schnell durchgeführt, und nun durfte der Film endlich auch für diesen Review offiziell durchs Heimkino tröten.



Der Film ist im Collector's Book zu erwerben (Fotos siehe unten), sowie als Amaray (Erst- und Neuauflage).


Auch als Steelbook in Erst- und Neuauflage steht der Film in den Regalen.

Nicht vergessen werden darf natürlich die "Briefcase"-Edition mit einigen Goodies.
Zudem ist der Film noch in der "Christopher Nolan Collection" sowie in der "Leonardo DiCaprio Collection" enthalten.



Hammermäßig bleibt der Film nach jedem Anschauen in Erinnerung zurück. Die Story wird noch für viele ausgezeichnete Essays in Psychologie- oder Film-Studiengängen sorgen, Bild und Ton spielen auf hohem Niveau, mit Ausnahme des deutschen Tons. Nur beim Bonusmaterial muss die BluRay Federn lassen, und landet dennoch bei einem Gesamtschnitt von ausgezeichneten 4.5 Punkten.

Kaufpreis:
14 Euro (neu) bei Amazon



Vorder- und Rückseite (mit Schuber):
 

Vorder- und Rückseite (ohne Schuber):
  

Innenansichten:




 






Eine letzte Anmerkung:
Ich hätte diese Erzählung mit dem eingebundenen Review gerne "an einem Stück" präsentiert, musste aber wieder einmal aufgrund der maximalen Zeichenbeschränkung auf zwei Beiträge aufsplitten.
Trotzdem, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meinem Blog-Beitrag Nummer 250 (und 251) beizuwohnen. :)

Viele Grüße,
der Baschti





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Herzlichen Dank. :)
tantron
10.10.2013 um 13:35
#4
Mir hat die Idee sowie die Umsetzung zu diesem Review sehr gut gefallen.
Mach bitte weiter so.
Dunharg
10.10.2013 um 13:09
#3
Sehr starker Review-Blog, der mal erfrischend anders zu allen anderen ist!
Unter diesen Umständen lohnt es sich erst recht, deinen Blogeintrag 250 (und 251) zu lesen!
RIESEN Lob und weiter so!
Saibling
31.08.2013 um 14:06
#2
So.... Erst einmal Gratulation zum 250. Blog! Hut ab + Hose zu, daß ist respektfordernd! Ebenso wie dieser Doppelblog, der der Vielschichtigkeit des behandelten Films auf besondere Weise gerecht wird!
Tatsächlich bin ich nach dem Blog ähnlich geflashed, wie ich es nach dem Film, der hier in der Briefcase-Ed. vorhanden ist, war, was hoffentlich alles sagt :-).
Danke für eine wahrlich epischen Blog - mögen weitere 250 auf dem Niveau folgen ! :-)
Cineast aka Filmnerd
31.08.2013 um 13:21
#1

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