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BD-Review #6: Requiem for a Dream
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Es gilt, mal wieder einen Importtitel näher zu begutachten, diesmal aus den USA. Der späte Abend ist für Filme wie diesen gemacht, auf daß sie einen noch in die Nacht (und darüber hinaus) begleiten können.
Details:
Film (5/5):
"They held each other and kissed
and pushed each others' darkness into the corner,
believing in each others' light, each others' dream."
Hubert Selby, jr.
Details:
Sprachen | Englisch (DTS-HD MA 7.1) |
Untertitel | Englisch, Spanisch, Englisch für Hörgeschädigte |
Bildformat | 1080p HD-Widescreen, 1,85:1 |
Altersfreigabe | Unrated (FSK ab 16) |
Länge | 102 Minuten |
Extramaterial |
|
Film (5/5):
Sara Goldfarb (großartig gespielt von Ellen Burstyn) ist eine einsame alte Witwe, die nur noch vorm Fernseher abhängt und lediglich Süßigkeiten als Gesellschaft hat. Ein Telefonanruf aber gibt ihr ein neues Ziel: sie sei ausgewählt, in einer Fernsehsendung als Kandidatin auftreten zu können. Sie beschließt, sich in ihr altes Traumkleid zu hungern, um darin auftreten zu können. Die normale Diät-Tour ist zu hart, sie greift zu wirksamen, aber abhängig machenden Appetitzüglern.
Derweil versucht ihr Sohn Harry (Jared Leto), effektiv zu Geld zu kommen, um für seine Freundin Marion (Jennifer Connelly) ihren Traum als selbständig arbeitende Modedesignerin zu erfüllen und um seiner Mutter einen neuen Fernseher anzuschaffen. Harry, Marion und deren bester Freund Ty (Marlon Wayans) koksen alle, Harry und Ty fangen an zu dealen, aber die Nachschubwege vertrocknen.
Alle vier hängen ihren Träumen nach, aber alle können sie nicht von den Drogen lassen. Ihre Wege führen unweigerlich in die Katastrophe, mehr und mehr begleitet von Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Bis zum Schluß glauben sie immer noch an die Erfüllung all ihrer Träume, obwohl sie schon geistig und körperlich verfallen.
Der Film enstand auf der Basis des gleichnamigen Buches von Hubert Selby jr aus dem Jahr 1978, in dem der Autor seine eigene Drogenvergangenheit aufarbeitete. Sein bekanntestes Werk ist sicher "Last Exit Brooklyn" (1957) - hier hat er bei der Verfilmung mitgewirkt, schrieb das Drehbuch und spielte auch selbst in einer Nebenrolle mit.
Die Bildsprache in Aronofskys zweitem Film von 2000 (nach seinem Erstling Pi) ist modern, innovativ und überwältigend. Techniken wie split screen werden massiv eingesetzt, wenn etwa Harry und Marion ihre Liebe zueinander erklären, aber durch den Bildschnitt selbst hier schon voneinander getrennt sind, oder aber der distanzierte Blick durch ein aufgesetztes Objektiv auf die drogengeschwängerte Ekstase der feiernden jungen Leute. Nicht zuletzt die immer hektischer werdenden Schnittfolgen bei der stetig unkontrollierter werdenden Drogeneinnahme bis hin zum Zusammenbruch. Auch mit der Geschwindigkeit spielt Aronofsky, Bildfolgen werden verlangsamt und manchmal fast gleichzeitig beschleunigt (Sarahs Besuch beim Arzt (Minute 54) ist ein herrliches Beispiel). Zum Vergleich: ein "normaler" 100-minütiger Film hat so um die 600 bis 700 Schnitte, "Requiem for a Dream" aber um die 2000.
Hier gibt es kein Happy End, der Film wird in seiner Handlung konsequent zu Ende getrieben, mit allen bösen Nebenwirkungen, die fortgesetzter und immer härterer Drogenkonsum nun mal leider mit sich bringt. Als Zuschauer kann man sich dem nicht entziehen, wird auf diesem verstörenden Trip mitgenommen, erleichternde Pinkelpausen gibt es nicht.
Eine überzeugendere Botschaft gegen Drogen habe ich seit Christiane F. nicht wieder gesehen, Aronofskys Film ist für das 21. Jahrhundert geschnitten (obwohl die Vorlage aus der gleichen Zeit wie das Buch über Christiane F. stammt).
Bild (4/5):
Das Bild wechselt zwischen guter Schärfe und sanftem Filmkorn, abhängig auch von der Szenerie. Saras Wohnzimmer zeigt sich mit leichtem Korn, schafft so die gewünschte Behaglichkeit. Aber die Schnittsequenzen bei der Drogeneinnahme sind gnadenlos scharf, wie auch etwa die peinlich genau fotografierte Papierstruktur von Saras Diätbuch ("no sugar", "no meat", "no no"...). Die Farben sind satt, aber nicht überbetont, nur der Schwarzwert scheint mir nicht immer optimal zu sein, manchmal sind Differenzierungen in dunklen Bildbereichen nur schwer auszumachen.
Ton (4/5):
Der Ton ist gut abgemischt. An vielen Stellen ist er eher leise, aber an manchen geht es richtig zur Sache, die Bässe krachen und räumen auch im hinteren Bereich ordentlich auf. Außerdem hat man das seltene Vergnügen, Filmmusik vom weltberühmten Kronos Quartett präsentiert zu bekommen. Allerdings wird die normalerweise eher warme Musik von Geigen hier scharf, pointiert und mit kurzem Strich gespielt, keine Linderung auch hier. Leider kann ich nur 5.1-Sound hören, ob die 7.1 DTS-MA Version noch mehr Details offenbart, müssen also andere beurteilen.
Es gibt nur die eine Original-Tonspur auf dieser US-amerikanischen Ausgabe, unterstützt durch die dort üblichen englischen und spanischen Untertitel.
Extras (3/5):
Das Bonusmaterial kommt eher lieblos daher, alles ohne Untertitel und in SD-Qualität, die oft aber auch diesen Anspruch nicht einlösen kann. Das 35-minütige Making Of hätte man durchaus noch etwas zusammenschneiden können, Aronofsky kommentiert dieses Material ad hoc. Schade, hier hätte man mehr draus machen können. Die Kommentierung des Films von Aronofsky und von Matthew Libatique, verantwortlich fürs Bild, habe ich mir gespart, das tue ich mir dann doch nicht an.
Ein Gespräch zwischen Ellen Burstyn, die für ihre Darstellung von Sara Goldfarb übrigens für den Oscar nominiert wurde, und Hubert Selby hätte auch kürzer ausfallen können. Wir wollten nicht wirklich wissen, daß Mr. Selby seine zeitlebens anhaltenden gesundheitlichen Probleme schon auf die Tatsache zurückführte, daß sich vor der Geburt die Nabelschnur um seinen Hals gewickelt hat. Selby wirkt viel älter als die 72 Jahre, die er zu dem Zeitpunkt ist; er starb dann vier Jahre später.
Eine Reihe entfallener Szenen sowie Trailer und TV-Spots vervollständigen das Angebot.
BD-Kaufbewertung: (***/***)
Ein absolut eindringlicher (Anti-)Drogenfilm moderner Machart, ganz klar eine Kaufempfehlung. Wer nach diesem Film noch freiwillig was einwirft, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Eine Mahnung an das sorglose jugendliche Publikum, sofern es denn wenigstens reif genug ist, um diesen Film zu verstehen und zu ertragen. In deutsch ist "Requiem for a dream" bislang leider nur auf DVD unter dem Originaltitel erschienen, das sollte man ändern. Aber dann bitte genauso ungeschnitten wie diese Ausgabe.
Trailer:
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