HBO´s The Wire

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3. Mai 2009

Kaum eine private Sendeanstalt steht mit ihrem Namen so für Qualität, wie der amerikanische Bezahlsender HBO. HBO steht für TV-Unterhaltung auf höchstem Niveau und dies auch gerade außerhalb der USA. Neben Meilensteinen wie Band of Brothers, Rome, Six Feet Under, The Sopranos oder Deadwood fallen natürlich auch weltweite TV-Phänomene, wie Sex and the City ein. Und doch hat HBO neben den oben erwähnten auch noch viele andere Formate in ihren Reihen, darunter der Fanliebling und Geheimtipp unseres kleinen-großen Blu-ray Portals. Die Rede ist von The Wire (ab 2002).

 

The Wire mutet Anfangs wie ein gewöhnliches, wenn auch sehr natürlich wirkendes Cop-Drama an, doch mit diesem Eindruck bewegt man sich nur vage an der Spitze des Eisbergs. Doch wir wollen nicht zu weit vorgreifen – zur Handlung:

 

Im Mittelpunkt und bereits in der ersten Szene der ersten Folge zu sehen, steht Dt. McNulty, Vollblutpolizist und unkonventioneller, wie auch fähiger Ermittler des Morddezernats der Stadt Baltimore. Sehr schnell wird klar, dass besagter Dt. wohl auch seine eigenen Beweggründe für seine Ermittlungen hat und offensichtlich dazu neigt, seine Vorgesetzen gerne als unfähig anzusehen und sich dementsprechend gerne „daneben“ benimmt – sei dies hinsichtlich der Einhaltung des offiziellen Dienstwegs oder auch hinsichtlich der Pflege seiner persönlichen Beziehungen. Aufgrund seines ungehobelten Verhaltens, einer scharfen Zunge und keinerlei Respekt vor den Oberen, wird innerhalb von nur einer einzigen Folge, sehr schnell ein grobes Gerüst etabliert, welches die Funktionen, Verstrickungen und Machenschaften vieler offizieller Würdenträger, Beamter, Anwälte, Senatoren, Abgeordnete oder Bürgermeister bis hin zu kleinen Polizist auf Streifendienst, dem Kopf des „herrschenden“ Drogenrings bis hinunter zu den kleinen Dealern an den „Corners“ und deren Kundschaft nahezu alles beleuchtet.

 

Dies wird selbstverständlich nicht alles innerhalb der ersten Episode, oder auch der ersten Staffel wirklich deutlich, viel mehr ist The Wire ein komplexes Mosaik, welches einen ungeschönten ja teils sogar schonungslosen Blick auf die Welt von heute wirft. Stellvertretend für die heutige Korruption, Vetternwirtschaft und gesellschaftlichen Missstände wird der aufgeblähte Regierungsapparat, sowie deren Bürger, Kriminelle, Journalisten, Arbeiterklasse usw. der Stadt Baltimore verwendet und beruht dabei auf erstklassiger Recherche der Schreiber bzw. des Autors des zugrunde liegenden Buches. Das Kaleidoskop, welches die Verantwortlichen in insgesamt 5 Staffeln erschufen, sucht meines Erachtens ihres Gleichen. Und das Besondere ist, dass der Blickpunkt niemals zu subjektiv wird. Immer werden Begebenheiten aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt und Licht und Schatten, Für und Wider der Handlungen verschiedener Protagonisten beleuchtet wodurch sich nie der Eindruck von Schwarz-Weiss-Malerei aufdrängt.

 

Da gibt es den modernen Robin Hood, namens Omar Little, der die Drogenbosse bestielt und deren Status bedroht. Auf der Straße ist er eine Legende und doch ist er nur ein Sklave seiner Herkunft, seiner Erfahrungen und dem Leben, für das er sich entschieden hat. Da ist der Richter, der zusammen mit McNulty versucht in der Stadt etwas Gutes zu tun, doch auch er hat seine eigenen ganz persönlichen Beweggründe und mehr als einmal werden aus geglaubten Verbündeten erbitterte Widersacher. Es gibt natürlich eine Vielzahl solcher Charaktere und bewusst will ich hier nicht zuviel preisgeben, denn diese Serie ist ein Meisterwerk, welches nur schwer zu beschreiben ist ohne all die Geschehnisse zu sehr zu spoilern.

 

Obwohl im Kern der gesamten Handlung eine Gruppe von Polizisten rund um besagten Jimmy McNulty steht, wird mit jeder Folge, die vergeht das Bild rund um die Berührungspunkte dieser Gruppe mannigfaltiger. Mit jeder Staffel erscheint, das Geflecht von persönlichen Zielen und Beziehungen, welche die Geschicke dieser Stadt lenken komplexer und doch bringen die Macher zeitgleich immer mehr Licht ins Dunkel. Mit jeder Staffel wird ein weiterer Personenkreis näher betrachtet oder eingeführt, welcher für die Geschehnisse in einer der größten Metropolen der USA eine gewichtige nicht wegzudenkende Funktion wahrnimmt.

 

Leider lief die Serie außerhalb der USA meines Wissens nur in Großbritannien, wo die Reihe unlängst auch auf DVD erschienen ist. Doch hier zulande ist die Serie weitestgehend unbekannt und dies obwohl es sicher viele Fans anspruchsvoller Serienunterhaltung gibt, welche auch hier ein Werk von solcher Güte, nicht zu letzt aufgrund seiner Authentizität und seinem beeindruckenden Realismus, vorfinden würden. Daher ist The Wire eine der Serien, die einen Platz in meinem ganz persönlichen Serienhimmel sicher hat. Selten waren Charaktere derart grau, selten Dialoge, so intelligent und greifbar.

 

Kurz „THE WIRE“ ist eine der besten Serien, welche jemals gedreht wurden und ich lege sie jedem, der gerne seinen Kopf beim Film- und Seriengenuss benutzt ans Herz. Wie mein Kollege Breiti schon richtig sagte: „Omar Comes“ – und jeder der weis, was es mit diesen Worten auf sich hat, wird diese Serie wohl niemals vergessen, ist sie doch der perfekte Beweis dafür, dass heutige TV-Serien, bezüglich Inhalt, einem jeden Kinofilm um Längen voraus sind, wenn man den Machern nur die Gelegenheit dazu gibt ein solch mutiges Projekt zu realisieren.


Kommentare

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Hey Diva,

schön noch einen Fan dieser genialen und leider viel zu unbekannten Serie kennenzulernen:D
Schlumpfmaster
09.02.2012 um 16:17
#5
Danke Breiti,
deine Bestätigung durfte in diesem Blog einfach nicht fehlen, immerhin hätte ich diesen Meilenstein noch garnicht gesehen ohne Dich!

DeineAusführungen sind schon interessant, soweit wusste ich das noch nicht - zumindest nicht vollständig:)
Schlumpfmaster
04.05.2009 um 11:10
#4
Schöne und gerechtfertigte Lobpreisung von The Wire - die für mich eindeutig die beste TV Serie der Welt. Interssant ist eben auch das die Serie in Baltimore gedreht wurde, mit Polizisten, Drognehändlern und Journalisten aus der Stadt.
Davis Simon, ehemaliger preisgekrönter Reporter der Baltimore Sun,hat sich Ex-Polizisten, Ex-gangster und die besten Kriminalschriftsteller Amerikas an die Seite geholt. Wo gibt es das sonst, das Dennis Lehane (Mystic River, Gone Baby Gone, Shutter Island) als Drehbuchautor und Produzent auftritt, oder das bemerkenswerte Mitwirken von George P.Pelecanos der ein Gehör für Dialoge hat wie kein Anderen, Michael Connelly u.a..
The Wire bricht mit üblichen Serien-Seh-Gewohnheiten wie Schlumpfi schon richtig schreibt; eher ist es so etwas wie der perfekte Fernsehroman - eigentlich einen eigenständiges Format. Für jeden der gut Englisch kann, die Empfehlung des Jahres, alle 5 Staffeln gibt es in IK schweinegünstig - zugreifen und sich für ein paar Wochen aus der Welt verabschieden...
Breiti
04.05.2009 um 09:58
von Breiti
#3
Ja das ist schon witzig - vor allem, weil ich schon seit Monaten plane den Blog zu schreiben, es aber mit Muse tun wollte;)

Bin schon gespannt, wie Dir die Serie insgesamt gefallen wird, ich kann sie wie gesagt nur empfehlen! :D
Schlumpfmaster
04.05.2009 um 08:10
#2
Witzig, dass du gerade heute den Blog schreibst, ich hab nämlich gestern alle 5 Staffeln aus UK bekommen und die ersten 4 Folgen schon geguckt. Gefällt mir bisher auch schon sehr gut.
MarSco
04.05.2009 um 07:30
von MarSco
#1

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