OK OK, der Film ist billig gemacht, die Effekte schon damals 1978 (ab Januar 1979 in den deutschen Kinos) alles andere als State-of-the-Art, die Story naiv, die Dialoge oft dümmlich! ...Und doch hat STAR CRASH etwas! Was, das will ich hier kurz erläutern...
Die Story, so dünn wie sie nun mal ist, lässt sich in ein paar Sätzen wiedergeben. Es geht einmal mehr um den immerwährenden Kampf Gut gegen Böse im Weltall. Der Gute, das ist der Emperor des ersten Kreises des Universums (was immer das auch bedeuten soll), dargestellt vom britischen Shakespeare-Mimen Christopher Plummer. Der Böse, das ist der Count Zarth Arn (was nicht von ungefähr wie "Satan" ausgesprochen wird). Nachdem dieser das Weltall unterjochen will, schickt der Emperor in einer Art Geheimmission die sexy Schmugglerin Stella Star (dargestellt vom hübschen Bond-Girl Caroline Munro) und ihren Navigator Akton (Marjoe Gortner, dem Psycho aus dem Katastrophen-Film "Erdbeben") auf eine gefahrvolle Reise, den geheimen Planeten des Count zu finden und zu zerstören...
Man könnte es sich jetzt einfach machen und STAR CRASH als billigen STAR WARS-Klon abtun, um eine schnelle Mark (war ja alles noch vor dem Euro ;-) im Züge der Erfolgswelle des großen Weltraum-Bruders zu machen und würde damit sicherlich auch nicht gänzlich verkehrt liegen. Doch entwickelt STAR CRASH einen ganz eigenen Charme, den er nicht zuletzt seinem italienischen Regisseur Lewis Coates (der eigentlich aber Luigi Cozzi heißt) verdankt. Der ist nämlich ein Science-Fiction-Fan vom Scheitel bis zur Sohle. Und so gibt es neben den vielen STAR WARS-Anleihen (u.a. nicht ganz sooo überzeugend animierte Laserschwerter) auch eine Menge Hinweise und Verbeugungen vor dem Genre insgesamt. Auf ihrer gefahrvollen Reise durch ein quietschbuntes Universum (so bunt habt ihr das Weltall schon lange nicht mehr gesehen!) haben es Stella Star, die ihrerseits in ihren schwarzen sexy Lederklamotten wie eine verruchte Schwester von BARBARELLA wirkt, und ihre Gefährten mit riesigen Stop-Motion-animierten Stahlamazonen zu tun oder müssen mit skelettartigen Robotern Laserschwertduelle austragen, die deutlich an den Ray-Harryhausen-Klassiker JASON UND DIE ARGONAUTEN von 1962 angelehnt sind. Und das gleich zu Beginn des Films ein Raumschiff den Namen des SF-Autoren Murray Leinster trägt bzw. dort ein "Major Bradbury" (i.e. Ray Bradbury) seinen Dienst tut, zeigt die Affinität des Regisseurs zum Genre. Und so ist STAR CRASH doch mehr als nur ein trashig heruntergekurbeltes Filmchen. Der Film hat Charme und das merkt man ihm an vielen Stellen an.
Der Film profitiert nicht zuletzt musikalisch von einem wirklich tollen Soundtrack des bekannten Filmkomponisten John Barry, der nicht nur zu einer Vielzahl der früheren James-Bond-Filme für die musikalische Untermalung sorgte, sondern auch Kino-Klassikern wie OUT OF AFRICA oder DER MIT DEM WOLF TANZT durch ihre tolle Musik nicht unerheblich zu ihrer Größe verhalf.
Gut zwei Jahre später spielten übrigens Caroline Munro (Stella Star) und Joe Spinell (der böse Count) einmal mehr "gegeneinander". In einem Splatter-Film, der die Gewaltdarstellungsschraube noch einmal deutlich angezogen hat und seitdem von der deutschen Index-Liste nicht mehr wegzudenken ist.
Zum Bild:
Vorweg muss man feststellen, dass es sich bei der vorliegenden BD um eine leicht gekürzte amerikanische Version handelt. Die Schnitte sind aber nicht sehr gravierend und betreffen hauptsächlich kleinere Dialogpassagen, sodass die Handlung davon weitestgehend unberührt bleibt. Die auf der BD in SD aufgespielte "europäische Langfassung" sollte man sich allerdings nicht antun, denn die hat ein an allen vier Bildseiten stark beschnittenes Bild im antiquierten 4:3-Format. Zudem ist auch diese sogenannte "Langfassung" in einer interessanten Szene gekürzt, die aber in der HD-Fassung (und auch schon damals im Kino) enthalten ist.
Die HD-Fassung hat zwar nicht das originale Kinoformat von 1,85:1, ist aber mit 1,78:1 nahe dran. Somit sieht man bei der vorliegenden BD sogar oben und unten ein bisschen mehr als in der Kinofassung. Das Bild selbst kann sich gemessen am Alter des Films und seiner Low-Budget-Ursprünge wirklich sehen lassen. Auf meiner Leinwand sah das Bild sehr kinolike aus, d.h. es kam zum Glück kein Antirauschfilter zum Einsatz, sodass das natürliche Filmkorn recht authentisch wiedergegeben wird. Dass dem Film keine große Klassiker-Restaurierung zugedacht wurde, sieht man an diversen Staub- und Schmutzpartikeln und Laufbildschäden des Filmmatrials. Doch das trägt einmal mehr zum nostalgischen Kino-Charme dieses Lichtspiels bei. Im Rahmen des Möglichen also von mir gute drei Punkte.
Der Ton:
Der deutsche Ton in Mono ist hingegen leider eine Katastrophe. Bei einem alten Film habe ich nichts gegen Monoton, aber einigermaßen klar sollte er schon klingen. Dieser jedoch ist total verrauscht und in Transistorradio-Qualität! Er hört sich verdächtig nach einer uralten VHS-Kassette (allerdings aus der Pre-HiFi-VHS-Ära!) an, die wohl als Vorlage für diese BD dienen musste. Und bevor man sich aufwändig an den Rechteinhaber wendet, um sich dort um den deutschen Ton zu bemühen, liegt die alte VHS-Kassette schon griffbereit und tut's ja auch... Sehr schade! Der 5.1-Upmix ist nur eine langweilige Umverteilung desselben schwachen Tons auf die einzelnen Lautsprecher. Der Bass bleibt natürlich stumm! Egal: Hauptsache man kann "DTS Master Audio 5.1" aufs Cover drucken, dann wird's auch gekauft! 1 Punkt!
Der englische Ton dagegen ist eine kleine Offenbarung. Einige schön separierte Mehrkanalton-Effekte und sogar die ein oder andere schöne Basseinlage hätte man diesem Film gar nicht zugetraut, obwohl er trotz seiner Low-Budget-Wurzeln, wie uns der Nachspann verrät, in dem für damalige Verhältnisse doch recht aufwändigen DOLBY STEREO-Tonverfahren (also marixcodierter 4-Kanalton) hergestellt ist. Und das kommt auch dem schönen orchestralischen Score von Jahn Barry zu Gute. Also: Auch wenn ich die deutsche Fassung dank guter Synchronsprecher sehr mag, da hier doch auch einige Fehler durch, sagen wir mal so, manch mangelndes Engagement oder Können der Schauspieler ausbügeln ließ, möchte ich doch allen die Originalfassung wegen der eindeutig besseren Tonqualität an Herz legen. Bewertet wurde als deutsches Release von mir die deutsche Fassung. Die englische Tonspur würde ich mit drei Punkten bewerten.
Die Extras:
Die schon erwähnte europäische (doch trotzdem gekürzte) Langfassung, ein US-Trailer (hinter dem sich allerdings ein sehr kurzer TV-Spot verbirgt) und einige Fotos sind sicherlich kaum der Rede wert, zumal die US-Bluray da mit deutlich mehr und interessanteren Sachen aufwarten kann. 2 Punkte!
bewertet am 07.10.12 um 10:27