Die Restauration
Nun ist der Begriff alleine schon dadurch geläufig, dass man immer wieder mit „Digital Remastered“ auf Blu-ray Hüllen von älteren Filmen in Berührung kommt. Das soll uns immer ein besseres, schöneres und gefälligeres Bild versprechen und wird landläufig mit Katalogtiteln – also beispielsweise schon lange auf VHS-Bändern und DVD publizierten Filmen in Verbindung gebracht.
Wir wussten schon, dass man an dieser Stelle natürlich nicht mit Kopien herkömmlicher Technik arbeiten kann und deshalb auch wieder auf höchst präzise Digitalisierungen des jeweils besten verfügbaren Materials angewiesen ist. Zu unserem Erstaunen zeigt uns Alex aber kurz darauf einige Ausschnitte ganz neu erschienener Titel und genießt die überraschten Gesichter – die Titel dürfen wir aus verständlichen Gründen nicht nennen.
Er erklärt uns, dass es auch in der Aufnahme – also dem eigentlichen Filmbetrieb - natürlich immer wieder zu Pannen kommen kann. Da ragt dann schon mal ein Mikrofonstativ in den Bildausschnitt oder wird die Beleuchtung des schönsten Take – eine der vielen Aufnahmen einer Szene die schließlich im Film landen soll – durch einen Fehler belastet.
In der Restauration werden solche Pannen ausgebügelt, so wie man z.B. mit Photoshop den störenden Hochspannungsmast aus der Landschaftsaufnahme entfernt. Alex zeigt uns beeindruckende Beispiele solcher Retusche-Arbeit, wo Bild für Bild durch Vergleich von vorher und nachher auf Fehler überprüft wird. Werden sie gefunden, werden sie „ausgebaut“. Korrekturen betreffen auch den Bildstand, wenn eine Kamera verwackelt wurde beispielsweise. Er erklärt uns anschaulich die einzelnen Techniken und Hilfsmittel, die im Anschluss für die Restauration einer „alten“ Vorlage gemeinsam verwendet werden müssen. So können Verschmutzungen oder Kratzer auf einzelnen Bildern in ruhigen Videosequenzen durch das gleiche Motiv auf dem vorherigen oder nachfolgenden Bild ersetzt werden.
Wenn eine Szene mit zu tiefen Schatten aufgenommen wurde oder aus der Schärfe läuft, dann kann der Restaurator mit gezielt eingesetzten elektronischen Hilfsmitteln den entscheidenden Bildteil aufhellen oder Nachschärfen, Spiegelungen unterdrücken und Falten oder Knicke glattbügeln.
Während wir unser Erstaunen kaum noch verbergen können, fährt Alex eine nur wenige Sekunden lange Szene eines Klassikers in die Ansicht. Wir sehen eine offensichtlich sehr alte, verrauschte und beschädigte Kopie von Filmstreifen, die Farben vergilbt und matt. Mit Einsatz der bereits demonstrierten Techniken und einigen Zusatztools lässt sich jetzt fast wie von Geisterhand der Schmutz und störende Streifen entfernen. Die Aufgabe des Restaurators besteht im Wesentlichen darin, dem System die richtigen Parameter für die einzelnen Fehler zu setzen, denn schließlich kann eine Automatik nicht erkennen ob ein Streifen nun ein Filmschaden oder das Handlungsentscheidende Spinnenbein darstellt. So wird Szene um Szene begutachtet, die Filter und Parameter gesetzt, auf der Bildfläche platziert und einer nach dem anderen angewendet. Hierbei kommt es durchaus auch auf die Reihenfolge an.
Auch verschmutzte Farben, verlaufene Flüssigkeiten auf dem Original können eingegrenzt, markiert und damit fast unsichtbar retuschiert werden. Aber wenn der Bediener nicht aufpasst, verschwinden auch schon mal Flugzeugflügel oder die schnell hervorzuckende Hand mit der Pistole. So darf keine Automatik sich selbst überlassen oder gar einfach abgespult werden, sondern muss gezielt und teilweise auf das Einzelbild – eine 24tel Sekunde sichtbar – heruntergebrochen eingestellt werden.
Diese Arbeit ist äußerst anspruchsvoll, bedarf einer ruhigen Hand und eines aufmerksamen Auges, belohnt uns jedoch beispielsweise mit gesäuberten Szenen, die einer Neuproduktion kaum nachstehen. So wird schnell klar, dass je nach Qualität des Ausgangsmaterials, Stunden von Arbeitszeit in einzelne, nur wenige Sekunden dauernde, Szenen investiert werden müssen. Jedenfalls wenn unsere verwöhnten Augen nach der besten Qualität auf Blu-ray Disc verlangen.