Blog von tanqueray

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Es gilt, mal wieder einen Importtitel näher zu begutachten, diesmal aus den USA. Der späte Abend ist für Filme wie diesen gemacht, auf daß sie einen noch in die Nacht (und darüber hinaus) begleiten können.

"They held each other and kissed
and pushed each others' darkness into the corner,
believing in each others' light, each others' dream."
Hubert Selby, jr.
 



Details:
 
Sprachen Englisch (DTS-HD MA 7.1)
Untertitel Englisch, Spanisch, Englisch für Hörgeschädigte
Bildformat 1080p HD-Widescreen, 1,85:1
Altersfreigabe Unrated (FSK ab 16)
Länge 102 Minuten
Extramaterial
  • Making Of (35 Minuten)
  • Entfallene Szenen
  • Audiokommentare von Darren Aronofsky und Matthew Libatique
  • "Memories, Dreams and Addictions": Ellen Burstyn im Gespräch mit Hubert Selby jr. (20 Minuten)
  • Trailer und TV-Werbung
 


Film (5/5):

Sara Goldfarb (großartig gespielt von Ellen Burstyn) ist eine einsame alte Witwe, die nur noch vorm Fernseher abhängt und lediglich Süßigkeiten als Gesellschaft hat. Ein Telefonanruf aber gibt ihr ein neues Ziel: sie sei ausgewählt, in einer Fernsehsendung als Kandidatin auftreten zu können. Sie beschließt, sich in ihr altes Traumkleid zu hungern, um darin auftreten zu können. Die normale Diät-Tour ist zu hart, sie greift zu wirksamen, aber abhängig machenden Appetitzüglern.
Derweil versucht ihr Sohn Harry (Jared Leto), effektiv zu Geld zu kommen, um für seine Freundin Marion (Jennifer Connelly) ihren Traum als selbständig arbeitende Modedesignerin zu erfüllen und um seiner Mutter einen neuen Fernseher anzuschaffen. Harry, Marion und deren bester Freund Ty (Marlon Wayans) koksen alle, Harry und Ty fangen an zu dealen, aber die Nachschubwege vertrocknen.

Alle vier hängen ihren Träumen nach, aber alle können sie nicht von den Drogen lassen. Ihre Wege führen unweigerlich in die Katastrophe, mehr und mehr begleitet von Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Bis zum Schluß glauben sie immer noch an die Erfüllung all ihrer Träume, obwohl sie schon geistig und körperlich verfallen.
 
Der Film enstand auf der Basis des gleichnamigen Buches von Hubert Selby jr aus dem Jahr 1978, in dem der Autor seine eigene Drogenvergangenheit aufarbeitete. Sein bekanntestes Werk ist sicher "Last Exit Brooklyn" (1957) - hier hat er bei der Verfilmung mitgewirkt, schrieb das Drehbuch und spielte auch selbst in einer Nebenrolle mit.
 
Die Bildsprache in Aronofskys zweitem Film von 2000 (nach seinem Erstling Pi) ist modern, innovativ und überwältigend. Techniken wie split screen werden massiv eingesetzt, wenn etwa Harry und Marion ihre Liebe zueinander erklären, aber durch den Bildschnitt selbst hier schon voneinander getrennt sind, oder aber der distanzierte Blick durch ein aufgesetztes Objektiv auf die drogengeschwängerte Ekstase der feiernden jungen Leute. Nicht zuletzt die immer hektischer werdenden Schnittfolgen bei der stetig unkontrollierter werdenden Drogeneinnahme bis hin zum Zusammenbruch. Auch mit der Geschwindigkeit spielt Aronofsky, Bildfolgen werden verlangsamt und manchmal fast gleichzeitig beschleunigt (Sarahs Besuch beim Arzt (Minute 54) ist ein herrliches Beispiel). Zum Vergleich: ein "normaler" 100-minütiger Film hat so um die 600 bis 700 Schnitte, "Requiem for a Dream" aber um die 2000.
 
Hier gibt es kein Happy End, der Film wird in seiner Handlung konsequent zu Ende getrieben, mit allen bösen Nebenwirkungen, die fortgesetzter und immer härterer Drogenkonsum nun mal leider mit sich bringt. Als Zuschauer kann man sich dem nicht entziehen, wird auf diesem verstörenden Trip mitgenommen, erleichternde Pinkelpausen gibt es nicht. 
Eine überzeugendere Botschaft gegen Drogen habe ich seit Christiane F. nicht wieder gesehen, Aronofskys Film ist für das 21. Jahrhundert geschnitten (obwohl die Vorlage aus der gleichen Zeit wie das Buch über Christiane F. stammt).
 
 
Bild (4/5):
 
Das Bild wechselt zwischen guter Schärfe und sanftem Filmkorn, abhängig auch von der Szenerie. Saras Wohnzimmer zeigt sich mit leichtem Korn, schafft so die gewünschte Behaglichkeit. Aber die Schnittsequenzen bei der Drogeneinnahme sind gnadenlos scharf, wie auch etwa die peinlich genau fotografierte Papierstruktur von Saras Diätbuch ("no sugar", "no meat", "no no"...).  Die Farben sind satt, aber nicht überbetont, nur der Schwarzwert scheint mir nicht immer optimal zu sein, manchmal sind Differenzierungen in dunklen Bildbereichen nur schwer auszumachen.
 
 
Ton (4/5):
 
Der Ton ist gut abgemischt. An vielen Stellen ist er eher leise, aber an manchen geht es richtig zur Sache, die Bässe krachen und räumen auch im hinteren Bereich ordentlich auf. Außerdem hat man das seltene Vergnügen, Filmmusik vom weltberühmten Kronos Quartett präsentiert zu bekommen. Allerdings wird die normalerweise eher warme Musik von Geigen hier scharf, pointiert und mit kurzem Strich gespielt, keine Linderung auch hier. Leider kann ich nur 5.1-Sound hören, ob die 7.1 DTS-MA Version noch mehr Details offenbart, müssen also andere beurteilen.
 
Es gibt nur die eine Original-Tonspur auf dieser US-amerikanischen Ausgabe, unterstützt durch die dort üblichen englischen und spanischen Untertitel.
 
 
Extras (3/5):
 
Das Bonusmaterial kommt eher lieblos daher, alles ohne Untertitel und in SD-Qualität, die oft aber auch diesen Anspruch nicht einlösen kann. Das 35-minütige Making Of hätte man durchaus noch etwas zusammenschneiden können, Aronofsky kommentiert dieses Material ad hoc. Schade, hier hätte man mehr draus machen können. Die Kommentierung des Films von Aronofsky und von Matthew Libatique, verantwortlich fürs Bild, habe ich mir gespart, das tue ich mir dann doch nicht an.
Ein Gespräch zwischen Ellen Burstyn, die für ihre Darstellung von Sara Goldfarb übrigens für den Oscar nominiert wurde, und Hubert Selby hätte auch kürzer ausfallen können. Wir wollten nicht wirklich wissen, daß Mr. Selby seine zeitlebens anhaltenden gesundheitlichen Probleme schon auf die Tatsache zurückführte, daß sich vor der Geburt die Nabelschnur um seinen Hals gewickelt hat. Selby wirkt viel älter als die 72 Jahre, die er zu dem Zeitpunkt ist; er starb dann vier Jahre später.
Eine Reihe entfallener Szenen sowie Trailer und TV-Spots vervollständigen das Angebot.
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Ein absolut eindringlicher (Anti-)Drogenfilm moderner Machart, ganz klar eine Kaufempfehlung. Wer nach diesem Film noch freiwillig was einwirft, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Eine Mahnung an das sorglose jugendliche Publikum, sofern es denn wenigstens reif genug ist, um diesen Film zu verstehen und zu ertragen. In deutsch ist "Requiem for a dream" bislang leider nur auf DVD unter dem Originaltitel erschienen, das sollte man ändern. Aber dann bitte genauso ungeschnitten wie diese Ausgabe.
 
 
Trailer:
 

 
 
 
 

BD-Review #7: Pans Labyrinth

6. Dezember 2009
Jetzt, in der Adventszeit könnte man mal einen eher besinnlichen Film einlegen, denkt man. Aber Pans Labyrinth vom Hellboy-Regisseur Guillermo del Toro stellt sich eher als interessanter Gegensatz zwischen sinnlich und brutal heraus...
 
 
 

Details:
 
Originaltitel El Laberinto del Fauno
Sprachen Spanisch (DTS-HD MA 5.1, PCM 5.1), Deutsch (DTS-HD MA 6.1, PCM 6.1)
Untertitel Deutsch
Bildformat 1080p 1.85:1
Altersfreigabe ab 16
Länge 119 Minuten
Extramaterial
  • Making Of (45 Minuten)
  • Trailer

 

Film (5/5):
 
In der Nachkriegszeit des spanischen Bürgerkriegs 1936-1939 sind die Truppen des Generals Franco immer noch damit beschäftigt, die in unübersichtlichen Regionen Nordspaniens versteckten Partisanengruppen aufzuspüren und zu vernichten. Das Mädchen Ofélia (wunderbar von der elfjährigen Ivana Baquero gespielt) zieht mit seiner hochschwangeren Mutter Carmen (Ariadna Gil) zu ihrem Stiefvater, dem genauso brutalen wie scharfsinnigen Hauptmann Vidal (Sergi López) von Francos Armee. Erschreckt von dessen Unbarmherzigkeit flüchtet Ofélia in eine Phantasiewelt, in der der mystische Waldgott Faun (Doug Jones) in ihr die sterblich gewordene Prinzessin Moana erkennt. Er stellt ihr mehrere Aufgaben, damit sie wieder als Unsterbliche in das unterirdische Reich ihres Vaters eingehen kann, die aber Ofélia mit ihren schlimmsten Ängsten konfrontieren. Dabei wird die Distanz zwischen Wirklichkeit und Phantasiewelt immer größer. Während der Kampf zwischen den Francotreuen um den Hauptmann und den Rebellen sich weiter zuspitzt, muß sich auch Ofélia ihrer letzten schwersten Aufgabe stellen und das Blut eines Unschuldigen vergießen.
 
Del Toro hat nach eigenem Drehbuch einen wunderschönen Film geschaffen, der mit opulenten Bildern die Mystik des Waldes und seiner phantastischen Bewohner heraufbeschwört. Dies wirkt um so intensiver im Gegensatz zur rücksichtslosen Brutalität des Hauptmanns, der auch vor Folter und Mord von eigener Hand nicht zurückschreckt. Gleichzeitig sind die Bezüge und Wechselwirkungen zwischen Wirklichkeit und Ofélias Phantasiewelt immer deutlich erkennbar, wie etwa in der Szene, als Ofélia bei ihrer zweiten Aufgabe von den Früchten einer reichhaltigen Tafel nascht, was ihr vom Faun ausdrücklich verboten wurde. Ihr Hunger war aber nur deswegen so groß, weil sie zur Strafe, daß sie ihr neues Kleid im Wald vollkommen eingesaut hatte, ohne Abendessen ins Bett geschickt wurde. 
 
Für sechs Oscars nominiert, u.a. als bester ausländischer Film, ist Pans Labyrinth 2007 in drei Kategorien ausgezeichnet worden: beste Kamera, beste Austattung und beste Maske. Er lief zuerst im offiziellen Wettbewerb von Cannes 2006 und hat außerdem zahlreiche weitere Auszeichnungen eingeheimst. Zu Recht, diese Fantasiewelt del Toros ist vollständig in großartiger Weise durch Kulisse und Make-up eigens hergestellt worden, Computeranimationen sind nur dort zum Einsatz gekommen, wo es unumgänglich ist.
 
 
Bild (4,5/5):
 
Der 2006 produzierte Film ist wunderbar fotografiert worden: die meist sehr erdigen Farben treten sehr akzentuiert auf, die Schärfe läßt etwa die Tiefe des Schachts, der zum Reich des Fauns führt, richtig erfühlen. Auch die Szenen, in denen Vidals Männer die Partisanen im Wald verfolgen, gewinnen durch den präzisen Transfer auf Blu-ray. Das wird auch unterstützt duch die voyeuristische Kameraführung, bei der sich die Kamera oft um die handelnden Personen herum bewegt. Allerdings erreicht die Qualität nicht ganz das absolute Referenzniveau, weswegen ich auch einen halben Punkt abziehe.
 
 
Ton (4/5):
 
Ähnlich verhält es sich mit der Tonqualität: sauber abgemischt, läßt einen der Surroundcharakter viele Tonquellen entsprechend verorten. So ist das Fahrgeräusch eines links unten ins Bild kommenden Autos auch anfangs hinten links zu vernehmen, bis es in der Bildmitte angekommen und der Sound entsprechend mitgewandert ist. So macht Surround Spaß, auch wenn es man bei diesem Film nicht in dem Maße erwarten würde. Wie fast immer habe ich aber den Film mit der Original-Tonspur gesehen, diesmal also den spanischen 5.1-Sound. Die deutsche Synchronfassung ist als 6.1 abgemischt, Kommentare hierzu von anderen erwünscht...
 
Untertitel sind leider nur in Deutsch verfügbar. Hier hätte ich mir auch spanische Untertitel gewünscht, obwohl man zur Ehrenrettung der Schauspieler sagen muß, daß sie allesamt sehr deutlich gesprochen haben und ich nur aufgrund meiner nur rudimentär vorhandenen Spanischkenntnisse (auch) auf deutsche Untertitel zwingend angewiesen bin. 
 
 
Extras (3,5/5):
 
Neben dem obligatorischen Trailer ist ein 45-minütiges Making Of beigepackt, das gut strukturiert in Interviews nicht nur den Regisseur und die wichtigen Schauspieler zu Wort kommen läßt, sondern auch die Verantwortlichen der Abteilungen, die einen Löwenanteil an der optischen Wirkung dieses Films haben: Kulissen und Make-up. Für die Vorbereitung des gesichtslosen Mannes, der wie auch der Faun von Doug Jones gespielt wird, müssen sich vier Leute fünf Stunden ins Zeug legen. Auch die Ganzkörperkostümierung des Faun, bei der keine einzige Stelle des Körpers sichtbar ist - nicht einmal die Augen! - stellte ganz neue Anforderungen. Ein sehr kurzweiliger wie informativer Blick hinter die Kulissen dieses herrlichen Films. Zwar wieder mal in Standardqualität sind aber hier auch Untertitel verfügbar. 
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Ein Film, für den del Toro sehr lange Anlauf genommen hat und der als wirklich großer Wurf daherkommt. Optisch überaus beeindruckend (manchmal an Peter Greenaway erinnernd) taugt er auch zum mehrmaligen Gucken. Die Altersfreigabe ist übrigens absolut gerechtfertigt, beide Welten kommen mit sehr starken, teils brutalen Szenen, die eine Freigabe ab 12 auf jeden Fall zu Recht ausschließen.


 
Trailer (englisch):
 

 
 
Während in Deutschland mit Verblendung der erste Teil von Stieg Larssons Millenium-Trilogie ja immerhin schon am 05.02.2010 herauskommen soll, ist in Schweden vor einigen Tagen bereits der zweite, "Flickan som lekte med elden" ("Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte"; deutscher Titel "Verdammnis") gleichzeitig auf DVD und Blu-ray veröffentlicht worden. Zeit, sich ein eigenes Bild zu machen, denn die Kinorezensionen in den schwedischen Gazetten waren nicht so dolle.




Details:

Sprachen Schwedisch (DTS HD MA 5.1, Dolby Digital 5.1)
Untertitel Schwedisch für Hörgeschädigte, Norwegisch, Dänisch, Finnisch
Bildformat 1080p HD Widescreen 1.77:1
Altersfreigabe
Schweden/D
empfohlen ab 15 / ab 16
Länge 129 Minuten
Extramaterial
  • Trailer von "Män som hatar kvinnor"
  • Trailer von "Flickan som lekte med elden"
  • Trailer von "Luftslottet som sprängdes"


Film (3/5):

Lisbeth Salander (Noomi Rapace) wird für den Mord an drei Personen gesucht, unter anderem ihrem Vormund Nils Bjurman (Peter Andersson), der sie früher vergewaltigte und an dem sie sich bereits vorher auf sehr eigene Weise rächte. Es gibt Indizien wie ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe, die sie naturgemäß schwer belasten, aber der befreundete Journalist Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) glaubt nicht daran und gräbt auf eigene Faust. Die beiden anderen Mordopfer hatten eine Dissertation und ausgedehnte Recherchen zum Thema Mädchenhandel und Prostitution (in Schweden verboten) verfaßt und ihre Ergebnisse Blomkvists Millenium-Zeitschrift angeboten. Es zeigt sich, daß es Zusammenhänge gibt, die ihren Ursprung in Salanders Vergangenheit haben. Eine geheimnisvolle Person, die Zala genannt wird, taucht auf und die Jagd nach der Wahrheit mündet in ein blutiges Finale.

Larssons Vorlage ist genauso hochklassig wie der erste Teil "Män som hatar kvinnor" (Verblendung), aber für die Verfilmung läßt sich das leider nicht sagen. Der erste Film, vom dänischen Regisseur Oplev gedreht, sorgte für zweieinhalb Stunden Hochspannung. Dieser zweite allerdings enttäuscht hier. Der schwedische Regisseur Daniel Alfredson (übrigens Sohn von Schwedens Komikerurgestein Hasse Alfredson, der wiederum im dritten Teil den Evert Gullberg spielt) hat in der Vergangenheit meist Fernsehproduktionen übernommen, genauso wie Drehbuchschreiber Jonas Frykberg. Tatsächlich wirkt der Film ein bißchen wie die Beck-Krimis, die Alfredson gedreht hat, und die spannungsgeladene Atmosphäre des ersten Teils stellt sich nie richtig ein. Die Kenntnis der Vorlage war im ersten Teil kein Problem, hier war dies eher eine Stütze, denn ich bezweifle, daß man ohne Vorkenntnisse die Handlung wirklich nachvollziehen kann. Zumindest der erste Teil sollte gesehen worden sein. Die Beziehung zwischen Lisbeths vorigem Vormund und Mentor Holger Palmgren etwa kommt nur sehr indirekt heraus. Warum man zudem auf die Festsetzung Niedermanns durch Blomkvist am Ende verzichtet hat, obwohl damit die problematische Rolle der Polizei gut verdeutlicht wird, habe ich ebenfalls nicht nachvollziehen können.

Trotzdem steht der Film leicht oberhalb gängiger schwedischer Fernsehkrimis, denn das höhere Budget, ermöglicht von einigen Sponsoren wie auch dem ZDF, erlaubt eine adäquate kinogerechte Umsetzung in Bild und Ton. Und nicht zu vergessen: Noomi Rapace verkörpert wiederum brillant Lisbeth Salander und rettet damit den Film, andere Schauspieler aber verblassen - Michael Nyqvist als Journalist Blomkvist scheint erlerntes Minenspiel dagegen irgendwie vergessen oder verdrängt zu haben und daß der Boxer Paolo Roberto sich selbst spielen durfte, kann auch nicht gerade als Glücksfall bezeichnet werden. Rezensenten wie Janne Ahlgren haben die schauspielerische Gesamtleistung deswegen auch recht treffend eine "One-Woman Show" genannt.


Bild (3,5/5):


Die Bildqualität entspricht schon eher dem Kinoanspruch, überwiegend von ordentlicher Schärfe mit lebendiger Farbgebung. Da kommt Lisbeths grandioses Rückentatoo schon prima zur Geltung:-) Allerdings gibt es auch durchaus deutliches Filmkorn, wo man das Gefühl hat, daß es dramaturgisch nicht unbedingt angezeigt ist.


Ton (4/5):

Der Ton ist sauber aufgenommen und es kracht ordentlich in allen Ecken der Surround-Anlage. Auch die Dialoge sind jederzeit klar und gut verständlich. Hier ist das Niveau erreicht, was man auch dem Film als Ganzes gönnt.
Wie leider oft bei nordischen Ausgaben üblich ist die nur die originale schwedische Sprachspur vorhanden plus Untertitel für die normalweise immer unterstützten Sprachen Schwedisch, Dänisch, Norwegisch und Finnisch.


Extras (1/5):


Wie auch beim ersten Teil, eine Frechheit. Lediglich die Trailer für alle drei Teile werden angeboten (der dritte läuft seit dem 27.11. im schwedischen Kino). Für das Geld muß einfach mehr geboten werden, aber dies ist bei schwedischen Produktionen leider einfach die Regel.


BD-Kaufbewertung:
(*/***)

Diesmal ist ganz klar nur ein Stern gerechtfertigt. Zwar habe ich mich nicht gelangweilt, aber ich wurde nie gefesselt wie vom ersten Teil. Deswegen empfehle ich denjenigen, die auch den ersten schon gesehen haben, die Ausleihe. Kaufen kann man dann die irgendwann vielleicht erscheinende Box mit allen drei Filmen, wann auch immer das in Deutschland geschehen wird. (Der letzte Teil kommt in Schweden voraussichtlich am 17.03.2010 heraus.) Und vielleicht gibt es dann ja sogar Extras.


Trailer:





Weitere Reviews zur Millenium-Trilogie:
Seit ich vor einiger Zeit das Crank Double Feature genossen hatte, habe ich Jason Stathams hochaufgelöste Bartstoppel richtig lieb gewonnen. Deswegen war die virusbedingte Auszeit vor kurzem die Gelegenheit, nun ein Transporter Triple Feature folgen zu lassen. Endlich kann ich dieser Darstellung des modernen Transportwesens im 21. Jahrhundert die gebührende Aufmerksamkeit widmen und sie hier Review, äh Revue passieren lassen...
 



Details:

Originaltitel The Transporter Transporter - The Mission (Extended Director's Cut) Transporter III
Regie Louis Leterrier,
Corey Yuen
Louis Leterrier Olivier Megaton
Sprachen Englisch (DTS-HD HR 6.1), 
Deutsch (DTS-HD HR 6.1)
Englisch (DTS-HD MA 5.1),
Deutsch (DTS-HD MA 5.1) 
     
Untertitel Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Altersfreigabe ab 16 ab 16 ab 12
Länge 94 Minuten 92 Minuten 104 Minuten
Extramaterial
  • Audiokommentar
  • Making Of
  • B-Roll
  • Entfernte Szenen
  • Film/Storyboard Vergleich
  • Interviews
  • Trailer, TV-Spots
  • 2 Making Ofs
  • Entfernte und verpatzte Szenen
  • Hinter den Kulissen
  • Trailer und TV-Spots
  • Audiokommentar
  • Making Of
  • 4 Featurettes
  • Trailer und Teaser (in HD)
Trailer
(HD, deutsch)


Filme (4/5):
 
Frank Martin (Jason Statham), Ex-Elitesoldat im Ruhestand, ist Privatier auf seinem kleinen Chateau bei Nizza in Südfrankreich. Ordnung, Ruhe und Prinzipientreue sind die Eckpfeiler seines Daseins. Seine Adrenalinstöße holt er sich durch die Beschäftigung als professioneller Kurier - ein Geschäft, das er mit Präzision, Pünktlichkeit, Diskretion, korrekt sitzendem Anzug, formidablem Auto aus deutscher Produktion und dem strikten Einhalten von Regeln zuverlässig betreibt, weswegen er auch von eher halbseidenen Geschäftspartnern außerordentlich geschätzt wird.
 
Wir dürfen Frank bei der routinierten Abwicklung eines Transports von Bankräubern von Punkt A (die Bank) zu Punkt B (Übergabepunkt an zweites Fluchtauto) begleiten: 254 kg Transportgewicht, also drei Personen, waren der Deal. Aber nicht vier Personen, die sich am vorgesehenen Treffpunkt in sein Auto zwängten. Rule #1: "Never change the deal." Es fahren dann doch nur vereinbarte drei Personen mit und wir erleben gelassenes Hochgeschwindigkeitsfahren durch engste Gassen, kombiniert mit originellen Spritspartips wie das Wahrnehmen von Mitfahrgelegenheiten auf Autotransportern.
 
Der nächste Auftrag von Herrn, ja, wie heißt er denn?, oh ich vergaß, Rule #2: "No names." Also der nächste Auftrag, eine Tasche, 1,50m x 0,50m, 50 kg. Eine Reifenpanne führt zu unerwarteten und weitreichenden Folgen, denn beim Herausholen des Reserverads aus dem Kofferraum zeigt die Tasche ein außerordentliches Eigenleben. Rule #3: "Never open a package."
Da Frank aber im Grunde friedliebend und humanistisch gesinnt ist, bricht er zum ersten Mal eine Regel und versorgt den hübschen chinesischen Engel aus der Tasche mit Luft, Limonade und der Gelegenheit zur Pinkelpause. Das löst zahlreiche Verwicklungen aus, mit ebenso zahlreichen Explosionen von diversem Material und Behinderungen durch schießwütige und rauflustige böse Gesellen. Unterstützt wird er dabei vom lokalen Inspektor Tarkoni (François Berléand), im ersten Film klammheimlich, später offen und freundschaftlich verbunden.
Als großer Bösewicht im ersten Teil entpuppt sich der Vater unseres chinesischen Engels Lai (Shu Qi), der Menschenschmuggel im großen Stil betreibt. Man verrät nicht wirklich etwas, wenn man andeutet, daß dieser Schmuggelhandel am Ende nicht nach Plan abläuft, oder?!
 
Im zweiten Film "The Mission" läuft eigentlich dasselbe Schema ab. Wir lernen weitere Regeln kennen (Rule in the car #3: "Fasten seat belts", daran halten sich bei Franks Fahrweise selbst die Bösen). Die Handlung spielt aber in Miami, das Mädchen ist diesmal Ehefrau und heißt Audrey und der Bösewicht setzt biologische Waffen ein, um eine globale Konferenz zur Bekämpfung der organisierten Drogenkartelle viral zu sprengen. Franks Fahrkünste haben wahrlich ein höheres Niveau erreicht, die passende Überschrift lautet hier wohl: Über den Dächern von Nizza, nein, Miami... Es gibt noch etliche Explosionen, Verfolgungsjagden und wieder reichlich Gelegenheit für Frank, seine Martial Arts-Kenntnisse gegen zahlreiche Kämpfer anzuwenden. Auch Genießer der so ästhetischen rhythmischen Sportgymnastik kommen auf ihre Kosten, wenn Frank den virtuosen Umgang mit Feuerwehrschlauch statt Band zelebriert und dabei nicht nur Schleifen und Loopings in die Luft zaubert, sondern mit jedem Schwung effektiv Gegner um Gegner ausschaltet. James Bond dürfte neidisch sein.
 
Im dritten Film sind wir anfangs wieder zurück in Südfrankreich, Tarkoni spielt eine bedeutendere Rolle als noch im zweiten Film. Diesmal ist Valentina (Natalia Rudakowa) die weibliche Protagonistin, Kind aus begütertem ukrainischen Hause. Frank wird gegen seinen Willen zu einem neuen Auftrag gezwungen. Die Treue zu seinem Auftraggeber wird durch ein Armband mit Flüssigsprengstoff hergestellt, das explodiert, wenn er sich mehr als einige Dutzend Meter von seinem Fahrzeug entfernt. Das führt natürlich zu gewissen rasanten Entwicklungen. Ob die vertragliche legale Absicherung zur Entsorgung von höchst illegalen, hochgiftigen Abfällen durch Erpressung des zuständigen Ministers mit dem Leben seiner Tochter Valentina letztendlich klappt, laß ich hier mal offen
 
Produzent Luc Besson ("Der Profi", "Das fünfte Element") hat die Rolle von Frank dem guten Jason Statham wahrlich auf den Leib geschrieben. Eine Paraderolle für ihn, in der die Kunst des Autofahrens und fernöstliche Varianten des Nahkampfs perfekt und modern inszeniert sind. Wann ist das Steuern eines Fahrzeugs schon mal so dynamisch gezeigt worden? Nur bei den vielen Kampfszenen, in denen Frank von vielen Gegnern umringt/umzingelt ist, hatte ich doch ein déjà vu. Aber gut, Frank Martin, he is the One in der Kurierszene.
 
Es mag der Verdacht aufkommen, ich fände die Filme langweilig, da sie alle nach ähnlichem Strickmuster gemacht sind. Das muß ich aber entschieden zurückweisen, nein, prima unterhalten fühlte ich mich, der Actionfilm mit dem legitimen Nachfolger von Bruce Willis ist im 21. Jahrhundert endgültig angekommen und das lustvolle Brechen von Regeln hat nie so viel Spaß gemacht wie in dieser Filmreihe. 
 
 
Bild (5/5):
 
Ich sprach eingangs von Jasons Bartstoppeln, sie sind wieder mal rasiermesserscharf geraten. Das Bild ist auf Referenzniveau, wir kennen jetzt die genaue Beschaffenheit des Straßenbelags in Südfrankreich, konnten aus großer Distanz alle Boote im Hafen zählen, wenn auch die Auflösung nicht mehr zum Entziffern der Bootsnamen reicht. Ich sehe die Qualität ähnlich wie bei Crank, nur absolute Überreferenzen wie Baraka können hier noch durchgängig ein besseres Bild zaubern. Herrlich, ich liebe Blu-ray, so sollten alle neuen Titel daherkommen.
 
 
Ton (5/5):
 
Spätestens für die Transporter-Filme wäre man auf die Idee für Surroundklang gekommen: es scheppert, kracht und explodiert auf allen Kanälen, die tonale Begleitung bei zahlreichen Autofahrten unterstützt bestens Bild und Inszenierung. Bemängeln könnte man hier höchstens, daß der erste Film im komprimierten Format daherkommt und die beiden anderen bei 5.1 stehen geblieben sind. Eine 7.1-Repräsentation würde sicher mancher mit entsprechender Anlage hier zu schätzen wissen.
 
Ansonsten sind Sprachen und Untertitel aufs Notwendigste beschränkt und mein kurzer Ausflug in die deutsche Synchronisation führt nur zur ausdrücklichen Empfehlung, diese zu meiden und das Rules Business im Original zu verfolgen. (Und ich frage mich auch, warum der deutsche Verleih sich nicht getraut hat, die Filmreihe "Der Kurier" zu nennen? Glauben die, das Wort kennt kein Deutscher?!)
 
 
Extras (4/5):
 
Soweit ich gesehen habe, sind die Extras alle mal wieder in SD-Qualität. Das jeweilige Making Of ist aber durchaus sehenswert, es gibt keine Überschneidungen im Material. Außer den Interviews mit den Protagonisten gibt es auch entfernte Szenen zu sehen, Trailer natürlich, einen interessanten Vergleich zwischen Storyboardzeichnungen und fertig geschnittenem Film sowie eher Unnötiges wie Musikclips.
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Eine Trilogie, die man sicher auch mehrfach gucken kann. Nicht nur für den Herrenabend geeignet; auch das hinreichend jugendliche Publikum darf und wird daran seinen Spaß haben. Nicht zuletzt die Qualität von Ton und Bild, die dem Medium Blu-ray angemessen ist, überzeugt und führt trotz leichter inhaltlicher Schwächen und Dopplungen zu einer Drei-Sterne-Bewertung.
 

Als ich von diesem Film das erste Mal einen Trailer im Kino sah, wußte ich, daß ich ihn über kurz oder lang sehen muß. Und das nicht nur, weil ich Daniel Craig als Schauspieler sehr schätze. Jetzt ist die reichhaltig bestückte Blu-ray endlich in meinem mini gelandet.
 
 
 
Barmherziger Gott [...] Wir können nicht mehr beten, nicht mehr weinen.
Unser Blut fließt nicht mehr. Erwähle Dir ein anderes Volk. [...]
Gewähre uns nur noch einen Segen: Nimm das Geschenk unserer Heiligkeit zurück.
Amen.“
Rabbi Shamon Haretz beim Begräbnis zweier Freunde
 
 

 
 
Details:
 
Sprachen Englisch (DTS-HD HR 5.1), Deutsch (DTS-HD HR 5.1)
Untertitel Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Bildformat 1080p HD Widescreen 1.85:1
Altersfreigabe ab 12
Länge 136 Minuten
Extramaterial
  • Audiokommentar des Regisseurs Edward Zwick
  • Making Of (25 Minuten)
  • Blick hinter die Kulissen (5 Minuten)
  • Interviews (10 Minuten)
  • Die Kinder der Partisanengruppe (13 Minuten)
  • Die Überlebenden der Bielski-Partisanen (Fotogalerie)
  • Schauspielerinformationen
Beiheft Kapitelauswahl, Schauspielerinformationen, Übersicht BD (8 Seiten)


 
Film (4,5/5):
 
Hier wird die wahre Geschichte von Juden erzählt, die sich während des Zweiten Weltkriegs nicht in ihre Opferrolle ergeben, sondern sich erfolgreich gewehrt hatten. Als die Deutschen 1941 auf ihrem Rußland-Feldzug auch in Weißrußland die jüdische Bevölkerung verfolgt und ermordet hatten, retten sich die Gebrüder Bielski nach dem Massaker in ihrem Dorf in die nahegelegenen Wälder. Weitere Überlebende gesellen sich zu ihnen, so daß schnell eine kleine Gemeinschaft entsteht, die sich im Wald verschanzt und gelegentliche Ausflüge in nahe Ortschaften unternimmt, um Nahrung und/oder Medikamente zu besorgen. Tuvia (Daniel Craig), der Älteste der Bielski-Brüder, übernimmt die Führung der immer größer werdenden Gruppe und versucht weitestgehend ohne Gewalt auszukommen. Er beschließt auch, den Juden aus einem von der Räumung bedrohten Ghetto in Baranowicze die Möglichkeit anzubieten, aus dem Ghetto zu fliehen und sich der Gruppe anzuschließen. Diese Einstellung und solche Aktionen führen immer wieder zu Konflikten mit Tuvias jüngerem hitzigeren Bruder Zus (Liev Schreiber), der an den Nazis Rache für den Mord an seinen Eltern üben will. Aber Tuvia verteidigt sich und seine Stellung als Anführer entschlossen auch gegen Zus, so daß dieser sich bald nahen Sowjettruppen anschließt, die militärisch gegen die deutschen Besatzer vorgehen.
Tuvia versucht weiterhin, seine mehrere hundert Leute große Partisanengruppe gegen alle Gefahren von innen und außen zu schützen. Gerade in dem überaus harten Winter 41/42 hängt das Überleben aber oftmals am seidenen Faden. Offene Konflikte brechen aus. Zudem können die Deutschen im Frühjahr die Bielski-Gruppe aufspüren und wollen sie ausgerechnet am Tage des Passahfestes (traditionelles jüdisches Opferfest) mit allen Mitteln vernichten...
 
Das Leben schreibt eben doch die besten Drehbücher. Mir wie sicher vielen anderen auch war diese bemerkenswerte Episode aus der Zeit der Judenvernichtung nicht bekannt und sie ist wichtig genug und wahrlich wert, erzählt zu werden. Im Mittelpunkt stehen zum einen die Bielski-Brüder, die sich danach nie gedrängt hatten, die Umstände führten einfach zu ihrer Rolle. Zum anderen aber auch die Gemeinschaft, die sich um Tuvia Bielski schart, und versucht, einen modus vivendi inmitten von Hunger, Verfolgung und Gewalt zu finden. Eine Gemeinschaft, die ganz eigene soziale Aspekte setzt, teils unwillkürlich (etwa zeitweilige Lebensgemeinschaften mit "Waldehefrauen"), teils bewußt, indem etwa Frauen eine völlig neue Rolle ausfüllen, weil auch sie bewaffnet werden und so helfen, die Gemeinschaft gegen Angriffe von außen zu verteidigen. Oder auch, weil Schwangerschaften strikt verboten werden, da die Kinder nach Ansicht Tuvias nicht genügend versorgt werden können.
 
Viele derjenigen, die an diesem Film mitgewirkt haben, sind selbst jüdischen oder halbjüdischen Ursprungs. Ergebnis ist ein intensiv gespieltes und inszeniertes Drama, das dem Zuschauer die Ereignisse in den weißrussischen Wäldern überzeugend nahebringt und ein Zeugnis von Menschlichkeit und Wehrhaftigkeit gleichermaßen ablegt, auch in wirklich hoffnungslosen Situationen. Daniel Craig verkörpert Tuvia Bielski bravourös mit allem Heldenmut und inneren Zweifeln, die diesen Mann charakterisieren. Wer hier James Bond hinter Craig sieht oder das übliche Hollywoodsche Heldenpathos, verleugnet seine schauspielerische Leistung. Dazu kommt die bewegende Filmmusik von James Newton Howard, welche die Spielweise und Instrumente der osteuropäischen Juden aufgreift und sich vorzüglich in das Geschehen einpaßt.
 
 
Bild (5/5):
 
War ich schon von den Waldaufnahmen in Pans Labyrinth angetan, dann muß ich sagen, daß Defiance hier die Meßlatte noch ein Stück höher legt. Die vorhandene Schärfe läßt die schwierig darzustellenden Verhältnisse etwa im Laub und am erdigen Waldboden wunderbar ausdifferenzieren. Ich hatte nie den Eindruck, daß hier etwas verschwimmt, außer, es ist perspektivisch gewollt. Auch die Darstellung im Schwarzbereich ist außerordentlich nuanciert, mehr kann mein Monitor wohl nicht mehr anzeigen. Leichtes Filmkorn ist vorhanden, was aber sehr gut zum Charakter des Films paßt. Referenzniveau.
 
 
Ton (4/5):
 
Die Handlung gibt schon eine Steilvorlage, um surroundtechnisch kräftig hinzulangen. Und tatsächlich pfeifen einem die Geschosse um die Ohren und das Rufen und Lärmen einer mehrhundertköpfigen Menge hält die einzelnen Kanäle ganz schön beschäftigt. Dennoch hatte ich das Gefühl, daß die allerletzte Konsequenz fehlt. Auch hätten Dialogsituationen manchmal noch etwas klarer herüberkommen können. Das Mäkeln findet aber auf recht hohem Niveau statt; ich würde mit Defiance nur nicht als Tonreferenz hausieren gehen wollen.
Wie immer beziehe ich mich auf die Originaltonspur, in die deutsche habe ich diesmal nicht einmal reingehört.
 
 
Extras (5/5):
 
Endlich mal liegen wesentliche Teile des Extramaterials in HD-Qualität vor. Neben dem, was man üblicherweise erwarten darf, ein ordentliches Making Of, Interviews (hier überschneidet sich aber leider Material) und Trailer, gibt es auch noch eine Galerie mit Porträtfotos der echten Überlebenden sowie einen sehr interessanten Bericht über die Kinder der Bielski-Brüder, von denen etwa Tuvias Tochter anfing, per Video die Geschichte ihrer Eltern, die sich im Wald kennen und lieben gelernt hatten, aufzurollen. Der Bezug zur tatsächlich erlebten Geschichte bekommt durch solche Beiträge eine ganz neue Qualität. Ein ebenfalls sehr interessanter Bericht über die Entstehung der Filmmusik, die mit Akteuren von Weltrang eingespielt wurde (London Symphony Orchestra und Stargeiger Joshua Bell), sowie Informationen zu den Schauspielern und ein Audiokommentar des Regisseurs Edward Zwick vervollständigen das vorbildliche Material. 
 
Zudem liegt noch ein achtseitiges Heft bei, in dem immerhin nur zwei Seiten für Werbung mißbraucht werden. Darin sind neben der Kapitelauswahl ebenfalls noch mal Informationen zu den Schauspielern abgedruckt.
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Eine wichtige Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, sehr gut erzählt und mit viel Einsatz und Können von den Schauspielern dargestellt - der Film alleine rechtfertigt eine Drei-Sterne-Empfehlung. Das tolle Bild und das wirklich sehr gute Bonusmaterial nehmen wir natürlich gerne mit und bedanken uns für diese Form des Geschichtsunterrichts. Klasse!


Trailer (HD, deutsch):


Obwohl ich die Bücher gelesen und die Filme bereits auf DVD und HD-DVD gesehen hatte, dachte ich mir, wenn ich sie tatsächlich noch ein weiteres Mal auf Blu-ray anschaffe, dann nur als "Ultimate Edition". Und keine günstigen Steels oder massiv heruntergesetzte Normalausgaben haben das (glücklicherweise) verhindern können.


Details:
 
Originaltitel Harry Potter and the Philosopher's Stone
Sprachen Englisch (DTS HD MA 5.1), Deutsch (DD 5.1), Französisch (DD 5.1), Italienisch (DD 5.1), Spanisch (DD 5.1), Niederländisch (DD 5.1), Flämisch (DD 5.1)
Untertitel Englisch für Hörgeschädigte, Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte, Französisch, Italienisch, Italienisch für Hörgeschädigte, Spanisch, Niederländisch
Bildformat 1080p HD Widescreen 2.40:1
Altersfreigabe ab 12
Länge
  • 152 Minuten (Kinofassung)
  • 159 Minuten (erweiterte Fassung)
Extramaterial
Disc 1
  • "In-Movie Experience" der Kinofassung mit Regisseur Chris Columbus
  • BD-Live
Disc 2
  • Einleitung von Daniel Radcliffe
  • Die Entstehung von Harry Potters Welt, Teil 1: Der Zauber beginnt (62 Minuten)
  • Harry Potters Welt (TV-Sendung 2001)
  • 7 gelöschte Szenen (in der erweiterten Fassung einmontiert)
  • Teaser, zwei Trailer und 15 TV-Spots
Disc 3 (DVD)
  • Tour durch Hogwarts
Beilagen
  • 48-seitiger Fotoband "Die Entstehung von Harry Potters Welt" (Hardcover)
  • Umschlag mit zwei großformatigen Sammelkarten und eine holographischen Karte im Scheckkartenformat


Film (4,5/5):
 
Der Waisenjunge Harry Potter (Daniel Radcliffe), der bei ungeliebten Verwandten aufwächst, erfährt an seinem elften Geburtstag, daß er ein Zauberer ist. Weil er als Baby einem Angriff von dem größten bösen Zauberer Lord Voldemort als bislang einziger bis auf eine blitzförmige Narbe an der Stirn überlebte, ist er in der Welt der Zauberer überall bekannt. Er tritt ein in die renommierte "Hogwarts School of Witchcraft und Wizardry" und erlebt dort mit seinen neuen Freunden Ron Weasley (Rupert Grint) und Hermione Granger (Emma Watson) magische Abenteuer, bis Harry seinem Todfeind gegenüber steht.
 
Aber was erzähle ich nur allzu Bekanntes? Der Film ist jedenfalls eine wirklich wunderbare Umsetzung des ersten von sieben Harry Potter-Büchern von Joanne Rowling, die Besetzung ist durch die Bank weg hervorragend. Nicht nur die drei Protagonisten verkörpern trotz ihrer Unkenntnisse ihre Figuren überzeugend, auch viele aus der ersten Reihe britischer Schauspieler wie John Hurt als Zauberstabverkäufer Ollivander oder gerade auch Alan Rickman als Professor Snape brillieren. Dazu kommen die hervorragenden Kulissen nicht nur des Schlosses Hogwarts mit seinen vielen Türmen, beweglichen Treppen und der Großen Halle, sondern auch etwa der Diagon Alley (Winkelgasse), die Einkaufsmeile schlechthin im magischen London, auf der jedes Geschäft die Geschichte aus vielen Jahrhunderten atmet (Ollivander etwa verkauft schon seit 382 v.Chr. seine Zauberstäbe).
 
Die Buchtreue war zentrales Motiv bei der Erstellung des Drehbuchs und nur selten weicht man mehr als unbedingt nötig von der Vorlage ab. Bei den letzten Prüfungen in den Katakomben von Hogwarts sind z.B. zwei ausgelassen worden, die auch in der erweiterten Fassung nicht vorkommen. Aber wer die Bücher wie ich vorher gelesen hat, ist beeindruckt von der Genauigkeit und Detailversessenheit, mit der Regisseur Chris Columbus und seine Crew diese magische Welt erschaffen haben. Eine Welt, die uns Muggels (Nicht-Magier) ein ums andere Mal verblüfft und die Lust macht auf die kommenden sieben Filme über weitere sechs Schuljahre Harrys in Hogwarts.
 
 
Bild (3,5/5):
 
Insgesamt ein sehr ordentliches Bild, wenn es auch nie auf Referenzniveau ist. Andere Rezensenten haben im Vergleich zu früheren Blu-ray-Ausgaben ganz leichte Verbesserungen erkennen können, etwa in der Farbnuancierung und dem Schwarzwert. Ich dagegen müßte lügen, wenn ich behaupten würde, selbst zur Fassung auf HD-DVD wirklich nennenswerte Unterschiede sehen zu können. 
 
 
Ton (4/5):
 
Ich fand den Originalton in der 5.1-HD-Abmischung recht gut, auch wenn ich mir manchmal etwas mehr Trennschärfe zwischen den Kanälen gewünscht hätte. Leider sind die anderen Tonspuren nur in Dolby Digital 5.1, was ich bei dieser ultimativen Ausgabe wirklich etwas schade finde. Gucken ja schließlich nicht alle im Original... 
 
 
Extras (5/5):
 
Das herausragende Merkmal dieser Ausgabe sind sowohl die ansprechende Verpackung als auch das Bonusmaterial, das einer "ultimativen" Fassung würdig ist.
 
Auf der ersten Disc kann man neben der Kinofassung und der um sieben Minuten erweiterten Version auch die "In-Movie Experience" abrufen. Während ich normalerweise keine reine Audiokommentierung eines Films ertragen kann, macht diese Art des Kommentars dagegen richtig Spaß: Mit Hilfe des PiP-Merkmals (Bild in Bild) werden punktuell der Kommentar des Regisseurs Chris Columbus, Bildergalerien oder die jeweilige Storyboardvorlage eingeblendet. Positiv vor allem, daß man mit der rechten Pfeiltaste gleich zum nächsten Kommentar vorgehen kann und nicht gezwungen ist, den ganzen Film deswegen nochmal zu sehen.
 
Die zweite Disc ist voll mit Hintergrundmaterial, von denen einiges aber schon auf anderen Blu-ray-Ausgaben zu sehen war. Neu ist jedenfalls eine kurze Einleitung von Daniel Radcliffe zur Ultimate Edition und der gut einstündige Film "Die Entstehung von Harry Potters Welt". Konzipiert ist dieser als erster von sieben (oder acht?) Teilen, die unterschiedliche Aspekte der gesamten Serie beleuchten. Im ersten Teil (Untertitel "Der Zauber beginnt") entspricht es jedoch mehr einem gut gemachten Making Of, denn es geht um die Erschaffung der magischen Welt von Harry Potter, mit Beiträgen nicht nur zur sicher sehr anspruchsvollen Regiearbeit mit bis zu 300 Kindern (allein die Vorstellung...!), sondern auch zum Bau der großartigen Kulissen und dem Bestreben, möglichst wenig auf Computeranimation zurückgreifen zu wollen. Die Briefflut am Anfang des Films ist demnach real: mit einer speziellen Vorrichtung wurden die vielen Dutzend Briefe durch den Kamin geschossen. Oder die Hunderte von Kerzen in der Großen Halle von Hogwarts, die tatsächlich alle an einzelnen unsichtbaren Drähten aufgehangen wurden! Auch die Teufelsschnüre gegen Ende wurden manuell bewegt und sind real. Dagegen sind etwa der dreiköpfige Fluffy oder der Troll notgedrungen animiert.
 
Die gelöschten sieben Szenen sind genau die, welche in der erweiterten Fassung im Unterschied zur Kinofassung einmontiert wurden. Auf schnittberichte.com lassen sich die Szenen im einzelnen nachlesen.
 
Die dritte Disc ist im DVD-Format und enthält in altmodischer Weise eine Tour zu verschiedenen Plätzen auf Hogwarts. Man kann ein wenig virtuell durch die Winkelgasse schlendern oder die verschiedenen Klassenräume wandern. Bei Prof. Snape kann man bei entsprechenden Kenntnissen über diverse Tränke sich zum letzten Ort der Handlung durchkämpfen, als "Belohnung" winken dann einige Filmausschnitte. Die altmodische Machart kommt nicht zuletzt daher, daß genau dieses Material bereits als Bonus bei der ursprünglichen DVD-Ausgabe vorhanden war.
 
Außerdem gibt es einen BD-Live-Bereich, der allerdings außer einem Gruß des Darstellers von Draco Malfoy (Tom Felton) als einzige Attraktion den Zugang zum "Community Screening" von Teilen des siebten Films beinhaltet, was an zwei Terminen im Dezember gezeigt wurde. Ansonsten herrscht große Ödnis bei Warner BD-Live.
 
Verpackt ist das Ganze in einem überaus ansehnlichen ausklappbaren Schuber mit zusätzlicher Schutzhülle mit Reliefprägung. Ein Büchlein im Querformat (Hardcover!) enthält viele Fotos zum Thema "Die Entstehung von Harry Potters Welt" sowie Portraitkarten runden das außergewöhnliche und hochwertige Angebot ab.
 
Bis auf den Lapsus mit dem alten DVD-Bonusmaterial, worauf man auch hätte verzichten können oder es sonst mit Blu-ray-Mitteln (ist ja 'ne Java-Plattform) hätte richtig aufpeppen sollen, ist das Extramaterial satte 6 von 5 Punkten wert...
 
 
 
BD-Kaufbewertung: (***/***)
 
Natürlich, wer Harry Potter schon auf Blu-ray stehen hat, wird nicht notwendigerweise zu dieser Ausgabe greifen wollen. Auch das tolle Extramaterial rechtfertigt diese, äh, Viertverwertung des Materials meiner Meinung nicht. Wer aber noch keine Blu-ray-Version hat, der sollte diese und nur diese kaufen (oder eine 8er-Box nur mit den Filmen, wenn diese dereinst rauskommt).
 
 
Trailer (deutsch, HD):

 
 
Wie vielleicht der eine oder andere schon mitbekommen hat, wird am kommenden Freitag, 12.02.2010, in Berlin auf der 60. Berlinale und in der Alten Oper in Frankfurt die restaurierte Langfassung von Metropolis uraufgeführt und glücklicherweise von Arte und Arte HD live übertragen (um 20.45 Uhr). Sicher gibt es viele hier, die einen zweieinhalb Stunden langen Stummfilm in schwarz-weiß einfach ignorieren wollen. Damit ignoriert man aber auch einen Klassiker von einzigartiger filmhistorischer Bedeutung weit über das Genre des Science-Fiction-Films hinaus. Deswegen an dieser Stelle eine Vorschau auf dieses Meisterwerk von Fritz Lang, das 2001 als erster Film in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen wurde - verbunden mit der Hoffnung, daß diese erneute Restauration dann auch endlich ihren Weg auf Blu-ray finden wird.

Update: Transit Film hat mir gegenüber auf Anfrage bestätigt, daß diese neue Metropolis-Fassung auf DVD und Blu-ray veröffentlicht werden wird. Der Zeitpunkt ist aber noch ungewiß. (10.02.2010)

(zeigt die DVD-Ausgabe nach der letzten Restaurierung 2001)


Details:

Jahr 1927 / 2010
Zwischentitel Deutsch
Bildformat 1,33:1
Ton Orchestereinspielung nach der Originalpartitur von Gottfried Huppertz
Altersfreigabe ab 12 (Fassung von 2001), 1927 übrigens nicht jugendfrei
Länge
  • 4189 Meter im 35mm-Format, (153 Minuten, 204 Minuten bei damals 18p) (1927)
  • 147 Minuten (2010), 29 Minuten davon von einer 16mm-Negativkopie


Film (5/5):

Das Metropolis des Jahres 2026 wird beherrscht von einer begüterten Oberschicht, angeführt von Joh Fredersen (Alfred Abel), der im "Neuen Turm Babel" lebt und von dort die Stadt kontrolliert. Dagegen muß die Arbeiterschaft im Untergrund der Stadt hausen und unter erbärmlichen Bedingungen Zehnstundenschichten schieben. Freder (Gustav Fröhlich), der Sohn Fredersens, lernt die Arbeiterin Maria (Brigitte Helm) kennen, die versucht, die Arbeiter auf die Ankunft eines Mittlers zwischen Hirn (Führungselite) und Händen (Arbeiterschaft) vorzubereiten. Fredersen erkennt die Bedeutung Marias und läßt von dem genialen Erfinder Rotwang (Rudolf Klein-Rogge) die Mensch-Maschine Maria (ebenfalls Brigitte Helm) konstruieren, die die Arbeiter in seinem Sinne manipulieren soll. Rotwang hat aber eigene Motive: Um sich dafür zu rächen, daß Fredersen ihm seine Frau Hel genommen hatte, läßt er seine Konstruktion die Arbeiter aufhetzen, die schließlich die gigantische Herz-Maschine im Zentrum der Stadt vernichtet. Die Energieversorgung bricht zusammen und die unterirdischen Wohnungen der Arbeiter werden überflutet...

Mit Kosten von damals fünf Millionen Reichsmark war Metropolis bis dahin der teuerste Film der Kinogeschichte und hat die Ufa fast in den Ruin getrieben. An 310 Tagen und in 60 Nächten wurde gedreht, 36.000 Statisten wirkten mit und 200.000 Kostüme wurden angefertigt. Metropolis glänzt mit Spezialeffekten, die die Grenzen des Machbaren nach Meinung vieler weiter hinaus geschoben haben als es danach irgendein Film vermochte, einschließlich Avatar. Die gleichermaßen penible wie rücksichtslose Regiearbeit von Fritz Lang führte zusammen mit dem Drehbuch seiner damaligen zweiten Frau Thea von Harbou zu einem wundervoll fotographierten Monument des expressionistischen Stummfilms, der aufgrund seiner ausgeprägten Gestik und Mimik heutige Zuschauer anfangs vielleicht etwas befremdet. Der Einfluß von Metropolis auf den Science Fiction-Film kann gar nicht überbetont werden, der Film war wahrlich stilbildend (man sehe sich danach nur mal die Kulissen von Blade Runner an!).

Update: Nach dieser ausnahmsweise wirklich historischen Aufführung kann man sich als Kinoliebhaber über eine wiederauferstandene Filmlegende freuen. Die wieder einmontierten Szenen ergänzen die vormals zerstückelten Handlungsstränge und erlauben endlich ein Verständnis des gesamten Films. So kommt etwa "Der Schmale", Detektiv im Dienst von Joh Fredersen (super gespielt von Fritz Rasp), zur vollen Geltung - auch der Tausch von Freder mit dem Arbeiter 11811 ist jetzt sehr viel klarer. Zudem  erscheint die Begleitung durch die kongenial komponierte Musik von Huppertz tatsächlich als integraler Bestandteil des Films und unterstützt das Bildmaterial höchst eindrucksvoll. Man mag ein wenig einer heutzutage verlorenen Kunst hinterhertrauern wollen... Gut, daß es Metropolis (fast) wieder so gibt, wie Fritz Lang ihn konzipiert hat! (15.02.2010)


Bild:

Die bisher letzte Restaurierung von 2001 hat eine sehr hohe Qualität - hierfür wurden Filmfragmente der ursprünglichen 35mm-Fassung aus der ganzen Welt zusammengetragen und neu montiert. Diese Fassung der auf der 2003 erschienenen DVD ist jedenfalls angesichts von Alter und Zustand der Filmrollen mehr als erstaunlich.
Die Version, die jetzt am Freitag zu sehen sein wird, ist eine knappe halbe Stunde länger. Das zusätzliche Material ist in einem extrem schlechten Zustand gewesen, da es sich um eine 16mm-Kopie handelt, die zudem erst nach Jahrzehnten angefertigt wurde und in einem kleinen argentinischen Filmmuseum vor sich hinstaubte. Die digitale Neumontage des Films erfolgte nun anhand der Originalpartitur der Musik von Gottfried Huppertz, der sich zahlreiche Notizen zu den jeweiligen Filmabschnitten gemacht hatte. Die hinzumontierten Teile sind deutlich an ihrem schlechten Ausgangszustand zu erkennen, dafür sind nun aber eben  Handlungsstränge wieder sichtbar, die 83 Jahre verborgen blieben, denn unmittelbar nach der Premiere wurde der Film um ein Drittel gekürzt, um ihn besser gerade in den USA verkaufen zu können. Einige Minuten fehlen trotzdem noch, denn die in Argentinien gefundene Kopie hatte so viele Filmrisse, Ölflecken und andere Verunreinigungen, daß diese restaurierte Fassung ca. 200 m kürzer ist als die ursprüngliche Premierenfassung.


Ton:

Ich gehe mal davon aus, daß die neue Einspielung des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin auf dem Stand der Technik stattfinden wird. Jedenfalls kann man nun endlich die werkgetreue musikalische Begleitung genießen. - Ganz im Gegensatz zu der in den 80er Jahren von Giorgio Moroder zusammengestrickten Version, die keine 90 Minuten des Films mehr übrig ließ und dessen Musik für einen Negativpreis bei den Razzie Awards nominiert wurde.


Arte-Angebot:

Die Präsentation am Freitag beginnt bereits um 20.15 Uhr, der Film selbst startet eine halbe Stunde später. Danach wird noch die 52-minütige Dokumentation "Die Reise nach Metropolis" gezeigt. Im letzten Jahr produziert, zeigt sie die extrem schwierige Restauration dieses Monumentalfilms und auch warum Metropolis so einzigartig ist.

Wer wie ich zu spät gekommen ist, um sich Karten für eine der beiden Aufführungen in Berlin und Frankfurt zu besorgen, der sollte sich Freitag abend frei nehmen und sich den Klassiker (fast) ungekürzt zu Gemüte führen. Und wer Arte HD empfangen kann, möge bitte hier kommentieren, ob tatsächlich eine hochaufgelöste Fassung gezeigt wurde.


Trailer:


So, jetzt, da in Deutschland immerhin schon der zweite Teil der Verfilmung von Stieg Larssons Millenium-Trilogie im Kino angelaufen ist, wurde in Schweden bereits der dritte und letzte Teil auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Gespannt, ob das Qualitätspendel eher in Richtung sehr guter erster oder aber mäßiger zweiter Teil ausschlägt, wanderte die Scheibe gleich in meinen Mini...
 
 
 

Details:
 
Sprachen Schwedisch (DTS HD MA 5.1 sowie Dolby Digital 5.1)
Untertitel Schwedisch für Hörgeschädigte, Norwegisch, Dänisch, Finnisch
Bildformat 1080p HD Widescreen 1.77:1
Altersfreigabe Schweden/D empfohlen ab 15 / noch keine FSK-Bewertung
Länge 147 Minuten
Extramaterial
  • Trailer von "Män som hatar kvinnor"
  • Trailer von "Flickan som lekte med elden"
 
 
Film (3,5/5):
 
Nach dem Kopfschuß liegt Lisbeth Salander (Noomi Rapace) im Krankenhaus, während um sie herum die mysteriöse Zalachenko-Gruppe innerhalb der Geheimpolizei (Säpo) zum letzten Schlag ausholt und die Vergangenheit mit aller Macht begraben will. Doch Milleniums-Journalist Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) arbeitet Lisbeths Vergangenheit auf und will sie publizieren, um die Zalachenko-Gruppe auffliegen zu lassen und Lisbeth in ihrem Mordprozeß zu unterstützen. Mehrere Gruppen beschatten und jagen sich, bevor im Gerichtssaal die eigentliche Abrechnung erfolgen kann...
 
Wie schon beim zweiten Teil wurde auch diesmal wieder Daniel Alfredsson mit der Regie beauftragt. Das Drehbuch von Ulf Ryberg geht ganz gut mit der Vorlage um, die nicht ganz einfach filmisch umzusetzen ist. Dies zeigt sich gerade an der hochspannenden Gerichtsverhandlung, die im Film einen recht zügigen Verlauf nimmt und dramaturgisch geschickt dem Höhepunkt, quasi der Umkehrung der Anklage, entgegenstrebt. Im Buch nimmt dieser Teil einen sehr viel längeren Teil ein und ist gespickt mit Dialogen und Verhören, deren Argumentationen faszinierend sind und in ihrer Vielschichtigkeit so gar nicht im Film darstellbar wäre. Ein Lob an dieser Stelle, allerdings auch ein Wort der Kritik, denn die Entfremdung zwischen Milleniums-Herausgeberin Erika Berger und ihrem Freund und Geliebten Blomkvist ist anders motiviert: in der Vorlage nahm sie das Angebot an, als Chefredakteurin bei der großen etablierten Zeitung Svenska Morgon-Posten zu arbeiten. Nun gut, Ryberg hat sie einfach bei Millenium belassen. Erstaunlicherweise fiel auch die Affäre von Mikael und der attraktiven Säpo-Angestellten Monica Figuerola unter den Tisch.
 
Nachdem der zweite Teil etwas langatmig und spannungsarm geraten war, steigt das Niveau in diesem Film doch wieder an, wenn auch die Klasse des ersten Teils nicht erreicht wird (aber den hatte ja auch ein Däne gedreht...) Über die Leistung der Schauspieler kann man wieder geteilter Meinung sein. Während Noomi Rapace (Nachname übrigens französisch auszusprechen) wieder einmal brilliert und mit minimalem Minenspiel eine erstaunliche Bandbreite an Gefühlsregungen auszudrücken vermag - soweit es ihre Figur Salander denn gestattet - agiert Michael Nyqvist wieder unter seinen Möglichkeiten.
 
 
Bild (3,5/5):
 
Die Bildqualität ist ähnlich der im zweiten Teil. Außenaufnahmen zeigen hier oft wahrnehmbares Filmkorn, wohingegen in Innenbereichen meist eine gute Schärfe vorliegt. Die Differenzierung im Grau-/Schwarzbereich hätte meiner Meinung nach besser ausfallen können, was sich aber nicht sehr nachteilig auswirkt.
 
 
Ton (4/5):
 
Der Ton kommt klar und sauber herüber, mit gut verständlichen Dialogen. Da dieser Teil nicht so actionlastig ist, wird der Surroundeffekt nicht groß ausgenutzt. Das Finale in der heruntergekommenen Ziegelfabrik zeigt aber, daß es auch anders geht. Hier sind Bild und Ton gleichermaßen knackig, was einen wieder versöhnt.
 
Wie schon bei den anderen Teilen ist auch diesmal die Bestückung mit Ton- und Untertitelspuren erwartungsgemäß unterirdisch. Es bleibt beim schwedischen Originalton, zusammen mit Untertiteln in den gängigen skandinavischen Sprachen. Schwedischkenntnisse sind also leider Pflicht oder man wartet bis, ja bis wahrscheinlich zum Herbst auf eine deutsche Ausgabe.


 
Extras (1/5):
 
Ich hatte ja schon mal angemerkt, daß man bei dieser Filmreihe nicht wirklich auf herausragendes Bonusmaterial hoffen kann. Tatsächlich speckt man noch weiter ab: lediglich die Trailer zu den ersten beiden Filmen sind vorhanden und werden als Exklusivmaterial! (ja, mit Ausrufezeichen!) angepriesen. Eindeutig kein europäisches Niveau.
 
 
BD-Kaufbewertung: (**/***)
 
Schwierig, liegt wirklich zwischen den beiden anderen Filmen. Tendiere hier aber doch zu zwei Sternen, auch wenn der Film nicht ganz auf dem Niveau wie der ebenfalls mit zwei Sternen bewertete erste Teil liegt. Wer warten kann, dem empfiehlt sich eine hoffentlich später erscheinende Millenium-Box. Wer nicht an der Trilogie als solche interessiert ist, der kann sich auch jetzt schon den ersten Teil (Verblendung) besorgen. Den gibt es ja tatsächlich seit einem Monat auch in Deutschland schon zu kaufen.
 

Trailer:

HD-Trailer (schwedisch):



HD-Trailer (deutsch):




Weitere Reviews zur Millenium-Trilogie:
„Du fragst, ob du mir meine Bücher schicken sollst? - Lieber, ich bitte dich um Gottes willen, laß sie mir vom Halse! Ich will nicht mehr geleitet, ermuntert, angefeuert sein, braust dieses Herz doch genug aus sich selbst; ich brauche Wiegengesang und den habe ich in seiner Fülle gefunden in meinem Homer.“
Johann Wolfgang Goethe, „Die Leiden des jungen Werther“
 
So läßt unser Dichterfürst seinen jugendlichen Helden von der Sprachgewandtheit des Homer schwärmen. Ob dieser genauso von der Verfilmung à la Hollywood angetan wäre und alle anderen blau zu lasernden Scheiben zurückweisen würde? Lang genug ist der Film ja und könnte irgendwie sicher alle 24 Gesänge der Ilias abdecken. Nun, wir werden es niemals erfahren. Aber als Spätgeborener und mit den neuen Medien innigst Verbundener kann ich im Gegensatz zum verehrten Helden der teutonischen Sprache den Vergleich anstellen und sehen, was mindestens zweieinhalbtausend Jahre der Rezeption bei dem in Hollywood werkelnden Deutschen Wolfgang Petersen angestellt haben. Immerhin hatte er anders als ich Homer auch im Original gelesen und sollte daher mit der Materie bestens vertraut sein.
 
 
 

Details:
 
Sprachen Englisch (Dolby TrueHD 5.1 sowie Dolby Digital 5.1), Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch (alle Dolby Digital 5.1)
Untertitel Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Norwegisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch, Niederländisch, Polnisch sowie Deutsch und Italienisch jeweils für Hörgeschädigte
Bildformat 1080p HD Widescreen 2.40:1
Altersfreigabe freigegeben ab 16
Länge 196 Minuten (Director's Cut)
Extramaterial
  • Troja im Rückblick: Ein Vorwort von Wolfgang Petersen (in HD)
  • Troja im Fokus: Was ist erforderlich, um ein Epos zu drehen?
  • Im Eifer des Gefechts: Die mitreißenden Action-Sequenzen des Films
  • Von Ruinen zur Realität: Die Entwicklung des Produktions-Designs
  • Troja: Eine Odyssee der Effekte: Das Geheimnis hinter den Spezialeffekten
  • Der Angriff auf Troja: Vorbereitungen für eine Leinwand-Belagerung
  • Wasserski mit einem griechischen Kriegsschiff
  • Trailer
     
 
 
Film (3,5/5):
 
Nun, den Handlungsgegenstand der Ilias der Leserschaft zu erzählen, hieße ja, Eulen nach Athen zu tragen. Aber, um sich nicht wie die Hexameterflut der Vorlage einzig und allein auf die Belagerung Trojas zu beschränken, schließt der Film eben die Vorgeschichte mit ein (wie der trojanische Prinz Paris die überaus hübsche Helena, ihres Zeichens zugleich Tochter des spartanischen Königs Menelaos, raubt und somit den Anlaß zum zehnjährigen Gemetzel gibt) wie auch die Schilderung des Odysseus' List, mittels eines großen und bauchigen Pferdes einigen nichtklaustrophobischen Kriegern unerlaubten Zutritt zur trefflich gesicherten Stadt zu verschaffen. Beide Ereignisse werden also im Film geschildert und runden so das Schlachtenepos vorne und hinten ab. Ich erwähnte ja schon, der Film ist lang genug...
 
Aber o, Ihr Götter! In den vielen vergangenen Jahrhunderten muß Euer Einfluß doch wirklich geschwunden sein! Denn was müssen meine entzündeten Augen (der Film ist wirklich lang) da sehen? Außer der rituellen Pfütze Wein, mit der sich die Beteiligten beim Trinkspruch routinemäßig Eures Wohlwollens versichern (es wird nicht nur viel gekämpft, auch viel getrunken...), ist Euer Wirken kaum noch sichtbar. Natürlich findet dies nur hinter den Kulissen statt, aber im homerischen Original sind die von Euch Göttern geleiteten Aktionen wenigstens noch klar zu erkennen! Bei Petersens Troja darf nur der alte Priamos wirklich seinen Glauben an die göttliche Vorsehung zeigen und wirkt dadurch so isoliert und altmodisch wie heutzutage nur noch ein älteres Kirchenoberhaupt deutscher Provenienz.
 
In der Aufbereitung nach Hollywood-Manier allerdings sind die kleineren und größeren Helden schließlich Männer der Tat, und zwar der ganz und gar eigenen. Das gilt auch für die beiden wichtigsten Antagonisten, Hektor auf trojanischer Seite, sowie der Halbgott Achille(u)s auf der Seite der Achäer (also der Griechen). Gerade Achilles ist ja der personifizierte Held schlechthin, der, zwar eigenwillig und durchaus nicht immer dem kommandierenden König Agamemnon wohlgesonnen, den Achäern immer wieder durch schier übermenschliche Taten Mut und Kraft gibt. Brad Pitt spielt ihn, und wenn man ihn wie ich gerade erst in "Burn After Reading" als unterbelichteten Fitnesstrainer erlebt (und genossen) hat, dann fällt es einem doch schwer, ihn als antiken Superheld schlechthin zu sehen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Achilles in seiner strahlenden Rüstung dümmliche Bewegungen zu imaginärer dümmlicher Stampfmusik machen. Aber nein, das ist nicht fair, nein, das nehme ich zurück... nur, es steht hier schon... na ja, kann man nichts machen.
 
Aber im Ernst, diese von Petersen inszenierten Helden wirken manchmal so gewollt heroisch, daß sie schon etwas gestelzt ihre Taten vollbringen. Nun gut, der Reigen der Handlungen ist einigermaßen vollständig nach Vorlage umgesetzt, zumindest was die Aktionen und Geschehnisse um die Menschen (und Halbgötter) angeht. Was alles Apollon und Athene, Zeus, der donnernde Wolkenversammler und Blitzeschleuderer, Eris, die Göttin der Zwietracht, und Achilles' Mutter Thetis auf Götterseite getrieben haben, das hat der Drehbuchschreiber (David Benioff) geflissentlich unter den Tisch fallen lassen. Es sollte ein weltlicher Film werden, in dem weltliche Dollar eingespielt werden, da kann man die nach Schlachtenblut lechzenden Zuschauer nicht zu sehr mit einem Pantheon von Göttern und Halbgöttern verwirren, kommen die monotheistisch geprägten Zuschauer ja gar nicht mehr zurecht.
 
Nun, Schlachtenblut sieht man, und zwar nicht zu knapp; das steht schließlich im Einklang mit der überaus bildreichen Sprache des Originals (wenn das Buch heute erscheinen würde, gäbe es sicher einen Skandal und es würde als Killer-Buch neben Killer-Spielen auf dem Index landen, weil es angeblich gewaltverherrlichend sei und die Leser zu Mord und Totschlag anstiften würde... - hat eigentlich irgendeiner der verwirrten Amokschützen unserer Gegenwart Homer gelesen...?) 
 
Meine Skepsis gegenüber diesem Film hatte sich somit durchaus bis zu gewissem Grad bestätigt, aber andererseits geht das Ganze doch recht flott vonstatten, man erkennt immer wieder Handlungsstränge aus der Vorlage, und fiebert irgendwie dann doch der finalen Eroberung Trojas durch die Griechen, Verzeihung Achäer, entgegen. Auch bei über drei Stunden Laufzeit bestand nie wirklich die Gefahr, in einen Privatsender zu zappen oder hinwegzudämmern.
 
 
Bild (4/5):
 
Im Gegensatz zur Handlung ist das Bild durchaus nicht antik. Schlachtenszenen mit den in gleißendem Sonnenlicht scheinenden Rüstungen und ihren entschlossen dreinblickenden Trägern sind wunderbar detailreich und schärfer als manches Schwert, das dort geschwungen wird. Das gilt gerade für die Massenszenen, wenn etwa Tausende und Abertausende sich auf den Weg zur Stadt machen. Doch nachts sind alle Katzen grau und in der Dunkelheit geht leider manches Detail verloren. Der nächtliche Angriff auf die am Ufer lagernden Achäer ist dank mangelndem Kontrast alles andere als eine Augenweide und weckt ungute Assoziationen an Dunkelfilme wie "Berlin Alexanderplatz". Da das Getümmel normalerweise aber tagsüber stattfindet, fällt das letztendlich nicht so sehr ins Gewicht und man kann sicher sein, daß Troja noch nie so lebensecht und scharf inszeniert wurde. Heinrich Schliemann hätte sich seine Augen gerieben vor Verwunderung.
 
 
Ton (4/5):
 
Dazu paßt der Ton: das Kampfgetümmel einer Schlacht lädt ja geradezu ein, die Möglichkeiten der Mehrkanalwiedergabe auszureizen. Entsprechend brachial donnert der Schlachten Lärm aus den Lautsprechern. Etwas überbetont wirkt es in diesen Szenen, aber paßt damit ganz gut zum Duktus des gesamten Films. Dialoge kommen klar und sauber, wiewohl das flüssige Parlieren der Akteure im damals nicht sonderlich verbreiteten Englisch gerade bei solchen Filmen immer ein wenig verwirrt, aber nicht jeder hat nun mal die Passion eines Mel Gibson, gnadenlose Authentizität umzusetzen.
 
Insgesamt eine prima Soundkulisse, die zu gefallen weiß, zumindest in der englischen TrueHD-Fassung. Wie immer beziehe ich mich auf die Originaltonspur, denn der deutsche Ton, so hört man, fällt gegenüber dem Original etwas ab, was wohl auch dem einfachen Dolby Digital 5.1 geschuldet ist. Positiv aber die lange Liste der Sprachfassungen und Untertitel, hier hat man auch schon weit weniger Auswahl gehabt.
 
 
Extras (4/5):
 
Man muß sich ja vor Augen halten, daß auch bei sehr langen Filmen trotzdem immer noch genügend Platz auf einer Blu-ray bleibt, so daß ein Hersteller eigentlich keine Ausrede hat, wenn er bei Werken wie Troja (oder auch Avatar...) auf Extras verzichtet oder nur eine Alibibeigabe liefert. Deswegen ist es doch erfreulich und bemerkenswert, daß man hier einiges investiert hat und jede Menge Wissens- und Sehenswertes auf die Scheibe gepackt hat. Besonders interessant etwa die Geschichte von Brad Pitt, der in einer der ersten Zweikampfszenen als Achilles sich gleich beim Sprung am Fuß verletzt und längere Zeit ausfiel. Es wird aber nicht erwähnt, ob es die Ferse war, die in Mitleidenschaft gezogen wurde. Jedenfalls muß man das Bemühen von Herrn Pitt, sich so authentisch in die Rolle einzufinden, doch anerkennen.
Auch eine Reihe Interviews gibt es, die ich diesmal ausgelassen habe und einiges von dem Material ist sogar unüblicherweise in HD dabei. Damit darf ich hier auch vier von fünf Punkten vergeben.
 
 
BD-Kaufbewertung: (**/***)
 
Für drei Sterne reicht es bei mir trotzdem nicht ganz, denn zu den wirklich guten und großen Filmen kann man Troja einfach nicht zählen. Und als Literaturverfilmung laß ich Petersens Werk auch nicht durchgehen. Das Angebot dieser Blu-ray ist aber gut; eine ordentliche Ausgabe. Zwar erscheint Ende Mai eine "Premium Collection", aber die scheint bis auf ein reichlich bebildertes Beiheft keine weiteren Extras zu beinhalten (vom Preis natürlich abgesehen). Wer wie ich Troja für unter acht Euro ergattert hat, kann nun gar nichts dabei falsch machen und holt sich das antike Drama auch ohne Götterwirken in die gute Stube.


Trailer (1080p HD, englisch):

 

Apple lernt HDMI

19. Mai 2010
Ein Manko in der bisherigen Ausstattung von Apple-Gerätschaften war ja der fehlende HDMI-Anschluß. Lediglich die Set-Top-Box Apple TV verfügt von Haus über einen vollwertigen HDMI-Anschluß, da es von vornherein für den Anschluß an einen hochauflösenden Fernseher gedacht ist. Vollwertig meint hier, daß Audio- und Videosignale zusammen über den HDMI-Anschluß geschickt werden.

Alle zur Zeit angebotenen Apple-Computer besitzen aber keinen HDMI-Anschluß, sondern nur den sonst nicht weit verbreiteten MiniDisplay Port. Zwar hatte Apple sehr schnell Adapter angeboten, mit dem der Übergang von MiniDisplay Port nach HDMI gelingt, doch hatte diese Lösung einen gewaltigen Haken: Denn nur das Videosignal wurde übertragen, autsch. Den (vorzugsweise digitalen) Ton mußte man dann separat durchschleusen. Gerade beim Mac mini, der sich ja als leise, energieffiziente Medienzentrale fürs heimische Wohnzimmer anbietet, ist das von der Kundschaft natürlich als Riesenmanko empfunden worden.

Deswegen traten im letzten Jahr dann andere auf den Plan und brachten Zubehör auf den Markt, mit dem sich Audio- und Videosignal getrennt vom Rechner abgreifen lassen und gebündelt über HDMI weitergegeben werden können. Die Firma Kanex kam im Herbst als erste mit einer hochwertigen Lösung auf den Markt (ein Testbericht ist auch bei AreaDVD nachlesbar), der im Mac-Bereich bekannte Anbieter Belkin zog dann nach.

Nun aber sind zumindest alle aktuellen Notebooks fähig, mit Adapter Bild und Ton per HDMI zu übertragen. Nach der zuletzt im April aktualisierten MacBook Pro-Reihe ist  gestern ohne Ankündigung auch das in weißem Polycarbonatgehäuse gehaltene Einstiegsgerät entsprechend überarbeitet worden. Das ist löblich - wir warten aber gleichzeitig weiter darauf, daß andere Gerätelinien, insbesondere der Mac mini, ebenfalls in dieser Hinsicht aktualisiert werden. Denn eigentlich ist der Transport von Video und Audio über HDMI ja eine Selbstverständlichkeit, die man bei einer Innovationslokomotive wie Apple nicht extra noch einfordern sollte...

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