Blog von Bollwerk94

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Kriegsfilme hat wohl jedes Land der Welt, welches über ein nennenswertes Militär und nennenswertes eigenes Kino verfügen, hervorgebracht. Die Amerikaner hatten zunächst nur glorienreiche Streifen über die Feldzüge gegen Indianer, die Südstaaten und in zwei Weltkriegen gegen unsere Vorfahren im Petto. Mit Vietnam und Filmen wie "M*A*S*H" etc. kam der Antikriegsfilm hinzu.

In Deutschland wurde der Kriegsfilm bei der UFA zunächst durch Klumpfuß Goebbels zur Propaganda missbraucht, nach dem Kriege gab es dann das entgegengesetzte Extrem, nur noch reumütige Filme, mit denen man die Schrecken des Hitler-Regimes darstellen wollte. Dies steigerte sich (für meinen Geschmack) in übertriebene Höhen und fand nicht die Kurve zu einem gelungenen Unterhalungskino.

 

Italien hatte eine ähnliche Vergangenheit wie Deutschland, jedoch war man nur der kleine Mitläufer, so war das Kino nicht in diesem Maße von der eigenen Vergangenheit geprägt. Geschichten über das alte Rom schienen spannender und verträglicher für's Volk, als jene von Mussolini und Konsorten in den 60ern.

 

Mit dem gewaltigen Erfolg einiger Italowestern fasste man dann den Mut auch eigene Kriegsfilme zu drehen - ohne einen Filmpartner wie Hollywood. So waren viele dieser Filme vom neuen Lieblingsgenre des Landes geprägt - so auch "Himmelfahrtskommando El Alamein" mit Sabata-Darsteller Lee Van Cleef und Joachim Fuchsberger.

 

Die Geschichte ist eine einfache: 1942 - Sergeant Sullivan alias Lee Van Cleef und seine Truppe amerikanischer Soldaten nehmen im nordafrikanischen El Alamein einen italienischen Posten ein und verkleiden sich als Italiener. Dort müssen sie 2 Tage ausharren. Die Deutschen machen ihnen jedoch einen Strich durch die Rechnung, so scheitert das Unternehmen und endet in einer gewaltigen Schlacht mit Panzern und jeder Menge Blut und Leichen.

 

Doch was macht diesen Film für Italowestern Fans interessant? Die gesamte Geschichte ist relativ gefühlsarm, die einzige Frau im ganzen Geschehen ist -typischerweise- die Hure von El Alamein. Das Finale stellt allerdings den wahren Höhepunkt dar, (Achtung Spoiler!) erst als sich nur noch ein Amerikaner und Deutscher Soldat gegenüberstehen wird der Kampf beendet und die Leichen werden gemeinsam weggeräumt. Auch positiv, der Film will nicht mehr sein, als ein netter kurzweiliger Unterhaltungsfilm, so bleibt er immer auf der militärischen Ebene und man versucht keine hochtrabenden Themen wie Holocaust etc. einzuarbeiten. Das einzige moralisch angehauchte Thema, welches im Film thematisiert wird, ist eben, inwieweit der Krieg die vielen Toten rechtfertigt.

 

Kritik gibt es aber auch, so blieben die meisten Figuren ziemlich blass (z.B. Fuchsberger), nur Lee Van Cleefs Figur Sullivan bekam im Film als der Protagonist ein bisschen Raum um seine Gefühlswelt darzustellen (in Form von Rückblenden vergangener Kriegsgräuel).

 

Fazit: ein absolut gelungener Kriegsfilm - kaum schwächer als vergleichbare Hollywood-Produktionen. Er zeigt die Sinnlosigkeit eines solchen Blutbades, ohne jedoch allzu melancholisch zu werden - ein echter Männerfilm. Man wünscht sich ein solches europäisches Kino wieder zurück.

 

Doch aus Italien kamen nicht nur ernste Filme, denn genau wie der Western mit der Zeit langsam immer mehr in lustige Gefilde ging, so gab es auch bei militärischen Filme solche ganz speziellen... Abarten.

 

"Herr Oberst haben eine Macke" ist einer dieser ganz besonders dämlichen Streifen. Das Thema - eine Kaserne, die sich auf ein großes Manöver zusammen mit den NATO-Verbündeten vorbereitet und überall für heilloses Durcheinander sorgt, ist nur der rote Faden, der einen durch zahlreiche Albernheiten und Klamauk führt.  Fängt man bei den Schauspielern an wird klar, hier hat man keine A-Produktion wie von Corbucci oder Leone, auch keine B-Produktion wie vom kleinen Corbucci oder Ferdinando Baldi zu erwarten, nein - für italienische Verhältnisse ein C-Movie. Neben dem Hauptcharakter ist keiner der Darsteller wirklich bekannt.

 

Eben genannter Protagonist, der Oberst Rambaldo Buttiglione wird übrigens von Jacques Dufilho gespielt und von Gerd Martienzen in der deutschen Fassung gesprochen, dieser wiederum synchronisierte hier auf nahezu identische Weise, wie er Louis de Funès seine Stimme lieh. Man kann sich dem Eindruck nicht erwehren, hier einen Sausewind wie den Gendarmen aus St. Tropez vor sich zu haben, vor allem weil Dufilho den Komissar Juve in der Fantomas Fernsehserie von 1979/80 gespielt hat, welcher in der Filmtrilogie von de Funès gespielt wurde. Die Synchronfassung wurde jedoch nicht durch Extra-Kalauer, wie bei Rainer Brandt z.B. der Fall, aufgepeppt - dies hätte allerdings noch mehr zum Trash-Flair beigetragen.

 

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, so haben wir hier zwei vollkommen unterschiedliche Filme, einen kann man als tatsächlichen Kriegsfilm bezeichnen, der andere ist vielmehr eine Anhäufung von Sketchen, deren Handlung nach kaum 20 Minuten komplett zerfahren ist, weil sie nur ein sehr weites Korsett ist, um dämlichem 70er Jahre Humor (vergleichbar mit Police Academy, Didi Hallervorden etc.)  zu fröhnen.



Die Bilder stammen wie immer von der jeweiligen DVD/VHS oder TV Mitschnitten und wurden selbst erstellt.
 

Der folgende Text enthält leichte, allgemein gehaltene Spoiler

Quentin Tarantino propagierte sich selbst stets als Verehrer des Italo-Kinos und insbesondere als Fan von Italowestern. Bereits sein letzter Film, "Inglorious Basterds" war das Remake zu einem Film von Enzo G. Castellari ("Keoma", "Zwiebel-Jack"). Auch die Soundtracks seiner Filme beinhalteten oftmals Lieder diverser Italowestern. Er scheint also der ideale Kandidat zu sein, um ein mögliches Revival des  Genres einzuleiten.

 

"Django Unchained" heißt nun das Machwerk, welches einen alten bekannten Namen wieder in Erinnerung ruft. Doch Western allein reichte Tarantino noch nicht, so degradierte er es zur Nebenhandlung in einem Film über die Geschichte der Afroamerikaner, bzw. den weg vom "Neger" zum Schwarzen. Das Wort Neger/Nigger fällt im Film übrigens gefühlte 200 Male.

 

Doch ich möchte mich nicht weiter mit diesen Dingen beschäftigen, von denen ich ehrlich gesagt gar keine Ahnung habe, sondern sagen, ob der Film das Richtige für Italowestern-Freunde ist.

 

Nachdem der Film vom Titellied des Originales eingeleitet wurde und Christoph Waltz in der Geschichte auftauchte, wurde es durch seine unglaublich geniale Performance ca. eine Stunde lang zu einem wahren Genuss, Ballereien, der staubtrockene Humor des Österreichers und die (noch) sehr gute Mischung aus alten und neuen Liedern und Melodien waren eine absolute Freude.

 

Ich glaube, Tarantino verlor sich so langsam in diesen Szenen, die die Geschichte nicht weiterbrachten, sondern einfach nur zeigen, wieso Western durchaus noch nicht ganz ausgestorben sind. Die Geschichte um Djangos Frau wird fast beiläufig mit eingepflegt und wirkt noch wie ein Fremdkörper. Dazu kam eine viel zu lange Comedy-Einlage in der eine Bande von verärgerten Leuten Django und Dr. King Schultz (Waltz) umbringen wollten. Sie passte nicht zum restlichen Humor des Streifens.

 

Irgendwann kam dann das Zusammentreffen mit dem Sklavenhalter Candie (DiCaprio), in welches noch der für meinen Geschmack zu plumpe Gastauftritt von Franco Nero (für diese Synchronkleinstrolle ist sogar Rainer Brandt aus der Sprecherrente zurückgekehrt) eingepflegt wurde. Nun ging der Film deutlich bergab, denn nun folgte die Handlung, die man über die erste Stunde weggelassen hat, weil man sich in den flotten Ballereien usw. verloren hatte. Nun nahm das "schwarze" Thema Überhand und die Action rückte in den Hintergrund. Auch Waltz hatte nicht mehr solch grandiose Szenen, wie noch zu Anfang. Ebenfalls die Musik wechselte zu Rap, ab hier fühlte ich mich etwas Fremd. Erst gegen Ende hin kam die wieder vollkommen übertriebene Gewalt zurück (die FSK mag Tarantino anscheinend) und es war wieder mehr nach meinem Geschmack.

 

Zuletzt kehrt auch die Italowestern-Musik zurück, mit dem Titel "Trinity" aus "Die Rechte und die Linke Hand des Teufels" (wirkte nach alledem unpassend) wurde der Streifen beendet.

 

Fazit: Tarantino wollte zu viel: Western, Comedy verschiedenster Art, Blaxploitation, die unterschiedlichen Lieder... Das Alles ergab keine Einheit, es spricht mehrere Zielgruppen an, aber keine wird vollends glücklich mit dem Konstrukt. Wäre der Film nicht 165min lang, hätte er im zweiten Akt nicht diese Längen im zweiten Akt. Eine Kleinigkeit wäre noch zu Jamie Fox zu sagen, er bleibt etwas blass in seiner halbgaren Figur des Django, vor allem neben Waltz, ohne den er wohl deutlich besser zur Geltung gekommen wäre.

"Django Unchained" ist alles andere als schlecht, jedoch nicht frei von Fehlern. Allein wegen unseres Landsmannes (ist der nun Deutscher oder Österreicher oder beides?) lohnt es sich, diese 2:45 Stunden zu Gemüte zu führen.




Dieses Jahr feiert "Vier für ein Ave Maria" 45-jähriges Jubiläum. Zu diesem relativ wahllos von mir gesuchten Anlass, möchte ich heute diesen Film, jener mit der ersten richtigen Schlägerei im Stil ihrer späteren Filme, vorstellen. Außerdem präsentiere ich Carlo Pedersoli - den Dampfhammer mit Vollbart - in zwei tollen Werken ohne seinen Filmpartner.

 

1968 schuf Giuseppe Colizzi den zweiten Teil seiner Trilogie mit dem schlagkräftigen Duo, jedoch waren beide nicht die eigentlichen Stars des Filmes, denn Eli Wallach - der geniale Tuco aus "Zwei glorreiche Halunken" - konnte für die Produktion ebenfalls mit an Bord geholt werden.

 

Inhaltlich war der Film ein einziges Katz- und Maus-Spiel zwischen Terence (Cat Stevens [nein, nicht Yusuf Islam]) und Bud (Hutch Bessy) mit Eli Wallach als Grieche Cacopulos, der beiden das Geld gestohlen hat, dass sie im ersten Film "Gott vergibt - wir beide nie" erbeuteten. Beide hetzen ihm nun quer durch den Westen hinterher. Der vierte des Titels ist übrigens der schwarze Thomas, der im Film kaum eine Rolle spielt. Zum Schluss des Filmes verspielt der Grieche das ganze Geld in einem Casino, in welchem dann der große Showdown stattfindet.

 

Der Film macht einfach alles richtig, was einen guten Italowestern auszeichnet: Bud Spencer und Terence Hill spielen am Anfang des Filmes erstmals mit der leicht komischen Art, für die man sie so liebt. Das ganze mündet in einer waschechten locker seichten Schlägerei, wie wir sie noch über 15 Jahre lang mit ihnen sehen konnten. Eli Wallach glänzt wieder in ähnlicher schlitzohrig lässigen Rolle wie zuvor mit Eastwood und Van Cleef als versoffen - verlauster Bandit. Der Soundtrack ist wirklich stimmig und setzt vor allem das Finale perfekt in Szene.

 

Dazu kommt die Zweitsynchro von 1978 (die Kinofassung gibt's weder auf VHS noch sonst wo), die einfach perfekt besetzt ist: Thomas Danneberg und Wolfgang Hess für Spencer und Hill sind Pflicht, aber vor allem Martin Hirthe ist für Wallach eine Idealbesetzung! Diese Fassung versucht im Stil von Rainer Brandt und Karl-Heinz Brunnemann ein wenig zu kalauern, bleibt aber immer in Filmnähe.

 

Wer ihn nicht kennt, unbedingt angucken!

 

Ein Jahr später kam nicht nur die ziemlich miese Fortsetzung "Hügel der blutigen Stiefel", sondern auch ein wahres Bud Spencer Highlight in die Kinos: "Die fünf Gefürchteten".

Der Film handelt ganz einfach davon, dass der Dutchman (Peter Graves) vier alte Freunde zusammentrommelt (einer von ihnen ist Bud Spencer als Mesito), um für die mexikanischen Revolutionäre einen Zug der Regierungstruppen mit Munition zu überfallen, indem Mesito eine Weiche in die Schienen einsetzt.

 

Natürlich klappt nicht alles ohne Fehler, so wird diese recht dünne Geschichte über 100 Minuten gezogen, der Streifen wird  allerdings nie langweilig, da vor allem das Kapern des Zuges absolut aufwendig und spannend inszeniert wurde. Des weiteren hat Ennio Morricone hier einen wirklich genialen Soundtrack abgeliefert, der wieder einmal die Ohren fast wie bei den Leone Streifen zu begeistern weiß.

 

Zuletzt wäre da noch ein Film von 1973. Terence Hill bricht Richtung USA auf, um einmal mit einem echten Westernstar wie Henry Fonda zu spielen, Bud Spencer blieb jedoch in Italien zurück. Es sah schon fast so auf, als würde ihre Partnerschaft zerbrechen, denn bereits in "Verflucht, verdammt und Halleluja" spielte Spencer nicht mit. Neben dem ersten Plattfuß gab es 1973 in dieser Pause einen Film, der wieder für beide konzipiert war, wieder von Enzo Barboni gedreht wurde und den Soundtrack wieder durch Oliver Onions spendiert bekam.

 

Man musste also einen Ersatz mit ähnlichem Talent wie Hill finden, der ebenso bekannt war wie Bud Spencer und neben ihm nicht zu blass blieb. Viele kamen nicht in Frage. Franco Nero war schon ein wenig zu alt und hatte ein anderes Image, Klaus Kinski war wiederum zu extrem für einen solchen Filmpartner... . So entschied man sich für Giuliano Gemma in "Auch die Engel essen Bohnen".

 

Die Gangsterkomödie spielt im New York der 20er oder 30er, obgleich nur in Italien gedreht wurde. Beide geraten eher zufällig in die Mafia, wo sie vom Paten, "dem Lächler" den Auftrag bekommen, Schutzgeld in Little Italy einzutreiben. Natürlich sind die beiden zu gutmütig hierfür. Die Mafia sieht sich das selbstverständlich nicht lange mit an.

 

Eine unheimlich komische Szene handelt von einem Baby und einem Pfirsichkern - allein diese berechtigt zum gucken. Die Synchronarbeit war dieses Mal wieder von den Meistern des Kalauers ausgearbeitet worden: Karlheinz Brunnemann und Rainer Brandt, wobei letztgenannter Gemma sprach.

 

Wieso dieser Film in Deutschland nicht die Aufmerksamkeit und Bekanntheit wie bspw. der deutlich schwächere "Bud der Ganovenschreck" hat, ist mir ein Rätsel, da er alles zu bieten hatte, was diese Machart von  Filmen auszeichnete. Es wurde nur ein bisschen weniger geprügelt als mit Hill an Spencers Seite.

 

Die DVD von 3L ist übrigens großer Pferdemist, lieber zur restaurierten Version von Koch Media greifen (leider nur in einer Box erhältlich, sonst hätte man den Film gar nicht veröffentlichen dürfen).

 

Anscheinend haben sich die Macher heutiger Filme ein Beispiel an Enzo Barboni genommen, denn wenn ein G.I. Joe eine Fortsetzung verdient hat, dann der Bohnen Film eindeutig auch. Dazu kam es 1975, allerdings sprang auch Bud Spencer ab, so machte Gemma solo in "Auch die Engel mögen's heiß" weiter. 

 

Diesmal versucht Gemma eine ganze Straße unter seine Kontrolle zu bringen. Für "den Dicken" sprang Ricky Bruch als Priester ein. Der Film war zwar wieder recht ordentlich, jedoch fehlt ihm der liebevolle und harmlose Charme, den das Gespann Spencer und Gemma versprühte. Er scheint in diesem Alleingang deutlich gefühlkälter und arroganter zu sein. Dazu eine dusselige Liebesgeschichte, wie ich sie regelrecht hasse. Aus irgendeinem Grund kamen Gemma und Bruch auch nie wirklich zusammen und waren mehr oder weniger verfeindet, bis zur riesigen Schlussprügelei, als beide sich dann doch zusammenrauften.

 

Die musikalische Untermalung, die wieder von den Brüdern De Angelis stammt, ist wieder große Klasse. Bei der deutschen Synchronfassung muss man aufpassen! Die Originale von Karlheinz Brunnemann spult alle alten Sprüche aus seinem Schnodder-Fundus routiniert ab. Dafür dient diesmal nicht Brandt sondern Danneberg. Letztgenannter machte übrigens auch eine zweite Fassung, die jedoch auf weitere prominente Sprecher (wie z.B. Heinz Petruo in der Erstsynchro) verzichtete und sprüchemäßig  im Gegensatz zur alten Fassung total versagte. Wieso man eine solche Fassung auf die DVD presste ist unverständlich und unverschämt.

 

Bevor ich es vergesse: "Die fünf Gefürchteten" haben neben dem eher aus unbekannten bestehenden Cast auch eine ähnliche Synchronfassung ohne die großen Namen des Gewerbes verpasst bekommen. Rainer Brandt hatte sich jedoch einmal eingebildet eine Zweitsynchro im Schnodder-Stil gebastelt zu haben, jedoch sind sich nicht einmal die Experten in den Foren darüber im Klaren, ob diese nicht nur ein Hirngespinst des Berliners sei.

 

Diesmal habe ich es euch mal wieder schwer gemacht. Wer den Film gucken will muss sich bei "Vier für ein Ave Maria" eine geschnittene DVD ohne Kinosynchro zulegen, bei "Die fünf Gefürchteten" gibt es noch immer keine offizielle DVD, von "Auch die Engel essen Bohnen" nur die reudige "Der Dicke in Amerika" Fassung von 3L oder die tolle Koch-Media Auflage, die jedoch nur in einer Box verfügbar ist und von "Auch die Engel mögen's heiß" gibt's nur die öde drittklassige Zweitsynchro auf einer Silberscheibe... .


Ich hoffe, euch gefiel mein kleiner Exkurs nach Italien, der mal wieder viel Mühe (vor allem die Bilder) gemacht hat.

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte

In diesem kurzen Blog möchte ich meine unendliche Freude über die Vielfalt der deutschen Medienlandschaft zum Ausdruck bringen:

Der Kommerz liegt wie ein Schleier über dem Fernsehen: ARD und ZDF sind Tummelbecken für die schlangenartig veranlagten Politiker der Bundestagsparteien und die GEZ-Gebühren scheinen wie von Schwämmen, langsam aufgesogen zu werden. Das System der Talkshow scheint ohnehin das einzig rentable zu sein, für alle Sendeanstalten: Politiker verbreiten den ihnen durch den Fraktionszwang in den Mund gelegten Zinnober und Prominente (das Wort muss ich mit Gänsefüßchen versehen), "Prominente" touren anschließend durch die gleichen Studios um ihre Bücher (dieses auch), "Bücher" zu vermarkten. Generell scheint der Beruf des Schriftstellers ja von lächerlicher Simplizität zu sein, schließlich ist die Autobiographie heute genau so selbstverständlich, wie die gottgleiche Wohltätigkeit, indem man über Stiftungen die Zinsen seines Vermögens an die Armen weitergibt und sich als Wohltäter ohnegleichen gibt. Natürlich verdient dies Ruhm und Anerkennung, die sonst vielleicht solch paradoxen Leuten, wie freiwilligen Feuerwehrleuten oder Rettungsassistenten zur Gute käme, die wöchentlich stunden kostenlos "charity" machen-

Auch das Unterhaltungsfernsehen besteht nahezu ausschließlich aus den munteren Talks und Interviews, die natürlich erst einmal durch die Autorisierung müssen, nicht das eine Formulierung noch anstößig sein könnte. Das geniale an diesen Formaten ist, sie kosten nahezu nix, schließlich ist es eine WIN-WIN Situation: der Sender füllt ein paar Minütchen  Sendezeit und der "Promi" vergrößert die Zielgruppe für sein Qualitätsprodukt, wie sein 3. Album innerhalb des laufenden Jahres.

Wenn man einmal nicht im bewegten Leben eines Philipp Lahm oder von Frau Wulff  schmökern möchte, gibt es ja noch richtige Romane. Zum Beispiel über das Lieblingsthema aller Deutschen unserer Zeit und aller nachfolgenden Generationen: Adolf Hitler. Lieber Onkel Adolf, ich wünsche mir noch ein paar Parodien, Dokumentationen von Guido Knopp und eine handvoll lustige Lieder über dich und dein Reich. Der neueste Clou: Die Geschichte, was wäre wenn er zurückkommen würde. Die Chance ist selbstverständlich durchaus reell. Natürlich folgen im gleichen Atemzug auch noch ein paar hochbrisante Gesprächsrunden bei Jauch, Illner, Lanz, Plasberg und co. über diese topaktuelle Thematik mit der Erkenntnis: Es kann jederzeit wieder losgehen, legt die Springerstiefel nicht zu weit weg und haltet den Kanister mit den letzten Tröpfchen Benzin auf Erden für die nächstgelegene Synagoge bereit, der Nationalsozialismus ist präsent, wie nie zuvor! Natürlich kommt man NICHT zu dieser Erkenntnis, diese Themen sind nämlich ein Geschenk an CDU, SPD und FDP, die sich selbst die Lorbeeren dafür überreichen, dass Deutschland zur Demokratie geworden ist. Und wieder eine Stunde Sendezeit überbrückt.
Merkwürdigerweise behandeln ALLE Filme aus deutscher Produktion - wenn man mal von Till Schweiger und seiner Nachgeburt Schweighöfer absieht - genau diese 12 Jahre (oder es handelt sich bei diesen durch Filmfonts geförderte!!! 90-minütige Ausgaben der Programme sog. Stand-Up Comedians).

Wem das nicht populistisch vorkommt, der ist wohl durch übermäßigen RTL-Genuss bereits irreparabel geschädigt worden.

Doch zurück zum Fernsehen: In den USA gibt es derzeit ein Phänomen, qualitativ hochwertige Serien bei den Pay-TV Sendern, z.B. AMC, wie "Breaking Bad", "Dexter", "The Walking Dead" oder "Game of Thrones". Auffällig ist, außerhalb von DVD und Blu-Ray-Gucker-Kreisen sind die meisten solcher Formate in der BRD kaum, gar nicht oder erst nach Jahren bekannt (In meinem Bekanntenkreis war Breaking Bad angekommen, als ich mit gucken von Staffel 4 fast fertig war). Sind wir nicht bereit? NEIN, unsere Sender machen nur nix mehr, was beim Scheitern Kosten auslösen würde. Lieber gibt's die 300ste Wiederholung von den ersten Two and a half Men Staffeln.

Deshalb werden Serien wie "Stromberg", "Neues aus Büttenwarder" oder "Pastewka"  von den Fans (ich zähle mich bei den ersten beiden auch dazu) als ultimativ geniales Machwerk verehrt. Die Serien haben aber allesamt schon mindesten 7 Jahre auf dem Buckel und in Mangelung anderer neuerer Formate mit vergleichbarem Produktionsaufwand/Konzept ist es wohl logisch, dass solche Sendungen von wahrem Freudentaumel begleitet werden.

Als ich gerade in einem Blog vom User Largo namens "Ich glotz (kein) TV..." laß, fiel ich über das einstige Ritual, am Sonntag den Tatort zu gucken, es war eine Institution im deutschen Fernsehen... es war! Wie soll man heute auch noch irgendeinen Krimi gucken wollen, wenn im Jahr allein von ARD und ZDF gefühlte 300 solcher hochspannenden Kriminalfälle produziert werden, SOKO Itzehoe und Tatort Chemnitz, innerhalb eines Monats gleich mehrere verschiedene Versionen eines Hamburger Tatorts usw.. Die Geschichten haben zum Teil schon einen ähnlich exklusiven Charakter, wie jene des Nachmittagsprogramms bei RTL.

 

Man müsste noch über so vieles schreiben: Wieso laufen auf den neuen Formaten der öffentlich rechtlichen nur zwei, drei alte Serien in Endlosschleife und wieso wiederholt man nicht mal Klassiker wie "Laurel und Hardy" oder generell die ZDF Serien mit Hans Dieter Hüschs Spreche, die genialen Formate mit Dieter Hallervorden oder Loriot auf diesen merkwürdigen  Sendergefügen? Wer guckt noch immer Stefan Raab? Wie viele Staffeln von Dieter Bohlens Beitrag zur Völkerverständigung braucht es noch, bis es den ersten RTL-Amoklauf gibt? Wieso wiederholt Kabel 1 nur ein dutzend Bud Spencer und Terence Hill Filme aber nix mehr anderes? Was ist Sixx? Wie viele TV-Köche braucht es um die gute deutsche Hausmannskost endgültig zu beerdigen? Wie kann ein Herr Kalkofe in seiner Mattscheibe gegen  beklopptes Fernsehen Sturmlaufen, aber im "Was guckst du Film" mitwirken? ....?....

Nachdem ich mich durch all dieses gequält hab, gibt es Gott sei dank einen Knopf auf der Fernbedienung, der mich in eine Film- und Serienwelt ohne Werbung, Castingshows und Messis bringt, zu meinem Blu-Ray Player, in die Welt des Kauf-Films. Am besten in eine Zeit fernab von den Ausschweifungen eines Charlie Sheen, als Schauspieler noch eine Straße kreuzen konnten, ohne dass sie von "Stalkern" umtänzelt werden, ohne Paparazzi, als man noch Werbung zwischen die Filme und Serien packte und nicht anders herum. Lee Van Cleef, Clint Eastwood und Louis de Funès sind meine Helden, nicht Britney Spears, Dieter Bohlen oder Heidi Klum...

Gute Nacht




In meinen Blogs blieb immer die Rolle der Frau auf der Strecke. Zu schnell reduziert man das schwache Geschlecht (in Bezug auf den wilden Westen ist genannter Begriff noch immer legitim) auf Prostituierte, wie in "Spiel mir das Lied vom Tod", oder auf die süßen Mädchen, die dem Charme eines Terence Hill erliegen, oder alte feuerspeiende Drachen, wie die Frau von Eli Wallach in "Stetson - Drei Halunken erster Klasse".

 

Damit ist jetzt Schluss! Mein Spaghettiwestern Blog bekommt heute die Frauen-Quote verpasst! Denkt man mal ein Weilchen über die Damen des italienischen Wildwestkinos nach, fällt einem höchstens Claudia Cardinale ein. Um diesem Zustand entgegenzutreten, stelle ich heute den einzigen Italowestern mit einer Frau mit Revolverheldin in der Hauptrolle vor.

 

In "Mein Körper für ein Pokerspiel" verkörpert Elsa Martinelli die Revolverheldin Belle Starr, die in einer Pokerpartie gegen Blackie (gespielt von George Eastman) alles Geld verliert, das sie besitzt und so sich selbst als Einsatz anbietet und verliert. Darauf folgend verbringen beide eine Nacht und es beginnt eine Art Hassliebe zwischen beiden.

 

Nach dieser recht interessanten Anfangsszene plätschert dieser unkonventionelle Western von einer viel zu konventionellen Szene zur nächsten. Wie einer, in der sie in einer Bar als Mann verkleidet, für einen solchen gehalten wird und in typischer Clint Eastwood Manier auf die Macho-Kerle, die sie anmachen, reagiert. Der Film krankt am wohl extrem knapp bemessenen Etat für die Produktion. Er wurde nicht einmal in Almeria gedreht, so fehlen die klassischen Außenaufnahmen. Kamera, Kostüme, Schauspieler, es krankt an allen Ecken und Enden.

 

Die Synchro konnte wohl unpassender nicht sein: Rainer Brandt treibt sein Unwesen als George Hilton und zwar so schlimm und extrem schnodderig wie selten. Es ist unfassbar, wie viel Müll er in den ohnehin nicht besonders intelligenten Dialogen unterbringt. Was die Zahl der Geschmacklosigkeiten angeht, sicherlich eine seiner Höchstleistungen. Ich kann mich nicht entscheiden, ob dies unpassend oder doch schon wieder stimmig ist....

 

Das war es auch schon, der einzige Spaghettiwestern mit Frau statt Mann an erster Stelle. Schulz, aus, Ente, ähh Ende (die Synchro ist ansteckend)...

 

Moment mal, wenn die Italos mit den Frauen schon so sparsam umgegangen sind, dann muss man sich eben ein anderes Land mit einem solchen Streifen im Programm suchen. Wie wäre es denn mit Großbritannien?

 

1971 kam "Hannie Caulder - In einem Sattel mit dem Tod" heraus, der deutlich kostenintensiver produziert war und sogar mit echten Stars aufwarten konnte. So versammelten sich neben Raquel Welch auch Christopher Lee und Ernest Borgnine.

 

Hannie Caulder's Mann wird von 3 Bankräubern, den Clemens Brüdern unter der Leitung von Borgnine, ermordet und sie vergewaltigt. In bester Italo-Manier sehnt sie sich nach Rache. Sie sucht sich Hilfe bei einem Kopfgeldjäger (Robert Culp). Wie die Geschichte endet, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht erwähnen. Auffällig ist, dass sie nicht ohne weiteres zum durch den Westen geprägten Rächer wird, sondern sich durch Culp und einen befreundeten Waffenmacher (Christopher Lee) anleiten lässt.

 

Der Streifen überzeugt durch eine sehr ordentliche Kameraführung, die stimmigen Drehorte in Almerìa, wo sonst fast alle Italowestern gedreht wurden, die namhafte Besetzung und deren sehr ordentliche schauspielerische Leistung, sowie einem ordentlichen Grad an Gewalt. Man verknüpft also gekonnt das Flair eines Spaghetti- mit der Technik eines US-Western.

Die beiden Filme waren und sind jedoch ziemlich allein auf weiter Flur, denn in den meisten ähnlichen Machwerken wurden Frauen nur als Sidekick für Ikonen des Genres eingesetzt, so z.B. in "Ein Fressen für die Geier", oder "Mit Dynamit und frommen Sprüchen". Andere, in denen Frauen Hauptdarstellerinnen waren, schlugen meist einen eher komischen Ton an.

 

Eigentlich wäre der Blog hier vorbei, jedoch blieb ich mit dem Gefühl zurück, etwas vergessen zu haben, so suche ich auf der Wikipedia-Seite des erstgenannten Filmes nach Bestätigung: "Der Film ist der einzige Italowestern, der von einer Frau inszeniert wurde". Okay, dies mag sein, aber es gibt noch einen, mit einer Frau als Hauptdarstellerin mit Hut und Colt, ich weiß es....

 

                                                        ...

 

Und da ist er, ein Film der alles bietet: einen Sargziehenden Django, Terence Hill und einen wunderbaren deutschen Titel: "Blaue Bohnen für ein Halleluja" ist der einzige Musical-Western, den ich kenne. In diesem Streifen um die italienische Schlagersängerin Rita Pavone versuchte man mittels mehr oder minder lustiger Musikeinlagen nahezu alles westernartige durch den Kakao zu ziehen. So hatte nicht nur Django seine Auftritt, auch ein Double des Blonden aus der Dollar-Trilogie, sowie Indianer, die Winnetou zum verwechseln ähnlich sehen, waren an Bord.

 

Natürlich muss man vorher wissen, worauf man sich hier einlässt, denn der Titel suggeriert einem ja mal wieder einen vollkommen anderen Film. Aber dieser Umstand müsste den Freunden von Filmen in denen Terence Hill mitwirkte, durchaus vertraut vorkommen.

 

 

Epilog:

Frauen im dreckigen Männergenre des Italowestern: Meist waren sie Nebenfiguren und Schlüssel, wieso die Hauptdarsteller so blutrünstige Mörder wurden, jedoch ließ dieses auf seine ganz eigene Weise revolutionäre Subgenre den Ruf des weiblichen Geschlechts als gänzlich unschuldig, verschwinden. So hatte Klaus Kinski seine Frau, die ihn verlassen hatte, in "Satan der Rache" nicht zurückgenommen, nein, er ließ sie sterben. Vorher war so eine Aktion undenkbar. Folglich ließ sich auch hier eine Art Emanzipation erkennen.

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte


Lang lang ist's her, als ich das letzte Mal meinen Blog befeuerte, nun geht es aber weiter:

 

Hier in Deutschland war ein grundsätzlicher Bestandteil des Italowestern seine teils sinnlose Betitelung. Aus "The good, the bad and the ugly" wurden "Zwei glorreiche Halunken" usw. Dabei war es irgendwann gar nicht mehr so leicht, zwischen guten Western von Leone, Corbucci etc. und eher "mülligen" Kandidaten anhand des Titels zu unterscheiden.

 

Die Filme mit Django im Titel waren wohl der extremste Fall von verfälschten Titeln.

 

Das beste Beispiel für den Irrsinn, der sich durch das ganze Genre zog, war wohl "Gott vergibt - Django nie", der erste Film mit Terence Hill und Bud Spencer als Duo. In der deutschen Urfassung war Hill Django. "Dio perdona ... io no" ist übrigens der italienische Titel - zu deutsch: "Gott vergibt... ich nicht". Ursprünglich sollte er "Der Hund, die Katze und der Fuchs" in Italien heißen, als Anspielung auf oben genannten Leone-Streifen.

Im Zuge des Spencer/Hill Booms in den 70ern wurde der Titel immer weiter verfremdet. Zunächst wurden beide gleichgesetzt ("Gott vergibt - wir beide nie") und später, als er auf lustig umsynchronisiert wurde (was nicht wirklich gelang), taufte man ihn "Zwei vom Affen gebissen" und Hill hieß nun übrigens Joe, wie in den Halleluja Streifen, wo er international eigentlich "Trinity" heißt. Den Originaltitel erhielt der Film übrigens nie in Deutschland.

 

... kompliziert, kompliziert...

 

Merkwürdigerweise scheint diese Machenschaft auf magische Weise mit italienischen Western einher zu gehen. Mit "Doc West" kam letztes Jahr ein neuer Terence Hill Western auf den DVD/Blu-Ray Markt, den man in Deutschland mit dem vollkommen unsinnigen Untertitel "Nobody ist zurück" vermarktete.

 

Eigentlich sollte dieser Blog einzig von Django-Western handeln, die durch die Anwesenheit von Franco Nero zu einem Django wurden, also zurück zum Thema:

 

1966 kam der originale Django von Corbucci in die Kinos und entwickelte sich in Deutschland schnell zum großen Erfolg. Da man hier verpasste, den Franco Nero Western "Texas addio" (Texas Adios) vor Django zu synchronisieren (der Film kam in Italien vor Django ins Kino), machte man hier erstmals vom Namen der Figur Gebrauch, obwohl der Film nicht davon handelt. "Django 2" oder "Django, der Rächer" waren die Titel für diesen Streifen, der erstmals den Anspruch erhebt, der echte Nachfolger der Klassikers zu sein.  Diesem folgte rasch "Django (3) - Sein Gesangbuch war der Colt".

 

Beide Titel waren sich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich: nicht nur, dass beide Male (und im Original) Nero von Gert Günther Hoffmann gesprochen wurde und die Synchronfassung von Karlheinz Brunnemann stammte, auch die Story hatte starke Parallelen.

 

Im "Rächer" begleitete ihn sein kleiner Bruder nach Mexiko, wo er den Mörder ihres Vaters rächen will. Dort warten jede Menge bleihaltige Schießereien und Ärger mit dem (natürlich) sehr einflussreichen Mörder auf sie.

 

Im dritten Teil kommt Django in seine alte Heimatstadt, wo sein stets trunkener Bruder (George Hilton, sehr gute Rolle) und seine Stiefmutter nicht mehr auf dem alten Hof, sondern in einer ollen Absteige wohnen. Sein Bruder will ihn sofort wieder wegschicken, denn es geht etwas vor in der Familie Scott, der quasi die ganze Stadt gehört.

 

Nicht nur, dass beide Male der Bruder eine Schlüsselfigur ist, es gibt auch familiäre Verstrickungen um Väter...

Zwar sind beide Titel bei weitem nicht so gut inszeniert und designt wie der "echte", wirken ein wenig unoriginell und vorhersehbar, jedoch hält vor allem Nero als falscher Django die Filme auf Kurs, was sich in den folgenden Jahren mit immer schlechteren Schauspielern noch ändern sollte. Auch die Ballereien und vor allem ein sehr gut choreografierter Peitschenkampf im "Gesangbuch" waren wieder einmal erstklassig.

 

Der dritte fälschlicherweise als Django betitelte Streifen mit Nero ist "Mit Django kam der Tod" (1968), der im doppelten Sinne eine Mogelpackung war, denn es ist nicht einmal ein richtiger Western, er spielt eigentlich auch nicht in Mexiko, sondern in Spanien und ist eigentlich eine Abwandlung des französischen Opernstückes Carmen, aber das kümmerte damals wohl niemanden

 

Django - diesmal Offizier beim Militär verliebt sich in die Zigeunerin Conchita/Carmen (Tina Aumont), die er in den Bau bringen soll, doch die entkommt. Nun wird er degradiert und muss sie wieder einfangen. Die Themen Liebe und Eifersucht, die Django fast in den Wahnsinn treiben, sind absolut untypisch für einen Italowestern und dadurch ist der Film auch interessant, wenngleich ich ihn nicht zu den besten zähle. Man darf sich übrigens auf Klaus Kinski als Gatten von Conchita freuen, dessen Rolle allerdings zu kurz geraten ist, anders als Nero kann er nicht zeigen, was er kann.

 

Da Brunnemann und Brandt wieder mal die Synchronfassung erstellten, wurde dieser Film auf Django umgetauft und in einer nicht ganz so extremen Form wie sonst, mit den Kalauern "bereichert". Wer den Film originalgetreu und trotzdem deutsch erleben möchte, der greife auch zur DVD, denn dort ist ebenfalls die DEFA Fassung mit an Bord. Einen richtigen Vorwurf möchte ich dem Schnodder-Duo aus Berlin dennoch nicht machen, denn der Film selbst ist in gewisser Weise ein falscher Fünfziger, denn er will ein spanischer Film mit romantischem Grundton sein, obwohl alles aussieht wie immer und auch viele der bekannten Drehorte genutzt wurden.

 

Fazit: Zwei ordentlich bleihaltige Filme mit sehr guter Synchronisierung und ein gefühlsduseliger Romanzen-Western der gar keiner ist. Es ist also noch Platz nach Oben.

 

Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder TV-Mitschnitte und alle wurden von mir erstellt.



Rund ein Jahr ist vergangen, als ich zum ersten Mal hier die Blog-Funktion nutzte, um über einen meiner Lieblingswestern zu schreiben: "Keoma", einer von vielen Italowestern, die in der Öffentlichkeit zu schnell als brutaler, billiger Einheitsbrei abgestempelt wird. Der Ruhm und die Anerkennung bekommt in diesem Genre eigentlich nur der Schöpfer Sergio Leone und manchmal auch sein härtester Konkurrent Sergio Corbucci. Dabei gibt es noch genügend geniale Western, die in den 60ern und 70ern in Italien bzw. Spanien entstanden sind.

 

Aus diesem Grunde schreibe ich nun ungefähr ein Jahr hier für meine kleine Leserschaft, um ihr dieses Genre und die Zeit näher zu bringen.

 

Doch dieser Blog besteht nicht bloß aus Selbstbeweihräucherung, sondern soll auch einen informativen Part bieten. Dieses Mal möchte ich einen unter Kennern schon längst als Kult gehandelten Film vorstellen: "Ein Dollar zwischen den Zähnen".

 

Wer nur einen kurzen Blick auf den Film wirft, der wird diesen als reine "Für eine Handvoll Dollar"-Kopie halten, jedoch steckt mehr in diesem Streifen von Luigi Vanzi aus dem Jahr 1967:

 

Tony Anthony spielt den "Stranger", den namenlosen Fremden, der in eine leere mexikanische Stadt einritt und Banditen bei einem Geldraub von amerikanischen Soldaten hilft. Er versucht sich mit den Dollars aus dem Staub zu machen, jedoch glückt dies nicht, er wird gefangen genommen und von ihnen ordentlich vermöbelt. Zum Schluss folgt dann die große Rache des Helden bzw. Antihelden.

 

Das der Plot auf diese paar Zeilen passt, liegt nicht zuletzt daran, dass neben Anthony nur Frank Wolff ("Leichen pflastern seinen Weg") als Anführer der mexikanischen Banditen mehr als ein paar kurze Szenen hat und, wie so oft, wirklich glänzt in seiner Rolle.

 

Doch was macht diesen Western so einzigartig? Seine Stimmung: So spartanisch ist kaum ein Film im Genre, wo beim Vorbild noch Joseph Egger (siehe Blog Nr. 5) als kauziger Sargmacher und Wolfgang Lukschy als Barmann die Sache etwas auflockerten, stand hier nichts als der Konflikt zwischen dem Mann mit Poncho (bzw. zwei ollen Hundedecken) und den Amigos im Vordergrund. Anders als Eastwood ist Anthony absolut skrupellos, d.h. er schießt Leuten auch mal in den Rücken, labert nicht viel herum und schreckt auch nicht davor zurück der Dame unter den Banditen das Genick zu brechen. So dreckig war Italowestern selten.

 

Die Synchronfassung steht ganz im Zeichen des Vorbildes von Leone, so bekam Anthony Klaus Kindler als Sprecher verpasst, damit die Ähnlichkeit zu Eastwood noch mal gesteigert werden kann. Frank Wolff bekommt Arnold Marquis und der einzige andere Bandit der des Öfteren Sprecheinlagen hatte, Rainer Brandt zum Sprecher.

 

Für den Amerikaner Tony Anthony war es die Rolle seines Lebens, in die er (immer in etwas abgewandelter Form) noch ein paar weitere Male zurückkehrte. Anders als Wolff, der sich 1971 das Leben nahm, fand sich der US-Amerikaner Anthony damit ab, "nur" in europäischen Produktionen mitzuwirken.

 

Nachdem er mit Vanzi zwei weitere Filme iszenierte, die heut gern zu einer inoffiziellen Tony Anthony "Stranger" Trilogie zusammengefasst werden, kooperierte er mit Regisseur Ferdinando Baldi, der sonst eigentlich solch unoriginelle nahezu - Plagiate zu Stande brachte, wie die Butch und Toby Filme (siehe Blog Nr. 2). Doch "Blindman - der Vollstrecker" (1971) war alles andere als das, im Gegenteil, er war ein gewagter Sonderling unter den Spaghettiwestern, denn er handelt von einem blinden Revolverhelden, natürlich von Anthony verkörpert. Die Idee stammt übrigens vom blinden Samurai "Zat?ichi".

 

Zum Plot: Der Blinde soll 50 Frauen zu Minenarbeitern in Texas bringen, damit diese sie heiraten können (hört sich bekloppt an, bringt aber effektiv eine Menge nackte Haut und macht ordentlich was her), diese werden aber vom Mexikaner Domingo und seiner Bande entführt, so verschlägt es den Blinden in jenes südlich der USA gelegene Land. So beginnt ein hin und her um diese 50 Frauen, bei dem die mexikanische Armee auch noch seine Finger im Spiel hat. Der Bruder von Domingo wird übrigens von Ringo Starr gespielt.

 

Doch die Story ist es nicht, die einen an diesem Streifen fasziniert, sondern, wie der Blinde all diese brenzligen Situationen meistert. Er wirkt auf der einen Seite nicht so lässig wie die sonstigen Rächer, doch gerade dann schafft der Film einen mitzureißen, da man so etwas vorher noch nicht zu Gesicht bekam. Dies fasziniert von der ersten Minute an. Dazu kommen die "bösen", die in diesem Streifen gut miteinander harmonieren, und jede Menge klassische Gewalt. Zwar sind manche Szenen etwas unlogisch, aber darüber sieht man gern hinweg.



Als einziges Manko könnte man anführen, dass man von einem Film, in welchem 1/4 der Beatles mitwirkt, einen interessanteren Soundtrack erwartet, was man bekommt ist die Standardmusik, wie man sie in jedem 0815 George Hilton Ulk-Streifen hört.

 Ringo

Zur (meistens) glaubhaften Darstellung des Blinden durch Tony Anthony kommt, dass Baldi anscheinend mehr Budget zur Verfügung hatte als sonst, so konnten verschiedene teils großräumige Kulissen geschaffen werden. Die gnadenlose Gewalt - auch gegenüber Frauen, wurde übrigens von "Ein Dollar zwischen den Zähnen" übernommen. Für mich ist "Blindman" eine wahrhafte Italoperle, die man gesehen haben sollte!

 

Die deutsche Synchronfassung kann auch diesmal überzeugen, obwohl mit Rolf Schult nicht unbedingt ein erste Wahl Sprecher (für meinen Geschmack) den Part des Blinden übernahm.

 

Beflügelt von dieser Glanzleistung, versuchten Baldi und Anthony ihr Glück mit anderen merkwürdigen Westernvariationen, wie einem Fantasy-Spaghettiwestern-Mix oder einem 3D-Western... die Resultate waren allerdings erwartungsgemäß durchwachsen. Jedoch muss unbedingt gesagt werden, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

 

Zum Schluss: Viele gute Themen wurden schon abgegrast, einige wirklich tolle Filme schon genannt. Aber ich habe Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um auch das nächste Jahr mit Blogs zu guten und manchmal auch schlechten Italowestern zu füllen, so hab ich angefangen über Militärfilme zu schreiben und auch in Zukunft will ich mich immer wieder vom Kern entfernen, aber werde immer wieder zu ihm zurückkehren. Viele Themen stehen noch auf meiner Liste: Klaus Kinskis Werk, die Sartana-Reihe, die "Sergio Sollima Trilogie", weitere Django-Knaller und viel anderes. Vielleicht auch über die weiteren Filme mit Tony Anthony, wer weiß...

 

Zur Einstimmung auf das zweite Jahr, hier ein ultimatives Video, welches jedem Lust auf ein paar blutige Dollars, harte Fäuste und blaue Bohnen machen sollte: Viel Spaß und vielen Dank an die Leser und die Ersteller dieses genialen Clips:

 



Die Quellen der Bilder sind die jeweiligen DVD/Blu-Ray/VHS-Veröffentlichungen oder 
TV-Mitschnitte

Hier und heute möchte ich sehr gern meine neue Blogreihe starten, die Nachtgedanken, wo ich einfach einmal locker schreiben möchte über wichtige Themen des Films, der Politik usw...  Ohne große Bebilderung, einfach nur, um meine unbedeutende Meinung hier unter's Volk zu bringen.

 

Zurück mit dir ins Grab, du überbezahlter Hollywood-Zombie! Ich will dich nicht mehr sehen, jedenfalls nicht mehr in der Frequenz, in der du produzierst! Doch von wem ist hier die Rede? Eigentlich ist er einer der besten Action-Stars und hat sogar deutsche Wurzeln, was ihn durchaus sympathisch macht, den lieben Bruce Willis.

 

War er in den 80ern und 90ern und manches Mal auch noch in diesem Jahrtausend an richtigen Actiongranaten beteiligt, nimmt die Qualität seiner Werke seit nun gut 4 Jahren kontinuierlich ab. Zunächst schien er sich auf gutem Kurs zu halten, mit "Sin City" war er an einem der designtechnisch genialsten Filme des Jahrzehnts beteiligt und auch "Surrogates" und "Cop Out" waren noch sehr spaßige Streifen. Doch was sich bereits im vierten "Stirb Langsam" abzeichnete, machte er in Plunder, wie "Set Up", "Catch. 44" und "R.E.D." bzw. "Looper" zu seinem Standard.

 

Den vorzeitigen Höhepunkt setzte dieses Jahr der seelenlose, inhaltsleere fünfte "Die Hard" Teil, der nur den Titel mit seinen tollen Vorgängern gemein hatte. Wichtige Fragen, wie die nach McClanes Ex-Frau, die einen Zusammenhang zu Teil 1-3 stricken würden, fehlten völlig. Doch dies war nur die Spitze des Eisbergs, den mit "G.I. Joe 2" steht schon die nächste Multi Millionen Dollar Totgeburt in den Blu-Ray Regalen.

 

Und nun lese ich, dass Stallone ihn aus dem dritten "Expendables" warf und mit Harrison Ford ersetzte, der seit "Indy 4" eine ähnliche Durststrecke durchmachte (nur ohne die vielen drittklassigen Filme zwischendurch), weil Herr Willis zu viel Geld verlangt habe.

 

Böse Zungen behaupten ja, dieses ständige Produzieren von Fortsetzungen der Klassiker sei bei Stallone genauso schlimm, wenn man allerdings die letzten Rambos und Rockys mit dem klinisch toten McClane vergleicht, so erkennt man bei Sly kluge Fortsetzungen, die einen Mehrwert bieten, obgleich sie auch keine wahrhaftigen Überflieger waren, doch der Sinn hinter diesen Projekten ist deutlich erkennbarer als jener bei "Stirb Langsam 5", den man auch "Bruce Willis Action Movie Nr. XYZ" hätte nennen können.

 

Doch was ist los mit ihm? Anscheinend bekommt er nicht mehr die Rollen, die er gern hätte, so nimmt er jedes Engagement an, Hauptsache die Kohle stimmt. Mir persönlich ist aufgefallen, dass man anhand seiner Haarpracht erkennen kann, ob der Film was taugt, oder nicht: Das heißt, sofern Bruce Willis mit Pelz auf der Platte auftritt, taugt der Film etwas, wenn nicht, ist die Wahrscheinlichkeit einen miesen Film zu treffen, exorbitant höher. Das liegt wahrscheinlich daran, dass er sich bloß für viel versprechendes Material von seiner Glanzoberseite trennt, also in Filmen, wo es etwas ausmacht, wie er wirkt und nicht bloß, wie er die Wumme in die Kamera hält.

 

Doch wie es geht, in Würde zu altern, das zeigt uns Tommy Lee Jones seit einigen Jahren. Wo er in "No Country for old men" nicht einmal eine eigene Action-Szene hatte und Josh Brolin und Javier Bardem diesen Part überlies, da übernahm seine Rolle im dritten "Men in Black" einfach auch Brolin als jüngere Version. Er zeigte sich in den letzten Jahren einfach so, wie er  ist: ALT! Und das gefällt mir. Amen.

 

Gute Nacht


Kennt Ihr das auch?: Man geht in den roten Elektromarkt und sucht nach Filmen, ist allerdings von den meist überproportionierten Preisen überwältigt. Plötzlich erscheint jemand neben dir im Gang und ist ganz stolz auf sich, dass er sich einen Titel aus dem Regal nimmt und nun kaufen will. Man selbst guckt ins Regal, sieht den selben Film noch mal und denkt sich, huch... zu dem Preis würde ich den nicht kaufen, überlegt sich kurz, ob man dem anderen nicht mitteilen will, dass es den online deutlich billiger gibt, setzt dies jedoch nie in die Tat um.

 

Aus Ärger, dass das Wunsch-Steelbook anscheinend schon so lange dort im Regal liegt, dass ein Anbieten genau dieses Films als "neuwertig" bei Ebay eine negative Bewertung zur Folge hätte, selbst mit der bereits zerfledderten Folie darum, geht man noch im selben Einkaufzentrum zu einem dieser großen Läden, wo es von der Klobürste bis zum mexikanischen Bier alles zu geben scheint. Gleich am Eingangsbereich findet sich auch dort eine Filmabteilung, auch dort sucht man das Steelbook, welches man sucht und findet es!!!

 

Nun kauft man noch dies und das und geht zur Kasse. Als man sich an die Schlange anstellen will, fällt einem bei seiner Blu-Ray Neuanschaffung auf dem Preisschild folgendes auf: "Achtung Leerhülle - Inhalt an der Info". Nun denkt man sich, was alles passieren könnte, die Dame an der Info versucht mit ihren künstlichen überlangen Fingernägeln die Folie von der Hülle zu reißen... Kratzer, Dellen, alles ist möglich. Noch schlimmer sind solche Filme, die nicht mal mehr eingeschweißt in diesen Läden stehen, die jeder von innen und außen angrabbelt. Pfui Deibel! Dann kauf ich lieber gleich gebraucht.

 

Das Steelbook fliegt klammheimlich ins Regal an der Kasse mit den Kondomen, Feuerzeugen und den kleinen Flachmännchen Korn, dessen Kauf man nun durchaus in Erwägung zieht.

 

Zuhause angekommen geht man noch einmal auf Amazon, wenn ich diesen Namen hier einmal erwähnen darf. Dort ist das Steel leidern nicht verfügbar, da es nur für den stationären Handel bestimmt ist, oder er ist FSK18 und der Versand versaut den Endpreis.

 

Also sucht man die Edition nun auf dem am Anfang kurz erwähnten Online Auktionshaus und bietet einfach mal mit und zwar einen Euro weniger als das, was es in den Läden gekostet hat. Bis 10 Sekunden vor Auktionsende ist man nun Höchstbietender, doch dann kommen diese Typen, jene, die einem den Spaß an der Sache so oft kaputt gemacht haben und bieten locker 7,00€ mehr als den Neupreis... Was wollen diese gemeinen Hunde dort bloß? Weiden sie sich daran, einem alles vor der Nase wegzukaufen, ohne dass der Preis eine Rolle spielt, sind es Millionäre, die die Millionenmarke auch für positive Bewertungen knacken wollen oder sind die einfach nur bekloppt und haben keine Ahnung, was ein Preisvergleich ist?

 

Schließlich ist man so deprimiert, dass man sich bei einem englischen Shop für ziemlich den selben Preis ein Box-Set mit 4 Filmen ordert. Auf den Wunschfilm wartet man jedoch noch Ewigkeiten.

Gute Nacht

Die folgende Filmnachbesprechung enthält Hinweise auf den Inhalt des Films "Inglorious Basterds" von Quentin Tarantino.

 

Nachdem ich nun zum zweiten mal den vorletzten Tarantino Streifen "Inglorious Basterds" sah und mir meinen Blogbeitrag über "Django Unchained" noch einmal durchlas, bin ich nun quasi gezwungen noch einmal über den so vergötterten Filmemacher zu schreiben, dieses mal dient jener Kriegsfilm als Grundlage, jedoch werde ich auch den Western vergleichend heranziehen.

 

1944, eine Gruppe Söldner will in einem kleinen Pariser Kino die gesamte Führung des dritten Reichs aus dem Weg schaffen. Diese Handlung garantiert lustige und spannende Unterhaltung, auf den zweiten Blick offenbaren sich allerdings Ungereimtheiten:

 

Tarantino und die Geschichte: Was wohl jedem Deutschen, der die eigene Historie kennt, sofort auffällt, ist, wie unmöglich und an den Haaren herbeigezogen Tarantinos Plot scheint. 1944, nach gescheiterter Schlacht um England, Russland Offensive und Afrika Feldzug und der Landung der Amerikaner in Italien und der Normandie, soll Hitler und der gesamte Führungsstab der deutschen Streitkräfte in ein Kino in Paris einkehren... 1. Hitler war zu diesem Zeitpunkt schon schwer krank (Wackelhand usw.), weil er längst erkannt hat, dass der Krieg verloren war (wird heute gern als Wahnsinn dargestellt, ich glaube, dieser entwickelte sich erst durch die Ausweglosigkeit), war nur in der Wolfschanze oder auf seinem Berganwesen, besuchte nie Maybach I / Zeppelin bei Zossen, wo der Generalstab eigentlich saß, weil er dort die "Verräter" des 20. Juli saßen, was er wahrscheinlich schon witterte. 2. Paris war eine Hochburg der Resistance. 3. Kann es sich die gesamte Führung erlauben, gleichzeitig ins Kino zu gehen? 4. Wo war Himmler? 5. Göring war zu diesem Zeitpunkt, ähnlich wie Hitler, stark gezeichnet vom Krieg, morphiumabhängig... 6. Die Filmindustrie war zu diesem Zeitpunkt bereits kurz vor dem Zusammenbruch, man musste in Prag drehen, weil es über Potsdam Bomben hagelte. Übrigens hatte die SS während des Kriegs keine schwarzen Uniformen an.

 

Eine ganz schön lange Liste, die mir aus dem Stehgreif einfällt. Deutlich wird dadurch vor allem eines, Tarantino produzierte diesen Film in erster Instanz für das amerikanische Publikum, welches sich einen Rotz um die nicht-amerikanische Geschichte und Kultur kümmert. Die meisten wissen wahrscheinlich nur folgendes über die Jahre 33-45: "Hitler was a very, very bad man... and he hates the jews".

 

Über diese Meter großen klaffenden geschichtlichen Ungenauigkeiten kann man einmal hinwegsehen, wir haben es schließlich nur mit einem Unterhaltungsfilm zu tun, vielleicht war diese Realitätsferne auch Pflicht für Tarantino, gerade um den Zorn zahlreicher Historiker auf sich zu ziehen. Jedoch gibt es ein für mich viel größeres Problem:

 

Sarkasmus oder Hass?: Die Basterds sagen, sie skalpieren alle Nazis, bringen sie alle um, oder "Brandmarken" sie. Das ist typische Western-Gerechtigkeit, jedoch ist für die Tarantino Bande um B. Pitt das deutsch-sein bereits ein Todesurteil, es wird jeder der in einer deutschen Uniform steckt, dafür bestraft. Folglich haben die deutschen Soldaten, die den Basterds begegnen 2 Möglichkeiten gehabt: Sich der Wehrmacht verweigern und als Deserteur erschossen werden, oder von dieser anglo-jüdischen Vendetta-Bande gehenkt werden. Dieser unmenschliche  Grundton des Films ist für manche schwarzer Humor oder Sarkasmus, für mich ist es jedoch einfach nur das Unvermögen des Regisseurs, universellem Hass, Gewalt und Faschismus etwas anderes entgegenzusetzen, als selbiges. Tarantino, wie auch sein Lieblingsfreund R. Rodriguez, waren nie in der Lage auf irgendeine andere Weise, als per Gewalt und Hass ein Problem zu lösen. Lieber hangelt sich Herr Tarantino starrsinnig von Filmzitat zu Hommage und lässt dabei immer wieder die alte Morricone-Musik leiern und das schon seit fast 20 Jahren (Auf die Idee, einen gänzlich eigenen Soundtrack zu komponieren, kommt er natürlich nicht, wahrscheinlich aus Angst vor dem Scheitern).

 

Erstaunlich ist, dass dies niemanden hierzulande in Kopfschüttelstürme versetzte, wahrscheinlich, weil für die jüdisch dominierte Filmlandschaft Hollywoods andere Maßstäbe gelten, als für die europäische...

 

Wenn man nun den Vergleich mit "Django Unchained" sucht, wird deutlich, es ist genau das selbe: Jude gegen Hitler, oder "Neger" gegen Sklaventreiber... so wirkt sein Schaffen fast schon pubertär, da es sich nie in Richtung intelligenter Filme weiterentwickelt hat, eher in Richtung Roland Emmerich. Die Unterdrückten hauen den Bösen kräftig in den Arsch. Leider stellt sich in seinen Filmen auch nie die Frage, wer hier der böse ist, selbst bei Krieg der Sterne war diese Frage nicht so eindeutig zu beantworten, denn man weiß bei einem Hitler-Film / Blaxploitationsfilm bereits vorher wie er endet. Denkt mal an "Reservoir Dogs", da hing man ewig in den Seilen, warsich nie ganz sicher.

 

Und zuletzt Tarantino und die Gewohnheit: Nicht nur, dass immer wieder ähnliche Themen mit ähnlicher alter Musik gepaart werden, nein, auch Schauspieler und Humor werden immer wieder verwurstet.


Der große Star, der einzig wirklich geniale Teil von "Inglorious Basterds", Christoph Waltz, der im doch sehr umfangreichen Anti Nazi Epos immer wieder die richtigen Nadelstiche setzt, aber auch den anderen Schauspielern Raum gibt, sich zu entfalten, wird mit seiner trockenen und unberechenbaren Art von Tarantino für den Django Verschnitt einfach mit dem Nudelholz so platt gewaltz (haha, welch geniales Wortspiel...), das er die gesamte erste Hälfte für jede gute Szene eingesetzt wird, nach dem Motto: Story...Pointe Waltz...Story...Pointe Waltz...Django...Pointe Waltz... .

 

Was folgt als nächstes Herr Tarantino? Ein besoffener Waltz, der die Prohibition nieder ballert? Waltz gegen die Marsmenschen? Waltz als US-Präsident gegen Al-Kaida? Gucken wir uns einfach bei italienischen Filmen der 60er und 70er um, dort ist Tarantino bisher immer fündig geworden und musste aufgrund der winzigen Bekanntheit in den USA nichtmal den Titel des Streifens ändern, oder nur marginal. Zwiebel-Waltz räumt auf, Banana Waltz oder Vier Waltzen für ein Halleluja (mit einer Vierfachrolle!) wären toll.

 

Sarkasmus beiseite, dem Film hätte ein wirklich bitterböses Ende verdammt gut getan, es sind zwar alle Nazis Tod, aber dieser Zustand ist im Endeffekt nur ein extrem aufgeblähtes Wiederkäuen des Inhalts zahlreicher Filme, wie Indy und co., sowie der Realität. Viel interessanter wäre ein Sterben aller, außer Hitler, und ein Aufeinandertreffen mit Landa danach.

 

Bitte, lieber Quentin Tarantino, du hast fast alles durchgeleiert, was Morricone und co. halbwegs hörbares komponiert haben, bitte denk Dir etwas neues aus. Bitte, mach wieder einen Film, bei dem ich nicht schon nach 5 min weiß, dass er damit endet, dass der schwarze alle weißen weghaut, bitte versuch dich endlich wieder an etwas gänzlich neuem, nicht dem neu gestalten alten Stoffes, sonst wird sich dein Publikum wohl endgültig auf ein halb besoffenes, pubertäres und minderjähriges Niveau einschrumpfen!

 

Schlussendlich scheint, wenn es um Filme mit Nationalsozialisten geht, hüben wie drüben, nach interessantem Anfang, irgendwann eine Macht einzuziehen, die diese Filme - statt zu einem ultimativ zynischen Endsiegszenario - zu einem konventionellen "Wir haben die Nazis besiegt" Thema führt (siehe auch "Iron Sky").

Damit alle Tarantino Fans beruhigt sind, ich halte diesen Film keinesfalls für schlecht, allein wegen Waltz, des Filmes der in jenem Kino läuft und dem zwar vorausschaubaren, aber launigen Plot, lohnt sich das ganze bereits, allerdings stört mich der Status der beiden letzten Streifen von ihm als Meisterwerke einfach, weil sie keine echten Überraschungen bieten.

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