1962 - 1964
Herzkich willkommen zum zweiten Teil meines Edgar Wallace Blogs!
Auf diesen Teil freue ich mich besonders, kommen doch die beiden Filme vor, an die ich mich nach all den Jahren noch am besten erinnere.
Aber der Reihe nach:
Das Rätsel der roten Orchidee (1962)
Nach dem blutigen Ende eines Bandenkrieges in Chicago scheinen nun beide Gruppen in London ihr Unwesen als Erpresser zu treiben.
Insgesamt gefällt mir der Film recht gut. In sich schlüssig mit guter Spannung und auch einigen mehr Leichen als in den Vorgängern.
Nach dem grandiosen Erfolg der gelben Narzissen wollte man mit einem weiteren "blumigen" Titel nichts verkehrt machen. Das Problem ist nur, dass es nicht wirklich ein Rätsel um Orichdeen gibt. Insofern verrät der Titel eigentlich schon mehr als nötig gewesen wäre. Allerding ist der Original Titel der Roman Vorlage "Gangster in London" für die ganze Box universell gültig.
Besonders urig finde ich ja das "Erpresser Formular" welches eine der Banden benutzt. Ein kurioses Markenzeichen welches schnell auf die Hintermänner der Erpressung schließen lässt.
Fritz Rasp hat hier seinen letzten Auftritt innerhalb eines Wallace Films. Daneben spielen nochmal Christopher Lee (wieder als auswärtiger Ermittler) und Adrian Hoven.
Die Tür mit den sieben Schlössern (1962)
Kurz vor seinem Tod hat Lord Selford sieben Schlüssel an enge Vertraute geschickt. Zwei Wochen bevor sein Sohn volljährig wird werden die Schlüsselbesitzer nach und nach um die Ecke gebracht. Der Film ist gerade in der ersten Hälfte um einiges humorvoller als die vorherigen, wobei er aber auch einige Einstellungen aufweist die ins unheimliche tendieren. In der zweiten Hälfte wandelt sich der Krimi dann zu einem Gruselthriller, was unter anderem an der Nebenhandlung um den Doktor liegt. Dieser Handlungsstrang kam mir übrigens ziemlich bekannt vor:
1973 erschien im Rahmen der Gespenster-Krimi Heftreihe "Der Turm des Grauens" von Frank deLorca.
Zum Vergleich: Bei der Tür mit den sieben Schlössern versucht Dr. Staletti einen menschlichen Kopf zu verpflanzen um den Tod zu besiegen.
Im Turm des Grauens transplantiert ein gewisser Stalicki menschliche Gehirne um das Weiterleben von Genies (wie ihm) zu sichern.
In diesem Wallace-Film haben wir übrigens den ersten Auftritt von Siegfrid Schürenberg als Sir John, Chef Inspektor von Scotland Yard. Insgesamt dreizehnmal spielt er diese Rolle in der Reihe. Ady Berber trägt hier, nach den toten Augen von London, wieder dazu bei, dass die Atmosphäre nicht allzu heiter wird. Inswgesamt handelt es sich hier um einen der düstersten Filme, wobei mir gerade die oben geweißte Nebenhandlung irgendwie nicht so richtig ins Gesamtbild passt, wirt das doch einfach zu abstrus.
Das Gasthaus an der Themse (1962)
Der "Hai" ein Killer und Diamantenschmuggler im Taucheranzug mit Harpune schlägt immer wieder in der Nähe der Themse zu und flüchtet anschließend unter Wasser. Eine Spur führt die Polizei in ein verruchtes Gasthaus unweit der Themse.
Wieder einmal ist ein Mädchen mit mysteriöser Vergangenheit Dreh- und Wendepunkt der Handlung. London in den 60ern scheint voll solcher Art Mädchen,Typen in schrägen Outfits und Klaus Kinski Klonen gewesen zu sein. Hoffentlich hat da mal jemand eine Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen.
Die Beweggründe des "Hais" werden leider nicht wirklich offenbart und seine Identität war mir irgendwie auch viel zu schnell klar. Dafür gibt es aber einen recht guten Unterwasserkampf und zwei lustige Sterbeszenen.
Ansonsten hört man hier zum ersten Mal die berühme Wallace-Begrüßung jedoch noch ohne Einschußlöcher. Blacky Fuchsberger mimt wieder den Polizisten, dieses Mal jedoch von der Wasserpolizei. Und Elisabeth Flickenschild darf gleich zu Beginn ein Liedchen schmettern. Gruselig! Aber achtet mal auf ihren Zigarettenhalter!
ACHTUNG: Wichtig für alle Kürzungs-Puristen: Der Film ist an einer Stelle geschnitten worden, und soweit mir bekannt ist gibt es auch keine unzensierte Version, wobei es sich hier aber nicht um eine blutige sondern um eine religiöse Szene handelt.
Der Zinker (1963)
Wenn in London heiße Ware verhökert werden soll ist der Zinker zur Stelle und stellt die Diebe vor die Wahl ihm die Sore zu geben oder verpfiffen (verraten, verzinkt) zu werden. Als ein ehemaliger Knacki augenscheinlich durch den Zinker zu Tode kommt schlägt die Stunde der Polizei.
Insgesamt ein recht guter Krimi bei dem die Polizei tatsächlich etwas Ermittlungsarbeit leistet und den Zinker professioneller zur Strecke bringen kann als in manch anderem Film bisher. Lediglich der Showdown wirkt etwas zu konstruiert um auch ja alle losen Fäden zusammen zu führen.
Neben Heinz Drache brillieren hier Agnes Windeck (ihre Stimme ist den Fans von Miss Marple gut bekannt) und Günter Pfitzmann. Eddi Arents Auftritte sind ja immer eine Sache für sich, sein Ping Pong Spiel hier ist aber eine herrlich skurile Angelegenheit. Mir hat der Film wirklich gut gefallen.
Der schwarze Abt (1963)
In den Ruinen einer alten Abtei soll ein großer Goldschatz versteckt sein. Jedoch scheint auch der mordende Geist eines alten Abtes dort herum zu spuken.
Nach dem ersten Mord (und einem funky Vorspann) widmet sich der Film erst einmal ausgiebig den einzelnen Figuren und ihren Motivationen. Der Mord rückt dabei natürlich erst einmal in den Hintergrund, wie dann auch der Herr des nahegelegenen Schlosses bemerkt.
In erster Linie geht es um den Schatz und welcher Mann welche Frau abbekommt. Der Film ist also eher ein Spiel der Intrigen wobei die Spannung aber dennoch erhalten bleibt, obwohl es kaum überraschende Wendungen gibt.
Neben den üblichen Verdächtigen wie Blacky Fuchsberger oder Harry Wüstenhagen spielt vor allem Grit Böttcher eine bedeutende Rolle.
Das indische Tuch (1963)
Nachdem der alte Lord Lebanon das Zeitliche gesegnet hat verfügt er in seinem Testament, das alle potenziellen Erben eine Woche lang auf dem Schloß bleiben sollen um sich mal so richtig...auszusöhnen. Um es den Gästen nicht zu schwer zu machen zieht natürlich ein schweres Gewitter auf, welches die Umgebung von der Außenwelt trennt. Aber dann fallen die Gäste nach und nach dem Würger und seinen indischen Tüchern zum Opfer.
An diesen Film konnte ich moch auch nach all der Zeit noch mit am Besten erinnern. Vielleicht weil mir dieses klassische Krimi-Grundgerüst einfach gefällt. Eine Gruppe von Leuten ist eine Zeitlang mit einem Mörder unter sich eingesperrt. Parallelen zu Agatha Christies letztem Wochenende und anderen Vertretern sind natürlich nicht von der Hand zu weisen. Obwohl diese Geschichte 6 Jahre früher geschrieben wurde. Herrlich finde ich auch das Prinzip des Irrtums:
Er ist der Täter! Oh, tot.
Dann kann das der Täter sein! Oh, tot.
Nun ist das aber der Täter! oh, auch tot.
etc.
Dabei ist dem erfahrenen Krimi-Seher eigentlich recht schnell klar wer der Mörder ist.
In diesem Film macht die Begrüßung durch Edgar Wallace sogar mal richtig Sinn, während die fröhliche Titelmusik eher an einen Heinz Erhardt Film erinnert und mehr Humor erwarten lässt als dann wirklich "aufgetischt" wird. Jedes Mal wenn die Hände des Täters zu sehen sind und er anfängt das Tuch einzudrehen wird immer die gleiche Melodie gespielt, was quasi auch zu einer art Running Gag wird.
Neben den üblichen Verdächtigen ist hier erstmals der junge Hans Clarin zu sehen.
(produto.mercadolivre.com)
Zimmer 13 (1964)
Ein Rasierklingen Mörder schlitzt junge Frauen auf, aber das ist nur nebensächlich.
Denn ein bekannter Gauner zwingt einen angesehenen Adligen sich mit ihm in einem Stripclub zu treffen. Aber auch dort wildert der Mörder lustig unter den Damen.
Die Inszenierung ist nicht so unheimlich bzw. düster wie in den Vorgängern, was die Spannung aber nicht mindert. Der geplante Eisenbahnraub wurde übrigens extra ins Drehbuch hineingeschrieben, nachdem ein tatsächlicher Überfall 1963 ein großes Medieninteresse auslöste. Die Vermutung wer da gerne Hälse aufschlitzt stellt sich zwar ungefähr nach dem halben Film ein ist ja aber wie gesagt eh nur Nebensache. Dafür ist das Ende jedoch ungewöhnlich für die Reihe und gibt dem ganzen Film nochmal eine gute Portion Tragik, was mir doch ganz gut gefällt.
Die Musik ist nicht mehr so fröhlich, sondern klingt durchaus spannend ist teilweise jedoch so hektisch dass sie nicht immer zu den gerade geziegten Szenen passt will.
Neben Hans Clarins zweitem (und letztem) Auftritt ist auch Karin Dor mal wieder mit von der Partie. Und auch hier wurde die Eingangsbegrüßung durch den Autor wieder gut ins Geschehen eingepflegt.
Der letzte Film aus der zweiten Box ist, zumindest vom Titel her, wohl auch einer der bekanntesten
Der Hexer (1964):
Der Mord einer neugierigen Sekretärin versetzt die Polizei in helle Aufregung, war sie doch die Schwester des Hexers, der ein paar böse Jungs zum Selbstmord getrieben hat und nun in Übersee lebt. Da jedoch kaum einer weiß wie er aussieht gestaltet sich die Suche nach ihm etwas schwieriger.
Wieder einmal erstaunlich welche Prioritäten die Polizei setzt. Denn der eigentliche Mord an der Schwester ist natürlich weniger interessant als die Suche nach dem Bruder. Zumindest für den Zuschauer ist das aber natürlich spannender, weiß er doch gleich von Beginn an wer hinter dem Mord steckt aber eben nicht wer der Hexer ist. In der heutigen Zeit wohl so gut wie unmöglich.
Wer glaubt ein Déjà vu zu haben, die Szene von Eddie Arendt beim Zeitungsverkäöfer wurde einfach nach "Der Zinker" hier nochmal verwendet. Sehr schön an der Überschrift wegen des Todes durch eine Schlange zu erkennen.
Obwohl durchaus spannend inszeniert hat der Film auch seine Längen, ist dafür aber wieder mit leichtem Humor gewürzt. Mit Fuchsberger, Drache sowie Siegfrid Lowitz sind gleich drei bekannte Ermittler an dem Fall dran, was einmalig innerhalb der Reihe ist. Witzig finde ich die Idee, der eingeblendeten Textafel, kurz vor der großen Enthüllung, um das Publikum nach der Identität des Hexers zu fragen.
Mit dem Ende der 2. Box wäre dann auch die Hälte der Sammlung geschafft.
Hoffe es hat euch bis hierher Spaß gemacht.
(Quelle soweit nicht anders angegeben: mediamarkt.de)
In diesem Sinne:
Tod ist eine Tür, Zeit ist ein Fenster!
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