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Zitat von DrDoom
Ich schreib mal was dazu, auch wenn ich nciht gemeint bin. Das
Interstellar Mainstream ist, dürfte allein
bei den Namen Nolan doch klar sein. Als nächstes heisst es noch Bay
sei kein Mainstream. Allein der Stil (inklusive Härte) des Films
entspricht den heutigen Massengeschmack in Perfektion.
Einige
hatten damals auch behauptet Inception sei kein Mainstream, nur
weil der Stil des Films nicht mit den 90ern zu vergleichen ist und
er bis dort wahrscheinlich durchgefallen wäre. Desweiteren
spielen die Budgetkosten, die Besetzung, die Produktionsfirma und
das platzieren in den Kinos und vor allem auch wohltuende Kritiken
in den Medien (Heute vor allem das Internet) eine Rolle ob der Film
Mainstream ist oder nicht und Interstellar könnte nicht mehr
A-Mainstream sein. Ob der Film auch noch in 25 Jahren für den
A-Mainstream geeignet ist, steht auf einen anderen Blatt. Einen
Film als nicht Mainstream zu bezeichnen würde noch gehen wenn
dieser in einen oder mehreren Punkten komplett versagen sollte, wie
z.B. Sin City 2 oder Machete Kills, dass wäre dann B-Mainstream,
bei Filme die größer ausgerichtet waren aber komplett versagen dann
spricht man von C-Mainstream, von dem es Heute mehr denje gibt und
wenn der Film komplett ohne Stars und ohne bekannter
Produktionsfilma auskommt, handelt es sich um Independent, der
größte Teil des Independent liegt im Horrorsektor, dass war schon
immer so.
OK, also doch wieder die uralte Debatte E vs. U, Mainstream vs
Independent, gegen die ich schon seit Jahren zu Felde ziehe, bisher
zumindest meist was Musik angeht. Jetzt also auch was Film
angeht.
Ich halte es sowohl im Film als auch bei der Musik mit Louis
Armstrong: "Es gibt nur zwei Arten von Musik (oder Film in dem
Fall): Gute und Schlechte!".
Will sagen: Solche die mir gefällt und solche die mir nicht
gefällt, egal welches Genre, egal welche Schublade.
Interessant was z.B. Jessica Chastain über Interstellar sagte: "Wie
bei einem Gemälde oder einem Musikstück muss man den Film nicht
verstehen. Man lässt sich davon einfach überwältigen". Und das ist
genau das was ein Film auch soll: Er soll einen gefangen nehmen,
mitnehmen auf eine Reise. Man soll darin eintauchen, emotional
angesprochen werden, wie bei einem Musikstück oder einem Gemälde.
Das ist, für mich, das Grundlegende was ein Film schaffen muss,
egal ob anspruchsloser Sommer-Blockbuster, oder Arthouse-Kino. Für
den einen funktioniert das bei Interstellar (z.B. bei mir), für den
anderen nicht.
Alles zusätzliche ist willkommene Zugabe, wie ein anspruchsvoller
Text und/oder eine komplexe Komposition in einem Musikstück, oder
eine außergewöhnliche bzw. außergewöhnlich gut gemachte Technik in
der Malerei. Das gibt einem dann den nicht zu unterschätzenden
zusätzlichen Mehrwert, auf eigene Entdeckungsreise zu gehen, neue
Zusammenhänge zu erkennen, zu interpretieren, vielleicht zu
erahnen, was der Künstler (Musiker, Maler, oder eben Regisseur und
Drehbuchautor) mit seinem Kunstwerk aussagen wollte, vielleicht
sogar ein wenig versteckt. Da wird es dann anspruchsvoller und das
kann nicht jeder Film leisten, was ja auch nicht schlimm ist. Bei
solch einem Film braucht man dann sein Hirn, denn er hat Tiefgang
und für mich ist genau das die Spezialität von Leuten wie Nolan
(und teilweise auch Shyamalan).
Allerdings bergen solche Filme mit Mehrwert auch mehrere Risiken.
Zum einen das Problem, dass man vielleicht geneigt ist den Film nur
mit dem Kopf anzuschauen, sich nicht von ihm fesseln zu
lassen,sondern nur zu analysieren (ähnlich der Buchverfilmung, in
der man gedanklich nur das Buch durchgeht und Szenen abhakt). Damit
bringt man sich um den Filmgenuss, missbraucht den Film quasi als
rein analytisches Objekt und kritisiert dann leider oftmals am Film
vorbei, ähnlich dem Kritiker, der Musik nur anhand ihrer
Komplexität, Textaussage, oder ihres Aufbaus beurteilt bzw. eines
Kunstkritikers, der ein Bild rein anhand der Technik und
handwerklichen Ausführung beurteilen will. Aber so funktioneirt
Kunst eben nicht, dafür ist es eben Kunst und nicht "nur"
Handwerk.
Wenn man sich aber "nur" auf den anderen Aspekt konzentriert, also
den reinen Unterhaltungswert, mag man auch in eine Falle tappen,
die viel mit der Erwartungshaltung zu tun hat. Wer in einem Film
geht und rein spannende Action mit guten Effekten und vielleicht
etwas Witz erwartet (evtl. geprägt durch Trailer) wird bei einem
Film mit mehr Tiefgang, der diffiziler an die Sache rangeht und den
Fokus etwas mehr auf dem Mehrwert hat, auch enttäuscht nach Hause
gehen und über einen langweiligen, miesen Film klagen, obwohl es
vieleicht ein guter Film ist, wenn man sich darauf eingelassen
hätte.
Für mich ist ein Film, der "nur" unterhält Mainstream, was nichts
über seine Güte aussagt, denn ein Film der gut unterhält (wie für
mich Guardians of the Galaxy z.B.), ist auch in guter Film.
Filme, die darüber hinaus noch einiges an Tiefgang, also einen
Mehrwert, haben sind für mich dagegen kein Mainstream. Da fallen
dann Filme drunter wie Interstellar, Incetion, die Dark Knight
Trilogie, The Village, Fightclub, aber auch Matrix etc. Für mich
ist es DIE hohe Kunst einen Film sowohl extrem unterhaltsam zu
machen, als auch (für die, die das wollen) Tiefgang und mehrere
Ebenen einzubauen. Und Nolan ist für mich einer der Leute, die das
im Augenblick am besten können.
Ein Meisterwerk dagegen ist für mich eine Art Pionier des Films,
ein Film, der aber per se nicht in jeder der Kathegorien punkten
muss. "2001" war ein Meisterwerk, weil der Film die SF geprägt hat
wie kaum ein zweiter Film, aber für mich war der Film (und übrigens
auch das Buch) stinklangweilig. Er hat mich NULL unterhalten und
daher würde ich ihn für mich nicht als guten Film sehen, obwohl er
zweifellos ein Meisterwerk ist. "Alien" ist auch ein Meisterwerk,
denn er hat die Filmwelt sehr beeinflusst, und er hat mich auch
sehr gut unterhalten. Allerdings empfinde ich "Aliens" als den
besseren Film, obwohl er für mich hart am Plagiat entlangschrammt.
Daher ist er kein Meisterwerk, aber er ist kurzweiliger, runder,
hat die besseren Effekte, weniger Längen und mehr Alien. Deshalb
empfinde ich "Interstellar" auch nicht als Meisterwerk, da er zu
viele Filme zitiert, aber er kann für mich sowohl in der Kathegorie
Unterhaltung, als auch in der Kathegorie Mehrwert fast voll punkten
und ist für mich daher ein besserer Film als z.B. "2001".
Letztlich ist vielleicht auch alles eine Frage der Definition
z.B.vom Mainstream. Ich halte nichts von übermässiger Verkopfung
und übergroßem Schubladendenken. Das ist was für Buchhalter und
nicht für die betrachtung von Kunst.
Neil Tennant, der als Musiker ja eigentlich als eher intellektuell
gilt, hat mal gesagt: "Niemanden interessiert, was ein Künstler
eigentlich sagen will. Mich auch nicht." Es kommt hat darauf an,
was das künstlerische Endprodukt jedem einzelnen sagt und das ist
nun mal bei jedem anders.
Herzliche Grüße
Arieve
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