Endlich habe auch ich den Hobbit im Kino sehen können! Und eines
vorne weg: Der Film ist genau das was ich mir erhofft habe!
Warum?
Liest man den Hobbit und danach den Herrn der Ringe kommt man nicht
umhin zu merken, dass Tolkien hier zwei sehr verschiedene Schreib
und Erzähl Stile anwendet. Zum Entstehungszeitpunkt des Hobbits war
das angepeilte Publikum zwischen 6 und 16 Jahren alt. Es war eine
Geschichte die man seinen Kindern vorlesen können sollte. Bei der
darauf folgenden Gelegenheit eine Fortsetzung schreiben zu dürfen
hat Tolkien nicht unbedingt das produziert was sich der Verlag
seinerzeit erhofft hatte. Es sollte keine weitere
Abenteuergeschichte werden, sondern ein Epos von Ausmaßen, die
heute noch alle Fantasy- Autoren der Welt erreichen zu hoffen.
So,
dass wissen die meisten Tolkien Fans ja sowieso schon und trotzdem
sollte es hier nochmals erwähnt werden, denn wenn man den ersten
Teil von Peter Jacksons Hobbit Verfilmung betrachtet sollte man
sich der Entstehungshistorie durchaus bewusst sein.
Der Film
schafft es in meinen Augen fantastisch den Ton des Buches zu
treffen und doch gleichzeitig stilistisch auch den Bezug zu ´m Herr
der Ringe herzustellen. Teilweise neuhinzugefügte Elemente
verknüpfen die Geschichten sogar in noch größerem Ausmaße, als das
Buch es an irgendeiner Stelle tut.
Zu den Punkten, die, nach meiner
Beobachtung die meisten Reibungspunkte darstellen:
Zu lang?
Nö! Also für mich als Fan der Tolkien Welt jedenfalls überhaupt
nicht. Auch bin ich grundsätzlich ein Freund von Filmen die sich
Zeit für die Einleitung lassen. Und bei 13+ Hauptcharakteren frage
ich mich, wie man sich sonst damit auseinandersetzen will, wenn
nicht indem man die Figuren in Ruhe etabliert. Und selbst jetzt
bleiben einige Zwerge noch sehr blass, da sie vielleicht 1 oder 2
Dialogstellen im Film haben. Ca. 5 Zwerge lernt man hier schon
etwas besser kennen, von denen Thorin, Balin und Bofur am
präsentesten wirken, aber auch Dwalin, Killi, Filli und Nori dürfen
etwas mehr als nur im Hintergrund mitlaufen.
Über die gesamte Laufzeit des Films hatte ich nie Langeweile, oder
den Gedanken es könnte jetzt mal ruhig weiter gehen.
Ich verstehe
aber durchaus, dass die Schnittfassung die uns hier im Kino gezeigt
wird für den Normalbesucher, der sich auch nicht weiter mit der
Materie auskennt, oder beschäftigen will, einfach zu ausufernt ist.
Im Prinzip sehen wir hier schon im Kino einen Extended Fan Cut und
während des Schauens habe ich mir über sowas natürlich keine
Gedanken gemacht, aber im Nachhinein fielen mir die ein oder andere
Sequenz ein, bei der ich denke, die war vermutlich für Nicht-Fans
überflüssig, oder langweilig.
Ich persönlich sauge das alles aber
mit Freuden ein und kann deshalb für mich diesen Kritikpunkt nicht
teilen.
Zu lustig?
Ebenfalls keine Zustimmung von mir. Der Humor im Film war der
Vorlage durchaus gerecht und so genannter Jar Jar Binks Humor war
zu keinem Moment im Film. manchmal denke ich doch dass viele mit
dem Erwachsenenalter die Fähigkeit verlieren mal wirklich los
zulassen und auch mal wieder Kind sein zu können. Es muss nicht
immer nur düster und realistisch zugehen, damit einem ein Film Spaß
machen kann. Und das hier nicht der gleiche Ton angeschlagen wird
wie im HdR habe ich daher auch eingangs noch mal als Vorwissen
vorausgesetzt. Wer die Vorlage zum Hobbit nicht kennt und nur die
HdR Film gesehen hat mag hier durchaus ein wenig verdattert sein.
Trotzdem bleibt der Film immens unterhaltsam und einige Witze waren
so gut, dass das Kino (mich eingeschlossen) laut loslachen
musste.
Außerdem erdet Peter Jackson das Geschehen immer wieder gekonnt mit
düstereren Elementen, sodass insgesamt der Film nie in Klamauk
abdriftet.
Zu viel CGI?
Die Tricktechnik in diesem Film ist völlig zeitgemäß und dazu auch
noch so gut wie man sie derzeit kaum woanders zu sehen bekommen
wird. Auch in den letzten Teilen seiner Ringkrieg Verfilmung hat
Peter Jackson gerne mal den CGI Pinsel geschwungen. Dank der neuen
Projektionstechniken ist alles einfach ungemein schärfer und
klarer, wodurch solche Elemente zwar etwas mehr erkennbar sind,
aber mir kam es nie so vor, als ob diese CGI Elemente total
rausstechen würden, mit Ausnahme der Figur des Azog. Vielleicht
liegt es bei ihm an der mangelnden Detailliertheit, aber er war die
einzige CG Kreation, die mir immer wieder als solche ins Auge
sprang. Alle anderen Wesen sind mit so viel Liebe fürs Detail
erschaffen würden, dass ich vielmehr Bewunderung für diese
Tricktechnik hege, als mich darüber aufregen zu können. Und nach
wie vor sind auch ein guter Teil der Orks (Achtung, ich meine auch
Orks, nicht Goblins! ;)) Darsteller mit aufwändigen Masken, wie man
sie auch aus HdR kennt.
HFR, Segen oder Fluch?
Segen! 100% absolut und von ganzem Herzen! Diese Technik ist
wirklich atemberaubend und DER game changer für das 3D Kino! Selbst
Camerons Avatar hatte hier gegen keine Schnitte. Ich habe noch nie
solche eine Brillanz im Kino gesehen. Und auch noch nie solch eine
Inszenierung der dritten Dimension. Der Hobbit ist keineswegs ein
Effekt-Hascher Film, der es auf 3D Effekte anlegt, aber, meine
Güte, war die Tiefenwirkung genial, und auch die Art wie der Film
fotografiert wurde, einfach ein Genuss! Immer wieder schaut man
durch ein paar Äste oder Bäume, oder einen Fensterrahmen auf das
Geschehen, wodurch man immer wieder eine tolle Räumlichkeit
erzeugt. Und Dinge wie Vögel, Schmetterlinge, oder Funken und Regen
sorgen für Plastizität die einen umhaut. Man verschwindet so sehr
in dieser Welt, wie es bei mir noch nie ein Film geschafft
hat.
Und das alles wird ermöglicht durch die 48 fps.
Jede Bewegung immer
knackscharf im Blick und keine Schlieren mehr. Wow!
Zugegeben, man braucht die 10 Minuten um sich an die neue Art zu
Kino zu sehen zu gewöhnen. In der Zeit tendieren Szenen dazu
vorgespult zu wirken, aber dann macht es KLICK und man vergisst die
alten Konventionen und kann sich drauf einlassen.
Dann bekommt auch
Peter Jacksons damalige Aussage voll und ganz ihre Berechtigung. Es
ist wirklich als schaue man durch ein Fenster, nur dass man jetzt
keine Scheibe mehr dazwischen hat. Es ist als würden die Darsteller
gerade live auf der Bühne vor einem perfomen, da wird nichts
aufgenommen, sie bewegen sich in Echtzeit und Künstlichkeit gibt es
nicht. Das mag konventionell denkenden Zuschauern vielleicht nicht
gefallen, aber meiner Meinung nach ist es (für 3D Kino) die
Zukunft.
Das sich Sets wie Sets anfühlen kann ich des weiteren
überhaupt nicht bestätigen. Die Setbauten in Der Hobbit sind so
genial detailliert, dass es für mich überhaupt keine Sets zu sein
scheinen, man hat eben das Gefühl in einer fremden, fantastischen
Welt zu stehen. Genau dass wünsch ich mir, wenn ich ins Kino in
einen Fantasy Film gehe!
Ich freue mich unheimlich auf die Rückkehr nächstes Jahr und dann
auf jeden Fall wieder in HFR, soviel ist sicher!
Der Hobbit kommt für mich auf meiner Hitliste nicht an die Herr der
Ringe Filme heran, das ist aber ganz einfach Geschmackssache, da
mir die Epische Geschichte des Ringkiregs persönlich einfach etwas
näher ging. Aber der Hobbit ist genau was ich mir erhofft hatte,
eine gelungene Abenteuergeschichte in Jacksons Mittelerde, die
einem einfach ungeheuer Spaß macht und einen mitreißt. Absolute
Empfehlung!!
With
great power, comes great responsibility!