Kurzkritik: Invictus
3. November 2010Invictus
Meine Wertung: 8,5/10
Clint Eastwood verfilmt den Lebensabschnitt Nelson Mandelas um das Jahr der Rugby-WM 1995 herum. Mandela versuchte damals über den Sport weiße und schwarze Südafrikaner einander anzunähern.
Handlung und Regie: Feinfühlig inszeniert, ohne dass je das Abrutschen in den Kitsch droht, kann der Film auf ganzer Linie punkten. Immer wieder sind auch Szenen die zum Schmunzeln animieren eingestreut. Eastwood beweist erneut ein gutes Händchen zur Ausgewogenheit! Es wird auch nicht vergessen daran zu erinnern das dies nicht Mandelas einzige Bemühungen waren Südafrika nach vorne zu bringen, sowie an seine Vergangenheit im Gefängnis und an seine Herkunft erinnert.
Schauspieler: Morgan Freeman spielt sehr gut, viele sprechen von der Rolle seines Lebens. Matt Damon agiert auch solide aber eben nur in einer Nebenrolle. Die restlichen Nebenrollen (z.B. die Eltern des Teamcaptains) sind gut besetzt und glaubwürdig gespielt.
Inszenierung: Das Szenenbild ist durchweg gelungen und zeitgemäß. Nur beim Endspiel sieht man kurz eine Großleinwand die wohl nicht den 90ern entsprang. Was außerdem ein wenig albern anmutet ist das der Aufenthaltsraum für die acht muskelbepackten Bodyguards ungefähr so groß ist wie das Büro einer Sekretärin (man sieht diesen öfter, deshalb fällt es auf).
Soundtrack und Score: Der Score ist meist unauffällig nur in Szenen mit Nationalhymnen o.ä. nimmt man ihn stark wahr und das ist auch bewusst so gemacht. Sehr schlau und passend. In der Szene in der Mandela zum Training der Springbocks fliegt klingt allerdings ein irgendwie total verpoptes Lied mit afrikanischen Rhythmen an. Das hätte wirklich nicht sein müssen.
Weiterführende Links:
Homepage, Bluray-disc.de, IMDB,
Kurzkritik: The Wolfman
18. Juli 2010The Wolfman
Meine Wertung: 4,5/10*
Die Neuinszenierung des Horrorklassikers „Der Wolfsmensch“ von 1941 war bei der Produktion von einigen Problemen gezeichnet. Und so wurde aus dem starbesetzten Lykantrophie-Horror unter der letztendlichen Regie von Joe Johnston doch ein wenig unausgegorener als er hätte sein müssen.
Zur Handlung: Um bei der Suche nach seinem Bruder zu helfen, kehrt Lawrence Talbot in seine Heimat Blackmoor im viktorianischen England zurück. Dort angekommen erfährt er von einem entfremdeten Vater, dass sein Bruder zu einem Opfer in einer Serie mysteriöser blutiger Todesfälle geworden ist.
Lawrence begibt sich auf Spurensuche, die ihn tief in seine eigene, längst verdrängte Vergangenheit und in ein Zigeunerlager führt. Dieses wird von einem Mob angegriffen und direkt darauf von der Wolfsbestie. Lawrence versucht einem Jungen während des Angriffs das Leben zu retten und wird dabei von der Bestie gebissen.
Ab diesem Zeitpunkt verläuft der Film relativ geradlinig im Szenario „Opfer-Monster“ gegen „Täter-Monster“. Der Aufhänger, wer der echte Werwolf ist, wird viel zu früh verraten – auch wenn man es noch früher vermuten kann, aber darum geht es nicht.
Die Actionsszenen sind nun unnötig aufgedunsen und die bis dahin eigentlich gut aufgebaute klassische Horrorinszenierung gleitet ab ins Belanglose.
Ich habe mir auch die Alternativen Enden noch angesehen und bin der Meinung das alle die kein Happy End darstellen besser gewesen wären, aber das ist wohl nicht massentauglich genug. Schlimm genug das es in allen Versionen theoretisch Platz für einen zweiten Teil gibt.
Zu den Schauspielern: Mit Hopkins, del Toro, Blunt und Weaving ist der Film sehr hochkarätig besetzt. Aber das reicht wohl nicht, es braucht anscheinend auch eine starke Regisseurshand um dann auch die Leistung aus den Darstellern raus zu kitzeln.
Am schlimmsten ist es mit Hopkins, der so unterfordert zu sein scheint dass man sich so gar nicht an alte Glanzleistungen erinnert fühlt.
Am besten schlägt sich ggf. noch Weaving als Inspector Abberline, aber den haben wir in From Hell auch schon deutlich besser durch Johnny Depp gespielt gesehen, also kann auch das nicht als Highlight betrachtet werden.
Zur Inszenierung: Stilistisch ist die Umgebung um Blackmoor, der Sitz der Talbotfamilie und auch das viktorianische London gut gelungen.
Kostüme und zeitgerechte Darstellung des Lebens wurde gut eingefangen. Dazu gehören auch die Ablehnung des fahrenden Volkes und die exzentrische akademische Gesellschaft.
Auch die klassische Darstellung des Wolfes und die Effekte bei den Verwandlungen haben mir gut gefallen.
Fazit: Bei diesem Film wurden viele Chancen verpasst. Schade denn die Reminiszenz an den klassischen Werwolf hätte so viel Potential, eigentlich viel mehr als die meisten Filme die dieses Horrormonster porträtieren. Es mag sein das es dem großen Tumult bei der Produktion geschuldet ist, dies kann aber für mich nicht als Ausrede gelten.
Weiterführende Links:
Homepage, Bluray-disc.de, Imdb, Moviepilot
*Diese Kritik betrifft den Director’s Cut wie auf der Blu-ray Disc zu finden, die Kinoversion habe ich nicht, bzw. noch nicht gesehen.
Kurzkritik: 96 Hours
14. Juli 201096 Hours
Meine Wertung: 2/10
Geiseldrama mit Liam Neeson als schießwütiger Super-Ex-Bundesagenten Bryan Mills. Regie führte Pierre Morel und die Story stammt mitunter von Luc Besson.
Regie und schauspielerische Leistung bleiben im mäßigen Bereich. Nur Neeson Charakter ist überhaupt lang genug zu sehen das man ihn als Hauptdarsteller bezeichnen kann und den spielt er, auch wenn ihm vielleicht die Rolle so vermittelt wurde, viel zu gefühlskalt. Was Mel Gibson in Kopfgeld perfekt rüber gebracht hat kann Neeson in keiner Weise auf die Leinwand übertragen.
Der Film enthält einige Szenen mit extrem schnellen Schnitten, was zwar anstrengend für den Zuschauer wird, was einen aber ein wenig von der dargestellten extremen Gewalt ablenkt.
Inhaltlich rechtfertigt der Film Mord aus persönlichem Interesse und multiple unterlassene Hilfeleistung, bedient verschiedene rassistische Klischees und ist meiner Meinung nach nur für Freunde extremer Gewaltdarstellungen in jeder erdenklichen Weise wirklich eine Bereicherung. Das Schlimmste ist: Der Film hat ein übel hollywood-triefendes Happy End in good old U.S.A., während halb Paris in Schutt und Asche liegt und es hunderten missbrauchten und verletzten Frauen keinen deut besser geht und korrupte Polizisten weiterhin daran beteiligen das skrupellose Verbrecher sich die Taschen vollstopfen.
Das Thema Frauenhandel in sog. zivilisierten Ländern aufzugreifen halte ich prinzipiell für richtig. Die Umsetzung ist aber irgendwie eine Katastrophe.
Weiterführende Links:
Homepage: http://www.96hours.de/
bluray-disc.de: https://bluray-disc.de/blu-ray-filme/96-hours-blu-ray-disc
IMDB: http://www.imdb.com/title/tt0936501/
moviepilot.de: http://www.moviepilot.de/movies/96-hours
Kurzkritik: Franklyn
30. Juni 2010Meine Wertung: 8/10
Der von Regisseur Gerald McMorrow inszenierte Film ist vielmehr ein vielschichtiger Episodenfilm als ein Fantasydrama. Das will allerdings der Trailer und verschiedene andere Quellen suggerieren. Dennoch finde ich ist ein gut gelungener Film daraus geworden, der durchaus die Möglichkeit zu tiefer Betrachtung und Analyse bereithält. Nachfolgend werde ich dies aus meiner Perspektive oberflächlich tun, dabei werde ich aber um Spoiler nicht umhin kommen. Weiterlesen sollte also nur wer den Film schon gesehen hat oder wem Spoiler nichts ausmachen.
In der fiktiven Stadt Meanwhile City lebt die gespaltene Persönlichkeit von David Esser (Ryan Phillippe), dort genannt Jonathan Preest. Die Stadt ist eine dunkle Mischung aus verschiedenen vergangenen Stilen und den Errungenschaften der Moderne. Mit verhältnismäßig wenig Budget wurde hier einiges gezaubert und mit Liebe zum Detail gearbeitet. Man fühlt sich auch immer wieder an bekanntes erinnert, so z.B. bei Preests Verkleidung an Rorschach aus Watchmen oder bei den Klerikern der Stadt an V for Vendetta. Die grotesken Religionen die dort in Vielzahl vorherrschen, denn die Bürger von Meanwhile City sind verpflichtet zu Glauben, wurden ganz wunderbar verbildlicht. Preest ist der einzige Atheist der Stadt sowie ein Auftragskiller und somit ein gesuchter Mann. Er wird aus dem Gefängnis entlassen um „das Individuum“ zu töten, einen von der Stadtverwaltung als bedrohlich angesehen Anführer einer kleinen Glaubensrichtung. „Das Individuum“ ist nach Preests Auffassung dafür verantwortlich das ein Mädchen getötet wurde zu dessen Schutz er beauftragt wurde.
Die drei anderen Storylines finden sich im London der Gegenwart. Milo (Sam Riley), dessen Beziehung am Traualtar zerbricht, bringt dadurch die Imaginäre Freundin seiner Kindheit zurück in seinen Geist. Damals hatte er sie, auch gebeutelt durch einen schweren seelischen Schlag, hervorgebracht.
Emilia Bryant (Eva Green) hat extreme familiäre Probleme. Sie versucht ihren Gefühlen durch Kunstprojekte Ausdruck zu geben. Ihre psychotischen Anwandlungen führen so mitunter dazu, dass sie ihren Selbstmord inszeniert und filmt, dabei aber immer darauf achtet, das sie ihn doch überlebt. Sie wird im Krankenhaus von einem Pastor zurechtgewiesen das sie mit Selbstmord nicht nur diejenigen schmerzt die sie schon kennen, sondern auch die die sie nie kennen lernen werden.
Peter Esser (Bernard Hill) ist Pfarrer in Camebridge und in seinem Glauben tief verwurzelt, auch wenn er schon verschiedene persönliche Schicksalsschläge ertragen musste. Er sucht in London seinen Sohn, der nachdem er aus dem Krieg zurückgekehrt ist in eine Psychiatrie eingewiesen wurde. Als er einen Tag Freigang erhalten soll verschwindet er spurlos.
Den Klimax des Films will ich nicht auch noch verraten, aber ich bin zu folgenden Schlüssen gekommen: Insgesamt beschäftigt sich der Film vor allem mit zwei Themen: Persönlichkeitsspaltung und ähnliche Geisteserkrankungen sowie Religiosität, Spiritualität und Atheismus (bzw. der Unmöglichkeit von Atheismus). Diese Themen sind unglaublich Komplex und wenig greifbar, aber dennoch oft gut eingefangen. Die Schauspieler zeigen gute Leistungen und genauso ist die Inszenierung gelungen. Die verschiedenen Schichten werden immer auf den richtigen Ebenen zusammen geführt und sind somit stimmig. Milo sieht z.B. seine imaginäre Freundin in der realen Welt perfekt eingebettet, David Esser sieht sich hingegen vollkommen in einer surrealen Welt aufgehend.
Ganz ohne negative Aspekte komme ich aber auch nicht aus: Die Komplexität ist zu hoch für 90 Minuten Film und wäre aber wahrscheinlich zu schwere Kost für einen längeren Film. Diese Zwickmühle kann McMorrow nicht auflösen. Zusätzlich fehlt dem Film die Message. Man versucht die Charaktere und was sie antreibt gut 90 Minuten lang zu verstehen und wenn einem das zum Schluss gelungen ist, so geht der Film dennoch dahin ohne Aussage.
Weiterführende Links:
Bluray-disc.de; IMDB
Kurzkritik: Gamer
28. Juni 2010Meine Bewertung: 7/10
Gamer habe ich mir mit wenigen Erwartungen angesehen und bin sogar ein wenig positiv überrascht worden. Erwartet hatte ich einen harten Actionfilm, ähnlich wie bei Death Race. Diese Erwartung ist auch standesgemäß erfüllt worden. Dafür würde es so in etwa 5 Punkte geben. Wahrscheinlich hätte ich für die überzogene Sex & Violence Inszenierung noch ein wenig Abzüge gegeben.
Aber: Die Ansätze sich mit dem Avatarismus zu beschäftigen fand ich gut. Die daraus resultierenden Perversionen und den immer extremer werdenden Drang nach Individualismus, während man aber eigentlich gleichzeitig seine Persönlichkeit völlig aufgibt, hat man ganz gut eingefangen. Damit passt auch wiederum das Gore- und Ekellevel ganz gut rein.
Weiterhin waren die Spiele „Society" und „Slayer" bezüglich der Interfaces und Oberflächen wunderbar dargestellt, da hat man ein paar fähige Leute dran gesetzt.
Dies gilt auch für den Soundtrack der immer stimmig war und oft auch bewusst als Teil der Inszenierung gehört werden kann und nicht nur als Beiwerk.
Dem positiven Punkten steht am Ende leider eine dünne Story entgegen, deren Verlauf manchmal arg fragwürdig ist. Hinzu kommt das die schauspielerische Leistung der storyrelevanten Darsteller auf dem Actionfilmniveau bleibt.
Schade, denn da hätte insgesamt wirklich ein genialer Film wie Strange Days draus werden können.
Weiterführende Links:
Homepage: www.gamer-derfilm.de/
Bluray-disc.de: www.bluray-disc.de/blu-ray-filme/gamer-uk-import-ohne-dt-ton-blu-ray-disc
Kurzkritik: Brügge sehen... und sterben?
1. Oktober 2009Brügge sehen... und sterben?
Meine Bewertung: 9,5/10
Thriller, Komödie, Drama, Kriminalfilm, Gaunerkomödie, Actionfilm (eine direkte Einordnung fällt sehr schwer) von Martin McDonagh geschrieben und inszeniert.
Zwei ungleiche Killer werden nach Brügge geschickt, scheinbar um unterzutauchen. Die beiden verhalten sich ähnlich wie ein altes Ehepaar, zanken und liefern einige sehr witzige Szenen im Stadtbild von Brügge. Über verschiedene Irrungen und Wirrungen wird dann die Wahrheit zu Tage gefördert und es kommt zum Klimax wenn der Boss der beiden selbst nach Brügge reist, um alles wieder gerade zu rücken.
Auch wenn der Film als Komödie ausgelobt wurde darf man nicht erwarten sich den ganzen Abend über schlapp zu lachen. Es gibt schon einige Szenen in den man laut loslachen kann aber dann doch wieder vieles bei dem einem ein Klos im Hals stecken bleibt. Insgesamt macht dieses Wechselbad der Gefühle den Film aber gerade so genial.
Der Film hat mir sehr gut gefallen. McDonagh leistet sehr gute Regiearbeit, versteht es die Schauspieler und ihre Umwelt gut miteinander zu verschmelzen und schafft ein wunderschönes und gleichzeitig vollkommen irres Bild von Brügge. Meiner Meinung nach ist ihm das nur gelungen, weil er das Drehbuch selbst geschrieben hat, "jeder" andere der versucht hätte das zu interpretieren wäre gescheitert.
Von den eingesetzten durchweg (bis hin zur Nebenrolle der Touristen in Brügge oder der Hotelbesitzerin) fantastischen Schauspielern darf man sich am meisten über Colin Farrell wundern. Aber positiv. Nie habe ich Farrell in einer derartigen Charakterrolle gesehen und dann auch noch richtig gut spielen. Bravo! Ich bin begeistert. Auch toll war Clémence Poésy. Die junge Französin überzeugt vor allem durch freche, unbedarfte und überraschende Charakterzüge.
Der einzige Punktabzug in der B-Note gibt es dafür, dass der Film manchmal einfach ZU konstruiert wirkt. Es gibt eigentlich keine Szene in der man "vom natürlichen Lauf der Dinge" sprechen kann. Sicherlich ist das gewollt, aber damit reicht es für mich einfach nicht für 10/10.
Weiterführende Links:
Homepage: www.brueggesehenundsterben.de/
Bluray-disc.de: www.bluray-disc.de/blu-ray-filme/bruegge-sehen-und-sterben-blu-ray-disc
Imdb.com: www.imdb.com/title/tt0780536/
Moviepilot.de: www.moviepilot.de/movies/bruegge-sehen-und-sterben
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