Mit Twixt begibt sich FFC auf ein für ihn und die Anhänger seiner Filmkunst ungewohntes Terrain, ein Genremix aus Mysterie, Old-School-Horror und Thriller mit teils märchenhaften Elementen und einer leichten Prise Humor, verfeinert durch die Einfügung von 3-D-Elementen.
So ungewöhnlich das Genre für Coppola, so ungewohnt kommt auch Hauptdarsteller Val Kilmer in der Rolle des Schriftstellers Baltimore daher.
Kilmer tritt aufgebläht und mit Pferdeschwanz versehen hier eher wie eine Steven-Seagal-Parodie auf, der eben als dieser Hal Baltimore in ein kleines abgelegenes Örtchen reist, um Werbung für seinen neuesten Gruselroman zu betreiben und Inspirationen für das nächste Werk zu erhalten, denn finanziell steht es um den abgehalfterten Autor nicht sonderlich gut.
Recht schnell bemerkt man, dass nicht nur die finanzielle Situation an Baltimores desolatem Zustand die Schuld trägt. Auch seine nicht gerade liebevolle Ehefrau, die man lediglich über Baltimores Laptop zu Gesicht bekommt, der tragische Tod beider Tochter sowie der übermäßige Alkoholkonsum haben sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart dazu beigetragen.
Nachdem hier niemand bis auf den Sheriff für das Werk Baltimores Interesse hegt, versetzen dessen Geschichten über ungeklärte Verbrechen, die unheimliche Atmosphäre des Ortes sowie sein „alter Freund“, der Alkohol Baltimore in düstere Träume rund um ermordete Kinder, Geister, unheilvolle Orte und einer Gruppe von Gothic-Vampiren.
Er trifft in dieser Traumwelt auf die von Elle Fanning (jüngere Schwester von Dakota Fanning) verkörperte Virginia, deren Geheimnis, so auch der deutsche Zusatztitel, es zu lösen gilt.
Ihm zur Seite steht Baltimores großes literarisches Vorbild Edgar Allan Poe .
Twixt ist kein typischer Coppola, so wie man ihn kennt, so dass seine Anhänger durchaus mit dem Spruch „Schuster bleib bei deinen Leisten“ kommen könnten. Dabei wird möglicherweise vergessen, dass Coppolas erste Werke eben aus dem Horrorgenre stammten, allerdings ist genau das eben schon lange Zeit her und die Story als solche schon mehrfach erzählt, so dass es etwas besonderem bedarf, um erfolgreich zu sein.
Coppola mixt hier ein wenig zuviel.
Zwar überzeugt die überragende Visualität, auch die ironischen Einlagen regen zum Schmunzeln an („Der Nebel über dem See“), die Zitate Poes und die Hommage an einige seiner Werke sind trefflich, aber im Ganzen bleiben einige Fragen offen, teilweise wirkt einiges zu konstruiert, einiges wirkt fremd oder kommt zu kurz. Die „Geistergeschichte“ als solches hingegen kommt in Teilbereichen zu langatmig daher.
So reißt Coppola beispielsweise an der Stelle, an der Baltimore zum ersten Mal das Hotel betritt, die optisch überragende und an (ebenfalls von Coppola produziert) „Dracula“ erinnernde Szene, beeindruckend aufgebaut, mit albernen, übertriebenen und zu lang andauernden Bewegungseinlagen wieder ein.
Aber nicht nur Erinnerungen an Coppolas „Dracula“ werden wach, auch Werke wie „Sin City“ oder das Schicksal der Gräfin Báthory lassen sich durchaus wieder erkennen. Auch die Ausführungen Poes lüften das ein oder andere kleine Geheimnis seiner Werke.
Optisch punktet der Streifen, der Zuschauer wird in eine surreale Welt gezogen, bildgewaltig und überzeugend, Ob die beiden in 3-D enthaltenen Sequenzen nun erforderlich sind, mag jeder für sich entscheiden.
Die darstellerischen Leistungen, allen voran die des Poe-Darstellers Ben Chaplin sind durchaus gefällig, doch auf Grund einiger Schwächen im Drehbuch und dem letztlich misslungenen Versuch, zuviel Unterschiedliches in einem solchen Streifen unterzubringen wird Potential verschenkt, was dann doch das Fazit aufkommen lassen könnte „Schuster, bleib bei deinen Leisten“!
Die Bildqualität: Was dem Betrachter bei Twixt geboten wird, darf sowohl aus rein visueller als auch aus technischer Sicht als Referenz bezeichnet werden.
Das Bild ist gestochen scharf und zeichnet sich durch einen brillianten Schwarzwert, einen hervorragenden Kontrast sowie eine ausgesprochen hohe Detailgenauigkeit aus. Die Farbgebung wirkt in den Traumsequenzen gewollt kühl, sonst wärmer und sehr natürlich. Ein sehr hohes Maß an Plastizität ist erkennbar.
Die in 3-D enthaltenen Szenen ebenfalls durch sehr gute Schärfe und räumliche Tiefe, Ghostings oder andere Bildfehler wurden nicht festgestellt.
Die Tonqualität: Die deutsche Tonspur liegt sowohl im Originalton als auch in der deutschen Synchronisation im DTS-HD-Master 5.1-Sound vor.
Die Dialoge sind durchgängig klar und deutlich verständlich, Umgebungsgeräusche stehen dazu in ausgewogenem Verhältnis.
Die Räumlichkeit ist grundsätzlich gegeben, dennoch hätte ein Hauch mehr an Dynamik gut getan, Basseinsatz eher unauffällig und verhalten.
Extras: Nur Originaltrailer und Trailershow, das ist zu wenig!
Fazit: Ein Hauch Lynch, optisch überzeugend, von daher ansehenswert. Sammlungsrelevant eher nicht.
bewertet am 14.12.12 um 20:45