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Verblendung - Kritik und Vergleich zwischen schwedischer und amerikanischer Verfilmung
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Ja, Hollywood stellt mal wieder ein Remake auf die Beine. Warum? Na, weil sie auch bisher erfolgreiche europäische Filme nachgedreht haben statt sie zu synchronisieren und in der europäischen Fassung in die US-Kinos zu bringen.
Dieses Mal handelt es sich um ein Remake der gerade einmal zwei Jahre alten Verfilmung "Verblendung", der erste Teil der Millennium Trilogie. War das wirklich notwendig? Hat sich Kultregisseur David Fincher damit ins Bein geschossen?
Anfangs als bekannt wurde, dass es ein US-Remake geben würde - Fincher interpretiert den Film nicht als "Remake" sondern als "Zweitadaption" - war ich sehr skeptisch. Ich kannte die originale Filmtrilogie und hielt und halte sie für sehr gut. Und daraus sollte eine Hollywood-Produktion werden? Mit Daniel Craig in der Hauptrolle? Und jemand anderem als Noomi Rapace in der Rolle der Lisbeth Salander? Unmöglich, absolut lächerlich und überflüssig obendrein.
Doch ich sollte mich täuschen. Aber genug der langen Worte, kommen wir nun zur Kritik. Eins noch vorher - ich habe die Bücher nicht gelesen und kann daher nicht beurteilen, wie weit sich beide Filmversionen an das Buch halten, sondern diesbezüglich nur die Meinung anderer wiedergeben.
Fangen wir mit der wohl interessantesten Frage dieser Zweitadaption an: Können Daniel Craig und Rooney Mara in ihren Rollen überzeugen?
Als erstes Rooney Mara in der Rolle der Lisbeth Salander. In der schwedischen Original-Verfilmung haben wir eine Lisbeth kennen gelernt, die Fans und Kritiker überzeugt hat. Kann man sich dennoch an Rooney Mara gewöhnen? Man kann. Die Lisbeth, die sie spielt ist entschärft und längst nicht so hart wie das schwedische Original. Sie zeigt mehr Verletzlichkeit, mehr Menschlichkeit und ihr kann man es schwerer abkaufen, dass sie mehrere Verbrechen begangen hat und in einer Nervenheilanstalt war. Aber dadurch soll diese Lisbeth mehr den Büchern entsprechen - wie gesagt, ich selbst kann das nicht beurteilen. Es ist in der Tat ein bisschen gewöhnungsbedürftig Rooney in dieser Rolle zu sehen, nachdem man Noomi Rapace gewöhnt ist/war, aber dennoch konnte ich diesen Umstand im Kino tatsächlich glatt vergessen. Die amerikanische Lisbeth gefällt mir in der Tat etwas mehr. Rooney geht in ihrer Rolle völlig auf und war zurecht für den Golden Globe nominiert, den sie aber leider nicht gewann.
Und Daniel? James Bond Darsteller und Actionheld Craig schafft es tatsächlich, in der Rolle des Michael Blomkvist zu überzeugen. Ich selbst habe ihn in nicht allzu vielen Filmen erlebt, aber in Verblendung hat er es geschafft, ein Charakterdarsteller zu sein, etwas, was ich an ihm in anderen seiner Filme immer vermisst habe. Ich habe ihm die Rolle des Journalisten abgekauft, er spielt ihn sehr gut und verleiht ihm auch mehrere kleine nette Eigenheiten, die Michael tatsächlich zu einer Filmfigur und nicht nur zu einem Dialogaufsager machen.
Gerade das Zusammenspiel zwischen Daniel und Rooney verleiht dem Film seinen Charme und auch etwas mehr Witz als in der schwedischen Verfilmung. Leider treffen die beiden auch hier erst nach rund einer Stunde aufeinander, doch so ist nunmal die Buchvorlage. Hier hat es in der Tat geholfen, Lisbeth weicher und "menschlicher" zu machen, dadurch wird die Beziehung zwischen Michael und ihr glaubhafter.
Aber natürlich überzeugen auch die anderen Darsteller, auch wenn sie storytechnisch etwas in den Hintergrund rücken. Die Familie Vanger wirkt in der amerikanischen Verfilmung noch kälter, sowieso wird die Familiengeschichte und die Beziehungen untereinander etwas mehr in den Vordergrund gerückt als im schwedischen Original.
Kommen wir nun aber zum Film als solchen. Ein Film von David Fincher. Was darf man da erwarten? Sehr viel. Und sehr viel wird auch erfüllt. Vorweg: Im Gegensatz zur schwedischen Verfilmung merkt man das höhere Budget und die Auslegung fürs Kino, statt für den heimischen Fernseher. Dadurch ist der Film aufwendiger und stilistisch viel beeindruckender als das Original. Fincher hat sich zum Glück dafür entschieden die Handlung in Schweden zu lassen und auch dort zu filmen, so entsteht eine sehr schöne Atmosphäre, die sich über den ganzen Film zieht (natürlich auch durch das Original). Der Film ist in sehr unterkühlten Farben gehalten und bietet nebenbei wunderbare Bilder Schwedens, die Kameraarbeit überzeugt auf ganzer Linie. Finchers Thriller ist atmosphärisch sehr dicht, sehr gut durchdacht und wirkt auf mich im Gesamten gesehen wesentlich runder als die schwedische Verfilmung. Mag sein, dass dies dadurch kommt, dass sich der Film (so sagt man sich) mehr ans Buch hält und sich auf andere Dinge konzentriert als der Film von 2009. Als Thriller kann er überzeugen, er ist spannend und wird die ganze Zeit über mit fantastischer Musik unterlegt, die zwar für den Golden Globe nominiert war, ihn aber nicht gewonnen hat.
Auch eine gute Entscheidung Finchers war es, den Film genauso intensiv wie seinen "Vorgänger" zu halten, sprich die Vergewaltigungsszenen oder auch zum Beispiel Fotos der Ritualmorde in den Film zu packen. Solch "erwachsene" Filme ist man aus Hollywood eher selten gewöhnt, daher war es eine Erleichterung, dass Davids Zweitadaption in dieser Hinsicht keine Spannung und Intensität aus der Geschichte nimmt. Wo der Film natürlicherweise leider an Intensität einbüßen muss ist bei Lisbeth, da sie wie oben beschrieben längst nicht so hart wirkt. Aber dies hat eben auch die oben beschriebenen Vorteile.
Um noch kurz auf die Buchvorlage zurückzukommen: Fincher hält sich mehr ans Buch, so wird seine Affäre zu Erika Berger gezeigt, sowie seine Rolle als (Familien-)vater; seine Ermittlungen auf der Insel werden geheim gehalten. Diese und viele weitere Details sind natürlich nur Kleinigkeiten, dürften die eingefleischten Buchfans aber mehr zufriedenstellen als die schwedische Verfilmung.
Insgesamt gesehen überzeugt die Zweitadaption Finchers auf ganzer Linie. Eine fesselnde Story, ein stilistisch beeindruckender und atmosphärisch dichter Thriller, sehr gute Schauspieler und ein sich dichter an die Romanvorlage haltender Film machen Verblendung zu einer sehenswerten Produktion. Von mir gibt's 9 von 10 Sternen.
Noch als Zusatzinfo: Es ist geplant, auch die weiteren beiden Romane neu zu verfilmen, Craig und Mara sind daran interessiert, Fincher jedoch nur, wenn er beide Filme in einem Rutsch drehen kann. Mich würde es freuen Fincher als Regisseur von Verdammnis und Vergebung zu erleben, da die beiden schwedischen Adaptionen eher schwach ausfallen, gerade der Mittelteil Verdammnis. Zwei weitere Thriller auf dem Niveau des ersten wären sehr erfreulich. Der Regiewechsel bei den Schweden nach dem ersten Film hat der Trilogie nicht gut getan. Lass dir das gesagt sein, Hollywood!
Quellen aller Bilder: http://www.filmering.at/images/stories/gallery2/verblendung/
Dieses Mal handelt es sich um ein Remake der gerade einmal zwei Jahre alten Verfilmung "Verblendung", der erste Teil der Millennium Trilogie. War das wirklich notwendig? Hat sich Kultregisseur David Fincher damit ins Bein geschossen?
Anfangs als bekannt wurde, dass es ein US-Remake geben würde - Fincher interpretiert den Film nicht als "Remake" sondern als "Zweitadaption" - war ich sehr skeptisch. Ich kannte die originale Filmtrilogie und hielt und halte sie für sehr gut. Und daraus sollte eine Hollywood-Produktion werden? Mit Daniel Craig in der Hauptrolle? Und jemand anderem als Noomi Rapace in der Rolle der Lisbeth Salander? Unmöglich, absolut lächerlich und überflüssig obendrein.
Doch ich sollte mich täuschen. Aber genug der langen Worte, kommen wir nun zur Kritik. Eins noch vorher - ich habe die Bücher nicht gelesen und kann daher nicht beurteilen, wie weit sich beide Filmversionen an das Buch halten, sondern diesbezüglich nur die Meinung anderer wiedergeben.
Fangen wir mit der wohl interessantesten Frage dieser Zweitadaption an: Können Daniel Craig und Rooney Mara in ihren Rollen überzeugen?
Als erstes Rooney Mara in der Rolle der Lisbeth Salander. In der schwedischen Original-Verfilmung haben wir eine Lisbeth kennen gelernt, die Fans und Kritiker überzeugt hat. Kann man sich dennoch an Rooney Mara gewöhnen? Man kann. Die Lisbeth, die sie spielt ist entschärft und längst nicht so hart wie das schwedische Original. Sie zeigt mehr Verletzlichkeit, mehr Menschlichkeit und ihr kann man es schwerer abkaufen, dass sie mehrere Verbrechen begangen hat und in einer Nervenheilanstalt war. Aber dadurch soll diese Lisbeth mehr den Büchern entsprechen - wie gesagt, ich selbst kann das nicht beurteilen. Es ist in der Tat ein bisschen gewöhnungsbedürftig Rooney in dieser Rolle zu sehen, nachdem man Noomi Rapace gewöhnt ist/war, aber dennoch konnte ich diesen Umstand im Kino tatsächlich glatt vergessen. Die amerikanische Lisbeth gefällt mir in der Tat etwas mehr. Rooney geht in ihrer Rolle völlig auf und war zurecht für den Golden Globe nominiert, den sie aber leider nicht gewann.
Und Daniel? James Bond Darsteller und Actionheld Craig schafft es tatsächlich, in der Rolle des Michael Blomkvist zu überzeugen. Ich selbst habe ihn in nicht allzu vielen Filmen erlebt, aber in Verblendung hat er es geschafft, ein Charakterdarsteller zu sein, etwas, was ich an ihm in anderen seiner Filme immer vermisst habe. Ich habe ihm die Rolle des Journalisten abgekauft, er spielt ihn sehr gut und verleiht ihm auch mehrere kleine nette Eigenheiten, die Michael tatsächlich zu einer Filmfigur und nicht nur zu einem Dialogaufsager machen.
Gerade das Zusammenspiel zwischen Daniel und Rooney verleiht dem Film seinen Charme und auch etwas mehr Witz als in der schwedischen Verfilmung. Leider treffen die beiden auch hier erst nach rund einer Stunde aufeinander, doch so ist nunmal die Buchvorlage. Hier hat es in der Tat geholfen, Lisbeth weicher und "menschlicher" zu machen, dadurch wird die Beziehung zwischen Michael und ihr glaubhafter.
Aber natürlich überzeugen auch die anderen Darsteller, auch wenn sie storytechnisch etwas in den Hintergrund rücken. Die Familie Vanger wirkt in der amerikanischen Verfilmung noch kälter, sowieso wird die Familiengeschichte und die Beziehungen untereinander etwas mehr in den Vordergrund gerückt als im schwedischen Original.
Kommen wir nun aber zum Film als solchen. Ein Film von David Fincher. Was darf man da erwarten? Sehr viel. Und sehr viel wird auch erfüllt. Vorweg: Im Gegensatz zur schwedischen Verfilmung merkt man das höhere Budget und die Auslegung fürs Kino, statt für den heimischen Fernseher. Dadurch ist der Film aufwendiger und stilistisch viel beeindruckender als das Original. Fincher hat sich zum Glück dafür entschieden die Handlung in Schweden zu lassen und auch dort zu filmen, so entsteht eine sehr schöne Atmosphäre, die sich über den ganzen Film zieht (natürlich auch durch das Original). Der Film ist in sehr unterkühlten Farben gehalten und bietet nebenbei wunderbare Bilder Schwedens, die Kameraarbeit überzeugt auf ganzer Linie. Finchers Thriller ist atmosphärisch sehr dicht, sehr gut durchdacht und wirkt auf mich im Gesamten gesehen wesentlich runder als die schwedische Verfilmung. Mag sein, dass dies dadurch kommt, dass sich der Film (so sagt man sich) mehr ans Buch hält und sich auf andere Dinge konzentriert als der Film von 2009. Als Thriller kann er überzeugen, er ist spannend und wird die ganze Zeit über mit fantastischer Musik unterlegt, die zwar für den Golden Globe nominiert war, ihn aber nicht gewonnen hat.
Auch eine gute Entscheidung Finchers war es, den Film genauso intensiv wie seinen "Vorgänger" zu halten, sprich die Vergewaltigungsszenen oder auch zum Beispiel Fotos der Ritualmorde in den Film zu packen. Solch "erwachsene" Filme ist man aus Hollywood eher selten gewöhnt, daher war es eine Erleichterung, dass Davids Zweitadaption in dieser Hinsicht keine Spannung und Intensität aus der Geschichte nimmt. Wo der Film natürlicherweise leider an Intensität einbüßen muss ist bei Lisbeth, da sie wie oben beschrieben längst nicht so hart wirkt. Aber dies hat eben auch die oben beschriebenen Vorteile.
Um noch kurz auf die Buchvorlage zurückzukommen: Fincher hält sich mehr ans Buch, so wird seine Affäre zu Erika Berger gezeigt, sowie seine Rolle als (Familien-)vater; seine Ermittlungen auf der Insel werden geheim gehalten. Diese und viele weitere Details sind natürlich nur Kleinigkeiten, dürften die eingefleischten Buchfans aber mehr zufriedenstellen als die schwedische Verfilmung.
Insgesamt gesehen überzeugt die Zweitadaption Finchers auf ganzer Linie. Eine fesselnde Story, ein stilistisch beeindruckender und atmosphärisch dichter Thriller, sehr gute Schauspieler und ein sich dichter an die Romanvorlage haltender Film machen Verblendung zu einer sehenswerten Produktion. Von mir gibt's 9 von 10 Sternen.
Noch als Zusatzinfo: Es ist geplant, auch die weiteren beiden Romane neu zu verfilmen, Craig und Mara sind daran interessiert, Fincher jedoch nur, wenn er beide Filme in einem Rutsch drehen kann. Mich würde es freuen Fincher als Regisseur von Verdammnis und Vergebung zu erleben, da die beiden schwedischen Adaptionen eher schwach ausfallen, gerade der Mittelteil Verdammnis. Zwei weitere Thriller auf dem Niveau des ersten wären sehr erfreulich. Der Regiewechsel bei den Schweden nach dem ersten Film hat der Trilogie nicht gut getan. Lass dir das gesagt sein, Hollywood!
Quellen aller Bilder: http://www.filmering.at/images/stories/gallery2/verblendung/
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MFG Marco.
LG von Irmy :-)