"John Woo's" Reviews - ZATOICHI Special Vol. 1
"John Woo's" Reviews
Z A T O I C H I - SPECIAL Vol. 1
Ich hatte schon etwas länger vor, mich an die legendäre Zatoichi-Reihe zu machen und diese komplett zu reviewen, womit ich nun heute starte und euch die ersten 4 Filme der Reihe, natürlich in chronologischer Reihenfolge präsentiere.
The Tale of Zatoichi ( Kenji Misumi / 1962 )
"ZATOICHI MONOGATARI"
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Der blinde Masseur und exzellente Schwertkämpfer besucht den Yakuzaboss und Freund Sukegoro, welcher ihn gerne für sich gewinnen will, um gegen den verfeindeten Shigezo und dessen Clan anzutreten, da beide Clans um die Vorherrschaft im örtlichen Glücksspielgewerbe streiten. Shigezo hat seinerseits auch einen herrenlosen Samurai verpflichtet. Zatoichi allerdings will nicht kämpfen, da er dies nur im äußersten Notfall tut und im weiteren Verlauf lernt er den anderen Samurai, Hirate beim Angeln kennen, woraufhin sich die beiden anfreunden, doch das unausweichliche Schicksal wird sie gegeneinander antreten lassen.
The Tale of Zatoichi ist der erste von insgesamt 26 (!) Filmen über den legendären blinden Masseur und Samurai bzw. Schwertkämpfer Zatoichi, gespielt von Shintaro Katsu ( dem jüngeren Bruder von "Okami" Tomisaburo Wakayama ), der diesen auch in allen weiteren 25 Filmen, sowie in einer anschließenden 100-teiligen Serie verkörpert hat. Kenji Misumi, der auch für 4 der Okami-Filme verantwortlich zeichnet, führte Regie und arbeitete neben einigen weiteren Zatoichi-Filmen auch in Hanzo the Razor gemeinsam mit Shintaro Katsu.
Katsu spielt die Rolle des blinden Zatoichi sehr gut und hat eine enorme Ausstrahlung, so dass man relativ schnell Sympathien für ihn entwickelt. Die Blindheit bringt er auch sehr überzeugend rüber. Die Story ist interessant erzählt und bietet viele interessante Charaktere, denen jeweils viel Raum zur Entfaltung gegeben wird, mit dem Fokus aber klar auf der Hauptfigur. So werden auch kleine Nebenplots interessant in die Geschichte eingeflochten, welche auch zur Mainstory beitragen.
Wer ein Actionfeuerwerk an Schwertkämpfen erwartet, liegt hier jedoch falsch, denn in diesem ersten Teil liegt der Fokus auf der Vorstellung der Figur Katsu und der Story und es gibt erst im Finale dann richtig Action.
Die für das japanische Chambaragenre bekannten Blutfontänen und Goreszenen sucht man hier vergebens, was sicherlich noch an der Entstehungsszeit liegt, wo die Effekte wohl noch nicht so weit waren und man hierauf auch noch keinen so hohen Wert legte. So sind die Schwertkämpfe blutleer und auch ohne nennenswerte Soundeffekte inszeniert. Neben dem Fehlen der Soundeffekte fällt auch auf, dass hier sehr sparsam mit Score umgegangen wird und dieser sehr minimalistisch zum Einsatz kommt, so dass die Bilder durch die Ruhe noch stärker für sich wirken. Die Kostüme und Settings sorgen für eine tolle Atmosphäre und der Film ist trotz seiner ruhigen Erzählweise sehr kurzweilig, weil ständig etwas Interessantes passiert.
Toller Einstieg in die berühmte Reihe!
8,5 / 10
The Tale of Zatoichi Continues ( Kazuo Mori / 1962 )
"ZOKU ZATOICHI MONOGATARI"
https://www.google.de/search?q=tale+of+zatoichi+continues+poster&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwj6irarqqDVAhXqA8AKHVeXAoQQ_AUICigB&biw=1600&bih=770#imgrc=Ur_CT5SvXypadM:
Der zweite Teil erschien nur ein halbes Jahr nach dem Erstling, ebenfalls 1962 und entstand unter der Regie von Kazuo Mori.
Wie Zatoichi es am Ende des ersten Films ankündigte, kehrt er nach einem Jahr zurück, um Hirate, dem Samurai, den er im Kampf getötet hat, seinen Respekt zu erweisen, worauf die Handlung dieses Sequels aufbaut. Als Zatoichi angeheuert wird, einen hochrangigen Fürsten zu massieren, bemerkt er, dass dieser psychisch nicht ganz auf der Höhe ist. Die engsten Bediensteten ordnen daraufhin Zatoichis' Tod an, um das Geheimnis des Fürsten zu wahren.
Während der erste Teil wirklich gute Arbeit leistete, das Zatoichi Universum zu kreieren und den Charakter, wie auch die Story zu etablieren, mit bereits vielen Facetten, fühlt sich Teil 2 im Vergleich an, wie eine einzelne kleine Episode.
Mit einer Laufzeit von gerade mal 72 Minuten ist das Sequel zudem sehr kurz geraten und wirkt eher wie eine Ergänzung des ersten Films, anstatt wie ein vollwertiges Sequel. Schaut man die beiden ersten Filme direkt hintereinander, funktioniert Teil 2 weitaus besser, denn als alleinstehende Fortsetzung. Man erhält ein paar mehr Hintergrundinformationen über Zatoichi, lernt seinen Bruder kennen, der jedoch erst später im Verlauf als solcher preisgegeben wird. Dieser wird von seinem echten Bruder, dem aus der Lone Wolf & Cub-Reihe bekannten Tomisaburo Wakayama gespielt, der hier allerdings als Jo Kenzaburo aufgeführt wird.
Der Actionanteil ist hier vergleichsweise schon etwas höher und man sieht Zatoichi schön öfter das Katana schwingen, auch schon zu Beginn des Films. Im weiteren Verlauf werden dann auch noch einige weitere Kämpfe eingestreut, von denen der gegen seinen Bruder ein Highlight bildet.
Da der Film aus dem selben Produktionsjahr stammt, sind auch die technischen Voraussetzungen die selben und so fehlt auch hier das entsprechende Sounddesign bei den Fights, ebenso wie Kunstblut und Goreeffekte, was aber nicht weiter schlimm ist.
Insgesamt reicht der Film für sich gesehen nicht an Teil 1 heran, ist aber eine unterhaltsame Weiterführung der Reihe.
7 / 10
New Tale of Zatoichi ( Takuzo Tanaka / 1963 )
"SHIN ZATOICHI MONOGATARI"
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/5/5e/New_Tale_of_Zatoichi.jpg
Teil 3 wurde von Regisseur Tokuzo Tanaka inszeniert und ist der erste Farbfilm der Reihe.
Der Film bedient sich mit Ausnahme zweier kurzer Kampfszenen zu Anfang erstmal einer ruhigen Erzählweise aber schon bei der Action merkt man direkt die nun vorhandenen Soundeffekte, wenn Zatoichi sein Schwert durch die Gegner jagt, wodurch das Ganze deutlich aufgewertet wird.
Man erfährt wieder etwas mehr über Zatoichis Vergangenheit und lernt seinen Lehrmeister kennen, der sich anfangs als scheinbar sympathischer Zeitgenosse gibt, jedoch bald seinen wahren Charakter offenbart. Man wird aber erstmal hingehalten und häppchenweise gefüttert, bis man erfährt was es mit ihm auf sich hat. Das Ganze führt leider zu einem unerwarteten aber nicht vermeidbaren Konflikt zwischen Zatoichi und seinem Meister.
Nebenbei lernt man auch die Frau kennen, welche Zatoichi aufgezogen hat, wie ihren eigenen Sohn. Zwar haben diese raren Szenen eher eine untergeordnete Rolle, tragen jedoch gut zum gesamten Charakterbild des Zatoichi bei. So lernt man den sympathischen Masseur / Schwertmeister wieder ein Stückchen mehr kennen und wächst als Zuschauer weiter mit der Figur zusammen. Shintaro Katsu gibt der Figur erneut eine schöne Tiefe und spielt sehr gut, denn gerade in diesem 3. Film geht es für ihn nun deutlich emotionaler von statten als bisher.
Werte, wie Freundschaft, Ehre und Respekt werden sehr groß geschrieben und dies wird in tollen Bildern transportiert, seien es nun die Begegnung mit einem früheren Bekannten aus seiner Heimat oder dem Samurai, der eigentlich Rache für seinen durch Zatoichi getöteten Bruder fordert.
Atmosphärisch glänzt Teil 3 in sehr vielen Belangen. Es gibt viele tolle Locations, seien es echte Außenaufnahmen oder die mühevoll gestalteten Studiokulissen, welche sich harmonisch zusammenfügen. Zusammen mit gutem Storytelling und einem guten Finale ergibt sich hieraus ein sehr kurzweiliges Filmvergnügen. Die vorhandene Action und die Fights sind klasse und die bisher besten der Reihe. Einzig das Finale und das Aufeinandertreffen Zatoichis und seinem Meister hätte etwas emotionaler sein können und wurde mir einen Tick zu schnell abgehandelt. Ansonsten aber ein klasse Film!
8,5 / 10
Zatoichi the Fugitive ( Takuzo Tanaka / 1963 )
"ZATOICHI KYOJO-TABI"
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Der 4. Zatoichi-Film "Zatoichi the Fugitive" wurde, wie der unmittelbare Vorgänger von Regisseur Tokuzo Tanaka inszeniert und erzählt eine neue Geschichte des blinden Masseurs und Schwertmeisters.
Die Anfangsszene wird direkt von einem epischen Score begleitet, während wir Zatoichi auf seiner Wanderung durch eine malerische Landschaft sehen. Eine anschließende Szene, in der Ichi eine Gruppe trainierter Sumoringer bei einem Straßenschaukampf besiegt sorgt für etwas lockeren Humor. Kurz darauf, als Zatoichi an einem Flußufer rastet, schleicht sich ein Fremder an und will ihn töten, was diesen natürlich selbst das Leben kostet. Bei seinen letzten Atemzügen erklärt er Zatoichi auf dessen Bitte, dass ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt sei. Um der Mutter des von ihm getöteten Gangsters Respekt zu erweisen, begibt sich Ichi ins nahegelegene Dorf, wo er dem ganzen auch nachgehen will. Dabei gerät er in eine Fehde zweier verfeindeter Yakuza Clans.
Zatoichi agiert wieder megacool mit einer tollen Ausstrahlung. Beeindruckend ist die Szene als er vor den Yakuza seine Skills demonstriert und diese vor Ehrfurcht und Respekt fast schon einknicken, wollten sie ihn gerade eben eigentlich noch töten. Hier ist es auch, als er den ebenfalls sehr starken Schwertkämpfer Tanakura kennenlernt, welcher für die Yakuza arbeitet. Beide sind sich der Fähigkeiten des anderen direkt bewusst und die von Tanakura sind auch nicht zu unterschätzen. Weiteres pikantes Detail ist, dass Tanakura mit Otane, der verschmähten Liebe Zatoichis aus den ersten beiden Filmen, liiert ist und das Kopfgeld für Zatoichi kassieren will, wofür er ihn in einen Hinterhalt lockt.
Der Film legt insgesamt ein eher ruhiges Tempo an den Tag und der Fokus liegt auf den Querelen der Yakuza mit gewissem Dramaanteil. Action gibt es bis auf den Anfang eigentlich kaum. Erst im Finale geht es dann ordentlich ab, Nachdem Tanakura Otane tötet, rastet Zatoichi aus und kämpft sich durch ein Meer von Feinden um ihn letztendlich im finalen Kampf zur Rechenschaft zu ziehen.
Alles in allem ein gelungener, wenn auch ruhiger Film, der eine nette Episode aus den Abenteuern Zatoichis erzählt, allerdings auch nicht die Qualität erreicht, die beispielsweise der direkte Vorgänger hatte.
Übrigens, wie zuvor bereits geschehen, beendet Zatoichi sein viertes Abenteuer wieder ohne Schwert.
7,5 / 10
Gruß
"John Woo"
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