Kurzkritik: Franklyn

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30. Juni 2010
Franklyn

Meine Wertung: 8/10

Der von Regisseur Gerald McMorrow inszenierte Film ist vielmehr ein vielschichtiger Episodenfilm als ein Fantasydrama. Das will allerdings der Trailer und verschiedene andere Quellen suggerieren. Dennoch finde ich ist ein gut gelungener Film daraus geworden, der durchaus die Möglichkeit zu tiefer Betrachtung und Analyse bereithält. Nachfolgend werde ich dies aus meiner Perspektive oberflächlich tun, dabei werde ich aber um Spoiler nicht umhin kommen. Weiterlesen sollte also nur wer den Film schon gesehen hat oder wem Spoiler nichts ausmachen.

In der fiktiven Stadt Meanwhile City lebt die gespaltene Persönlichkeit von David Esser (Ryan Phillippe), dort genannt Jonathan Preest. Die Stadt ist eine dunkle Mischung aus verschiedenen vergangenen Stilen und den Errungenschaften der Moderne. Mit verhältnismäßig wenig Budget wurde hier einiges gezaubert und mit Liebe zum Detail gearbeitet. Man fühlt sich auch immer wieder an bekanntes erinnert, so z.B. bei Preests Verkleidung an Rorschach aus Watchmen oder bei den Klerikern der Stadt an V for Vendetta. Die grotesken Religionen die dort in Vielzahl vorherrschen, denn die Bürger von Meanwhile City sind verpflichtet zu Glauben, wurden ganz wunderbar verbildlicht. Preest ist der einzige Atheist der Stadt sowie ein Auftragskiller und somit ein gesuchter Mann. Er wird aus dem Gefängnis entlassen um „das Individuum“ zu töten, einen von der Stadtverwaltung als bedrohlich angesehen Anführer einer kleinen Glaubensrichtung. „Das Individuum“ ist nach Preests Auffassung dafür verantwortlich das ein Mädchen getötet wurde zu dessen Schutz er beauftragt wurde.

Die drei anderen Storylines finden sich im London der Gegenwart. Milo (Sam Riley), dessen Beziehung am Traualtar zerbricht, bringt dadurch die Imaginäre Freundin seiner Kindheit zurück in seinen Geist. Damals hatte er sie, auch gebeutelt durch einen schweren seelischen Schlag, hervorgebracht.

Emilia Bryant (Eva Green) hat extreme familiäre Probleme. Sie versucht ihren Gefühlen durch Kunstprojekte Ausdruck zu geben. Ihre psychotischen Anwandlungen führen so mitunter dazu, dass sie ihren Selbstmord inszeniert und filmt, dabei aber immer darauf achtet, das sie ihn doch überlebt. Sie wird im Krankenhaus von einem Pastor zurechtgewiesen das sie mit Selbstmord nicht nur diejenigen schmerzt die sie schon kennen, sondern auch die die sie nie kennen lernen werden.

Peter Esser (Bernard Hill) ist Pfarrer in Camebridge und in seinem Glauben tief verwurzelt, auch wenn er schon verschiedene persönliche Schicksalsschläge ertragen musste. Er sucht in London seinen Sohn, der nachdem er aus dem Krieg zurückgekehrt ist in eine Psychiatrie eingewiesen wurde. Als er einen Tag Freigang erhalten soll verschwindet er spurlos.

Den Klimax des Films will ich nicht auch noch verraten, aber ich bin zu folgenden Schlüssen gekommen: Insgesamt beschäftigt sich der Film vor allem mit zwei Themen: Persönlichkeitsspaltung und ähnliche Geisteserkrankungen sowie Religiosität, Spiritualität und Atheismus (bzw. der Unmöglichkeit von Atheismus). Diese Themen sind unglaublich Komplex und wenig greifbar, aber dennoch oft gut eingefangen. Die Schauspieler zeigen gute Leistungen und genauso ist die Inszenierung gelungen. Die verschiedenen Schichten werden immer auf den richtigen Ebenen zusammen geführt und sind somit stimmig. Milo sieht z.B. seine imaginäre Freundin in der realen Welt perfekt eingebettet, David Esser sieht sich hingegen vollkommen in einer surrealen Welt aufgehend.
Ganz ohne negative Aspekte komme ich aber auch nicht aus: Die Komplexität ist zu hoch für 90 Minuten Film und wäre aber wahrscheinlich zu schwere Kost für einen längeren Film. Diese Zwickmühle kann McMorrow nicht auflösen. Zusätzlich fehlt dem Film die Message. Man versucht die Charaktere und was sie antreibt gut 90 Minuten lang zu verstehen und wenn einem das zum Schluss gelungen ist, so geht der Film dennoch dahin ohne Aussage.

Weiterführende Links:
Bluray-disc.de; IMDB

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