Als im Jahre 1937 der Militär-Attaché und nachrichtendienstliche Mitarbeiter der USA davor warnt, dass Japan Weltmachtbestrebungen hegt, will ihm niemand so richtig glauben. Als am 07.12.1941 die japanische Luftwaffe die ankernde Kriegsmarine der USA in Pearl Harbor, Hawaii vernichtet, ist es zu spät. Eine angeschlagene, geschwächte und technisch veraltete Marine steht einer aufstrebenden und in Überzahl befindlichen japanischen Armee gegenüber, die technisch auch noch auf den mordensten Stand ist. Etwa ein halbes Jahr später beginnt der mutige Gegenangriff bei den Midwayinseln, der die USA im Pazifik zur entscheidenden Wende im Krieg führen soll.
Die historischen Ereignisse und Figuren dieser Geschichte sind mehr oder weniger bekannt. Wie viele taktische Kriegsangriffe, machen sie einen nachdenklich und führen vor Augen, dass ein Krieg eigentlich nur Verlierer kennt. Emmerich, der alte Möchtegern-Ami, versucht sich nun nach dem ID4-2-Debakel wieder in die Herzen seines Publikums zu bomben... oder auch nicht. "Midway - Für die Freiheit" erscheint in keinem Augenblick wie ein Film, der dem Ereignis und den "Helden" der Schlacht ein würdiges Gedenken bringen soll, es ist reinstes Action-Popcorn-Kino, in dem es von Glorifizerung, Pathos und CGI nur so wimmelt. Obwohl im Bonusmaterial auch darauf eingegangen wird, dass man eigentlich auf Schuldzuweisungen u. ä. verzichtet habe, und auch die eine oder andere Szene mit den Japanern diese nicht ausschließlich als Täter darstellen soll, so bleibt doch der fade Beigeschmack, der "guten Amis und bösen Japsen". Die Darsteller bieten eine gewohnt solide Leistung. Dies verdient Anerkennung, bedenkt man die leeren Phrasen, die sie von sich geben, die gefilmten Klischees oder die Tatsache, dass sie hauptsächlich mit einem Bluescreen interagieren. Und hier ist bereits die nächste Krux des Films. Zu viele CGI-Shots, die einem den Eindruck vermitteln, in einem Simulator zu sitzen oder ein Videospiel zu zocken. Auch köchelt das Erzählerische vor sich hin, die Geschichte nimmt nie wirklich Fahrt auf. Der Film zieht von einer Actionszene zur nächsten, ohne auch nur zu versuchen, Charaktertiefe zu vermitteln. Im Großen und Ganzen kann ich persönlich dem Film nicht viel abgewinnen. Es ist kein "Dunkirk" und kein "Pearl Harbor", weniger "Anti-Kriegsfilm" und mehr "Action-Kracher". Im Vergelich hat der Film mehr mit "ID-4" gemeinsam, als mit einem Kriegsfilm. Von mir nur 2,5 von 5 Punkten.
Das Bild dagegen präsentiert sich in Hochglanz. Einzige Kritikpunkte sind die CGI-Shots, die im Detail weicher wirken und die Schwarzwerte, die dann doch hin und wieder Details verschlucken. Ansonsten sind die Farben kräftig, der Kontrast top und die Schärfe (vom CGI abgesehen) präzise.
Der Ton ist wohl das, was auf dieser Scheibe nicht zu bemängeln ist. Mir fehlt zwar das Equipment, um Atmos zu genießen, aber schon das TrueHD 7.1 zieht einem die Schuhe aus. Die Nachbarn hatten bestimmt keine Freude an meinem Filmabend, wenn die Maschinen dröhnen, Kugeln fliegen und die Bomben explodieren. Da wummst es aus allen Boxen und dem Subwoofer. Dennoch bleiben die Dialoge klar verständlich. Ein Vergleich mit der englischen Tonspur zeigt, dass die deutsche kein bisschen hinterherhinkt.
Bei den Extras dagegen ziehe ich wieder Punkte ab. Mit über 60 Minuten Laufzeit und vollständig in HD bieten sechs Features einen Einblick ins Machen des Films, sowie Interviews mit Filmemachern, Darstellern und auch Überlebenden Veteranen der Midwayschlacht. Dies klingt auf dem ersten Blick sehr interessant, doch bleibt alles sehr oberflächlich angekratzt und stellt zu einem hohen Prozentteil mehr Werbung als Information dar. Zudem hat sich Universum Film (jetzt Leonine) wieder Mal dazu entschieden, keine Untertitel für das Bonusmaterial zu erstellen. Dies mag noch während Emmerichs oder Klosers Englischinterpretation nicht weiter stören, aber spätestens bei den Zeitzeugengesprächen wünscht man sich zumindest englische UT, um den halbverschluckten Dialekt halbwegs zu verstehen.
Wer "Battleship" erwartet, kann getrost zu diesem Actioner mit Popcorn-Kino-Prädikat greifen, wer auf "Dunkirk" hofft, wird bei Emmerich eher enttäuscht.
bewertet am 07.08.20 um 16:38