Hab mich dann auch mal dazu aufraffen können
Covenant zu
schauen. Im großen & ganzen ein eher mittelmäßiger Film, der
besonders im Vergleich mit Teil 1 & 2 nicht gut aussieht. Wobei
ich auch froh darüber bin, dass Scott zumindest versucht hat etwas
Neues zu machen. Das Problem ist nur, dass es als Ganzes nicht
funktioniert und der klassische Xenomorph-Anteil dadurch eher
drangepappt wirkt. Es kommt halt drin vor, weil die Fans es so
wollen. Deshalb hat man einfach ein paar simple Thrills eingefügt,
die aber so bekannt sind, sodass Spannung eigentlich zur keiner
Zeit aufkommt. Die Momente wo eine Person mit einem kleinen Alien
eingeschlossen ist oder man den Standort des Aliens nur über einen
Punkt auf einem Bewegungsscanner erkennen kann, sind halt alles
andere als innovativ und dürften höchstens aus nostalgischen
Gründen ein müdes Lächeln erzeugen (Anhänger werden es als
ehrenvolle Reminiszenz verteidigen).
Covenant hat aber auch einige Elemente und Stellen, die
ich durchaus für gelungen halte: Mir gefiel vor allem die erste
halbe Stunde, der Zeitraum bevor die Hölle losbricht. Es wird
behutsam Spannung aufgebaut und die Atmosphäre erinnert in diesem
Part noch dem Unbehagen von Teil 1 und 2. Auch halte ich das
Produktionsdesign durch die Bank weg für gelungen. Man hat das
Gefühl das beinahe jedes Designelement auch einen Nutzen erfüllen
muss und nicht nur „spacig“ aussehen muss. Auch wenn ihm der Anteil
von CGI besonders in der zweiten Hälfte entgleitet, so gibt immer
noch viele handverlesene Sets und Props zu bewundern. Die Optik ist
ebenso fehlerfrei. So gern ich auf Scott einprügle, muss ich doch
anerkennen, dass er nicht vergessen hat wie man einen kalten &
düsteren Look erzeugt. Den Landeanflug durch eine Sturmwand
hindurch und eine spätere Action-Sequenz würden vermutlich
gerademal eine Handvoll Regisseure besser hinkriegen. Der Cast ist
zwar alles andere als gut charakterisiert, verfügt aber zumindest
über 1-2 Figuren die man nicht sterben sehen will (Katherine
Waterston mit dem besten Ripley-Imitat der Filmgeschichte).
Ich finde es auch löblich, dass man mit der Schöpfungs- und
Evolutions-Thematik zumindest inhaltlich was hinzufügte (im
Original waren es ja das Spiel mit Sexualität und
Geschlechterrollen, der Fortpflanzungsprozess begann ja nicht
grundlos mit einer oralen Vergewaltigung). Die Allegorien an
Religion und Sterblichkeit werden mit biblischen Verweise an jeder
Ecke untermauert (Judas-Kuss zwischen zwei Fassbenders, die
Covenant als moderne Arche Noah mit Pärchen-Besatzung, der Name
Convenant als Anspielung auf den Pakt zwischen Mensch und Gott,
Verweise auf Ozymandias und Valhalla, Country Roads als Wunsch nach
einem Zuhause…). Das hat zwar keinerlei Tiefe wie in einem
Arthouse-Flic, ist aber zumindest im Vergleich zu sonstigen
Horrorflics eine nette Dreingabe und sollte nicht unerwähnt
bleiben.
Richtig problematisch wird erst im Mittelteil, wenn sich langsam
eine austauschbare Szene an die nächste reiht. Selbst bei dem
dummen Verhalten der Protagonisten aus
Prometheus legt
Scott noch eine ordentliche Schippe drauf. Dann wären da noch eine
alberne Flötenszene (wieso spielt er die Melodie von
Prometheus wtf?), der Kampf zwischen zwei Fassbenders, der
offensichtlichste Twist jüngster Zeit (so vorhersehbar, dass der
Begriff Twist unpassend ist), Anschlussfehler nach hinten und vorne
und kaum vorhandene Spannung. Solche Szenen hat man einfach schon
zu oft gesehen und dann einfach den Splattergehalt hochschrauben?
Naja, da gibt es sicherlich elegantere Wege Schockmomente zu
erzeugen. Die letzte Etappe hätten sie sich komplett schenken
können, da wollte man zu offensichtlich eine ganz bestimmte Szene
aus
Aliens rezitieren (ein Film, von dem Scott bis heute
behauptet nie gesehen zu haben). Selbstverständlich bekommt auch
die berühmte „Get away from her You bitch“-Zeile ein paar
Variationen verpasst. Es wirkt teilweise sehr angestrengt wie Scott
versucht den Charme der alten Filme wiederauferstehen zu
lassen.
Covenant hat einzelne gute Momente und sieht fast
durchgehend toll aus. Nur stehen sich Innovationsgeist und Verweise
an die Franchise-Historie im Weg (man könnte es auch spitzzüngig
Fanservice nennen). Fairerweise muss man ihm zur Gute halten, dass
er nicht nur ein Remake von
Alien sein will, sondern sich
auch tatsächlich wie ein Prequel anfühlt. Da er aber auf
Horror-Ebene einfach nicht überzeugen kann und auch das Interesse
für die Handlung sich auf einem eher moderaten Niveau hält, bleiben
nicht viel außer nette Ansätze über. Der größte Horror geht hier
nicht von den Aliens oder Androiden aus, sondern vom Gedanken, dass
die Evolution irgendwann dazuführt, dass nicht mehr der Mensch oben
an der Nahrungskette stehen wird. Schade, dass das der Film nicht
erkannte.
(6/10)