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Scrubs - Die Anfänger

19. Februar 2009

Ich erinnere mich noch gut als vor mittlerweile einigen Jahren der deutsche Privatsender Pro7 im Anschluss seines Seriendienstags die damals noch völlig unbekannte US-Singelcamera-Comedy "Scrubs" in den Timeslot nach "Sex and the City" terminierte.

Zu diesem Zeitpunkt verschwendete ich noch keinen Gedanken daran, mir meine Lieblingsserien auf DVD zu kaufen, ich sah Serien mit wenigen Ausnahmen als Massenfutter an; schnell konsumierbar und leichtverdaulich - und so passte die Krankenhaus-/Ärztecomedy rund um Newscomer Zack Braff hervorragend in mein Feierabendanforderungsprofil, um sich zum "Aufwärmen" für die kultige UK-Serie "Coupling" einzulachen.

Sicherlich passen die oben genannten Atribute auch heute noch größtenteils auf die heute aktuell in der 8. Staffel laufenden Serie, welche sicherlich eine treue Fangemeinde ihr eigen nennen kann.

Dabei erging es "Scrubs" bzw. seinen Machern lange Zeit alles andere als gut, denn die Serie fristete nahezu die gesamte Zeit seiner Produktion ein Schattendasein.

NBC-Universal, die die Serie von ABC-Television einkaufte, stand mehr als einmal vor der Entscheidung die Serie einzustellen oder eine weitere Season zu bestellen, wobei neben dem Kultcharakter der Produktion sicherlich vor allem die günstigen Produktionsbedingungen für die Lange Lebensspanne der Bill Lawrence-Serie (Spin City)mitverantwortlich ist.

Die erzielten Quoten lagen oftmals in Bereichen in denen andere Serien mit der gleichen Zielgruppe schon lange eingestellt waren, doch "Scrubs" durfte weiterleben, hatte womöglich auch einige Fans innerhalb der Entscheidungsträger des Senders, denn anders ist dieser Umstand nicht zu erklären.

Immerhin 7 Seasons mit jeweils mehr als 20 Folgen wurden von NBC ausgestrahlt! Trotz des seltsamen Umgangs mit der Produktion; immerhin wurde die Serie mehrfach auf unterschiedliche Sendeplätze verlegt, wenig Werbung für die Serie geschaltet usw., schien "Scrubs" sein Publikum dennoch erreichen zu können, andere böse Zungen würden jedoch behaupten, dass Scrubs aufgrund der geringen Produktionskosten schlicht als immer präsenter Timeslotfüller herhalten musste.

Doch auch beim produzierenden Studio ABC schien die Serie Befürworter zu haben.
Nachdem NBC im letzten Jahr die Serie mit dem Serienfinale bewarb, wurde ABC tätig, um der deutlich gekürzten Folgenanzahl der 7. Staffel (aufgrund des Autorenstreiks)rechnung zu tragen. Die Serie wurde von ABC daher nach dem Ende bei NBC übernommen und eine vollständige 8. Staffel in Auftrag gegeben.


Leider liegen die Quoten trotz deutlich besserer Vermarktung jedoch in einem Berreich, wo man doch mit einem Ende der Serie nach der Ausstrahlung der aktuellen Season rechnen darf.

Ohnehin werden die Stars der Krankenhaus-Comedy nach dem Ende dieser Staffel ihr langjähriges Zuhause verlassen, eine neue Generation von "Anfängern" wird derzeit etabliert und ich für meinen Teil kann sagen, die Serie schafft es mich immernoch köstlich zu unterhalten: der skurile Humor ist sicherlich nicht jedermanns Sache, doch trifft er bei mir genauso ins Schwarze, wie die bedachten Szenen, die nachdenklichen, emotionalen oder einfach schönen Momente, welche schon eh  und je hervorragend abgeschmeckt und ausbalanciert waren.

Sicherlich gab es die ein oder andere Staffel, welche versuchte die Serie zu verändern und bei eingefleischten Fans manchmal auch für Irritation sorgte, doch trotz allem fällt mir keine Sitcom oder Singlehanded Comedy ein, welche über einen solchen Zeitraum, seinen Charme und größtenteils sogar seinen Witz aufrecht erhalten konnte.

Noch ist das letzte Wort bezüglich einer Weiterführung der Serie nicht gesprochen, doch selbst wenn das Sacred Heart nach dieser Season für immer seine Pforten schließen solllte, sage ich nur Danke, an NBC und ABC gleichermaßen. Beide Sender haben Scrubs stärker unterstützt als man es für gewöhnlich bei diesen Quoten erwarten würde und verhalfen dem Außenseiter zu einem erstaunlich langen Leben und seinen Fans zu einer Fülle unvergesslicher Serienmomente.

Dass die Serie nie die Aufmerksamkeit erhielt, die sie meines Erachtens verdient hätte, seitens der Zuschauer, macht sie für mich nur noch mehr zu einem verkannten Kleinod in der Masse von größtenteils deutlich schlechteren Produktionen und einem Meilenstein der US-Fernsehgeschichte.

 

Gerade in den letzten Jahren hat sich das qualitative Level der durchschnittlichen US-Serie erheblich angehoben. Einer der Vertreter an denen man diese Entwicklung sehr gut sehen konnte, war, neben diversen Kreationen der privaten Kabelsender (allen voran Warners Bezahlsender HBO) NBCs Heroes von Serienschöpfer Tim Kring.

Als die erste Staffel aktuell in den USA lief, war der Hype groß und zuerst hat es mir zutiefst widerstrebt dieser Serie eine Chance zu geben, denn in Zeiten der massenweise eintreffenden Comicverfilmungen, suggerierte ich mit der Serie eine billigen und vor allem oberflächlichen Superheldenschmarn auf TV-Level.

Doch gerade das Serienformat hat der Grundprämisse von Heroes in nicht zu unterschätzender Art und Weise ann Kraft und Gewicht verliehen.

Die erste Season des Superheldendramas war mit das beste und packendste an Filmmaterial, was ich seit Langem zu sehen bekam jede Folge endete mit einem Cliffhanger, der die Spannung weiter aufbaute bis die Nerven zum zerreißen angespannt waren. Die Storytwists, die Darstellungen des Cast, die Regie, die Autoren, die Ausstattung - hier stimmte gerade in Staffel 1 alles - bis auf die miserable deutsche Syncro, welche kaum peinlicher hätte ausfallen können.

Doch gerade Serien - Dramaserien im Speziellen - genieße ich ohnehin sehr viel lieber im englischen Originalton, den bei Serials steht für die Nachvertonung für gewöhnlich nicht das gleiche Budget zur Verfügung, als dies bei großen Kinoproduktionen der Fall ist und bereits im Kinosegment gibt es mehr schlechte als rechte Syncrofassungen.

Dabei erscheint gerade Heroes auf englisch überraschend erwachsen, spannend und seriös.

Die zweite STaffel hatte es bekanntlich schwer und zog auch einige Kritik auf sich und dies von seiten der Fans genauso, wie von Seiten der Kritiker.

Hierfür gibt es sicherlich mehrfache Gründe:

- Den Autoren wurde von Serienschöpfer Tim Kring mehr Freiheit gegeben
- Mit Fuller ging einer der kreativstenn Köpfe des Autorenstabs, um seine eigene Serie "Pushing Daisies" zu führen
- Der Autorenstreik, machte es gerade für eine dermaßen in sich verschachtelte Show enorm schwer einen glaubhaften Storyfaden zu spinnen, denn zum einen wurde die Staffel während sie bereits lief extrem gekürzt und zum anderen, durften weder Kring selbst, noch der verbliebene Autorenstab an den vorliegenden Ideen weiterarbeiten.
- Dies merkt man der 2. Season der Serie leider auch recht deutlich an - zu konfus seinen die verwobenen Handlungselemente, zuviele neu eingeführte Charaktere wurden nicht mit der richtigen Mischung aus Sorgfalt für die Charakterentwicklung und dem richtigen Gleichgewicht für die bereits etablierten Figuren eingeführt. Viele dieser Charaktere wurden daher auch zu Beginn der dritten Staffel aus der Serie entfernt, doch gerade der sich aufbauende, vielschichte Grundplot von "Heroes" machte eben diese Punkte sehr viel deutlicher, als dies bei einer Serie mit unzusammenhängenden oder nur lose verknüpften Episoden der Fall ist.

Ich für meinen Teil mochte die 2. Staffel dennoch - natürlich erreichte sie nicht die Qualität der ersten Staffel, aber dies ist eine Beobachtung, welche ich in der angesprochenen Seriensaison bis auf wenige Ausnahmen jeder anderen Serie auch anzulassten ist. Denn der Autorenstreik, verkürzte nahezu alles was aktuell im US-Fernsehen zu sehen war. Ja es war verworren und ja es war nicht immer zu hundertprozent schlüssig, wie sich die Charaktere entwickelten, dennoch war Heroes auch im 2. Jahr gehobene Serienunterhaltung, welche deutlich mehr Serien der Konkurrenz hinsichtlich Qualität hinter sich ließ, als es Serien gab, welche zu diesem Zeitpunkt Heroes übertroffen hätte.

Im aktuellen Dritten Jahr leidet gerade Heroes mehr als viele andere Vertreter unter schwindene Einschaltquoten; dies ist zum einen durch die steigende Anzahl von Zuschauern zu erklären, welche die Folgen bei Austrahlung aufzeichen (DVR usw...) und später erst anschauen (ein Trend der gerade bei Serienformaten mit durchgehender Handlung zunimmt) und zum anderen die Konfussion durch die zweite Staffel, viele Zuschauer anscheinend auch vertrieben hat.

Dies finde ich eigentlich sehr bedauerlich, denn "Heroes" ist in seiner aktuellen dritten Season wieder zu alter Stärke zurückgekehrt und schneidet zusätzlich ernste und wichtige Themen an, welche andere Formate in dieser Form noch nicht aufgegriffen haben.

Alleine der Haupt-"Bösewicht" Sylar ist das einschalten meines Erachtens wert, denn selten gab es eine solch schickalsträchtige und polarisierende Figur im US-TV zu sehen.
Nicht einfach, dass sich Sylar den Weg durch die fiktive Welt unserer Heroes wie eine entfesselte Naturgewalt bahnt, nein auch sein persönliches Schicksal lässt den regelmäßigen Zuschauer nicht kalt, denn wenn die verworrenen Handlungsstränge auch manchen Zuschauer irritieren, so kann man Heroes eines sicherlich nicht vorwerfen - ein einfaches schwarz/weiss-Schema bei "Heroes" und "Villians" sucht man vergebens...

Wer die Serie noch nicht gesehen hat, sollte dieser meiens Erachtens zumindest eine Chance geben und ich empfehle jedem der dem englischen mächtig ist diese unbedingt im O-Ton zu sehen, denn das Format wirkt nicht einfach authentischer und seriöser, sondern hebt die Klasse der Reihe um vorneweg 200% an und gibt der Reihe erst die nötige Bodenhaftung und Tiefe.

In der laufenden Woche wurde nun bekannt, dass die Verantwortlichen des Superheldenserials das Enddatum der Reihe festgelegt haben sollen. Eine Maßnahme, welche dem anhaltenden Zuschauerschwund entgegenwirken könnte - bei anderen Serials mit durchgehenden Handlungen hat dies in jüngster Vergangenheit gut funktioniert, wie die Beispiele "Lost" von ABC und "Battlestar Galactica" vom US-Sci-Fi Channel belegen.

Es wird mal wieder Zeit für einen Serienblog und da ich hier in erster Linie meine ganz eigenen Favourites behandle, wurde es Zeit für eine der wohl besten Animeserien überhaupt. Die Rede ist von Cowboy Bebop.

Die Welt von Cowboy bebop könnte schon fast Vorlage bzw. Inspiration für Joss Whedons "Firefly" gewesen sein, denn das Setting der Whedon-Kult-Serie ähnelt diesem Anime bis aufs Haar.

Im Jahr 2071 hat der Großteil der Menschheit die Erde verlassen, nachdem eine Hyperraumtorkatastrophe den Mond zu einem viertel absprengte und die Trümmer auf die Erde niederregneten. So wurden viele Planeten und Monde innerhalb unseres Sonnensystems bewohnbar gemacht, während ein recht kleiner Teil der Erdbevölerung in unterirdische Enklaven lebt.

In diesem Setting wird die Geschichte der Besatzung der Bebop erzählt. Ein altes und dreckiges Raumschiff, dessen Besatzung aus einer Gruppe von Kopfgeldjägern besteht.
Hauptperson ist eindeutig der mysteriöse wie coole Spike, der nach einer zwielichtigen Vergangenheit vor dieser wegläuft und seine Fähigkeiten (Bruce Lee lässt grüßen) einsetzt, um dem nächsten Kopfgeld hinterherzujagen. Sein Partner und Vater/Mutterfigur der Crew ist der ehemalige Polizist Spike, der nach einem gescheiterten Einsatz schwer verletzt wurde und über entsprechende Hightech Implantate verfügt.

Im Verlauf der Serie selbst erst stößt der Rest der Besatzung zu den beiden. Zum einen die Meisterdiebin Faye, welche bereits im Jahr 1994 geboren wurde und wegen eines schlimmen Unfalls viele Jahre in Stasis verbrachte, ehe sie ohne Erinnerung an ihr vorheriges Leben in eine neuartige, harte und gefährliche Welt entlassen wird. Dabei geizt Faye auch nicht mit ihren Reizen, um ihre Ziele zu erreichen. Abgerundet wird die Crew, mit der kleinen Ed, welche auf der Erde geboren wurde und über die kaum etwas bekannt ist, außer der tatsache, dass Ed ein genialer Computerhacker ist, welche selbst die härtesten Sicherheitssysteme spielend knacken kann. Die hochintelligente Ed ist anscheinend auch die einzige Person auf der bebop, die in der Lage ist mit dem Versuchskaninchen "Einstein" zu kommunizieren, einem Hund, der ebenfalls im Verlauf der Handlung ein Zuhause auf der Bebop findet.

Im Verlauf der Serie werden immer mehr Details aus der Vergangenheit der Protagonisten aufgedeckt und so erhält jeder der Cowboys eine mehr oder minder komplexe Hintergrundgeschichte, die erklärt wie alle an diesem Punkt in ihrem Leben angekommen sind und beleuchten die Beweggründe ihres Handelns.

Neben den stilisierten Figuren wird eine glaubhafte Welt bzw. Vernetzung von Welten etabliert in denen sich die Figuren natürlich und homogen bewegen. Die Verstrickungen nehmen im Verlauf der 27 Folgen immer weiter zu und erhalten den letzten Schliff durch einen beeidnruckenden Soundtrack der japanischen Konponistin Kano, die unter anderem auch für die Musik on "Ghost in the Shell - Stand Alone Complex" verantwortlich zeichnet.

Gerade bei "Cowboy Bebop" ist die Verbindung von Film und Musik sehr eindrucksvoll gelungen und ist ein wichtiger Teil, der zu Bebops Sonderstatus beiträgt.

Nach dem enormen Erfolg in den USA wurde zudem ein Zeichenntrickkinofilm produziert, der chronologisch innerhalb der Episodenreihenfolge anzusiedeln ist. In Deutschland erschien der Film jedoch direkt auf DVD.

Seit letztem Jahr wird die Reihe in einer Komplettbox auf DVD angeboten, welcher jedoch nicht über große Händler zu bekommen ist, sondern speziell auf Comic-Messen und ähnlichem zu erwerben ist.

Nach einigen Jahren ohne weiteres Lebenszeichen aus der Welt der "Cowboy Bebop" wurde mittlerweile bekannt, dass Hollywood den Stoff in eine Realfilmadaption umsetzen will. Als Spike wurde unlängst Keanu Reeves bestätigt, jedoch sind noch keine weiteren Infos zum Live-Action-Film bekannt.

Wer diese Serie noch nicht kennt und auf coole Weltraumstories steht, sollte der Reihe dringend eine Chance geben, ist sie von den bekannten Anime-Stoffen wohl die amerikanischste und somit wohl aucch am besten für eine Umsetzung aus Hollywood geeignet.

 

HBO´s The Wire

3. Mai 2009

Kaum eine private Sendeanstalt steht mit ihrem Namen so für Qualität, wie der amerikanische Bezahlsender HBO. HBO steht für TV-Unterhaltung auf höchstem Niveau und dies auch gerade außerhalb der USA. Neben Meilensteinen wie Band of Brothers, Rome, Six Feet Under, The Sopranos oder Deadwood fallen natürlich auch weltweite TV-Phänomene, wie Sex and the City ein. Und doch hat HBO neben den oben erwähnten auch noch viele andere Formate in ihren Reihen, darunter der Fanliebling und Geheimtipp unseres kleinen-großen Blu-ray Portals. Die Rede ist von The Wire (ab 2002).

 

The Wire mutet Anfangs wie ein gewöhnliches, wenn auch sehr natürlich wirkendes Cop-Drama an, doch mit diesem Eindruck bewegt man sich nur vage an der Spitze des Eisbergs. Doch wir wollen nicht zu weit vorgreifen – zur Handlung:

 

Im Mittelpunkt und bereits in der ersten Szene der ersten Folge zu sehen, steht Dt. McNulty, Vollblutpolizist und unkonventioneller, wie auch fähiger Ermittler des Morddezernats der Stadt Baltimore. Sehr schnell wird klar, dass besagter Dt. wohl auch seine eigenen Beweggründe für seine Ermittlungen hat und offensichtlich dazu neigt, seine Vorgesetzen gerne als unfähig anzusehen und sich dementsprechend gerne „daneben“ benimmt – sei dies hinsichtlich der Einhaltung des offiziellen Dienstwegs oder auch hinsichtlich der Pflege seiner persönlichen Beziehungen. Aufgrund seines ungehobelten Verhaltens, einer scharfen Zunge und keinerlei Respekt vor den Oberen, wird innerhalb von nur einer einzigen Folge, sehr schnell ein grobes Gerüst etabliert, welches die Funktionen, Verstrickungen und Machenschaften vieler offizieller Würdenträger, Beamter, Anwälte, Senatoren, Abgeordnete oder Bürgermeister bis hin zu kleinen Polizist auf Streifendienst, dem Kopf des „herrschenden“ Drogenrings bis hinunter zu den kleinen Dealern an den „Corners“ und deren Kundschaft nahezu alles beleuchtet.

 

Dies wird selbstverständlich nicht alles innerhalb der ersten Episode, oder auch der ersten Staffel wirklich deutlich, viel mehr ist The Wire ein komplexes Mosaik, welches einen ungeschönten ja teils sogar schonungslosen Blick auf die Welt von heute wirft. Stellvertretend für die heutige Korruption, Vetternwirtschaft und gesellschaftlichen Missstände wird der aufgeblähte Regierungsapparat, sowie deren Bürger, Kriminelle, Journalisten, Arbeiterklasse usw. der Stadt Baltimore verwendet und beruht dabei auf erstklassiger Recherche der Schreiber bzw. des Autors des zugrunde liegenden Buches. Das Kaleidoskop, welches die Verantwortlichen in insgesamt 5 Staffeln erschufen, sucht meines Erachtens ihres Gleichen. Und das Besondere ist, dass der Blickpunkt niemals zu subjektiv wird. Immer werden Begebenheiten aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt und Licht und Schatten, Für und Wider der Handlungen verschiedener Protagonisten beleuchtet wodurch sich nie der Eindruck von Schwarz-Weiss-Malerei aufdrängt.

 

Da gibt es den modernen Robin Hood, namens Omar Little, der die Drogenbosse bestielt und deren Status bedroht. Auf der Straße ist er eine Legende und doch ist er nur ein Sklave seiner Herkunft, seiner Erfahrungen und dem Leben, für das er sich entschieden hat. Da ist der Richter, der zusammen mit McNulty versucht in der Stadt etwas Gutes zu tun, doch auch er hat seine eigenen ganz persönlichen Beweggründe und mehr als einmal werden aus geglaubten Verbündeten erbitterte Widersacher. Es gibt natürlich eine Vielzahl solcher Charaktere und bewusst will ich hier nicht zuviel preisgeben, denn diese Serie ist ein Meisterwerk, welches nur schwer zu beschreiben ist ohne all die Geschehnisse zu sehr zu spoilern.

 

Obwohl im Kern der gesamten Handlung eine Gruppe von Polizisten rund um besagten Jimmy McNulty steht, wird mit jeder Folge, die vergeht das Bild rund um die Berührungspunkte dieser Gruppe mannigfaltiger. Mit jeder Staffel erscheint, das Geflecht von persönlichen Zielen und Beziehungen, welche die Geschicke dieser Stadt lenken komplexer und doch bringen die Macher zeitgleich immer mehr Licht ins Dunkel. Mit jeder Staffel wird ein weiterer Personenkreis näher betrachtet oder eingeführt, welcher für die Geschehnisse in einer der größten Metropolen der USA eine gewichtige nicht wegzudenkende Funktion wahrnimmt.

 

Leider lief die Serie außerhalb der USA meines Wissens nur in Großbritannien, wo die Reihe unlängst auch auf DVD erschienen ist. Doch hier zulande ist die Serie weitestgehend unbekannt und dies obwohl es sicher viele Fans anspruchsvoller Serienunterhaltung gibt, welche auch hier ein Werk von solcher Güte, nicht zu letzt aufgrund seiner Authentizität und seinem beeindruckenden Realismus, vorfinden würden. Daher ist The Wire eine der Serien, die einen Platz in meinem ganz persönlichen Serienhimmel sicher hat. Selten waren Charaktere derart grau, selten Dialoge, so intelligent und greifbar.

 

Kurz „THE WIRE“ ist eine der besten Serien, welche jemals gedreht wurden und ich lege sie jedem, der gerne seinen Kopf beim Film- und Seriengenuss benutzt ans Herz. Wie mein Kollege Breiti schon richtig sagte: „Omar Comes“ – und jeder der weis, was es mit diesen Worten auf sich hat, wird diese Serie wohl niemals vergessen, ist sie doch der perfekte Beweis dafür, dass heutige TV-Serien, bezüglich Inhalt, einem jeden Kinofilm um Längen voraus sind, wenn man den Machern nur die Gelegenheit dazu gibt ein solch mutiges Projekt zu realisieren.


 
 
"The 4400" war ursprünglich eine Miniserie des früheren Star Trek- DS9-Showrunners Ira Stephen Behr, welche auf einer Idee von Rene Enchevaria (Next Generation, DS9…) basiert und als abgeschlossenes Projekt geplant war (Staffel 1) und Fans und Kritiker gleichermaßen überzeugen konnte.
 
Die Grundhandlung ist recht schnell erzählt:
Nachdem ein Komet urplötzlich seinen Kurs ändert und anstatt an der Erde vorbei direkt über den USA in die Atmosphäre eintritt, ruft dies National-Security auf den Plan. Doch anstatt einer Naturkatastrophe entpuppt sich der Komet als ominöse Energiequelle die ein Paar Überraschungen bereithält.
 
Unter den Agenten befindet sich auch Tom Balwdin, dessen Sohn Kyle, der seit mehreren Jahren, nach einem mysteriösen Vorfall im Koma liegt. Kyles Cousin und bester Freund Shawn ist besagter Nacht spurlos verschwunden.
 
Als die Saatsdiener am Ziel der Energiequelle ankommen, machen sie eine überraschende Feststellung. Sie verschwidnet und hinterlässt 4.400 unbekannte Personen, die, wie sich bald herausstellt, über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten entführt wurden und nun alle zur gleichen Zeit und um keinen Tag gealtert wieder zurückkehren. Ebenfalls mysteriös sind die augenscheinlichen Fähigkeiten, die von manchen 4400- so bald die offizielle Bezeichnung der Gruppe von Menschen- entwickelt werden. Anscheinend verfolgen die Entführer einen Plan in dem die 4400 rätselhafte Puzzleteile darstellen, die die Zukunft der Menschheit nachhaltig verändern soll.
 
Besonders pikant ist jedoch, dass auch Kyles Cousin Shawn unter den 4400 ist. Während Tom seinen Neffen für Kyles Zustand verantwortlich macht, versucht dieser nach anfänglicher Quarantäne, in sein altes Leben zurückzufinden. Doch dies scheint unmöglich, geht er aufgrund der nicht vorhandenen Alterung schließlich mit seinem jüngeren Bruder in eine Klasse und wird von allen als Freak angesehen, außer von der Freundin seines Bruders.
 
Die weiterführenden Staffeln:
 
Nach dem enormen Erfolg der Miniserie wurde von CBS schnell entschieden, die teils offene Handlung (was jedoch zum Handlungskonzept gehörte) weiterzuführen. Zwar war gerade die 2. Staffel noch aller Ehren wert, aber bereits hier zeigten sich erste Abnutzungserscheinungen. War die Herkunft der Entführer zwar noch unbekannt, konnte man schnell den Eindruck gewinnen, sich teilweise im Kreis zu drehen. Doch mit Staffel 3 war die mysteriöse Grundstimmung soweit verwässert, dass das Geschehen teils uninspiriert und langweilig wurde, sich zum Ende hin aber wieder stabilisieren konnte. Doch die Serie hatte längst mit heftigem Zuschauerschwund zu kämpfen. Nach langem Ringen der involvierten Star Trek-Veteranen bekam die Serie eine 4. Staffel, doch ein Jahr später war dann endgültig Schluss, wodurch die Handlung nicht abgeschlossen wurde.
 
Leider muss man sagen, dass der Sender der Serie mit dem unvermittelten Ende eigentlich keinen Gefallen getan hatte. Funktionierte das offene Ende der ursprünglichen Miniserie noch grandios, war man in den darauf folgenden Staffeln soweit in die Materie vorgedrungen, dass die Serie als Gesamtes letztlich gar kein richtiges Ende aufweist.
 
 
War die anfängliche Krux sehr vie versprechend, empfinde ich die weiteren Staffeln zwar nicht als schlecht, jedoch zogen diese deutlich den Kürzeren in direkter Konkurrenz zu anderen zu diesem Zeitpunkt laufenden Serien. Dabei kann man sich auch nicht dem Eindruck erwehren, dass die Verantwortlichen nach der Verlängerung um Inhalte ringen mussten, um die Episodenanzahl die vom Sender vorgegeben wurde zu erreichen. Was bleibt ist jedoch eine wirklich interessante erste Staffel, die meines Erachtens deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
 
Wer die Reihe also noch nicht gesehen hat, sollte zumindest Staffel 1 einmal eine Chance geben.
 
In diesem Sinne
Euer Schlumpfmaster

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