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Zitat von hibb
Kannst du das in ein paar kurze fassen, was daran so revolutionär
und anders sein soll? Und bitte komm' jetzt nicht dem Vermeiden von
Humor oder Snyders plakativer Symbolik. Zugegeben ist die Sichtung
bei mir schon lange her (Kinobesuch) und anschließend hatte ich
kein Interesse dem Film nochmal einen Besuch abzustatten.
Zwar bin ich kein Comic-Kenner und daher auch kein Fanboy, aber
eines glaube ich zu wissen, auch aufgrund der Infos, die ich
inzwischen über die Comic-Hintergründe gelesen habe:
Sowohl Superman, als auch Batman sind in der Regel charakterlich
gewisse Stereotypen, die sich einfach eingebrannt haben.
Superman ist das personifiziert Gute. Er ist edel, strahlend und
gut. Er opfert sich für die Menschheit auf und ist immer und
jederzeit Retter in der Not. Er holt Katzen von Bäumen, rettet
Kindern aus brennenden Häusern und fliegt Omas über stark befahrene
Straßen. Durch seine Kräfte ist er fast allen Gegnern überlegen,
außer sie schwächen ihn mit bestimmten Dingen wie Kryptonit. Im
Kampf tötet er natürlich nie bewusst, dazu ist er zu edel und gut.
Er rettet mitten im Kampf sogar noch unbeteiligte Zivilisten. Das
ist vielleicht etwas überspitzt, aber so in etwa sollte das
hinkommen.
Batman dagegen ist grimmig und dunkel. Er schleppt das Trauma
seiner getöteten Eltern mit sich herum und hat sich der Aufgabe
verschrieben dem kriminellen Moloch Gotham als Müllmann zu dienen.
Er bekämpft mit detektivischem Gespühr und manchem technischen
Gimmick Verbrecher und versucht dabei im Schatten bzw. in der
Dunkelheit zu bleibem. Trotz seinem Tatem am Rande oder gar
jenseits der Legalität als Selbstjustiz übender Rächer hat er einen
eigenen Ehrenkodex, der es ihm verbietet zu töten und er hat mehr
oder weniger eine Aversion gegen Schusswaffen.
Beide Helden haben auch eine Origin-Story, die wohl jedem irgendwie
bekannt ist und die zumindest in dem Filmen immer mehr oder weniger
mit den wichtigsten Station abgehandelt wird. Bis auf die großen
Ursachen (Batman: Eltern getötet, Supes: letzter Kryptonier,
Erziehung als aufrechter, ehrlicher Amerikaner) hat aber wenig
wirklich Einfluss auf den Charakter des Helden. Grob gesehen ist
das ja auch OK, aber die Realität ist vielschichtiger.
Nolan hat dann mit seiner Dark Knight Trilogie einen anderen, einen
sehr realistischen Ansatz gefahren, sodass viele meinten das wäre
eigentlich gar keine Comicverfilmung mehr.
Und MoS ist ein ähnlicher Ansatz mit Superman. Es war für mich das
erste mal, dass ich diesen an sich "langweiligen" ernst genommen
sehe. Es ist eben nicht nur: Das arme kryptonische Baby wird eben
von konservativem Eltern zum aufrechten Musteramerikaner
großgezogen und ist dann der strahlende, edle, gute Held.
MoS zeigt, dass ein Außerirdischer, der ungewöhnliche Kräfte
entwickelt, die er nicht versteht und zuerst nicht kontrollieren
kann eben ein Außenseiter ist. Der Film zeigt, dass das eben keine
schöne Kindheit mit sich bringt und daher auch durchaus Einfluss
auf seine Entwicklung haben muss.
MoS zeigt, dass eine konservative Erziehung eben auch heißt, dass
man selbstverständlich unter allen Umständen auf das Wort des
Vaters hört, weil das Gesetz ist und ultimativen Respekt verdient,
auch wenn das den Tod des Vaters bedeutet. Es zeigt, dass seine
Eltern in der Zwickmühle waren sich selbst und eine ungetrübte
Kindheit Clarks zu opfern, um so wenig wie irgend möglich
aufzufallen und ihm trotzdem beizubringen, dass er seine Kräfte
irgendwann mal zum wohle der Menschheit einsetzen soll, obowhl die
Menschen wegen seiner Kräfte nicht gerade nett zu ihm sind.
MoS zeigt, dass dies alles Einfluss auf den Charakter eines Clark
Kent und damit eines Superman nimmt. Dass er damit am Anfang seines
Superman-Daseins eben NICHT dieser strahlende, edle, gute Retter
sein kann, sondern eine Entwicklung dahin durchläuft.
MoS zeigt auch halbwegs realistisch, dass die Menscheit eben sehr
unterschiedlich auf das Outing eines Außerirdischen reagiert. Dass
es neben fanatsichen Beführwortern eben auch fanatische gegner
generiert wenn da plötzlich eine "allmächtiges", außerirdisches
Wesen da ist, dass unter den Menschen lebt.
Der Film zeigt auch, dass man dann auch sehr schnell Spielball
unterschiedlicher Interessen ist, und sei es denen der letzten
Überlebenden des eigenen Volkes. Und er zeigt, wie sich Superman
entscheidet, was er sin möchte "Mensch" oder Kryptonier und dass
das nicht so einfach ist.
MoS zeigte auch, dass Superman erst lernen musste welche
Konsequenzen gewisse Dinge haben und musste aus eigener Erfahrung
lernen, dass selbst passives Handeln Kollateralschäden mit sich
bringt.
Das war für mich an MoS revolutionär für einen Superman-Film und da
nehme ich auch einige Minuten überborderte, CGI-Überfrachtete
Action in kauf, die mir eh nicht allzu wichtig ist.
Und bei BvS ging es ja weiter. Superman hat sich weiterentwickelt.
Aber der Film zeigt, dass jahrzehnte langer aufopferungsvoller
Kampf gegen soziopatische Verbrecher, ohne wirklich so sehr viel
weitergekommen zu sein, seine Spuren hinterlässt. Dass man dann
auch in eine sehr zynische und brutale Phase gerät und vielleicht
nicht immer alles so objektiv sieht. Batman ist dann eben nicht
immer der Batman der er immer ist, sondern macht realistische
Lebensphasen durch, über die er wegkommen muss. Weg vom sterotypen
held, hin zu einem Film, der zwar unzweifelhaft eine
Comicverfilmung ist, mehr als die Nolan-Filme, aber trotzdem einen
realistsichen Ansatz liefert, die Charaktere endlich mal ernst
nimmt, statt sie immer so sein zu lassen wie sie immer sind, und
anscheinend für viele auch immer zu sein haben, ohne Einflüsse
iherer Erlebnisse und Taten auf ihr Leben.
Außerdem habe ich geliebt, dass Snyder in BvS viele viele Dinge
erzählt ohne zu erklären, einfach nur durch Bilder, Reaktionen und
Audrücke. Es war einfach schön, dass Dinge nicht nur in Dialogen
erklährt wurden und dann auch nicht noch ein Sidekock nochmal alles
zusammengefasst hat, sondern man sich fragte warum reagiert der
jetzt so (z.B. auch bei der Matha-Szene) und dann Dinge kombiniert,
die früher gezeigt wurden und dann 1 + 1 zusammenzählt und versteht
warum das so ist, ja so sein muss.
Die Traumsequenzen haben mich anfangs gestört, weil sie plötzlich
kamen und nicht zm Rest passten, aber genau das vermittelte das
Gefühlt, das Bruce dabei hatte und war so gesehen dann für mich gut
gelöst, weil ich wusste, Snyder löst dass irgendwann in einem
späteren Film auf. Auch die Vorstellung der anderen Metawesen als
File waren filmisch vielleicht schlecht gelöst, aber für die Story
passend und realistisch mMn. Solche kleinen Puzzleteile, die
zusammen einen Film für mich ergaben, der vielleicht keinen tiefen
philosophischen Anspruch hat, aber für mich als Zuschauer positiv
anspruchsvoll war, weil er mich ernst nahm. Wenn Du verstehst was
ich meine...
Sorry, sind jetzt mehr als 2 Sätze...
Herzliche Grüße
Arieve
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