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Kino-Review: Kokowääh

6. Februar 2011
Hallo liebe Leser!

Gestern habe ich Til Schweigers neuen Film "Kokowääh" im Kino gesehen, hier ist nun meine Review dazu.

 "Drehbuchautor Henry hangelt sich von einer glücklosen Liebschaft zur Nächsten und beruflich kommt er auch auf keinen grünen Zweig. Wie aus heiterem Himmel erhält er ein sensationelles Angebot: er soll als Co-Autor an einer Bestsellerverfilmung arbeiten – zusammen mit der Autorin, seiner Ex-Freundin und großen Liebe Katharina. Während Henry auf seine große zweite Chance hofft, taucht plötzlich die 8-jährige Magdalena vor seiner Wohnungstür auf und stellt sein Leben auf den Kopf. Sie soll seine Tochter aus einem vergessenen One-Night-Stand sein und Henry soll sich erst mal – solange die Kindsmutter Charlotte in den USA eine Gerichtsverhandlung hat – um Magdalena kümmern. Henry ist genauso wie Tristan, der sich bisher für den Vater der Kleinen hielt, mit der neuen Situation überfordert."

Zugegeben - als ich das erste Mal einen Trailer des Films sah, habe ich nur gedacht: "Oh Gott, nicht schon wieder ein Til Schweiger-Film. Hast du einen gesehen, hast du alle gesehen." Dennoch habe ich überwunden und mir den Film angesehen - und bin äußerst positiv überrascht worden.

Dennoch - das zu denken, was ich beim Trailer gedacht hatte, ist gar nicht mal so abwegig. Denn Til Schweiger hat das geschafft, was bisher nur sehr wenige geschafft haben - er hat ein neues Genre definiert, das des Til-Schweiger-Films. Es sind zwar alles irgendwo auch Komödien, aber sämtliche seiner Filme sind typische Schweigerinszenierungen mit gleichem Muster und gleichen Themen. "Kokowääh" gehört eindeutig auch dazu. Und obwohl man fast von Anfang an das Ende schon vorausahnen kann (nicht zuletzt wegen des Trailers, der einiges verrät), ist dieser Film doch sehr unterhaltsam und gelungen.

Der Film braucht etwas, bis er wirklich in Fahrt kommt, der Anfang wirkt etwas langwierig. Man muss sich auch erstmal wieder an dieses Til-Schweiger-Geleier gewöhnen - nein, es ist nichts mit der Tonspur los, der Mann redet wirklich so. Nach dem etwas langen Anfang kann der Film jedoch einige seiner Stärken präsentieren.
Die Geschichte ist zwar auch nach dem Start langsam, aber dennoch ziemlich gut inszeniert. Dies ist wieder einer der Schweiger-Filme, bei denen die Charaktere im Vordergrund stehen und nicht die Komik. Er zeigt eine Patchwork-Familie und die Probleme einer solchen, dabei werden die Charaktere und ihre Konflikte gut und glaubhaft herübergebracht, das Ganze spielt nah am wirklichen Leben. Das ist eine der Stärken des Films und so wird uns eine schöne, wenn auch teilweise voraussehbare Geschichte geliefert.

Emma Schweiger spielt ihre Rolle wundervoll. Sie schafft es fast vom ersten Moment an, dass der Zuschauer sie in sein Herz schließt und ist auch verantwortlich für viele der Lacher im Film. Hinzu kommt das sehr gute Zusammenspiel zwischen ihr und ihrem Vater. Auch wenn sie hin und wieder Dinge von sich gibt, die Kinder so nicht sagen würden (und ausgerechnet Papa hats ins Drehbuch geschrieben), meistert sie ihre erste größere Rolle sehr gut.

                                      

Und jetzt zur Komik: Ist der Film lustig? Ja - zumindest stellenweise. Richtig dicke Lacher gab es für mich nur 2 bis 3 Mal im Film und die restlichen "normalen" Witze waren zu 50% schon im Trailer enthalten. Aber dennoch ließ mich der Film an einigen Stellen schmunzeln und ist im Großen und Ganzen doch recht lustig geworden.

Was mich dagegen sehr genervt hat, sind die Schweiger-typischen längeren Sequenzen und Szenen-Zusammenschnitte, die unterlegt sind mit mehr oder weniger aktuellen Stücken aus der Popmusik. Vor allem gegen Ende hin fällt dies sehr auf und spätestens wenn das dritte Lied anfängt und wir schon wieder beobachten können, wie glücklich doch wieder alle sind, nervts einfach. Und so zieht sich auch das Ende ein wenig lang, so wie auch schon der Anfang eher dahinplätschernd war.

Zum Schluss möchte ich noch ein paar kurze Worte zur technischen Umsetzung des Films verlieren. Kameraeinstellungen, Farbgebung, Schnitt und Musik - all das bietet nichts neues und ist genauso gleich gestaltet worden wie in vorherigen Schweiger-Filmen. Darin bleibt Til Schweiger ein wenig hängen und gibt sich nicht die Mühe, mal etwas Neues auszuprobieren.
   
                               

Insgesamt gesehen weiß der Film zu unterhalten. Er bietet eine glaubwürdige Story, nette Schauspieler und gelungen Witz. Schwächen dagegen sind vor allen Dingen die langgezogenen Szenen, der ein oder andere Anschlussfehler der Geschichte, sowie die typischen und nicht neuen Muster eines Til Schweiger-Films.

Insgesamt gebe ich dem Streifen 7 von 10 Punkten, da er mich doch positiv überrascht hat, was ich nach mehreren Filmen dieses Regisseurs nicht mehr für möglich gehalten hatte.

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Lasst mich in euren Kommentaren wissen, was ihr von dem Film haltet und ob ihr ihn weiterempfehlen würdet. Schreibt auch, wie euch der Film im Gegensatz zu Tils bisherigen Werken gefallen hat und ob ihr meint, dass Til mal langsam aus seiner Gewohnheit ausbrechen und was ganz anderes machen sollte :)

Der Alex


P.S.: Das hier ist der Auftakt zu einer Serie von Kino-Reviews. Ich plane in der nächsten Zeit, weitere Filme im Kino zu gucken und euch dann zu sagen, ob sichs lohnt oder nicht! :)
So, es geht weiter mit meinen Kino-Reviews. Heute ist dran: Tron: Legacy, eine seit fast 30 Jahren erwartete Fortsetzung des 1982 entstandenen Films "Tron".



Hier kurz die Story:
"TRON: LEGACY ist ein actiongeladenes 3D-Abenteuer in einer digitalen Welt, die so noch nie zuvor im Kino zu sehen war. Den rebellischen 27-jährigen Sam Flynn (Garrett Hedlund) lässt das rätselhafte Verschwinden seines Vaters Kevin (Oscar®- und Golden Globe®-Gewinner Jeff Bridges), der einst als weltbester Videospielentwickler bekannt war, nicht los. Als Sam ein seltsames Signal aus der verlassenen Spielhalle Flynn's Arcade untersucht, das eigentlich nur von seinem Vater gesendet worden sein kann, wird er in eine Welt gezogen, in der Kevin seit 20  Jahren gefangen ist.

 

 

 

Gemeinsam mit der unerschrockenen Kämpferin Quorra (Olivia Wilde) machen sich Vater und Sohn auf eine Reise um Leben und Tod durch ein visuell atemberaubendes digitales Universum, das sich – obwohl von Kevin selbst erschaffen – inzwischen weiterentwickelt hat: mit unglaublichen Fahrzeugen, Waffen und Landschaften. Und mit einem skrupellosen Bösewicht, der vor nichts zurückschreckt, um die Flucht von Kevin und Sam zu verhindern."


Erst einmal möchte ich sagen: Nein, man braucht Tron nicht gesehen zu haben, um Tron: Legacy verstehen zu können. Zumindest ist das meine Meinung, und ich habe bis zum heutigen Tag Tron aus 1982 NICHT gesehen - und Tron: Legacy dennoch wunderbar verstanden. Es mag natürlich sein, dass mir das ein oder andere nicht klar geworden ist, oder dass ich die ein oder andere Anspielung nicht verstanden habe, aber das ist mir nicht wirklich aktiv aufgefallen. Der Film, obwohl er eine Fortsetzung ist, ist in sich abgeschlossen und daher auch für Neulinge verständlich. Und genau da liegt der Kritikpunkt vieler eingefleischter Fans, die sich wahrscheinlich ein Sequel gewünscht hätten, das viel mehr den Vorgänger mit einbezieht. Aber nun gut, Hauptsache ist, ich habs verstanden!

Das war aber auch nicht schwer, denn nach einer komplexen Story sucht man bei diesem Film vergeblich. Und genau hier liegt mein erster (großer) Kritikpunkt: Die "fehlende" Geschichte. Doch das ist wahrscheinlich nichts neues für euch, da man das so ziemlich überall lesen und hören kann. Und ich gebe all den Leuten, die die dünne Story ohne Ansprüche bemängeln, vollends Recht. Meiner Meinung nach plätschert der Film nur so dahin. Die Idee hinter dem Film, d.h. menschliche Wesen ("User") in die digitale Welt hineinzubringen, ist sehr gut - doch das war sie 1982 schon. Man sieht im Film einige Dinge, die es in dieser Welt gibt, zum Beispiel die Diskus-Wettkämpfe oder Lichtrenner-Spiele (man verzeihe mir, wenn das nicht die richtigen Namen dafür sind), diese Dinge sind durchaus sehenswert, allerdings reduziert sich der Film darauf. Er kommt einem vor wie eine Aneinanderreihung dieser außergewöhnlichen Dinge.

Auch die Charaktere werden sehr oberflächlich gezeichnet. Ich hatte es schon lange nicht mehr, dass mir die Charaktere bei einem Film völlig egal waren - keine emotionale Bindung zu ihnen, egal welcher Art.

Ein letzter Punkt zur Story: Das Ende. Es ist quasi nicht da. Für mich gab es keinen Höhepunkt im Film, keine Klimax, kein atemberaubendes Ende. Ohne jetzt zu viel verraten zu wollen: Es gibt kurz vor dem Ende ein großes Potential, um eine große Schlacht oder einen großen Kampf zu inszenieren, nur leider ist das nicht erfolgt. Und so plätschert auch das Ende nur so dahin.

Aber jetzt mal was positives: Die Effekte sind einfach mega gut, uns wird ein sehr überzeugendes Effekte-Gewitter präsentiert. Optisch ist der Film mehr als ansprechend, und das ist es auch, worum es eigentlich geht, denn in diesen Film geht man weniger wegen der Story, als wegen der Effekte. Und da bietet diese digitale Welt natürlich ein großes Potential. Besonders gefallen haben mir die Lichtrenner-Kämpfe. Die Darsteller fügen sich sehr gut in die computergenerierte Umwelt ein, einfach top! In Sachen Special Effects macht Disney so schnell niemand etwas vor.

Der Sound ist ebenso bombastisch und äußerst passend zur optischen Gestaltung. Er ist sehr basslastig und es macht einfach Spaß, inmitten dieses Gewitters von Effekten im Kino zu sitzen. Dazu beigetragen hat definitiv auch der sehr gute Soundtrack von Daft Punk, der sich nahtlos in jede Szene einfügt und die digitale Welt mehr als gut repräsentiert - sowohl in actionreichen und spannenden, als auch in ruhigen und emotionalen Szenen (von welchen es allerdings nicht viele gibt...) Klare Kaufempfehlung an dieser Stelle für den Soundtrack!



Und nun ein letzter Punkt: 3D. Tja, wer hier auf einen tollen 3D-Effekt hofft, wird enttäuscht. Und zwar ziemlich sehr, will ich doch wohl meinen. Die Szenen der "realen" Welt werden in 2D gezeigt, die der Computerwelt in 3D. Dies will ich hier auch gar nicht bemängeln, ein gutes Stilmittel ist dies allemal. Nur von technischer Seite aus gesehen, hätten sich die 2D-Szenen der Realität viel besser für den 3D-Effekt angeboten, da man hier Bezugspunkte hat. Der räumliche Effekt wäre mit Sicherheit gut herübergekommen. Von dem 3D der digitalen Welt dagegen - merkte ich gar nichts! Dort 3D einzusetzen hat mich von der technischen Seite aus überhaupt nicht überzeugt, ich habe die meiste Zeit gedacht, ich schaue 2D. Das liegt einfach daran, dass sich diese Welt nicht für 3D eignet. Alles ist abstrakt, man hat irgendwelche farbigen Linien im Hintergrund und meistens sieht man nur eine oder zwei Personen vor einem riesigen Hintergrund, fast vor einem Nichts. Und da bringt 3D reichlich wenig.

Mein Fazit: Von der Geschichte und den Figuren her überzeugt der Film gar nicht, vom 3D-Effekt auch nicht. Nur die optische und akustische Gestaltung mit all ihren Special Effects ist atemberaubend - und da diese Gestaltung der Hauptgrund ist, um sich diesen Film anzusehen, bekommt er von mir immerhin noch 6 von 10 Punkten.

Ob ich empfehle, diesen Film anzusehen? Naja, mehr oder weniger schon, denn jeder sollte zumindest mal in die Welt von Tron hineingeschaut haben und sich von diesem Popcorn-Kino berieseln lassen. Am Kinoeingang Gehirn abgeben muss auch mal sein...

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Schreibt mir doch in euren Kommentaren, was ihr vom Film haltet. Mich würde besonders euer Eindruck von der 3D-Umsetzung interessieren.

Liebste Grüße vom Alex

Kino-Review: Black Swan

11. Februar 2011
Black Swan - im Moment einer der großen Anwärter auf den Oscar. Doch ist er das zurecht?

Ich war im Kino und konnte mir eine umfassende Meinung bilden, daher reviewe ich diesen Film heute in meinem Blog.

"In dem Psychothriller BLACK SWAN bekommt die junge, aufstrebende Ballerina Nina (Natalie Portman) die Doppelrolle ihres Lebens: In „Schwanensee“ soll sie sowohl den unschuldigen weißen als auch den dämonischen schwarzen Schwan verkörpern. Während sie die perfekte Besetzung für den weißen Schwan ist, muss sie für den Gegenpart der Figur lernen loszulassen und die dunkle Seite in sich hervorbringen. Angetrieben von dem charismatischen Ballettdirektor Thomas Leroy (Vincent Cassel) versucht sie verzweifelt ihre Blockaden zu überwinden. Ausgerechnet die neue, attraktive Kollegin Lily (Mila Kunis) hat all das, was Nina zu fehlen scheint. Droht Nina sogar die Rolle an Lily zu verlieren? Ninas Verzweiflung wächst und sie stößt einen ebenso befreienden wie selbstzerstörerischen Prozess an, bei dem die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen. Aber ungeachtet aller Gefahren treibt Nina ihre Vorbereitungen für die Premiere des Stücks weiter – denn für sie zählt nur eines: Vollkommenheit." 

Um es mal vorwegzunehmen: Ja, man kann diesen Film auch schauen, wenn man mit Ballett so überhaupt gar nichts zu tun hat. Es geht natürlich um Ballett und eine Ballerina, aber davon sollte man sich definitiv nicht abschrecken lassen, da es viel mehr um die Geschichte dahinter geht. Dieser Film ist kein Tanzfilm, er ist ein Psychothriller.

In den USA wird er sogar als "psycho-sexueller Thriller" bezeichnet. "Psycho-sexuell"... Bisher ein unbekanntes Wort für mich. Und dennoch sehr treffend, denn es gibt in diesem Film durchaus einige Szenen, die mit Erotik spielen.

Aber um nun mit meiner Review anzufangen: Dieser Film ist äußerst gut gemacht. Ich hatte natürlich im Vorfeld schon einige positive Dinge über ihn gehört, aber dass ich ihn so gut finden würde, hätte ich nicht gedacht. Er ist mitreißend, hochspannend, bewegend, gefühlvoll, erschreckend und beängstigend zu gleich. Ein Thriller, wie ihn die Welt lange nicht gesehen hat.

Der Film vermittelt die ganze Zeit ein authentisches Gefühl. Er ist durchweg mit Handkamera gefilmt, daran muss man sich zwar in den ersten Minuten etwas gewöhnen, aber es hilft sehr gut, die Atmosphäre vom Film einzufangen. MovieMaze titelt: "Manche Filme muss man mehr fühlen als sehen, um sie für sich selbst zu verstehen." Treffende Worte, denn die Geschichte nimmt einen mit in die chaotische Gefühlswelt mit Höhen und Tiefen und den verschiedensten Charakterzügen der Protagonistin.

Doch dafür muss natürlich die Leistung des Schauspielers gut genug sein. Und das ist in diesem Fall definitiv gegeben. Es kommt einem vor, als wäre die Rolle Natalie Portman direkt auf den Leib geschrieben worden, sie spielt ihren Charakter sehr, sehr gut und äußerst authentisch. Durch die starke Performance der Hauptdarstellerin wird es uns erst möglich, sich in den Film einzufühlen und mitzuerleben, was sie erlebt. Die verschiedenen Stufen, die ihr Charakter durchläuft und überhaupt ihre ganze Entwicklung vom weißen zum schwarzen Schwan, sind sehr natürlich und mitreißend inszeniert, der Zuschauer fühlt die ganze Zeit mit.

Die Atmosphäre des Films ist größtenteils angespannt, düster, beklemmend - aber vor allem eins: umhüllend. Man ist ständig mittendrin. Vor allem am Ende des Films, beim Finale, saß ich fast nicht mehr im Kino, sondern war dabei. Klingt merkwürdig, aber so ist es nunmal: Äußerst mitreißend. Teilweise ist der Film ein wenig verwirrend, ein wenig schwierig, aber das unterstützt die Stimmung und Aussage des Films noch ein bisschen mehr.

Ein wenig zur technischen Gestaltung des Streifens: Der Film ist bildgewaltig. Das Licht und die Farben sind eher kalt und dunkel gehalten, was aber die Atmosphäre natürlich unterstützt. Es ist interessant zu sehen, wie in diesem Film Spiegel eingesetzt werden, um die Szenen zu erweitern oder den ein oder anderen Schreckmoment vorzubereiten. Special Effects sind auch hin und wieder enthalten und wurden gut umgesetzt, sie sind quasi nicht zu bemerken. Vor allen Dingen gegen Ende, als sich die Realität immer mehr mit Ninas Psyche vermischt und der Zuschauer kaum noch unterscheiden kann, was denn nun wirklich passiert ist und was nicht (übrigens auch eine der großen Stärken!), setzt der Regisseur vermehrt surreale Elemente ein, die sich gekonnt in das Bild einfügen. Der Soundtrack passt ebenso gut zum Film, wobei ich zum jetzigen Zeitpunkt sagen würde, dass ich von der Musik so gut wie gar nichts mehr weiß - ich habe sie also nicht aktiv gehört und wahrgenommen. Und genau das ist ein Zeichen für eine sehr gute Filmmusik, wenn sie mit dem Bild zusammenspielt und nur unterschwellig für die Emotionen sorgt, ohne dabei hervorzustechen. Um dennoch einen konkreten Anhaltspunkt zum Score zu geben: Hin und wieder wurde das Thema "Schwanensee" in die Musik eingebaut - ein sehr gutes Stilmittel, um die Verbundenheit zwischen Ninas Leben und dem Stück "Schwanensee" noch etwas mehr hervorzuheben.

Bevor jedoch die anderen Schauspieler neben den Lobpreisungen für die Hauptdarstellerin untergehen - sie leisten einen ebenso guten Job. Mina Kulis als Lily, die oft eine Bedrohung ausstrahlt und die Rolle einer Verführerin innehat, Barbara Hershey als Ninas Mutter, die eine merkwürdige Beziehung mit viel Subtext und interessanten Nuancen zu ihrer Tochter hat, und Vincent Cassel als einnehmender und manipulativer Tanzdirektor - sie überzeugen alle, der Cast bei diesem Film ist absolut top.

Ein, zwei Schwächen hat der Film natürlich dennoch. Zum einen möchte ich da die ein oder andere unterwartete (Auf-)Lösung einer Szene benennen. Es kommt mehrfach vor, dass sehr gut inszenierte Szenen später im Film aufgelöst werden, indem man sich in so manchem Fall die simpelste Lösung hat einfallen lassen - es ist einfach nicht in echt passiert. Natürlich geht es in diesem Film auch um Halluzinationen und Einbildung, aber die recht einfachen Auflösungen so mancher Szene lassen den Film etwas ins Stocken geraten.

Der andere Kritikpunkt ist die Geschichte von Lily. Sie wird eigentlich nicht erzählt, man erfährt von ihr alles nur im Beisein von Nina. Dabei wäre hier noch ein größeres Potenzial gewesen, die charakterliche Entwicklung der dunklen Verführerin und ihre Motive darzustellen.

Insgesamt gesehen ist Black Swan ein mitreißender Thriller, der auf vielen verschiedenen Ebenen arbeitet und funktioniert. Zwischendurch mit lustigen, an anderer Stelle mit Horrorszenen durchzogen, bietet der Film viele Nuancen und kann auf ganzer Linie überzeugen. Darren Aronofsky liefert ein brillantes Werk ab und verleiht dem Film seine spezielle Note. Er schafft es, uns ein erschütterndes Drama vorzusetzen, welches kein reiner Beitrag zum Genre ist, sondern sich vor allen Dingen auf die Psychoanalyse der Protagonistin stützt und ständig einen surrealen Unterton mitbringt. Der Film wird von den grandiosen Darstellern getragen und beschränkt sich nie auf die reine Unterhaltung.

Insgesamt 9 von 10 Punkten. Aber um kurz auf die anfängliche Frage zurückzukommen: Ja, der Film ist zurecht ein Anwärter auf den Oscar. Vor allen Dingen der Hauptdarstellerin Natalie Portman sollte einer von ihnen sicher sein.

Hier noch ein Trailer vom Film:



Sooo, es wurde mal wieder Zeit für ein Kino-Review. Da ich gestern Abend "The King's Speech" im Kino genauer unter die Lupe genommen habe, folgt heute meine persönliche Meinung zu diesem Film, der für 12 Oscars nominiert ist und somit als ganz heißer Favorit für die Oscar-Verleihung der kommenden Nacht gilt.

"Als Sohn des britischen Königs George V. gehört es zu Berties (COLIN FIRTH) Pflichten, öffentlich zu sprechen. Für den zurückhaltend-besonnenen Mann eine Qual, denn seit seiner Jugend leidet er an einem schweren Stottern. Kein Arzt und kein Psychologe kann ihm helfen, weshalb sich Berties liebevoll sorgende Ehefrau Elizabeth (HELENA BONHAM CARTER) an den exzentrischen Sprachtherapeuten Lionel Logue (GEOFFREY RUSH) wendet. Mit seinem forschen Auftreten und den unkonventionellen Behandlungsmethoden stößt er seinen adligen Patienten zunächst vor den Kopf. Bald aber zeigen sich erste Erfolge."

Ein Film steht und fällt mit seinen Schauspielern. Glücklicherweise wurden die Darsteller bei diesem Film so gut gecastet, dass der Film absolut authentisch ist und auf voller Linie überzeugt.

Colin Firth spielt die Rolle des britischen Königs George VI. sehr sehr gut. Es ist definitiv nicht einfach, eine solche Sprachstörung überzeugend darzustellen, aber Colin Firth ist dies absolut gelungen. Er wirkt unglaublich authentisch, nie ist seine Darstellung übertrieben, sondern immer natürlich. Gerade in dramatischen Szenen, in denen wir einen psychisch labilen König sehen können, fesselt Colin uns mit seiner Interpretation dieser Rolle. Der Golden Globe war absolut verdient und der Oscar sollte ihm auch sicher sein.

Aber der Film lebt nicht allein von Colin Firth, sondern ebenso von Geoffrey Rush - und ganz besonders von der Chemie zwischen den beiden Herrschaften. Das Aufeinandertreffen dieser beiden Charaktere bietet eine Menge unglaublicher Komik, dass man fast schon meinen könnte, eine Komödie zu sehen anstatt ein Drama. Der autodidaktische und exzentrische Therapeut mit seinen unkonventionellen Methoden und seinem überaus trockenen Humor trifft in seinen Unterrichtsstunden auf den stocksteifen und hölzernen Aristrokraten - einfach köstlich! Genau in solchen Szenen liegt aber auch das unglaublich große Plus des Films, denn diese Szenen, so komisch sie auch sein mögen, können direkt im nächsten Moment in eine mitreißende Tragik und Dramatik umschlagen. Der schmale Grat zwischen Komödie und Drama ist überaus gekonnt umgesetzt worden. Dennoch bleibt der Film natürlich insgesamt ein Drama und überzeugt letzten Endes auch durch seine starke Geschichte.
                        
Die Geschichte selbst startet langsam, wir bekommen genug Zeit, alle Charaktere kennenzulernen und ihre Motive zu verstehen. Wir sehen in dem Film einen am Boden liegenden Mann, dem im Verlauf des Films seine Stimme zurückgegeben wird. Die Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten ist dabei der Schlüssel in diesem Film, sie wirkt sehr natürlich. Wir bekommen zudem einen guten Einblick in das Leben der Royals, einige Abläufe und Handlungen der königlichen Familie werden uns klarer und viele Geschehnisse, die sich bis heute auf die englische Monarchie auswirken, lassen sich viel besser verstehen.

Nun aber was zur technischen und gestalterischen Umsetzung des Films. "The King's Speech" arbeitet mit einigen unkonventionellen, aber originellen Kameraeinstellungen, welche auf jeden Fall sehenswert sind. Ausstattung, Kostüme, Bühnenbild sitzen alle perfekt und versetzen einen von Anfang an ohne Zweifeln in die damalige Zeit.
Im Gegensatz zu "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1" liefert Alexandre
Desplat hier einen wundervollen Score ab, der sich gut in die wenigen untermalten Szenen einfügt und ganz dezent im Hintergrund arbeitet. Inszenierung gelungen!

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass uns hier ein Film mit einigen Facetten und wundervollen Darstellern geboten wird. Colin Firth und Geoffrey Rush ergänzen und steigern sich gegenseitig, Helena Bonham Carter als Queen Mum bleibt zwar leider etwas hinter den beiden männlichen Schauspielkollegen zurück, überzeugt aber dennoch auf voller Linie, auch wenn sie hier keine chaotische und aufbrausende Rolle spielt wie sonst.

Ich kann euch den Film auf jeden Fall empfehlen, da er sowohl Drama als auch ein stückweit Komödie ist und viele 
verschiedene Ebenen miteinander verbindet. Leider ist der Film in Amerika als "NC-17" eingestuft worden und kann damit nur von Leuten, die 18 Jahre alt sind oder älter gesehen werden. Diese Einstufung erhielt der Film aufgrund mehereren Schimpfwörtern, die aber Teil der psychologischen Behandlung Berties sind. Schade, dass so ein guter Film der Jugend in Amerika verwehrt bleibt. In Deutschland ist er ab 0 Jahren freigegeben.
Mittlerweile wurde er aber auch in Amerika heruntergestuft auf "PG-13", jedoch nur, da er zensiert wurde. Es wurden von 5 "F****s" im Film 3 herausgeschnitten. 2 bleiben somit und damit auch die Frage nach dem Sinn amerikanischer Filmbewertungen. Aber das ist ein anderes Thema...
 
Von mir bekommt er 9 von 10 Punkten.

Als Abschluss hier noch der Trailer vom Film:



Kleine Ergänzung: Der Film konnte in L.A. letzte Nacht 4 Oscars abräumen:
Best Picture (Bester Film) - Iain Canning, Emile Sherman und Gareth Unwin
Directing (Beste Regie) - Tom Hooper
Actor in a Leading Role (Bester Hauptdarsteller) - Colin Firth
Writing, Original Screenplay (Bestes Originaldrehbuch) - David Seidler
Ja, Hollywood stellt mal wieder ein Remake auf die Beine. Warum? Na, weil sie auch bisher erfolgreiche europäische Filme nachgedreht haben statt sie zu synchronisieren und in der europäischen Fassung in die US-Kinos zu bringen.

Dieses Mal handelt es sich um ein Remake der gerade einmal zwei Jahre alten Verfilmung "Verblendung", der erste Teil der Millennium Trilogie. War das wirklich notwendig? Hat sich Kultregisseur David Fincher damit ins Bein geschossen?

Anfangs als bekannt wurde, dass es ein US-Remake geben würde - Fincher interpretiert den Film nicht als "Remake" sondern als "Zweitadaption" - war ich sehr skeptisch. Ich kannte die originale Filmtrilogie und hielt und halte sie für sehr gut. Und daraus sollte eine Hollywood-Produktion werden? Mit Daniel Craig in der Hauptrolle? Und jemand anderem als Noomi Rapace in der Rolle der Lisbeth Salander? Unmöglich, absolut lächerlich und überflüssig obendrein.

Doch ich sollte mich täuschen. Aber genug der langen Worte, kommen wir nun zur Kritik. Eins noch vorher - ich habe die Bücher nicht gelesen und kann daher nicht beurteilen, wie weit sich beide Filmversionen an das Buch halten, sondern diesbezüglich nur die Meinung anderer wiedergeben.

Fangen wir mit der wohl interessantesten Frage dieser Zweitadaption an: Können Daniel Craig und Rooney Mara in ihren Rollen überzeugen?

Als erstes Rooney Mara in der Rolle der Lisbeth Salander. In der schwedischen Original-Verfilmung haben wir eine Lisbeth kennen gelernt, die Fans und Kritiker überzeugt hat. Kann man sich dennoch an Rooney Mara gewöhnen? Man kann. Die Lisbeth, die sie spielt ist entschärft und längst nicht so hart wie das schwedische Original. Sie zeigt mehr Verletzlichkeit, mehr Menschlichkeit und ihr kann man es schwerer abkaufen, dass sie mehrere Verbrechen begangen hat und in einer Nervenheilanstalt war. Aber dadurch soll diese Lisbeth mehr den Büchern entsprechen - wie gesagt, ich selbst kann das nicht beurteilen. Es ist in der Tat ein bisschen gewöhnungsbedürftig Rooney in dieser Rolle zu sehen, nachdem man Noomi Rapace gewöhnt ist/war, aber dennoch konnte ich diesen Umstand im Kino tatsächlich glatt vergessen. Die amerikanische Lisbeth gefällt mir in der Tat etwas mehr. Rooney geht in ihrer Rolle völlig auf und war zurecht für den Golden Globe nominiert, den sie aber leider nicht gewann.

Und Daniel? James Bond Darsteller und Actionheld Craig schafft es tatsächlich, in der Rolle des Michael Blomkvist zu überzeugen. Ich selbst habe ihn in nicht allzu vielen Filmen erlebt, aber in Verblendung hat er es geschafft, ein Charakterdarsteller zu sein, etwas, was ich an ihm in anderen seiner Filme immer vermisst habe. Ich habe ihm die Rolle des Journalisten abgekauft, er spielt ihn sehr gut und verleiht ihm auch mehrere kleine nette Eigenheiten, die Michael tatsächlich zu einer Filmfigur und nicht nur zu einem Dialogaufsager machen.

Gerade das Zusammenspiel zwischen Daniel und Rooney verleiht dem Film seinen Charme und auch etwas mehr Witz als in der schwedischen Verfilmung. Leider treffen die beiden auch hier erst nach rund einer Stunde aufeinander, doch so ist nunmal die Buchvorlage. Hier hat es in der Tat geholfen, Lisbeth weicher und "menschlicher" zu machen, dadurch wird die Beziehung zwischen Michael und ihr glaubhafter.

Aber natürlich überzeugen auch die anderen Darsteller, auch wenn sie storytechnisch etwas in den Hintergrund rücken. Die Familie Vanger wirkt in der amerikanischen Verfilmung noch kälter, sowieso wird die Familiengeschichte und die Beziehungen untereinander etwas mehr in den Vordergrund gerückt als im schwedischen Original.

Kommen wir nun aber zum Film als solchen. Ein Film von David Fincher. Was darf man da erwarten? Sehr viel. Und sehr viel wird auch erfüllt. Vorweg: Im Gegensatz zur schwedischen Verfilmung merkt man das höhere Budget und die Auslegung fürs Kino, statt für den heimischen Fernseher. Dadurch ist der Film aufwendiger und stilistisch viel beeindruckender als das Original. Fincher hat sich zum Glück dafür entschieden die Handlung in Schweden zu lassen und auch dort zu filmen, so entsteht eine sehr schöne Atmosphäre, die sich über den ganzen Film zieht (natürlich auch durch das Original). Der Film ist in sehr unterkühlten Farben gehalten und bietet nebenbei wunderbare Bilder Schwedens, die Kameraarbeit überzeugt auf ganzer Linie. Finchers Thriller ist atmosphärisch sehr dicht, sehr gut durchdacht und wirkt auf mich im Gesamten gesehen wesentlich runder als die schwedische Verfilmung. Mag sein, dass dies dadurch kommt, dass sich der Film (so sagt man sich) mehr ans Buch hält und sich auf andere Dinge konzentriert als der Film von 2009. Als Thriller kann er überzeugen, er ist spannend und wird die ganze Zeit über mit fantastischer Musik unterlegt, die zwar für den Golden Globe nominiert war, ihn aber nicht gewonnen hat.

Auch eine gute Entscheidung Finchers war es, den Film genauso intensiv wie seinen "Vorgänger" zu halten, sprich die Vergewaltigungsszenen oder auch zum Beispiel Fotos der Ritualmorde in den Film zu packen. Solch "erwachsene" Filme ist man aus Hollywood eher selten gewöhnt, daher war es eine Erleichterung, dass Davids Zweitadaption in dieser Hinsicht keine Spannung und Intensität aus der Geschichte nimmt. Wo der Film natürlicherweise leider an Intensität einbüßen muss ist bei Lisbeth, da sie wie oben beschrieben längst nicht so hart wirkt. Aber dies hat eben auch die oben beschriebenen Vorteile.

Um noch kurz auf die Buchvorlage zurückzukommen: Fincher hält sich mehr ans Buch, so wird seine Affäre zu Erika Berger gezeigt, sowie seine Rolle als (Familien-)vater; seine Ermittlungen auf der Insel werden geheim gehalten. Diese und viele weitere Details sind natürlich nur Kleinigkeiten, dürften die eingefleischten Buchfans aber mehr zufriedenstellen als die schwedische Verfilmung.

Insgesamt gesehen überzeugt die Zweitadaption Finchers auf ganzer Linie. Eine fesselnde Story, ein stilistisch beeindruckender und atmosphärisch dichter Thriller, sehr gute Schauspieler und ein sich dichter an die Romanvorlage haltender Film machen Verblendung zu einer sehenswerten Produktion. Von mir gibt's 9 von 10 Sternen.


Noch als Zusatzinfo: Es ist geplant, auch die weiteren beiden Romane neu zu verfilmen, Craig und Mara sind daran interessiert, Fincher jedoch nur, wenn er beide Filme in einem Rutsch drehen kann. Mich würde es freuen Fincher als Regisseur von Verdammnis und Vergebung zu erleben, da die beiden schwedischen Adaptionen eher schwach ausfallen, gerade der Mittelteil Verdammnis. Zwei weitere Thriller auf dem Niveau des ersten wären sehr erfreulich. Der Regiewechsel bei den Schweden nach dem ersten Film hat der Trilogie nicht gut getan. Lass dir das gesagt sein, Hollywood!

Quellen aller Bilder:  http://www.filmering.at/images/stories/gallery2/verblendung/ 

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von Lazarus79 
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