2. Arbeiten am Steelbook, oder: Nur keine Angst
Anmerkung: Ich habe bei diesem
Steelbook eine "Komplettbehandlung" durchgeführt, das heißt ich
habe auch die Innenseiten der Blechschalen lackiert. Dies ist
lediglich optional und keinesfalls obligatorisch. Entsprechende
Arbeitsschritte kennzeichne ich im Folgenden
speziell.
Hinweis: Selbstverständlich
übernehme ich keine Haftung für Beschädigungen, die durch hier
gezeigte Arbeitsschritte am Steelbook entstehen können. Weiterhin
trägt jeder Steelbook-Umbauer für seine Arbeitssicherheit selbst
Verantwortung.
Los gehts!
Abbildung
1
Zunächst einmal müssen paar Utensilien herangeschafft werden:
1) Haartrockner
2) Unterlage für die Arbeit am Steelbook, um es nicht zu
beschädigen (hierfür eignet sich das Schaumstoffpolster aus den
Zavvi-Versandkartons besonders gut)
3) Ein Steelbook ohne Innendruck, hier: Stirb langsam - Jetzt erst
recht (Standard DE-Steelbook)
4) Doppelseitiges Klebeband (hier: Stix 2 Anything Ultra Clear Tape
6 mm Breite, aus England)
5) Vorzugsweise
ein ausgedrucktes Motiv für die
Innengestaltung des Steelbooks ;)
6) Malerspachtel oder einen vergleichbaren, möglichst flachen
Gegenstand
7) Eine gute Schere oder eine Schneidemaschine
8) Eine Buntlack-Sprühdose (* = optional)
9) Feine Stahlwolle (* = optional)
10) Feuerzeug-/Waschbenzin, Ohrenstäbchen (Q-Tips), Küchenpapier
(bei Aufnahme vergessen)
Abbildung
2
Nun nehmen wir das Steelbook und legen es geöffnet auf die
"
Zavvi-Unterlage". Die Aufmerksamkeit gilt den vier
gekennzeichneten Stellen.
Zwischen dem Blechrahmen und der Plastikeinfassung erkennt man bei
genauem Hinsehen drei Zapfen unterschiedlicher Breite, die das
Plastikteil mit der jeweiligen Blechschale wortwörtlich verzahnen.
Zwischen diesen Zapfen ist jeweils ein gewisser Freiraum, dem wir
uns nun widmen wollen, um die Plastikschale aus dem Blech zu
lösen.
Abbildung
3
Hier sind die Freiräume zwischen den Zapfen noch einmal deutlich
markiert. Steelbooks des Herstellers
Scanavo unterscheiden
sich in diesem Detail nicht. Man findet das exakt gleiche
Befestigungssystem bei allen Steelbooks vor, egal ob es sich um
eine Plastikhalterung für eine, zwei oder sogar mehr Discs handelt.
Das ist nicht nur zeitsparend, weil man nur eine Technik erlernen
und anwenden braucht, sondern vor allem praktisch: So können
problemlos Konversionen vorgenommen werden, aus einer 1-Disc
Fassung z.B. 2-Disc Fassungen (für eine zusätzliche
Bonus-DVD/Blu-Ray) gemacht werden.
Abbildung
4
Um das Plastik-Innenteil herauszunehmen, greift man zu einem
flachen, stabilen Gegenstand. Für mich hat sich die oben gezeigte
Malerspachtel (Breite = 5 cm) bewährt. Andere schwören auf Messer,
Kreditkarten oder Schraubenzieher – viele Wege führen nach
Rom.
Bei dem hier gewählten Werkzeug gilt vor allem eines zu beachten:
Das Einführen muss an der äußersten Aussparung erfolgen. Man setzt
die Spachtel also bewusst schräg mit der Spitze an und arbeitet
sich dann langsam von Aussparung zu Aussparung vor. Je nachdem, wie
stark das Blech im Herstellungsprozess über die Zapfen gebogen
worden ist, muss man für diesen Arbeitsschritt mehr Geduld
mitbringen. Man kann sich das Leben leichter machen, wenn man vor
dem Ansetzen des Werkzeugs die Blechkante vorsichtig (!) mit den
Fingern nach außen biegt. Das ist kein Problem, das Material ist
sehr weich und dünn, damit also biegsam.
Abbildung
5
Wenn die Spachtel (respektive das Mittel eurer Wahl) dann in seiner
gesamten Breite zwischen Plastikträger und Blech steckt, presst man
das andere Ende des Werkzeugs vorsichtig von sich weg, also weg vom
eigenen Körper. Über die Hebelwirkung "springt" der Plastikträger
darauf aus dem Blech. Diesen Schritt wiederholt man bei allen
gekennzeichneten Stellen. Ich beginne immer links oben.
Wichtiger Hinweis, um ein Verbiegen des Blechrahmens zu vermeiden:
Das Spachtelblatt vor dem Heraushebeln des Plastikinnenteils wieder
etwas herausziehen, sodass es ca. auf halber Höhe das Rahmens
steckt. So entsteht – wenn überhaupt – nur eine kleine Beule am
Blech, die später, beim Zusammenbau des Steelbooks, problemlos
ausgebessert werden kann.
Abbildung
6
Hier sieht man in Nahaufnahme die angesprochenen Zapfen und die
Aussparungen. So sieht die Plastikaufnahme nach dem ersten
Aushebeln des ersten Ecks aus. Noch lässt sich das Blech der
Vorderseite nicht entfernen, erst muss noch im unteren Eck die
gleiche Prozedur wie oben angewandt werden.
Abbildung
7
Nachdem auch der zweite Hebel angesetzt wurde, kann man
Plastikaufnahme und Blechschale (Vorderseite) endlich voneinander
trennen. Wichtig hierbei ist, dass man das Plastik-Innenteil sanft
nach rechts herauszieht, nicht nach oben. Am linken Ende der
Plastikaufnahme befinden sich nämlich noch weitere Verzahnungen,
die unter der Griffmulde sitzen und eben genau diesen Effekt
verhindern sollen.
Abbildung
8
Die Schritte wiederholt man anschließend noch für die Rückseite und
schon hat man zwei separate Blechschalen und eine Plastikaufnahme
für die Blu-Ray, an der lediglich noch der Blechstreifen mit dem
Filmtitel auf der sogenannten Spine klebt.
Abbildung
9
Um das Blech zu entfernen, erwärmen wir es mit einem Haartrockner.
Die Hitze des Geräts macht den Klebstoff, mit dem das Blechlein
befestigt ist, flexibel. In der Regel reichen hierfür zehn bis 15
Sekunden, ich richte den Fön aber gerne ein wenig länger darauf.
Man erkennt sehr gut, wenn der Klebstoff weich geworden ist.
Übrigens keine Angst, das Plastik schmilzt und verformt sich durch
die Hitze des Haartrockners nicht.
Abbildung
10
Nun kommt der entscheidende und etwas knifflige Part: das Lösen des
Blechleins aus der Einfassung. Von essentieller Bedeutung ist
hierbei, dass man langsam und bedächtig vorgeht. Andernfalls
zerstört man die Einfassung oder noch viel schlimmer, das
Blechlein. Wenn dieses erst einmal verbogen ist, hat man keine
Chance mehr, dies wieder auszubessern.
Auch für den Ablöseprozess setze ich auf meine Malerspachtel. Ein
Teppichmesser ist mir zu riskant (Verletzungsgefahr). Um einen
Ansatzpunkt für die Spachtel zu schaffen, hebe ich ein Ende des
Blechleins mit einem Fingernagel vorsichtig an, nachdem der
Klebstoff ausreichend erwärmt worden ist. Danach kann die Spachtel
zwischen Blechlein und ein Aufnahme bzw. Einfassung geschoben
werden. Diese muss so flach wie möglich geführt werden, um ein
Ausbeulen des Blechleins zu vermeiden. Wenn der Klebstoff
ausreichend erwärmt wurde, lässt sich das Werkzeug gegen leichten
Widerstand vorwärts schieben. Sobald jedoch ein wenig mehr Kraft
notwendig wird, greife ich bereits wieder zum Haartrockner und
erwärme den Klebstoff ein weiteres Mal.
Man sollte sich bei diesem Arbeitsschritt Zeit lassen, denn
eigentlich kann nur hierbei wirklich etwas schiefgehen. Die
Konsequenzen sind dann aber auch schwerwiegend.
Abbildung
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Hat man diese nervenzerfetzende Arbeit dann geschafft, hat man
bereits den schwierigsten Teil des ganzen Umbaus bereits hinter
sich gebracht.
Abbildung
12
Da ich doppelseitiges Klebeband nutze, um das Spine Innen-Artwork
auf das Blechlein zu bringen, muss der restliche Klebstoff von
selbigem entfernt werden. Hierfür eignet sich Feuerzeug- bzw.
Waschbenzin hervorragend. Ein damit befeuchtetes Wattestäbchen
wirkt wahre Wunder und die Klebstoffrückstände sind in kürzester
Zeit entfernt.
Abbildung
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Bei dem hier präsentierten Beispiel ist der meiste Klebstoff jedoch
auf der Aufnahme für das Blechlein der Plastikeinfassung
verblieben, wie das Bild zeigt.
Abbildung
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Gut zu erkennen:
Scanavo scheint ebenfalls ein
doppelseitiges Klebeband zu benutzen, um das Blechlein in der
Aufnahme zu fixieren.
Man muss diesen Klebstoff übrigens nicht zwangsläufig entfernen,
sondern kann ihn auch einfach wiederverwenden. Ich gehe allerdings
lieber auf Nummer sicher und verwende frisches doppelseitiges
Klebeband.
Abbildung
15
Blechlein und Aufnahme nach gründlicher Reinigung.
Das
Blechlein ist ausgesprochen empfindlich! Es verbiegt nicht
nur gerne, sondern ist auch sehr empfindlich gegen Berührungen.
Schnell hat man sich einen Lackabplatzer eingefangen, wegen der
harten Kanten, wo die Farbe eben leicht abplatzt. Also unbedingt
Vorsicht walten lassen!
Abbildung
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OPTIONAL!
Da ich zunächst mit dem Gedanken spielte, das dunkle Artwork für
das Stirb Langsam – Jetzt erst recht Steelbook zu verwenden (siehe
erstes Bild), machte ich mir Sorgen, das blanke Blech könnte
hervorblitzen. Das würde überhaupt nicht gut aussehen. Also
beschloss ich, die Innenseiten zunächst mit schwarzer Sprühfarbe zu
behandeln, damit kein silbriges Blech hervorstechen konnte. Um also
eine gute Haftung zu gewährleisten, raute ich die Oberfläche mit
feiner Stahlwolle auf.
Abbildung
17
OPTIONAL!
Anschließend habe ich die Element auf Zeitungspapier fixiert und
abgeklebt.
Abbildung
18
OPTIONAL!
Nach der Lackierung bzw. während des Trocknens…
Abbildung
19
OPTIONAL!
Nach einer Testanpassung musste ich feststellen, dass das dunkle
Artwork leider nicht mit dem Außendruck übereinstimmt. Es sitzt zu
hoch und hat doch eine merklich andere Gestaltung. Echte
Photoshop-Profis könnten dies bestimmt geradebiegen, ich kann es
jedoch nicht.
Den Schritt mit der Innenlackierung hätte ich mir (nicht nur wegen
des Passfehlers) sparen können: Das „Durchsilbern“ ist praktisch
nicht erkennbar, auch bei einem solch starken Kontrast.
Seht die mit OPTIONAL! gekennzeichneten Schritte in dieser
Anleitung also einfach als öffentlichen Lernprozess an und wählt
eure Artworks weise aus! ;)
Abbildung
20
Nun aber zurück zum richtigen Vorgehen. Nachdem die Klebereste
entfernt wurden, kann danach das eigentliche Artwork ausgeschnitten
werden. Ich nutze dafür eine Schneidemaschine und eine gute,
handelsübliche Schere. Für das hier vorgestellte Projekt druckte
ich das Artwork auf normales Kopierpapier. Ob mit hochwertigerem
Druckpapier bessere Ergebnisse erzielt werden können, muss ich noch
prüfen. Gefühlt reicht allerdings das handelsübliche Papier.
Abbildung
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Da die Ecken des Steelbooks abgerundet sind, lohnt es sich, die
Ecken des Artworks ebenfalls abzurunden, um die Passgenauigkeit zu
erhöhen.
Abbildung
22
Anschließend bringe ich doppelseitiges Klebeband auf die Rückseite
des Blechleins auf. Hinweis: Das Klebeband ist komplett
durchsichtig, der rote Schein rührt nur von der Schutzfolie her der
oberen Klebfläche her.
Abbildung
23
Nachdem wir das Spine-Artwork auf die Rückseite des Blechleins
geklebt haben, versehen wir auch die Plastikaufnahme mit einem
entsprechend langen Streifen des doppelseitigen Klebebands.
Abbildung
24
Und schon sitzt das Blechlein, diesmal mit Spine-Artwork auf der
Rückseite, wieder an Ort und Stelle.
Abbildung
25
Innenseite.
Abbildung
26
Nun können wir die beiden Motive für die linke und rechte
Innenseite in die beiden Blechschalen legen. Obwohl sie einwandfrei
passen und praktisch nicht verrutschen können, ist ein kleiner
Streifen doppelseitiges Klebeband zur Fixierung der Papiere in den
Blechschalen ganz nützlich.
Abbildung
27
Analog zur Entnahme, schieben wir beim Zusammensetzen die
Plastikaufnahme von rechts nach links ein und versuchen nicht, sie
von oben in die Blechschale zu pressen.
Es empfiehlt sich übrigens sehr, die Plastikaufnahme vor dem
Wiedereinsetzen mit Waschbenzin und einem Küchentuch gründliche von
allen Seiten abzuwischen, um Fingerabdrücke so gut wie möglich zu
beseitigen.
Abbildung
28
Sitzen die vorderen Zapfen dann unter der Griffmulde, können wir
die Zapfen, die wir zu Beginn herausgehebelt haben, durch leichten
Druck wieder nach unten und damit in Position bringen. Ein Klacken
verrät uns, dass alles wieder fest zusammenhält. Man kann nun das
Blech mit den Fingern noch ein wenig stärker an die Plastikaufnahme
drücken, um einen noch sichereren Halt zu gewährleisten.
Abbildung
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So sieht das fertige
Stirb Langsam – Jetzt erst recht
Steelbook nun mit Innendruck aus.
Abbildung
30
Abbildung
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Abbildung
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Schick, nicht wahr? Optisch auf jeden Fall ansprechender, als unser
langweilig silbrig-nacktes Steelbook vor der Umbau-Aktion!
Fazit
Mit ein wenig Übung lässt sich ein Steelbook innerhalb einer halben
Stunde neu dekorieren. Es ist wahrlich kein Hexenwerk. Lediglich
ein Arbeitsschritt erfordert besondere Konzentration. Bringt man
diese auf, kann sich das Ergebnis sehen lassen. Alles andere kann
eigentlich nicht schiefgehen. Dennoch ist es bestimmt kein Fehler,
die Arbeitsschritte an einem nicht mehr benötigten, defekten oder
sehr günstigen Steelbook zu üben, bevor man sich an wertvolle
Exemplare macht.
Diese Anleitung soll in erster Linie Mut machen, das Einfügen
eigener Artworks in nackte Steelbooks einmal selbst zu versuchen.
Ich hoffe, dies ist mir gelungen. Es ist bestimmt nicht der
Weisheit letzter Schluss, es gibt bestimmt noch bessere Lösungen.
Die präsentierte Herangehensweise funktioniert jedoch einwandfrei,
wie ich hier hoffentlich anschaulich dokumentieren konnte.
Offene Fragen beantworte ich gerne, konstruktive Kritik ist
ebenfalls willkommen. Gerne dürft ihr mich auch auf Rechtschreib-
und sonstige Fehler hinweisen. Die fehlenden Elemente werde ich so
schnell wie möglich nachreichen.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Ich freue mich übrigens auch über Bilder umgebauter
Steelbooks.
Gruß,
Johannes