Genau das finde ich eben nicht. Begründung:
Andrew Garfield spielt/interpretiert den Peter Parker sehr
überheblich. Den schüchternen Typ, der sich und sein Leben dadurch
definiert, daß er sich hinter der Kamera versteckt, habe ich ihm zu
keiner Sekunde abgenommen. Dieser "Kamera-Fetisch" wird hier quasi
nur en passent eingeflochten und spielt im Grunde keine Rolle.
Schade. Aber den "Loser der Schule", der Peter Parker eigentlich
ist, finde ich hier ebenso wenig. Alles in allem eine viel zu
stereotype Figurendarstellung. Selbst Jay Baruchel hat im mehr als
durchwachsenen "Duell der Magier" eine solidere, glaubwürdigere
Leistung erbracht.
Weiterhin: Emma Stone und insbesondere Sally Field sind
hervorragende Aktressen. Gerade in diesem Film können - aus welchem
Grund auch immer - sie ihre Qualitäten nicht entfalten und bleiben
weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Beide spielen, als hätte
man sie in ein zu enges Korsett gezwungen und fühlen sich zu keiner
Minute wohl. Ich sehe da nichts einfühlsames oder nachvollziehbar
glaubwürdiges. Das "mütterliche Band" der Tante zu Peter ist zwar
gezwungen kommuniziert worden, zu fühlen war es in keiner Sekunde
des Films. Ein Knistern zwischen Emma Stone und Andrew Garfield (im
wahren Leben liiert)? Fehlanzeige.
Rhys Ifans fand sich bis zu seiner Verwandlung in seiner Rolle noch
zurecht, hat mir gefallen. Das änderte sich dann aber schlagartig,
auch und vor allem durch nicht verständlich kommunizierte
Motive/Motivation und insbesondere durch diesen zur Lachnummer
mutierten CGI-Lizard. Eine Bedrohung jedenfalls konnte ich zu
keiner Minute fühlen, und die Schizophrenie des Doktors wurde so
"larifari" angerissen, daß ich mich fragte, warum es überhaupt
erwähnt wurde - letzten Endes hatte es keine Bedeutung oder
Auswirkung auf die Story.
Storybezogen ist mir übel aufgestoßen, daß Peter Parker seiner
angebeteten Gwen bereits recht zu Beginn offenbart, wer er ist.
Hierdurch werden wunderbare, weil spannungserzeugende
Konfliktpotentiale mit einem Wink vom Tisch gefegt. Extrem
ungeschickt! Dieses "Guckt mal wer ich bin"-Spielchen wird
gnadenlos weitergetrieben, bis ich zum Ende des Films mich fragte,
warum Peter Parker noch die Maske aufsetzt, da eh bereits die ganze
Stadt wusste, wer Spiderman ist. Alles in allem sehr plump.
Dann gabs immer wieder so Details, die ich zum Haare raufen fand.
Zum Beispiel, daß so ein hochtechnisiertes Unternehmen einfach von
einem Praktikanten infiltriert werden kann, das fand ich schon
brilliant dämlich und billig gelöst. Dass Peter Parker mit
Turnschuhen an Wänden und Decken krabbeln kann - aha, seine
Spinnen-Widerhaken gehen also durch die Sohlen...? Bei der Szene
mit dem brennenden Auto trägt Peter Parker, oben angekommen, wieder
seine Maske...? Die Kran-Szene wurde ja schon erwähnt. Sicherlich
gäbe es noch mehr, aber das sind die Punkte, die mir spontan vom
gestrigen Abend wieder in den Sinn kommen.
Klar gabs auch positive Punkte, neben der Technik sein Kennenlernen
der neuen Kräfte, ein paar Lacher, gut durchgestylte
Action-Elemente; unter dem Strich wiegen diese Punkte aber leider
viel zu wenig.
Als wir das Feuer
erfunden haben, haben die Menschen damit auch eine Weile Mist
gebaut. Aber irgendwann haben wir den Feuerlöscher erfunden
(Stephen Hawking 2015)
„Erst kommt der Ruin
der Staatshaushalte durch die Politik, dann kommen die
Erfüllungsgehilfen in den Zentralbanken, und am Ende steht das
Ende der bürgerlichen Freiheiten.“
(Roland Tichy, Vorsitzender der
Ludwig-Erhard-Stiftung)