Ich bin erst durch die extrem guten Wertungen auf Der Gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch aufmerksam geworden und wusste gar nicht, dass da eine Fortsetzung zum 2011 erschienen Spin-Off von Shrek, geplant war. Auch wenn mich der Film als solcher nichts besonders interessiert hat, war ich viel zu neugierig, um ihn komplett zu ignorieren. Weil ich die ersten drei Shrek-Filme vor über 10 Jahren mal gesehen habe und mich kaum an den Inhalt wie auch an die Figur des Gestiefelten Katers erinnern kann, habe ich mir den ersten Film vorher angeschaut. Dass man den zweiten Teil auch locker ohne die Handlung des Vorgängers anschauen kann, war mir vorher nicht bewusst.
In der Fortsetzung geht es darum, dass der gestiefelte Kater erschrocken feststellen muss dass er bereits acht seiner neun Leben verwirkt hat und somit Gefahren, welche ihm sein letztes Leben kosten könnten, aus dem Weg gehen muss. Aus diesem Grund setzt er sich zur Ruhe und führt als Haustier einer Katzenlady ein langweiliges Leben. Eines Tages wird er von einem Mädchen und ihrer Bärenfamilie dazu gedrängt eine Karte zu einem Wunschstern zu beschaffen. Als er mehr über besagten Wunschstern erfährt, setzt er sich als Ziel diesen zu finden und sich seine verlorenen Leben zurück zu wünschen.
Das klingt schon nach einer durchaus interessanten Story, die sowohl für klein wie auch für groß fantastisch funktioniert und zudem noch sehr kurzweilig ist und viel Herz und Humor beweist. Der Film bleibt dabei durchweg familienfreundlich, wobei er sich mit dem Wolf ganz schön düstere Ausreißer erlaubt. Für den sonst eher kindgerechten Film, ist der Bösewicht erstaunlich unheimlich in Szene gesetzt. Sei es sein Pfeifen, sein Look, seine Sicheln oder seine allgemeine Präsenz. Alles davon kann ich mir durch die Augen eines Erwachsenen als Alptraummaterial für Kinder vorstellen.
Die übrigen Charaktere sind da eher ulkig bis lustig und süß gestaltet. Ganz besonders hat es mir der Hund Perrito (Riccardo Simonetti) als niedlicher Sidekick angetan, der sowohl für herzliche wie auch viele lustige Momente sorgt. Sein Design hat mir ebenfalls am besten gefallen. Apropos Design: Der Look ist neben der schönen Geschichte das absolute Herzstück des Film. Man merkt dem Film deutlich an, dass sich die Macher von dem sehr beliebten Spider-Man: Into the Spider-Verse haben inspirieren lassen. Das Endergebnis ist eine schöne Mischung aus gewohnten 3D-Animationen wie man sie aus dem Vorgänger kennt und den comichaften Bildern wie man sie in besagter Marvel-Verfilmung bereits geliebt hat.
Die Symbiose ergibt einen wahren Augenschmaus, womit sich der Film deutlich von seiner Konkurrenz abhebt und zu Recht sowohl Publikum wie auch Kritiker*innen begeistern konnte.
Wie man an meiner Wertung nur schwer erkennen kann, bin ich nicht restlos begeistert und habe auch durchaus etwas zu kritisieren. Zum einen ist der Film wieder zu großen Teilen eine Reizüberflutung, welche stellenweise meine Augen und meine Wahrnehmung überfordert haben. Das visuelle Erzähltempo, welches stellenweise vor allem in den Actionszenen gefahren wird, kann sowohl für Erwachsene wie auch für Kinder eine Zumutung sein. Selbstverständlich ist es beachtlich, was da an Tricktechnik abgeliefert wird und die Cinematographie ist auch großartig, aber trotzdem komme ich ähnlich wie bei Into the Spider-Verse an meine Grenzen was den Genuss angeht.
Davon abgesehen bin ich kein Fan der Figur des gestiefelten Katers. Diese Mischung aus diesem mexikanischen Akzent, welchen Benno Fürmann zugegeben fantastisch synchronisiert, und dem an Zorro erinnernden Aussehen mit Hut, Umhang und Degen geben mir nicht besonders viel. Ich glaube, dass es vor allem die Stimme ist, welche mir die Lust an dieser Figur nimmt. Für manche mag das lustig und unterhaltsam sein, während es bei mir nicht mal für eine Nebenrolle reichen würde.
Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch hat mir gut gefallen und ich kann die sehr hohen Wertungen nachvollziehen. Für mich stufe ich den Film aus bereits genannten Kritikpunkten nicht ganz so weit oben ein wie die meisten. Obwohl ich mich mit der titelgebenden Hauptfigur nicht so gut anfreunden kann, ist er für mich einer der größten positiven Überraschungen aus dem Jahr 2022 und allemal eine Empfehlung wert, was für die schöne Geschichte und die noch schöneren Bilder spricht. Ich gebe Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch 3,5 Punkte.
bewertet am 19.03.23 um 22:33